Antwerpen, 4. Sept. Eine große Feuers­brunst brach am Hafenbassin aus. Eine Abteilung bewaffneter Bürgergarde und die Feuerwehr befinden sich am Brandplatze. 18 Schuppen sind verbrannt. Ein großer Gebäudekomplex steht in Flammen.

DerLok.-Anz." meldet aus Brüssel: Eine Brandstisterbande setzt die Umgegend von Aelst in Belgien in Schrecken. 35 Häuser und Bauern­höfe wurden in den letzten Wochen durch Brand­stiftung vernichtet. In der Nacht vom 3. auf 4. Sept. allein fanden 5 Großbründe statt. Am 3. Sept. wurden an mehreren Stellen Plakate gefunden, wo für diese Woche 5 neue Einäscherungen an­gekündigt werden. Die Gendarmerie fand noch keine Spur der Verbrecher.

Slus ^taöt» Bezirk uno Umgebung

Neuenbürg, 6. Sept. Wie aus dem Anzeigen­teil unserer heutigen Nummer ersichtlich ist, hat die Handwerkskamer Reutlingen gewerbli ch'e- S ach-' verständige bestellt, welche von den Gerichten be­eidigt, auf Wunsch Gutachten in gewerblichen' Streitigkeiten abgeben. Die Einrichtung, die' in erster Linie dazu dienen soll, unnötige und lang­wierige Prozesse zu verhüten, ist' zweifellos zu be­grüßen; sie kann nicht nur von Handwerkern, sondern auch von jeder anderen Person, insbesondere »Mckff vHp dem kaufenden oder bauenden Publikum dann in Anspruch genommen werdet^ wenn eine Forder­ung als zu hoch oder eine.Arbeit als. minder­wertig betrachtet wird. Andererseits erhält der selbständige Handwerker die Möglichkeit, bei Streitig­keiten mit seinen Abnehmern vHc Betreten des Gerichtsweges sich durch ein unpHtEfches Gut- - achten über die Berechtigung /einer Forderung zu versichern. Die HandwerkskamnM.ist Wrigens nach den aufgestellten Bestimmungen "astch bereit, in ge­eigneten Fällen ein schiedsgerichtliches Verfahren im Anschluß an das neue Sachverständigen-Jnstitut einzuleiten. Gerade der letzte.re Weg, dey- auch anderwärts der raschen und.,/billigen Erledigung halber sich in weiten Kreisen beliebt gemacht, hat, kann zur Entscheidung von Streitigkeiten in gewerb­lichen Angelegenheiten besonders empfohlen werden:,, ):( Neuenbürg, 4. Sept. Gestern nachmittag ist dem bei der Firma Ehrismann u. Cie. in Pforz- ^ heim beschäftigten Doublomacher Ehr. Neuweile^ ^in bedauerlicher Unfall zugestoßen.' Derselbe wollte mit dem Dampfhammer Silber schmieden, wobei das zu bearbeitende Stück aus der Zange sprang und ihm an das rechte Auge geschleudert wurde/ welches so schwer verletzt wurde, daß-dasselbe ent­fernt werden mußte.

Neuenbürg, 5. Sept. Dem heutigemSchweine- markt, der in Verbindung mit dem Krämermarkt abgehalten wurde, waren 16 St. Läufer- mH 410 St. Milchschweine zugeführt. Elftere galten 52 bis 85 -/k, letztere 1526 pro Paar. -

Pforzheim, 4. Sept. Der heutige- Schwxjne- markt war mit 170 Stück Milchschwslnen befahlen, von denen 80 Stück daA Pgar zu 24 bis' 33 verkauft wurden. ^,

Schmie, 3. Sept. Vor kurzetn wurde im hie­sigen Schulhaus der Boden erneuert. Bei . dieser Gelegenheit fand man eine alte Diele, welchb. auf der unteren Seite nachstehenden, nicht uninteressanten Bleivermerk trug: 1838 Ist dieser Boden g>lsA' worden im Monath September.- Jakob Deschler von Derdingen Schreiner Geselle bey Herr Schreiner-' meister Schmidt in Maulbronn in diesem.Jahre gibts kein Wein aber Recht Obst und der Scheffel Dingel kostet 5 sl. der Leib Brod kostet 18 Kr. und der Schoppen Wein 6 Kr. und 3 Kr. Bei Bild­hauer Gottlieb Metzger in Schmie kann man die Diele sehen, welche in Bezug auf die Weinpreise in der Jetztzeit ein gewisses Neidgefühl erweckt.

Vermischres.

Aus der Schweiz, 30. August. Wer etwa glauben sollte, die Adler seien in den Alpen mehr oder weniger ausgerottet, der befindet sich im Irr­tum. Zur Zeit kann man z. B., so läßt sich der Schwäb. Merkur" berichten, am Klausenpaß ge­radezu von einer Adlerplage reden; der König der Vögel räumt in jener Gegend unter dem Wild wacker auf und macht sich nebenbei auch über junge Schafe und Ziegen. Man erzählt, daß in der Kammlialp ein Adlerpaar von seltener Größe Schaden anstifte, ohne daß man es bis jetzt mit einer Kugel erreichen konnte. Die Tiere bedrohen selbst die kleinen Kinder, die man keinen Augenblick mehr ohne Bewachung im Freien lassen könne. Auch

im Kanton Glarus hat man eine merkliche Zunahme der Steinadler festgestellt; so ist fast täglich ein solcher über Oberblegi zu sehen, und auch in den Freibergen und im Schiltgebiet horsten einige Paare. Man freut sich im allgemeinen darüber, denn der Schaden, den die Steinadler anzurichten vermögen, wird reichlich ausgewogen durch den Anblick eines hoch in den Lüften kreisenden Adlers.

Teure Eier. Als in früherer Zeit ein fremder Fürst nach Frankreich reiste, wurde es ihm unterwegs öd im Magen und ließ sich in einem gemeinen Wirtshaus wo sonst dergleichen Gäste nicht ein­kehren, drei gesottene Eier geben. Als er damit fertig war, forderte der Wirt dafür 300 Livres. Der Fürst fragte, ob denn hier die Eier so rar seien? Der Wirt lächelte und sagt:Nein, die Eier nicht, abetHie großen Herren, die so etwas dafür bezahlen können." Der Fürst lächelte auch und, gab das Gelo, und das war gut. Als aber der. damaligevKönig von Frankreich von der Sache ffört<(es würde ihm als ein Spaß erzählt), nahm 'ers'sehr übel, daß ein Wirt in seinem Reich sich unterstand, solche unverschämte Ueberforderungen zu machen, und sagte dem Fürsten:Wenn Sie auf Ihrer Rückreise wieder an dem Wirtshaus vorbei- ' fahren, werden Sie sehen, daß Gerechtigkeit in meinem Lande herrscht." Als der Fürst auf seiner > Rückreise wieder an dem Wirtshaus vorbeifuhr, sah er keinen Schnd mehr dran, aber die Türen und Fenster waren zugemauert, und das war auch gut.

Die Teuerung in den Jahren 1816 und 1817 erstreckte sich auf ein weites Gebiet. Das beweist eine geschriebene Erinnerungstafel, die ich dieser Tage zufällig in einem Hause im Toggen- burger Land fand. Das Schreiben lautet:Be­schreibung der beispiellosen Theurung, welche im Map 1816 anfing und biß den 23. Juny 1817 so sehr überhand nahm, daß viele Arme wegen Hunger theils schon elendiglich verschmachtet und gestorben; theils aber noch mit tödlich schwarzgelber Haut ab­gezehrtem, bisweilen auch aufgeschwollenem Leib und Angesicht dem Hunger-Tod angstvoll entgegensetzen ^mußten.-O! des großen Elendes dieser Zeit!!!

Gottes Gerechtigkeit hätt viel Waffen Sünde und Ungehorsamkeit zu strafen,

Krieg und Hunger, Pest und Seuchen Können.ja gar schnell hereilen lieber Arme und die Reichen,

So daß keiner kann entweichen.

Es galt hier ein Pfund kerne Brod 25 und 26 Kreutzer, ein Pfund Quantum Brod 21 Kr., ein PflKnd. beinahe Grüsch-Brod (Grüsch bedeutet hier so­viel wie Kleie) 12. Kr. Also der Sack Kernen (das ist Weismehl) in Rorschach über 104 Gulden. Ferner galt ein Vierling Mußmehl 2 Gld. 40 Kr. bis 3 Gld. Ein Vierling Leimmehl 1 Gld. 20 Kr. bis 36 Kr., ein Vierling Habermehl 2 Gld., ein Vierling Gersten 3 GH. 12 Kr. bis 4 Gld., ein Pfund Saumehl 20 Kr., ein Pfund Erdäpfel über 6 Kr., ein Pfund offer 32 Loch Reis 20 bis 28 Kreutzer. Ferner: *Ein Vierling. Birnenschnitz 2 Gld. IT, hrs 24 Kr., Aepfelfchnitz 1' Gld>44 bis 52 Kr. Ferner ein Pfund- allen Kas' 20 bis 24 Kr., etwas (fetten Käs über 28 Kr., > halbgesalznen 14 bis 18 'Kr.., ferner ein Pfutid gesalznem, iv^ißen Ziger 14 bis mbex 18 Kr., neuen grüneu^Glarnerziger leicht »Gewicht 20 Kr., ein'Pfund Bütier 30 bis über 38 (Kreutzer, em Pfund Rindfleisch 12 bis 15 Kr., ein Pfund Schweinefleisch'24 bis>27'Kr.; ferner ein Maß 'Wein 48 -Kr. bis 1 Gld. 12 Kr., eine Maß ^WmnntweiH-Trester 1 Gld. 28 Kr. Ferner: eine ' Maß ÄNgeraumte Milch 8 bis 12 Kr., geräumte Milch 4 Kr., 100 ausgekrochene Schnecken wurden begehrt für 8 Kr., aber nicht feilgebotten. Kurz alle Speise und Getränke, auch sogar das Futter für das Vieh war am Ende dieses Winters so entsetzlich theuer, daß im Kanton Appenzell und obern Toggen- burg für ein Klafter Heu 30 Gld. und noch mehr, und -im Kanton Zürich für einen Zentner Heu 2 Neu-Thaler bezahlt wurden. Das Vieh wurde aber bald gerettet durch Gottes Güte; die Armen aber nur insoweit, daß sie das gewachsene Gras mit dem Vieh theilend essen konnten. Die obengenannten Schnecken, Kalbersäke, Kuttelnschabenten, Roß-, Hunde- und Katzenfleifch; Grüsch, Erdäpfelhülsen und dergleichen waren der Armen sehr erwünschte Nahrungsmittel. Auch wurde aus Fleischbeinen Mehl und aus Buchenholz Brod gemacht. Zum größten Betrüben war auch nichts zu verdienen, und das Betteln und Allmosengeben wurde bei Strafe verbotten; denn man ordnete und gab den Armen, täglich zur Erhaltung etwa 6 oder 7 Stunden lang gesottene Suppen und an einigen Orten etwas Milch. Gleichwohl starben sehr viele wegen Hunger; denn sie konnten wegen den Gesetzen und vor der Polizei

Redaktton, vrmi? «nd Verlag »s« L. M«»h t» RenendSkg,

nirgend wohin fliehen. Manches wurde auf dem Felde verschmachtet und todt gefunden. Doch zeigte sich Gottes Güte durch sehr fruchtbare Witterung wieder so kräftig, daß vom ersten bis letzten August des Pfundes Kernen-Brodes von 24 Kreuzer auf 10 und 9 und der Zentner Heu auf 40 Kreuzer gesunken war. Ohne Zweifel würde der Preis der meisten Lebensmitteln viel eher und noch weit mehr gefallen sein, wenn nicht der Hagel vom 4. Juli mit seinen wie Hühnereier und noch größeren Steinen, wie auch die Rhein- und andere Ueberschwemmungen durch Verderbung vieler Früchte und Gewächsen, alles zerstört und vorzüglich auch die eigennützige Paßversperrung aller Orten den Wucher befördert hätten. Den 30. Oktober 1817 geschrieben von Josabe Zuberbühler von Urnäsch."

Der Löwe ist los! Aus New-Iork wird be­richtet: Am Dienstag war Pittsburg der Schau­platz einer furchtbaren Panik; ein wilder nubischer Löwe brach aus einer Menagerie aus und stürzte sich auf die Menge, die um den Schauplatz ver­sammelst war, tötete eine Frau und konnte erst nach kangen, fürchterlichen Minuten des Schreckens un­schädlich gemacht werden. Die Menagerie war in der Nähe des Musikpavillons aufgeschlagen, im Pittsburger Park, wo Tausende dem Konzert lausch­ten. Der Löwe, ein prachtvolles Tier, war erst seit kurzer Zeit in Gefangenschaft. Man hatte versucht, ihn zu zähmen, aber vergebens; das Tier war zu wild, und so hatte man schließlich davon abgelassen. In einem Käfig vor der Menagerie stellte man den König der Wüste als besondere Attraktion auf. Während der Wärter über den Löwen einen Vortrag hielt und Tausende den Käfig umstanden, gebärdete sich die Bestie sehr aufgeregt, rüttelte an den Eisen­stäben und warf sich schließlich mit einem wilden Ruck gegen das Gitter; die eisernen Stangen gaben nach, und wütend sprang der Löwe auf die entsetzte Menge. Eine Dame, die in der vordersten Reihe stand, wurde sein Opfer. Sie wurde von dem Raubtier zu Boden geworfen, mit einem Schlag seiner mächtigen Tatzen riß er ihre rechte Seite auf, zerbrach mehrere 'Rippen und ehe man dazwischen treten konnte, riß die Bestie mit den Zähnen ein gewaltiges Stück Fleisch aus der Hüfte seines Opfers. Der Polizist Downey war der erste, der sich von dem Schrecken erholte. Mit dem Revolver feuerte er auf die Bestie und traf sie in der Seite. Der Löwe wandte sich gegen seinen Angreifer. Aber Downey handhabte seinen Knüttel so energifch, daß die Bestie von ihm abließ; er brach sich eine Bahn durch die entsetzt auseinanderstiebende Menge, und mit fürchterlichem Gebrüll wandte er sich zur Treppe öes Musikpavillons. Inzwischen waren mehrere andere Polizisten herbeigeeilt und eröffneten nun ein regelrechtes Schnellfeuer gegen das wütende Raubtier. Schulter an Schulter bildeten sie eine Mauer, aber das kleine Kaliber der Geschosse schien dem Löwen wenig anzuhaben. Erst nachdem mehr als hundert Schüsse auf ihn abgegeben worden waren, brach das Tier sterbend zusammen.

(Mundwasser zum Befestigen der Zähne.) Man mischt 33 Gramm gepulverte Myrrhen, 33 Gramm gepulverte Chinarinde und 33 Gramm Kampher, setzt dies mit 500 Gramm Weingeist auf und läßt es einige Tage ziehen, wonach man es filtriert und davon einen Teelöffel auf ein Glas Wasser zum täglichen Ausspülen nimmt.

(Gute Hausmittel gegen Sommersprossen sind): Das Waschen des Gesichts mit in Wasser aufge­löstem Borax. Das Auflegen von in Wasser auf­geweichter Petersilie. Einreiben mit Zitronensaft, oder dem Saft unreifer Johannisbeeren. Man muß auch vermeiden, die Schweißperlen aus dem Gesicht eintrocknen zu lassen.

sVerkannte Höflichkeit.) Fremder (höflich zum Wastl, der eine mächtige Portion Schweinernes mit Kraut vor sich hat):Guten Appetit!"Du hast mir gar nix drein z' reden!" brummt der Wastl zornig darauf.

(Von der Sekundärbahn.) Passagier:Hat der Zug einen Speisewagen?" Stationsvorstand: Nee, so weit sin' m'r noch nich'. Aber es geht sie ü Kellner mit Bier und Heeßen Wärschtchen nebenher!"

(Sehr einfach.)Wie bist Du denn eigentlich mit Deinem zweiten Gatten bekannt geworden, liebe Kousine?"O ganz einfach: Ich ging mit meinem ersten Gatten spazieren, da kam mein jetziger in seinem Automobil und überfuhr zufälliger­weise meinen ersten. So wurde ich mit meinem zweiten Gatten bekannt."