Rossow in Chicago gebaut sein. Die New-L>orker Polizei glaubt, vor der Entdeckung eines ausgedehn­ten anarchistischen Complotts der Vernichtung von Schiffen zu stehen, das seinen Sitz in Chicago hat. In Rossow's New-Aorker Wohnung wurden Doku­mente in chiffrierter Schrift gefunden, welche die Zerstörung des DampfersNaronic" durch eine von einem gewissen Lebrun hergestellte Höllenmaschine erwähnen. Dies bezieht sich wie man glaubt, auf einen 1893 verschwundenen Frachtdampfer. Aus Chicago wird telegraphiert, daß Rostow bei dem Anarchisten-Aufstand von 1886 eine hervorragende Rolle gespielt hat. Außer der auf derUmbria" gefundenen Höllenmaschine soll er zwei weitere Bomben fabriziert haben, von denen die Polizei bereits eine aufgefunden hat.

Berlin, 15. Mai. Einer der internationalen Bankdiebe, die außer Berlin auch Hamburg, Magdburg und Dresden unsicher machten, ist in Brüssel bei dem Versuch, dem Kunden einer Bank ein Packet mit 240000 Franks wegzunehmen, fest­genommen worden. Es ist ein gewisser Georg Bowers, ver mit einem Komplizen namens Alexander zusammen die großen Städte bereiste, an den Bank­schaltern sich an die Kaffenboten oder andere Leute, die Geld brachten oder abhoben, heranmachte und ihnen im Laufe eines Gesprächs oder sonst bei einer Gelegenheit mit einem Taschenspielerkniff das Geld abnahm.

Berlin, 15. Mai. Wie aus Paris tele­graphiert wird, wäre der Zug, der Lonbet von Montölimar nach Paris brachte, ohne die Aufmerk­samkeit des Streckenchefs, der einen Holzklotz und einen schweren Stein rechtzeitig von den Schienen entfernte, entgleist. Untersuchung ist eingeleitet.

Berlin, 15. Mai. Wie aus Dresden gemeldet wird, wurde die Handelsfrau Pauder, die alswissenschaftliche Wahrsagerin" über 27,000 ^ erschwindelte, zu 8 Jahren Zuchthaus und 1500 Geldstrafe sowie zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf 10 Jahre verurteilt.

Wien, 9. Mai. Von einem verbrecherischen Aprilscherz" wird derNeuen Fr. Presse" berichtet: Eine am 5. d. M. bei Klosterneuburg von Pionieren aus der Donau gezogene Frauenleiche wurde heute erkannt. Die Tote war verlobt und erhielt am 1. April einen Abschiedsbrief ihres Bräutigams. Als das unglückliche Mädchen verschwunden war, stellte es sich heraus, daß dieser Brief nicht von ihrem Verlobten stammte, sondern ein Aprilscherz war.

Petersburg, 15. Mai. Der in Ruß­land äußerst populäre und auch beim Zaren sehr beliebte Priester Johann von Kronstadt ver­öffentlicht in der Petersburger Nowosti einen äußerst scharfen Artikel über das Judenma- sakre in Kischinew, worin es u. A. heißt: Das Herz des Zaren, der für das allgemeine Wohl besorgt ist, ist von den schrecklichen Greueln und Grausamkeiten in Kischinew mit großer Trauer erfüllt. Russische Brüder! Warum habt Ihr Euch in Mörder verwandelt, warum habt Ihr eine solche Abschlachtung verübt? Ihr habt dadurch die Zuge­hörigkeit am Christentum verloren. Der Geist der Mörder und Plünderer ist der Geist des Teufels. Das unschuldig vergossene Blut dieser Unglücklichen schreit gen Himmel.

Paris, 15. Mai. Aus Nancy wird be­richtet: Die Polizei verhaftete hier gestern einen früheren Unteroffizier namens Baliguet unter der Anschuldigung der Spionage zu Gunsten Deutsch­lands. Derselbe wird beschuldigt, Aufnahmen der Festung Toul gemacht zu haben. Gegen seine in Lyon weilende Frau wurde gleichfalls ein Haft­befehl erlassen.

Madrid, 15. Mai. Ein furchtbarer Hagel­schauer ist über Valenzia und Umgebung niedergegangen. Eine 30 Zentimeter hohe Eisschicht bedeckt die Felder. Die Ernte gilt als vollständig verloren.

New York, 13. Mai. Der Bericht der Sachverständigen über den Dynamitfrevel auf der Umbria" zeigt tatsächlich sechzigprozentiges Dynamit, wenngleich die Perkussionsvorrichtung fehlte. Das Schiff war also in höchster Brandgefahr. Die Polizei ermittelte den Fuhrmann, der die Kiste auf das Dock brachte, und sie dürfte ehestens auch den Täter haben.

Newyork, 14. Mai. Die Passagiere des DampfersK ais e r W i lh e l m der Große" vom norddeutschen Lloyd, erlebten, so wird dem Daily Telegraph" gemeldet, am Sonntag Mittag einen aufregenden Zwischenfall. Während das Schiff in dichtem Nebel dahin dampfte, hörte der Kapitän die Dampfpfeife eines anderen Schiffes ertönen, worauf er in Zwischenräumen antworten ließ. Alle Passagiere kamen auf Deck, um zu sehen, was vorginge. Später antwortete das fremde Schiff nicht weiter, undKaiser Wilhelm der Große" setzte seinen Weg fort. Plötzlich fühlten die Passagiere, wie das Schiff unter dem Druck der mit voller Kraft rückwärts arbeitenden Maschinen erzitterte, und sahen aus dem Nebel einen großen Fracht­dampfer auftauchen, der auf den Lloyddampfer los­fuhr. Die Passagiere klammerten sich an feste Gegenstände an, um bei dem zu erwartenden Zu­sammenstoß einen Halt zu haben. Der Zusammen­stoß erfolgte jedoch nicht. Im letzten Augenblicke gelang es, denKaiser Wilhelm den Großen" zum Stehen zu bringen, so daß er weniger als 30 Fuß von dem andern Schiffe, das ebenfalls zum Stehen gebracht worden uar, entfernt ruhig lag. Es han­delte sich um den FrachtdampferPlanet Venus", von Philadelphia nach der Mündung des Avon; unterwegs. Die Passagiere des deutschen Dampfers äußerten sich höchsten Lobes voll über die Offiziere ihres Schiffes. Eine Verzögerung von 5 Sekunden hätte ein großes Unglück im Gefolge gehabt.

New-Iork, 15. Mai. Vom Hilfskomite in Kisch eneff (Rußland) ist hier der erste authen­tische Bericht über die dortigen Juden-Metzel- eien eingetroffen. Darnach wurden 50 Personen getötet, 85 liegen hoffnungslos darnieder, 400 sind schwer verwundet, zu Krüppeln geschlagen oder ver­gewaltigt worden. Der angerichtete Schaden be­läuft sich auf mehrere Millionen Rubel. Die Ge­sellschaft vom Roten Kreuze in Kischencff leistet weit­gehende Hilfe; sie verteilt täglich 2500 Mahlzeiten an die Geplünderten. Unter den Verwundeten be­finden sich 40 Christen, die versuchten, die Juden gegen die Wut des Pöbels zu schützen. Die Mehr­heit der dortigen Bevölkerung ist inzwischen zum Bewußtsein ihrer Tat gekommen und beteiligt sich mit reichen Spenden an den Sammlungen. Ex- Gouverneur Konstantinowitsch spendete 10,000 Rubel. Selbst die antisemitische russische Presse spricht jetzt ihr Bedauern über die Vorgänge aus. Die reichen Juden in New-Iork haben ein Hilfskomite gebildet, dem aus allen Teilen der Vereinigten Staaten reiche Spenden zufließen.

Vermischtes.

Deutschland, das Land der Post­karten. Die postalischen Einrichtungen der ver­schiedenen Länder des Weltpostvereins werden jetzt wieder vom Internat. Bureau in Bern zusammen­gestellt, und zwar vom Jahre 1901. Es geht daraus u. a. hervor, daß in Deutschland weit mehr Postkarten verschickt werden, als in irgend einem Lande der Erde. Einschließlich der Antwortkarten waren's nicht weniger als 1013'/- Millionen in einem Jahre. An zweiter Stelle stehen die Vereinigten Staaten von Amerika mit 670 Millionen Stück. Diese befördern dagegen fast 3'/- Milliarden Briefe, während in Deutschland nur 1'/- Milliarden Briefe aufgegeben werden. Den größten Briefverkehr nach den Vereinigten Staaten hat Großbritannien mit 2'/- Milliarden. Abgesehen von Oesterreich mit '/« Milliarde Postkarten haben alle Länder ver­hältnismäßig wenig Kartenverkehr, außer Britisch- Jndien, keines über 100 Millionen. Der Brief­verkehr erreicht außer in Deutschland, Nordamerika und Großbritannien in keinem Lande eine Milli­arde Briefe.

Ein Beispiel von der Feinheit des Geruchsinnes unseres Pferdes. Schon früher, so schreibt Th. Zell derNeck.-Ztg.", habe ich einige Fälle angeführt, die deutlich beweisen, daß das Pferd eine ausgezeichnete Nase besitzt. Zur Vervollständigung möchte ich noch folgendes Er­lebnis anführen, das mir kürzlich ein befreundeter Rittergutsbesitzer erzählte. Er kommt eines Tages nach einem mehrstündigen Ritte mit seinem Gaul auf sein Gut zurück, da ereignete sich etwas Merk­würdiges. Urplötzlich bäumt das Pferd hoch auf, wirft ihn, obwohl er ein ausgezeichneter Reiter ist, mit Vehemenz ab und jagt davon, als wenn eS

von tausend Feinden verfolgt sei. Was war in diesem Falle der Grund zu dem ungewöhnlichen Verhalten des sonst lammfrommen Tieres? Weit und breit war nichts zu sehen, was Schrecken er­regen konnte. Endlich stellte er durch Befragen seiner Leute folgendes fest: Vor etwa drei Stun­den war eine Gauklerbande mit Affen und einem Bären auf dem Gutshofe gewesen und hatte ihre Künste produzieren wollen, war aber abgewiesen worden. Diesen Bären hatte das Pferd gewittert und war deshalb davongerast. Welcher Mensch wäre wohl im Stande, nach so langer Zeit an einem freien Orte durch seine Nase die Anwesenheit eines Bären festzustellen?

Der Erfinder der Papier­kragen, der Amerikaner Sidney Clarke, ist infolge eines Unfalls im Alter von 92 Jahren gestorben. Obgleich mit der Ausnutzung seiner Erfindung große Vermögen erworben wurden, blieb er selbst in äußerster Armut; in seinem Alter be­schäftigte er sich mit kleinen Erfindungen, so mit der Herstellung eines kleinen, mit einer Feder be­triebenen Automobils, eines bloßen Spielzeugs, von dem er keinen weiteren Nutzen gezogen hat, als ^den Zeitvertreib. , - / .

Seit 80 Jahren Dienstmagd ist ^eine alte treue Person in Mährisch-Schildberg, die 96jährige ledige Dienstmagd Anna Schernberg; sie steht, wie dasNeue Wiener Tagblatt" schreibt, seit 80 Jahren treu und redlich ununterbrochen im Dienst bei einer Familie König. Die Jubilarin erfreut sich der vollsten geistigen Frische und einer guten Gesundheit. Die Mutter ihres heutigen Dienstgebers ist 73 Jahre alt, und deren Sohn, der 55 Jahre alt ist, hat sie als kleines Kind auf den Armen getragen. Als am 23. Mai 1889 in Schildberg ein starkes Flugfeuer 36 Häuser und 18 Scheunen einäscherte, brannte auch das Gehöft ihres Dienstgebers ab und sie verlor dabei ihre wenigen Ersparnisse. Sie dachte damals nicht an die Bergung ihrer sauer erworbenen Ersparnisse und rettete den acht Monate alten Knaben Franz, einen Sohn des Dienstgebers, mit Aufopferung des eigenen Lebens aus dem Flammenmeere, das die Retterin so verfolgte, daß ihr Kopftuch zu brennen anfing. Einige Sekunden später, und das Kind wäre ein Opfer der Flammen geworden. Diese einzig dastehende Greisin verficht noch heute nach Möglichkeit den Dienst, liest und näht ohne Augenglas.

Reiche Bettler. Ein englisches Blatt bezeichnet als den reichsten berufsmäßigen Bettler den Ocsterreichcr Simon Oppasich, der ohne Füße und Hände geboren war. Das Mitgefühl in seiner Gebrechlichkeit brachte ihm ein großes Vermögen in Gestalt von Almosen. Im Jahre 1880, in dem er 47 Jahre alt war, hatte er 240 000 gespart, 1888 hatte sich sein Vermögen durch Spekulationen auf 500,000 in bar und etwa 800,000 ^ in Grundbesitz in Triest und Parenzo vermehrt. Seitdem hat er durch Börsen­spekulation sein Vermögen vervierfacht. Als der italienische Bettler Tori im vorigen Jahre starb, fand man in seiner Wohnung Bankabrechnungs­bücher, Wertpapiere, Gold, Silber und andere Gegenstände im Wert von 1,600,000 Zwei Neffen, die seit Jahren sehr ärmlich gelebt hatten, beerbten ihn. Bei dem Tod eines Bettlers, in Auxerre in Frankreich fand man in einem alten Koffer für 1,000,000 Frs. Pfandbriefe und 400 Flaschen Wein aus dem Jahre 1790. In demselben Jahre hinterließ eine alte Frau, die in einer elenden Dachstube in Paris gelebt hatte, Wertpapiere, die ein jährliches Einkommen von 525 Frs. ab­warfen; alles war durch Betteln erspart. Der Bettler Gustave MarceIi, der 1892 in Avignon starb, hinterließ 500,000 Frs., die von der Stadt und dem Wohltätigkeitsverein geteilt wurden.

Standesamt Kat«.

Geborene.

7. Mai. Gustav Christian, Sohn des Christian Jour- dan, Metzgermeisters hier.

Getraute.

14. Mai. Julius Erwin Wörner, Genossenschaftsrevisor in Stuttgart mit Luise Marie, geb. Wör­ner von hier.

Gestorbene.

13. Mai. Paul Maier, Sohn des Gg. Matthäus

Maier, Walkmeisters hier, Ifiz Jahre alt.

14. Johanna Pauline Lutz, ledig, 35 Jahre alt.

16. Luise Ernestine Naschold, geb. Schaller, Stra-

tzenwärters Ehefrau.