das momentane Bedürfnis berechnet sein, während I das zukünftige Bedürfnis sehr viel weiter geht. Die Bevölkerungsziffer Stuttgarts ist in rapidem Steigen begriffen, sie hat sich in den letzten Jahrzehnten mehr als verdoppelt. Es ist wohl selbstverständlich, daß die geplante Wasserversorgung in weiser Voraus­sicht die rasche Bevölkerungszunahme einschließt und Stuttgart für alle Zeiten sicher zu stellen sucht. Darauf weist der Umstand hin, daß Stuttgart sich nicht mit den sogen. Lappachquellen im oberen Enztal begnügt, sondern bestrebt ist, ganz im Stillen alle noch verfügbaren, im Besitz von Privaten, Gemein­den und Staat befindlichen Quellen von Bedeutung in seine Gewalt zu bekommen. Es ist also irre­führend, wenn nur von einer Wasserentnahme von 300 Sekundenliter gesprochen wird. Das mag für jetzt, nicht aber für die Zukunft zutreffen. Man täusche sich nicht! Der Wasserbedarf Stuttgarts wird sich Jahr für Jahr rapid steigern und schließ­lich eine Menge darstellen, die die von uns bereits geschilderte verderbliche Schädigung des gesamten Erwerbslebens sicher im Gefolge haben wird. Die abgeleitete Wassermenge ist für die Nutzbarmachung einfach verloren und es wird auch eine Talsperre dafür keinen Ersatz bieten, ganz einfach deshalb, weil der Wasserüberschuß von der Schneeschmelze nicht von der angeblichen Bedeutung ist. Die Notiz behauptet weiterhin, die Wasserentnahme von 300 Sekundenliter stelle nur 4,9 °/o der im Einzugsgebiet vorhandenen Wassermenge dar. Stuttgart rechnet also mit dem Vorhandensein einer Waffermenge von 6120 Sekundenliter oder 6,1 cbm. Worauf sich diese Behauptung stützt, vergißt die Notiz leider zu sagen. Dieser Prozentsatz mag in einem unteren Teil des Enzlaufs zutreffen, nicht aber bei Neuenbürg und weiter oben. Die amtlichen Wassermessungen, die in dem Verwaltungsbericht der K. Minist.-Abteil- ung für Straßen- und Wasserbau von t 895/06 und 1896/07 veröffentlicht sind, reden eine andere Sprache. Darnach beträgt derabsolut niederste Wafferstand" bei Calmbach 0,6 cbm, bei Birkenfeld 1,4 cbm, dergemittelt niederste Wasserstand" bei Calmbach 1,9 cbm, bei Birkenfeld 3,0 cbm, dergemittelt mittlere Wasserstand" bei Calmbach 3,0 cbm, bei Birkenfeld 4,5 cbm. Diese Wassermessungen der geplanten Wasserentnahme von 300 Sekundenliter zu Grunde gelegt, ergeben einen ganz anderen Pro­zentsatz, als ihn die Notiz darzustellen beliebt. Im übrigen hüllt sich die Notiz über die Pläne Stutt­garts in Schweigen. Sie betont am Schluß aus­drücklich, daß die Pläne den Enztalgemeinden nicht zugänglich gemacht worden seien und daß es irrtüm­lich sei, wenn diese Gemeinden sich mit den Plänen beschäftigt hätten. Wir sind im Gegensatz zu dieser etwas sonderbaren Auffassung der Ansicht, daß wenn die Pläne Stuttgarts wirklich so harmlos sind, wie sie dargestellt wurden es Pflicht der Stadt Stuttgart gewesen wäre, den Enztalgemeinden ihre Pläne offen und ehrlich darzulegen. Statt dessen weiß man nur, daß Stuttgart mit Regier­ungsbehörden Verhandlungen in der Sache führt, aber geflissentlich bemüht ist, diese Verhandlungen der Oeffentlichkeit vorzuenthalten. Daß dadurch Mißtrauen erregt und die Gemeinden zu ihrem

Vorgehen geradezu gezwungen werden, ist klar. Man kann von ihnen nicht erwarten, daß sie ge­duldig zusehen, bis ihnen die Zipfelmütze über die Ohren gezogen ist. L.

):( Neuenbürg, 9. Juni. Nachdem der Turn­platz nunmehr hergerichtet worden ist und dem Gesuch des Turnvereins bei den bürgerlichen Kollegien um Erstellung von Geräten auf demselben entsprochen worden ist, sind dieselben in letzter Woche erstellt worden. Dieselben wurden bekanntlich bei der Be­sichtigung der Turnhalle im Jahre 1902 durch Turnprofessor Keßler als zweckdienlich erachtet und es ist die Erstellung derselben mit Freuden zu be­grüßen, zumal ja dem Turnunterricht in den Schulen nach dem neuen Lehrplan mehr Aufmerksamkeit ge­schenkt wird. Durch die Erstellung der Geräte ist dem Turnplatz dadurch der richtige turnerische Cha­rakter verliehen worden und es mögen dieselben für unsere Jugend ein Mahnzeichen zu turnerischer Arbeit sein und bleiben.

Wildbad, 6. Juni. Vor einiger Zeit wurden die hiesigen Volksschüler von dem Dentisten Zittel auf den Zustand ihrer Zähne untersucht. 196 Knaben und 189 Mädchen stellten sich freiwillig zu der in dankenswerter Weise kostenlos vorgenommenen Untersuchung. Das Ergebnis war leider ein sehr wenig günstiges. Eigentlich hatten nur 2 Knaben im Alter von 13 Jahren und zwei Mädchen ein vollständig einwandfreies Gebiß. Dentist Zittel hat sich bereit erklärt, diese Untersuchung halbjährlich zu wiederholen.

Vom Hagenschieß, 6. Juni. Es wurde be­richtet, daß eine Wilderergesellschaft von 7 jungen Goldarbeitern aus der an der bad. Grenze gelegenen kleinen Teilgemeinde von Wurmberg, Neu-Bärental, seit mehreren Jahren in dem bad. Domänenwald Hagenschieß und den benachbarten Gemeinde- und württ. Staatswaldungen ihr Unwesen getrieben haben. Ohne von den Landjägern, Forstwarten und Jagd­aufsehern weiter gestört worden zu sein, haben die Burschen an Sonn- und Festtagen förmliche Treib­jagden veranstaltet. Sie sollen so gegen 30 Rehe gewildert haben. Schließlich geriet dieJagdgesell­schaft" aber miteinander in Streit und einer derselben berichtete. Verhaftungen, Hausdurchsuchungen usw. fanden statt und förderten so viel Belastungsmaterial zutage, daß nunmehr der interessante Fall vor dem Schöffengericht Maulbronn seine Erledigung durch Verurteilung der Schuldigen zu empfindlichen Geld- und zwei bis dreimonatlichen Gefängnisstrafen finden konnte. Hiezu kommen noch die hohen Gerichtskosten und die Rechtsanwaltsgebühren, sowie das Futter­geld für 3 in Beschlag genommene Hunde, die vom Gericht einem Forstwarl übergeben worden waren. Wahrhaftig ein teures Rehfleisch!

Vermischtes.

Tanzende Vögel. So seltsam die Bezeichnung tanzende Vögel klingen mag es gibt solche, die in Amerika leben. Sie versammeln sich stets an demselben Ort, um ganz eigentümliche Tanzschritte vorzunehmen, die sie mit ihrem gewöhnlichen Zwit­schern begleiten. Manchmal allerdings gesellt sich

ein richtiges Instrumental-Orchester dazu; die Tier­chen schlagen nämlich mit den Flügeln, summen, be­arbeiten die Zweige und bringen so ein Geräusch hervor, das dem Trommelwirbel nicht unähnlich klingt. Ein englischer Reisender, Bigy Wither, be­richtet, daß seine Aufmerksamkeit eines Morgens, als er einen Wald Brasiliens durchstreifte von einem eigentümlichen Vogelzwitschern erregt wurde. Mit ungeheurer Vorsicht schlich er sich ins Gebüsch und erreichte ein Terrain am Rande einer kleinen Licht­ung. Dort saßen teils auf Sträuchern, teils auf kleinen Erdhügeln eine ganze Schar niedlicher, kleiner Vögel mit blau und rötlich schimmernden Gefieder. Einer von ihnen saß unbeweglich auf einem Zweig und trillerte vergnügt, während die andern mit Flügeln und Füßen einen regelrechten Tanzschritt ausübten. Man hätte es für einen richtigen Vogel­ball halten können, doch der indiskrete Reisende machte plötzlich eine unvorsichtige Bewegung, die das reizende Intermezzo störte. Ein anderer Tänzer im Vogelreich ist der schwarze Ibis, der in Patagonien zu Hause ist. Obwohl er so groß und dick wie ein Truthahn ist, gefällt er sich doch auch in einem leidenschaftlichen Tanz, den er gewöhnlich abends nach der Mahlzeit zu seiner eigenen Belustigung zum besten gibt.

Aus einer Schweizer Schule erzählt man: Der Lehrer schreibt an die Tafel:Mann Vesuv Geld" und befiehlt, mit diesen Worten einen Satz zu bilden. Allgemeines Kopfzerbrechen. Endlich aber hebt ein kleinesBübeli" den Finger in die Höhe und zeigt in freudiger Erregung oie Frucht des tiefen Nachdenkens:Der Mann ver- suvt sein Geld."

Letzte Nachrichten u. Telegramme

Paris, 9. Juni. Die Zahl der Teilnehmer an der Winzerkundgebung in Montpellier wird auf nicht weniger als 600 000 angegeben. Ueber 200 Eisenbahnzüge langten seit gestern in Montpellier an. Die Mehrzahl der Manifestanten traf jedoch zu Fuß und im Wagen daselbst ein. Die Winzer marschierten nach Gemeinden geordnet in geschlossenen Zügen, an deren Spitzen Tafeln mit Inschriften, wie z. B.Nieder mit den Poli­tikern" u. s. w. getragen wurden. Der Bischof von Montpellier gestattete, daß die Kirchen nachts ge­öffnet bleiben, damit daselbst den Winzern Unter­kunft gewährt wird.

Paris, 9. Mai. In Tourcoing veranstalteten heute 2000 Katholiken vor der Kirche eine Kund­gebung, um gegen das von dem sozialistischen Bürgermeister gegen die Abhaltung von Prozessionen erlassene Verbot zu protestieren. Die Gendarmen trieben die Menge auseinander. Mehrere Personen wurden verwundet, 25 verhaftet, darunter 1 Priester.

müssen um noch Aufnahme zu finden längstens morgens 8 Uhr aufgegeben werden.

DM" Größere Anzeigen mittags zuvor (nicht erst abends).

Anzeigen

klnttllch« Bekanntmachungen unS Privat-Knzsigen.

Neuenbürg.

Der heurige Heugrasertrag

auf den nachgenannten städtischen Wiesen wird am nächsten Donnerstag, den 13. ds. Mts. öffentlich versteigert. Nachmittags 6 Uhr:

Wiese beim Elektrizitätswerk im Meßgehalt von 53 ar.

Nachmittags 6 ff- Uhr:

Wiesen in den Schnaizwiesen im Meßgehalt von zusammen 89 ar.

Zusammenkunft um 5^ Uhr am Elektrizitätswerk. Be­merkt wird, daß der Ertrag der Schnaizwiesen bis 31. Juli ds. Js. in der vorhandenen Scheuer aufbewahrt werden kann. Den 8. Juni 1907. Gemeinderat:

Vorstand S tirn.

He« «. Öhmdgras Versteigerung.

Am Montag, den 17. Juni t. I.,

vormittags ffslO WHr

werden wir das Graserträgnis der der Stadtgemeinde Pforz­heim gehörigen Wiesen im Grüßet» und Enztal öffentlich versteigern. Zusammenkunft bei der Aufseherwohnung.

Pforzheim, den 7. Juni 1907.

Wasserwerksverwaltnng.

D e t t l i n g.

K. Forstamt Neuenbürg.

Kkigh»lz-NrrNa»s

am Dienstag, 18. Juni 1907, vormittags 10 Uhr in Dennach

(Rathaus) aus Staatswald Buch, Frauenwäldle, Leimenloch. Horntannhalde, Hummelstein, Engentürle, Tröstbachhalde und Dachsbau:

Eichenanbr.: 2 Rm.; Buchen: Scheiter 47 Rm., Anbruch 495 Rm., Reisprügel 65 Rm.; Birkenanbr.: 10 Rm.; Nadelholz: Rm.: 6 Roller, 8 Scheiter, 9 Prügel, 429 Anbruch, 6 Reisprügel.

K. Forstamt Calmbach.

Bekanntmachung.

Das Wildbad-Dobler-Sträßchen ist wegen Wegbaus innerhalb der Abtlg. Pflanzgarten des Staatswalds Eiberg für Fuhr­werke nicht passierbar.

K. Forstamt Calmbach.

Gras-Uerkauf.

Der Heu« u. Oehmdgras» ertrag der staatlichen Wiesen im Eyachtal wird am Sams­tag, den 15. Juni 1907 auf

dem Halm versteigert.

Zusammenkunft morgens '/s9 Uhr bei der Pflugwirtswiese im unteren Tal.

Loffenau.

findet am Sonntag, de» 16. Juni, vormittags von

r/s ll bis r /2 12 Uhr in der Kirche statt.

Namens der Wahlkommisston: Pfarrer Lutz.

BezirkMM für Bienenzucht Neuenbürg.

Den Mitgliedern zur Nachricht, daß der Verein dem Herrn Nagelschmied in

Neuenbürg, die Niederlage für Kunstwaben und Bienengeräte übertragen hat.

Lieferanten sind die HH. Fr. Offner in Großsachsenheim und Chr. Graze von Endersbach.

Bestellungen auf Bieneuwohuungen wollen bis 15. d. M. eingereicht werden.

Den 8. Mai 1907. I. A.:

K. Schumacher, Kassier.