346

lichen Statthalters und der Herren des Gefolges nach Bitsch abgereist, wo er 9 Uhr 50 Min. ein­traf. Der kommandierende General Ritter Hentschel von Gilgenheim hatte sich vorher nach Metz begeben. Die Ankunft des Kaisers in Metz erfolgte Mittags 4 Uhr 50 Min. Kurz nach der Ankunft des Kaisers fand die Feierlichkeit der Einweihung des neuen Christus-Portals am Metzer Dom statt.

Straßburg, 14. Mai. Hier sind eine Reihe von Po ck e n-E r k r an kun g e n vorge- kommeu, doch handelt es sich meistens um leichtere Fälle. Eine Wirtschaft mußte geschlossen werden.

Frankfurt a. M., 14. Mai. (Sänger- Wettstreit.) Für den Abend des 3. Juni (Mitt­woch) ist zur Begrüßung des Kaisers und der aus ganz Deutschland herbeieilenden Sänger eine allgemeine Festbeleuchtung der Häuser in Aussicht genommen. Der Festausschuß wird in den nächsten Tagen einen öffentlichen Aufruf erlassen und die Bürgerschaft bitten, ihre Häuser zu schmücken und zu illuminieren. Die Ausschmückung der Festhalle ist im Gange.

Kaiserslautern, 14. Mai. DiePfälzische Presse" meldet aus Pirmasens: Die organisierten Arbeiter beschlossen heute morgen in einer von etwa 2800 abstimmenden Arbeitern besuchten Versamm­lung, den Bedingungen des Fabrikantenvereins zu­zustimmen. Infolgedessen wird am nächsten Montag früh in sämtlichen Fabriken die Arbeit wieder aus­genommen. Der Streik ist damit beendet.

Berlin, 14. Mai. Dem Berliner Tage­blatt zufolge wird der König von Dänemar k Ende Juni nach Beendigung seiner Wiesbadener Kur nach Paris reisen.

Berlin, 14. Mai. In der gestrigen Sitzung der Berliner medizinischen Gesellschaft berichteten zwei hiesige Aerzte über ein neues Mittel bei der Behandlung der Tuberkulose. Es handelt sich um eine EukalhptuSart, welche von den Eingeborenen Nordwestaustraliens zur Behandlung tuperkuloser Prozesse benutzt wird. Aus den Blättern der Pflanze wird ein Pulver hergestellt, das mit Schwefelblumen und Holzkohle versetzt zur Einat­mung in die erkrankten Lungen verwendet wird. Einen schädlichen Einfluß hat das Mittel, welches den Namen Sanostn erhalten hat, nach den bis­herigen Beobachtungen nicht gezeigt. Um so auf­fallender soll sich die günstige Wirkung auf das Befinden der Tuberkulosekranken gezeigt haben.

Berlin, 14. Mai. Wie dem Lokalanzeiger aus München telegraphiert wird, wurde der ehe­malige Präsident Stein vom Oranje-Frei­staat gestern Nachmittag auf der Durchreise nach Reichenhall auf dem Münchener Bahnhofe von den Mitgliedern der Burenkomites begrüßt. Der Präsi­dent ist vollständig gelähmt, befindet sich aber etwas besser. Er macht den Eindruck eines körperlich völlig gebrochenen Mannes.

Berlin, 14. Mai. Die Bevölkerung von Berlin hat in den ersten drei Monaten dieses Jahres abgenommen, weil zahlreiche Familien nach den Vororten verzogen sind. Ende Februar wurden 1,928,966 und Ende März nur noch 1,922,367 Einwohner gezählt. Wie eine

Korrespondenz zu berichten weiß, werden auf Wunsch des Kaisers bei fast sämtlichen Regimentern der Berliner und Potsdamer Garnison von den Offi­zieren nunmehr durchweg farbige Glacehandschuhe anstatt der bisherigen weißen getragen. Wenn dieselben sich bewähren, sollen sie in allen preußischen Armeekorps zur Einführung gelangen. Wie aus Köln gemeldet wird, haben in den letzten Tagen Unwetter am Rhein bedeutende Verheerungen an­gerichtet. Durch Hagelschloßen sind strichweise die Feldfrüchte völlig vernichtet. In der Nähe von Linz wurden einige mit Abwickeln von Telegraphen­drähten beschäftigte Soldaten vom Blitz getroffen. Ein Soldat ist schwer verletzt, ein Offizier vom Pferde geschleudert worden. Außerdem wurden drei Arbeiter sowie ein Schiffer durch Blitzschläge gelähmt.

Sofia, 14. Mai. Fürst Ferdinand ist wieder eingetroffen. Von Varna aus wird mit der UeberschriftFürst, höre die Volkrstimme", eine anonyme Flugschrift verbreitet, in welcher die russenfreundliche Regierung Danews heftig ange­griffen und der Fürst aufgefordert wird, für die Befreiung Makedoniens einzutreten.Schwingen Sie sich zur Höhe der alten bulgarischen Zaren auf, heißt es, stellen Sie sich an die Spitze der tapferen Armee, erklären Sie vor Europa, daß es an der Zeit ist, unseren Brüdern und Schwestern in Makedonien Menschenrechte zu verleihen. Treten Sie den Verrätern kühn auf den Nacken und er­klären Sie, daß niemand das Recht hat, sich in unsere inneren Angelegenheiten einzumengen".

Belgrad, 14. Mai. Nach Meldungen aus Sofia wurde die schnelle Rückkehr des Fürsten Fer­dinand nach Sofia durch die ernste inner-poli­tische Situation in Bulgarien veranlaßt. Die Be­völkerung, aufgeregt durch die madezonischen Komites und die Presse, fordert einmütig die Kriegserklärung an die Türkei. Zu diesem Zwecke sind bereits große Meetings angesetzt. Auch wird beabsichtigt, Massen- Deputationen an den Fürsten Ferdinand abzusenden.

Vermischtes.

Vom heiligen St. Bureaukratius kann man nie genug erzählen. Er ist so vielseitig, meint dieStraßburger Post", wie das bureau- kratische Leben und Treiben überhaupt; am meisten aber verblüffen immer seine finanziellen Künste. Davon eines: Ein Richter, der von der Brauchbar­keit der Photographie für Untersuchungszwecke sich wiederholt überzeugt hatte und der für photographische Aufnahmen jeweils 25 anweisen mußte, lernte schließlich selbst photographieren und stellte seine Kunst in den Dienst des Berufes, wobei er nicht nur seiner Liebhaberei nachgehen, sondern auch dem Staat etwas ersparen zu können meinte; denn er berechnete jeweils nur die durchschnittlichen Selbst­kosten für Materialien mit 2 Aber der heilige Bureaukratius zeigte sich unempfänglich für solche Ersparnis von jeweils 23 ^.; denn in Schema l? war so etwas nicht vorgesehen. Die 2 ^wurden wiederholt verweigert, und der Staat zahlt jeweils wieder dem Photographen 25 ^ Ist das nicht schön? Aber das folgende Stücklein ist vielleicht noch schöner. Man höre: Eine Behörde hatte vor Jahren mit höherer Erlaubnis eine Uhr angeschafft.

Dann zog die Behörde in ein neues Gebäude, wo­hin mit dem gesamten Inventar auch die Uhr wanderte. Eines Tages fiel cs dieser Uhr ein, vielleicht aus Heimweh nach dem früheren Raum, den Dienst zu versagen. Der Uhrmacher brachte ihr wieder Lebenslust bei. Die dafür berechneten Nickel aber wurden von den Herren der roten Tinte beanstandet; denn: es sei wohl seinerzeit die An­schaffung der Uhr genehmigt, aber die Genehmigung, die Uhr auch aufzuhängen, sei noch niemals gegeben worden. Erst als in besonderem Schriftwechsel auch die Genehmigung zum Aufhängen der Uhr nachgesucht und erteilt worden war, konnte der Uhrmacher Bezahlung erhalten.

Literarisches.

DaS neue Kartenwerk des ri­te m belgischen Schwarzwaldvereins im Maßstab 1:50 000, Stuttgart, A. Bonz' Erben, aufgezogen auf Leinwand ä Blatt 2., ist wieder um einen Schritt weiter gefördert worden: Blatt 5, Horb-Nagold-Dornstetten, liegt fertig in Kupfer gestochen und in 4 Farben gedruckt vor. Von Baden-Baden, Herrenalb und Liebenzell im Norden, bis zu Rippoldsau, Loßburg und Jmnau im Süden, vom Bühlertal, Ottenhöfen und Oppenau im Westen bis Deckenpfronn und Bondorf im Osten ist nun ein großes Quadrat, das die aus gegebenen vier Bläter Nr. 2, 3, 4 und 5 umfaßt, glücklich vollendet. Tie Landschaften, die das neue Karten­blatt darstcllt, treten vermöge der kräftig gewählten Schummerung plastisch heraus. Die Waldbezeich­nung ist eine andere geworden: war bisher der Wald nur durch die gehäuften kleinen Ringe be­zeichnet, so ist jetzt außerdem ein besonderer Farben­ton, bläulich, in Punktmanier, hinzugetreten; dies hat für den praktischen Gebrauch den willkommenen Vorzug größerer Uebersichtlichkeit. Wie deutlich fällt jetzt auf den ersten Blick die gegen Westen zunehmende Ausbreitung des Waldes ins Auge. Die andere Neuerung betrifft die Höhenschichtlinien, die jetzt nicht mehr in Schwarzdruck, sondern in leichtem blaugrauem Ton gehalten sind, was einen wesentlichen Fortschritt bedeutet. Möge das Karten­werk, das durch den Sortimentsbuchhandel auch käuflich erworben werden kann, dem Verein immer neue Mitglieder zuführen.

Kandelskammer Kalw.

Oeffentliche Sitzung

am Dienstag, -e« 19. Mai 1903, vormittags 9 Uhr.

Tagesordnung:

Beratung des Jahresberichts pro 1902.

Gottesdienste

am Sonntag Ztogake, 17. Mai.

Von: Turm: 414. Predigtlied: 342 Es ist etwas re. 9 Uhr: Vormitt.-Predigt, Herr Dekan Roos.

1 Uhr: Christenlehre mit den Töchtern. 5 Uhr: Abendpredigt, Herr Stadtpfarrer Schund.

Kiurmekfahrtrsest, 21. Mai.

9 Uhr: Vormitt.-Predigt, Herr Dekan Roos.

2 Uhr: Missionsfest. Es werden sprechen die Herren Stadtpfarrer Schmid, Missionar Fritz, Missionar Flad und Dekan Wurm- Das Opfer vom Missions­fest ist für die Basler Mission bestimmt.

Amtliche uud prwatanMgru.

Calw.

Unter Bezugnahme auf den oberamtlichen Erlaß vom 28. April 1903 in No. 66 ds. Blattes und den Anschlag am Rathaus wird hiemit zur öffent­lichen Kenntnis gebracht, daß die Wählerliste für die bevorstehende

KeichskÄgswahl

vom Samstag, den 16. Mai ds. Js. an, 8 Tage lang bis einschließlich Samstag, den 23. Mat ds. Js. zu jedermanns Einsicht auf dem hiesigen Rathause in der Stadtschultheißenamtskanzlet, Zimmer No. 14, aufgelegt ist.

Wer die Liste für unrichtig oder unvollständig hält, kann dies innerhalb 8 Tagen, vom 16. ds. Mts. an, also bis Samstag, den 23 ds. Mts. (ein­schließlich), bei dem Gemeindevorstand schriftlich anzeigen oder zu Protokoll geben und muß die Beweismittel für seine Behauptungen, falls dieselben nicht offenkundig sind, beibringen.

Bemerkt wird, datz nur diejenigen zur Teilnahme an der Wahl verechtigt find, welche in den Listen ausgenommen find.

Den 15. Mai 1903.

Stadtschultheitzeuamt.

Conz.

Calw.

Bekanntmachung Letr. das Polizeiliche Meldewesen.

Es wird wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß neu anziehende Personen innerhalb 6 Tagen bei der Ortspolizeibehörde anzumelden sind.

Für Personen, welche der reichsgesetzl. Kranken- und Invalidenversiche­rung unterliegen, beträgt die Meldefrist nur 3 Tage.

Innerhalb der gleichen Frist hat beim Wegzug die Admeldung zu erfolgen.

Bei der Anmeldung ist die Abmeldebescheinigung vom letzten Aufenthalts­ort mit vorzulegen.

Unterlassene und verspätete An- und Abmeldungen werden nach Art. 15 des Pol.-Str.-Ges. mit Geldstrafe bis zu 30 oder Haft bis zu 8 Tagen geahndet.

Besonders wird noch darauf hingewiesen, daß eine bei Lehrlingen aus­bedungene Probezeit auf die Meldefrist ohne Einfluß ist und bei verspäteten Anmeldungen das Vorbringen, daß die Probezeit noch nicht abgelausen sei, nicht vor Bestrafung schützt.

Meldeformulare können vom Stadtschultheißenamt bezogen werden. Mündliche An- und Abmeldungen werden vormittags 1112 Uhr und nach­mittags 56 Uhr auf dem Rathaus I. Stock, Zimmer No. 8, entgegen­genommen. Eine Zusammenstellung der gesetzt. Vorschriften betr. das Polizei!. Meldewesen, ist am Rathaus angeschlagen.

Stadtschulthettzenamt.

Conz.