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75. Amts-

und Anzeigeölalt für den Bezirk Kakw. 78. Jahrgang.

SrscheinungStage: Dienstag, Donnerstag, Sams­tag, Sonntag. JnsertionSpreis 10 Pfg. pro Zeile für Stadt und Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.

Samstag, den 16. Mai 1903.

Abonnementspr. in d. Stadt pr. Diertelj. Mk. 1.10 incl. Trägerl Dierteljährl. Postbezugspreis ohne Bestellg. f. d. Orts- u. Nachbar- ortsverkehr 1 Mk.. f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10, Bestellgeld 20 Pfg.

Amtliche ZSekanntmachnngen.

Bekanntmachung

des K. Medizinalkollegiums, Tierärztliche Abteilung, betreffend die Abhaltung von

Unterrichtskurse« für Fleifchbeschauer.

Im Falle genügender Beteiligung werden an den Schlachthäusern in Stuttgart, Heilbronn und Ulm demnächst vierwöchige Unterrichtskurse für Fleischbeschauer abgehalten werden. Der Beginn des Kurses ist

für Heilbronn auf 3. Juni ds. Js., für Ulm auf 8. Juni ds. Js., für Stuttgart auf 18. Juni ds. Js. in Aussicht genommen.

Die Gesuche um Zulassung sind möglichst frühzeitig an Stadttierarzt Hohl in Heilbronn bezw. an Oberamtstierarzt Nagel in Ulm bezw. Stadtdirektions- und I. Stadttierarzt Kösler in Stuttgart einzureichen. Bemerkt wird, daß zu der im Anschluß an den Ausbildungskurs stattfindenden Prüfung nach den Prüfungsvorschriften für Fleisch­beschauer (Bundesratsbestimmungen L vom 30. Mai 1902) nur solche Bewerber zugelassen werden dür­fen. welche

1) das 23. Lebensjahr vollendet und das 50. Lebensjahr noch nicht überschritten haben,

2) körperlich tauglich, insbesondere im Vollbesitz ihrer Sinne sind,

und bezüglich deren keine Tatsachen vorliegen, welche die Unzuverlässigkeit des Nachsuchenden in Bezug auf die Ausübung des Berufs als Fleischbeschauer dartun.

Die Einberufung der Gesuchsteller wird durch den Leiter des Unterrichts schriftlich erfolgen. Stuttgart, 8. Mai 1903.

I. V: Landenberger.

Tagesneuigkeiten.

?. Calw, 14. Mai. Die Oberamts- sparkasse hat ihre erste Jahresrechnung, das Kalenderjahr 1902 umfassend, abgeschlossen. Nach dieser Rechnung beträgt das Guthaben der Einleger, einschließlich der unerhobenen Zinsen, welche zum Kapital geschlagen wurden und wie dieses verzinst werden, am 1. Januar 1903 351,410 91 A

und verteilt sich diese Summe auf 1279 Einleger. Einlageposten waren es 2650. Der Jahresumsatz belief sich auf 888,651 Es darf dieses Er­gebnis im Anfangsjahr der Kasse als ein sehr günstiges bezeichnet werden und ist damit der Be­weis geliefert, daß eine Oberamtssparkafse auch für den Oberamtsbezirk Calw ein lebhaftes Be­dürfnis war. Unter den Einlegern sind Arbeiter, Handwerker, Geschäftsleute, Angestellte und Beamte, außerdem öffentliche Kaffen und Pflegschaften ver­treten. Auch für Kinder werden viele Einlagen gemacht. Der Verkehr mit der Oberamtssparkasse ist einfach und kostenlos. Die Einlagen können entweder persönlich oder durch Beauftragte und auch durch die Post gemacht werden. Ebenso werden Rückzahlungen behandelt. In 19 Bezirks- gcmeinden sind Agenten zur Entgegennahme von Einlagen und portofreier Ablieferung an die Ober­amtssparkasse aufgestellt, und in 23 Bezirksgemeinden sind Kindersparkassen eingerichtet, welche Einlagen schon von 5 ^ an annehmen und nach Erreichung des Mindesteinlagebetrags von 1 ^ an die Haupt­kasse abliefern. Die eingegangenen Gelder konnten

durchweg an Bezirksangehörige ausgeliehen werden zum Zinsfuß von 4'/r °/>> bei Darlehen von 2000 an, und zu 4'/- °/° bei Posten von unter 2000 ^ Darlehensgesuche kann die Oberamtssparkasse jeder­zeit befriedigen; Bedingung ist, daß der Darlehens­suchende doppelte Hypothekensicherheit zu bieten vermag. Der Einlagenzinsfuß beträgt noch 3,5 "/->. Die Einlagen sind bekanntlich steuerfrei. Die Frequenz der Oberamtssparkafse ist sich bis heute gleich geblieben und es ist die Hoffnung begründet, daß ihre Entwicklung eine stetige sein werde, so daß sie ältere Oberamtssparkaffen bald eingeholt haben wird.

ff Sicherem Vernehmen nach wird Hr. Pre­diger Sch renk in den nächsten Wochen wieder nach Calw kommen und mit seinen Evangeli­sationsvorträgen am Pfingstfest beginnen.

x. Wildberg, 14. Mai. Eine schreck­lich e Tat verübte gestern abend zwischen 5 und 6 Uhr ein geistig nicht normaler 16jähriger Bursche aus dem nahen Schönbronn an dem 4jährigen Knaben seines Bruders. Auf dem Heimweg von hier nahm er das nichts Böses ahnende Kind in das nahe Wäldchen seines Dorfes, schlug es dort mit Steinen tot und stach ihm noch die Augen aus.

Stuttgart, 13. Mai. Seine Majestät der König begab Sich heute vormittag in Be­gleitung des Generaladjutanten zur Abhaltung der Frühjahrsparade über die in Stuttgart, Lud­wigsburg und Cannstatt garnisonierenden Truppen nach dem Cannstatter Exerzierplatz. Auch Ihre Maje­stät die Königin begab sich mit Ihrer Durchlaucht der Prinzessin Alexandra zu Schaumburg-Lippe kurz darauf dorthin. Am Platze vor dem Paradefelde begrüßte Allerhöchstdieselbe den Generalfeldmarschall Grafen von Waldersee. Nachdem Seine Majestät die Fronten der in Parade stehenden Truppen abge­ritten hatte, fand zweimaliger Vorbeimarsch statt, wobei jedesmal Seine Majestät der König Ihrer Majestät der Königin Sein Dragoner­regiment König vorführte. Nach der Parade über­reichten Seine Majestät persönlich einer Anzahl von Offizieren, in erster Linie dem kommandierenden General, Ordensauszeichnungen, nahmen eine große Zahl persönlicher Meldungen entgegen und hielten sodann mit den Generalen und Kommandeuren eine kurze Besprechung der Parade ab. Hierauf ritten Seine Majestät an die zur Zeit eingezogenen Landwehrtruppen heran und begrüßten dieselben mit einer Ansprache. Nachmittags fand im weißen Saale des Restdenzschlosses Paradetafel statt. Abends folgten Ihre Majestäten mit Ihrer Durch­laucht der Prinzessin Alexandra zu Schaumburg- Lippe einer Einladung des Oberhofmeisters Ihrer Majestät und der Freifrau von Reischach zu einer Gesellschaft anläßlich der Vermählung ihrer Tochter.

G Die Tübinger Strafkaumer verurteilte den 34 Jahre alten Maurer Wilhelm Rupps von Teinach, wohnhaft in Neuenbürg, wegen zweier Sittlichkeitsvergehen zu 10 Monaten Gefängnis.

Tübingen, 13. Mai. Nächsten Dienstag findet die Enthüllung und Einweihung des Stand­

bilds des Grafen Eberhard im Bart,, das in der die Mitte der neuen Neckarbrücke einnehmen­den Nische aufgestellt wird, mit besonderer Feier­lichkeit statt. Das Königspaar wird der Feier anwohnen.

Untertürkheim, 13. Mai. Der Württ. Angler-Verein hat in seinem hiesigen Pacht­wasser letzten Freitag 2500 Stück Schleien, und zwar ein-, zwei-, drei- und viersommerige, ausgesetzt, wovon auch die stromabwärts folgenden Berufsfischer Nutzen haben werden. Noch in diesem Jahre werden außerdem eine größere Menge Karpfen und Regenbogenforellen ausgesetzt werden. Der Verein entwickelt rege Tätigkeit; der Schleieneinsatz beträgt das Zehnfache seiner vertragsmäßigen Ver­pflichtung. Derartige Einsätze werden allen Freunden des Sport-Angelns und Mitgliedern des Vereins gute Erfolge sichern.

Schorndorf, 12. Mai. Heute wurde das von der Metzgergenoffenschaft in der Nähe der Remsbrücke an der Straße nach Welzheim erstellte stattliche Schlachthaus in Betrieb genommen. Das­selbe enthält zwei Schlachthallen für Groß- und Kleinvieh, abgesonderten Schlacht- und Verkaufs­raum für die Freibank, 25pferdige Dampfmaschine, Kühlanlagen, ist mit elektrischer Beleuchtung ver­sehen und überhaupt aufs zweckmäßigste und allen Anforderungen der Neuzeit entsprechend eingerichtet. Morgen findet eine Einweihungsfcstlichkeit statt.

Großerlach, 14. Mai. Heute Nacht wurde in der Arbeiterkolonie Erlach eingebrochen und die Koloniekasse entwendet. Die Diebe stiegen mit einer Leiter in den 1. Stock ein, bohrten den Fensterverschluß an, brachen den Deckel des Schranks, auf dem die eiserne Geldkasse angeschraubt war, ab und nahmen beides mit. Auf dem Weg nach Ber­winkel fand man heute früh die zerstörte Kasse, in welcher sich noch die Wertpapiere des Verwalters befanden, die unversehrt blieben. Dagegen war das Bargeld im Betrag von einigen hundert ^ ent­wendet. Von den Tätern fehlt bis jetzt jede Spur.

Isny, 13. Mai. Bei einem Gewitter gestern abend schlug der Blitz in die Scheuer des Gold­adlerwirts Reich erter, welche in weniger als einer halben Stunde gänzlich niederbrannte. Gleich­zeitig bemerkte man in der Nähe deS benachbarten Pfarrdorfs Christazhofen ein großes Schadenfeuer. Dort hatte der Blitz in den Einödhof des Küfers Brunold eingeschlagen. Auch dieses Gebäude wurde gänzlich ein ge äschert. Der Viehstand des Brunold konnte gerettet werden, dagegen ver­brannte ein Pferd, sowie sämtliches Mobiliar.

Pforzheim, 13. Mai. Den Arbeitern der Firma Gustav Rau wurde nach der nun vor­genommenen Testamentseröffnung mitgeteilt, daß ihr verstorbener Chef ihnen die ansehnliche Summe von 10 000 vermacht habe. Auch erwies sich der Verblichene gegenüber der Stadt als großer Wohltäter, indem er derselben sein ganzes Anwesen, nebst einem Barbetrag von 50 000 zur Errich­tung eines Kinderheims als Legat angewiesen hat.

Straßburg, 14. Mai. Der Kaiser ist heute Vormittag 8 Uhr in Begleitung des kaifer-