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92.
Neuenbürg, Mittwoch den 12. Juni 1997.
65. Jahrgang.
-kimSschau.
Der Kaiser empfing am Samstag abend den Botschafter Frhr. v. Marschall und hatte eine längere Unterredung mit ihm. Man geht wohl nicht fehl, wenn man annimmt, daß die Haager Konferenz den hauptsächlichsten Gesprächsstoff gebildet hat.
Berlin, 10. Juni. Prinz'August Wilhelm wird mit Beginn des Wintersemesters nach Straßburg im Elsaß übersiedeln und an der dortigen Universität seinen Studiengang fortsetzen. Zu demselben Termin wird der jüngste Sohn des Kaisers, Prinz Oskar, das Prinzenhaus in Bonn beziehen, um sich dem Studium der Staatswissenschasten und der Rechte zu widmen.
Von einer geplanten interessanten Verlobung in hochfürstlichen Kreisen geht das Gerücht. Die verwitwete Herzogin von Koburg und Prinzessin Beatrix sind von einer Romreise nach Koburg zurückgekehrt; in Rom hat die Herzogin Maria auch dem Papste einen Besuch abgestattet, wobei, wie in Koburger Hofkreisen angenommen wird, die Verlobung der Prinzessin Beatrix und des Kronprinzen von Portugal besprochen worden sein soll. Letzterer ist katholisch, während Prinzessin Beatrix dem protestantischen Bekenntnis angehört.
Bebel, der Sonntag im deutschen Arbeiterverein zu Brüssel über die innerpolitische Lage Deutschlands sprechen sollte, sagte, wie das „B. T." meldet, wegeki eines schweren Leidens ab. Es sei selbst zweifelhaft, ob er der nächsten Tagung des Internationalen Bureaus wird beiwohnen können.
Im Süden Frankreichs ist am letzten Sonntag eine neue Riesendemonstration der not- leidenden Winzer in Szene gesetzt worden, in Montpellier; 600 000 Personen sollen an dieser Kundgebung, welche hauptsächlich in einem Umzug bestand, teilgenommen haben. Der Führer der ganzen Bewegung, Marcelin Albert, der Bürgermeister von Narbonne, Ferroul, und der Beigeordnete von Carcassonne, Faucillon, hielten leidenschaftliche Reden gegen die Regierung. Auch die Weinbauern des Distriktes Brignoles veranstalteten am Sonntag eine Protestversammlung. Uebrigens ist es dieser Tage noch zu einer anderen Kundgebung gegen die Regierung, speziell gegen den Kultusminister Briand, gekommen, welcher am Sonntag in St. Etienne der Enthüllung des Denkmals für den ehemaligen Deputierten Girodet beiwohnte. Eine vom sozialistischen Deputierten Pressensä aufgehetzte Volksmenge zog am Vorabend zur Präfektur, wo Briand abgestiegen war, und brachte dem Minister eine Katzenmusik dar. Es fanden zahlreiche Zusammenstötze der aufgeregten Menge mit der Polizei statt, erst nach Mitternacht konnte die Ruhe wieder hergestellt werden. Bei der Denkmalseinweihung am nächsten Tage wollten dann die Sozialisten nochmals eine Kundgebung gegen Briand ins Werk setzen, doch mißlang das Vorhaben, da das Publikum den Minister mit lebhaftem Beifall begrüßte.
Berlin. 8. Juni. In letzter Zeit wurden im Osten Berlins zahlreiche Diebstähle angezeigt, die von einem älteren Dienstmädchen ausgeführt worden waren, das sich Maier, Müller und Neumann nannte. Gestern abend wurde diese Person von einer Dame gesehen, worauf ihre Festnahme erfolgte. Auf der Polizei nannte sie sich Frau Anna Müller aus München. Der Erkennungsdienst entlarvte sie aber als die vielfach wegen Diebstahls vorbestrafte Frau Marie Fritzsche aus Haiterbach in Württemberg, die auch von der Dresdener Staatsanwaltschaft steckbrieflich gesucht wurde. Es wurde ihr nachgewiesen, daß sie schon im vorigen Jahre in Berlin war und seitdem von Diebstählen gelebt hat.
Einen Raubzug unternahmen Geldschrankknacker bei der deutschen Uhren-Jndustrie in der Friedrich
straße in Berlin. Sie raubten über 1000 Uhren, goldene Ketten u. s. w., deren Wert sich auf etwa 35 000 ^ beläuft.
Heidelberg, 10. Juni. Auf gräßliche Weise ist gestern abend zwischen ^2 und Uhr der Schreiner Wagenblast von Eschelbronn verunglückt. Auf der Rückreise vom Gesangsfest in Leimen begriffen, wollte er auf der elektrischen Straßenbahn zwischen Rohrbach und dem hiesigen Friedhof seinen ihm von einem Windstoß entrissenen Hut wieder holen. Er geriet dabei unter den Wagen, wobei dem Bedauernswerten beide Beine, sowie der linke Arm abgefahren und der Leib aufgerissen wurde. Der Tod trat alsbald ein. Der Verunglückte hinterläßt eine Witwe und drei Waisen.
Bruchsal, 10. Juni. Wie der „Bruchs. Bote" meldet, hat die Stadtverwaltung Mannheim unserer Stadtverwaltung das freundliche Anerbieten gesteckt, 25 hiesige Schulkinder zum Besuch der Jubiläums- Gartenbau-Ausstellung auf Kosten Mannheims dorthin reisen zu lassen. Um nun zu ermitteln, welche Kinder hiefür ein besonderes Interesse zeigen und in Betracht kommen können, sind an 121 Kinder — 65 Knaben und 56 Mädchen — Blumenpflanzen verteilt worden und soll durch eine Kommission in etwa 4 Wochen festgestellt werden, wer seine Blumen am besten gepflegt hat. Die Stadt Mannheim trägt also, wie gesagt, die Reise- und alle sonstigen Kosten; als Tag der Reise ist der 31. Juli in Aussicht genommen.
Nürnberg, 10. Juni. Der königliche Bankbuchhalter Fehlhammer erschoß im Walde seine Frau und seinen 9jährigen Sohn, machte außerdem einen Mordversuch an 1 einem 4jährigen Sohn und einen Selbstmordversuch, der jedoch mißlang. Er stellte sich selbst der Polizei und gab als Ursache verfehlte Spekulationen und dadurch herbeigeführte ungünstige Vermögensverhältnisse an.
Mainz. Der in Untersuchungshaft befindliche 29 jährige verheiratete Arbeiter Köttler aus Koblenz hieb sich beim Spaziergange mit einer Axt die linke Hand fast vollständig ab.
Donaueschingen, 10. Juni. In Nieder- öschingen haben Landwirte eine Schweineschlächterei-Genossenschaft gegründet. Das Pfund Fleisch kommt auf 60 Z zu stehen und wird bereits in größeren Mengen versendet.
Ein Sündenregister der Automobile veröffentlicht die „Tgl. Rundschau": Nach einer Zählung der Kraftwagen besaß Deutschland am 1. Januar 1907 27 026 Kraftfahrzeuge, von denen 16 942 auf Preußen. 2356 auf Bagern, 2222 auf Sachsen, 1117 auf Baden, 1038 auf Elsaß-Lothringen und 1014 auf Württemberg fallen; in keinem der anderen Bundesstaaten erreichte die Zahl 500. Die Zahl der Unfälle betrug im Halbjahr vom 1. April bis 30. Scpt. 1906 nicht weniger als 2290, wobei in 283 Fällen oder 12,4°/» aller der Besitzer des Fahrzeugs nicht ermittelt wurde. Die Zahl der getöteten oder verletzten Personen betrug in demselben Halbjahr 1570; von ihnen wurden 51 getötet (9 Führer, 9 Insassen der Kraftwagen und 33 dritte Personen) und 1519 verletzt (173 Führer, 219 Insassen und 1127 dritte Personen. Der Sachschaden belief sich auf ungefähr 317 320 doch war in 99 Fällen die Feststellung nicht möglich. Von den 1024 Unfällen, deren Ursachen festgestellt sind, sind 478 oder 46,7 v. H. durch zu schnelles Fahren oder Unterlassen des Hupezeichens veranlaßt, 220 durch ungeschicktes oder vorschriftswidriges Fahren. In 1266 Fällen lagen andere oder nicht angegebene Gründe vor.
Peking, 10. Juni. 5 Automobile, 3 französische, 1 holländisches und 1 italienisches, die sich an der Wettfahrt von Peking nach Paris beteiligen, sind heute abgefahren. Bei der Abfahrt wären der französische, der amerikanische und der
österreichisch-ungarische Gesandte, sowie fast alle ausländischen Geschäftsträger anwesend.
Barcelona, 8. Juni. Als in der Vorstadt Pueblo Nuevo der Luftballon Cierzo aufsteigen wollte, in dem der Graf Mendoza Cotinas, seine Gemahlin, ein Bruder und ein Freund Platz genommen hatten, erboten sich Arbeiter, beim Loslassen des Ballons zu helfen. Zwei junge Burschen hatten sich hiebei in die Taue verwickelt und wurden vom Ballon mit in die Höhe gerissen. Dem einen gelang es, sich am Tau herabgleiten zu lassen. Der andere klammerte sich fest und stürzte, als ihn die Kräfte verließen, aus einer Höhe von 300 m auf die Straße, wo er tot liegen blieb. Der Ballon schnellte dadurch derart plötzlich in die Höhe, daß die Insassen des Ballons beinahe ebenfalls verunglückt wären.
Aus der Schweiz, 10. Juni. Das Projekt des Baues einer Rhone-Talsperre wird gegenwärtig von den drei Ingenieuren Blondel, Harle und Mahle mit großem Eifer betrieben, um von der Talsperre aus die Stadt Paris mit elektrischer Kraft zu versehen. Man hat hiefür eine unter dem Namen Gresin bekannte Oertlichkeit bei Bellegarde, unweit der Schweizergrenze, ausersehen, wo die Rhone auf einer längeren Strecke durch eine enge Schlucht fließt und selbst bei Niedrigwasser noch eine Wassermenge von 130 kbm in der Sekunde besitzt. Durch Herstellung eines Querdamms von 33 Meter Höhe würde hier eine Wassermenge von 2000 000 llbm aufgestaut werden können, die genügen würde, um für Paris den Gesamtbedarf an Betriebskraft zu liefern. In ähnlicher Weise wie am Niagarafall würde an dieser Stelle ein Kraftwerk angelegt werden, das eine Stromstärke von 60000 Volt entwickelt. Der Strom soll mittels einer 400 km langen oberirdischen Leitung nach Paris überführt werden, wo er durch Transformatoren in Arbeitsstrom umgesetzt werden wird. Vom technischen Standpunkt aus betrachtet bestehen gegen die Ausführung dieses Planes keine Bedenken, obschon gegenwärtig noch niemand Vorhersagen kann, wie hoch die Verluste an Strom in einer so langen oberirdischen Leitung sich stellen werden. Die Kosten einer solchen Anlage werden auf 60 Millionen Fr. veranschlagt, doch hofft man auf diese Weise den Preis einer Kilowattstunde, der sich in den Pariser Kraftwerken jetzt auf 12—15 Cts. stellt, für die größeren Abnehmer auf 7 Cts. ermäßigen zu können.
Württemberg.
Stuttgart, 11. Juni. Die Zweite Kammer hat heute nachmittag die Beratung über den Etat des Innern beim Kapitel 42, Flußbau, fortgesetzt. Auf eine Anfrage des Abg. Mattutat (Soz.) teilte Minister v. Pischeck mit, daß in der Frage der Donau-Versickerung im Oktober vor. Js. an die badische Regierung auf Grund der Erfahrung, daß die Versickerung sich ständig vermehrt, das Ersuchen gerichtet wurde, die Hand zur Lösung der Frage zu bieten. Die im März dieses Js. erfolgte Antwort fei leider nicht günstig ausgefallen; die badische Regierung anerkenne zwar die vorhandenen Uebelstände, erklärt aber, da es sich um Naturvorgänge handle, nichts tun zu können. Bei Kap. 35, Förderung der Hagelversicherung, wurde der Nordd. Hagelversicherungsgesellschaft Anerkennung gezollt und die segensreiche Wirkung des mit dieser Gesellschaft abgeschlossenen Vertrags betont. Nur der Abg. Keßler (Ztr.) wünschte eine Landeshagelversicherungsanstalt, auf welchen Vorschlag aber Minister v. Pischek nur eingehen wollte gegen eine Garantie Keßlers dafür, daß es in den nächsten 10 Jahren nicht hagelt.
Stuttgart, 9. Juni. Die Deutsche Partei veranstaltete heute nachmittag bei Leuze in Berg