Ein Millionenschwindler. Wie aus New- Dork gemeldet wird, sind die dortigen angesehensten Juweliere von einem raffinierten Schwindler um Summen geprellt worden, die etwa eine Million betragen. In der vornehmsten Gesellschaft war der Schwindler ein gern gesehener Gast, eine Reihe der bekanntesten Millionäre lebten mit ihm in bester und naher Freundschaft, er galt als Mäcen und Kunst­liebhaber und kein Mensch ahnte, daß man es mit einem abgebrühten Spitzbuben zu tun hatte. Ed­ward Bo eck ist als der Sohn eines polnischen Ad­ligen und einer Amerikanerin in China geboren; hier spielte er auch bei der Verteidigung der Gesandt­schaften in Peking während des Boxeraufstandes eine hervorragende Rolle. Er spricht chinesisch und japanisch und sechs andere Sprachen fließend, und als Prinz Pu Lun bei der Weltausstellung von St. Louis das Kommissariat für China übernahm, wurde Boeck bald seine rechte Hand, und als in­offiziellen Vertreter Chinas öffneten sich ihm die exklusivsten Salons der neuen Welt. Er wußte seine Stellung, sein tadelloses Benehmen, seine gesellschaft­liche Beliebtheit auch auszunutzen und übernahm es, unter der Hand allerlei Juwelenkäufe und -Verkäufe zu vermitteln. Millionäre führten ihn bei den Ju­welieren ein und kein Mensch brachte ihm Mißtrauen entgegen. Damen, die ihre Juwelen verkaufen wollten, baten Boeck um seine Hilfe; Juweliere ver­trauten ihm ihre Pretiosen an. damit er sie weiter­vergäbe. Eine Weile ging alles gut; allein eines schönen Tages verschwand Boeck von der Bildsläche. Er vergaß es in der Eile nicht, alle Pretiosen teils zu verschleudern, teils mitzunehmen. Heute sitzen die schönen Amerikanerinnen, die ihm ihre Edelsteine gaben, da und ringen die Hände und die Juweliere ballen die Faust. Aber die Polizei hat Boeck einst­weilen nicht ausfindig machen können, und Len Ver­trauensvollen bleibt voraussichtlich das Nachsehen. Der Schwindler hinterläßt dabei auch eine Braut, die Tochter eines reichen Stahlmagnaten aus Pitts­burg. Die junge Dame traf ahnungslos in New- Aork ein, um ihren zukünftigen Gemahl zu besuchen; allein sie erfuhr nun, daß Boeck längst verheiratet war und daß ein Schwindler sie genarrt. Und es fiel ihr bitter ein, daß sie ihrem Bräutigam erst kürzlich mit 400 000 Mk. aus einermomentanen Verlegenheit" geholfen hatte.

(Reisend mit viel schönen Reden.") Ein Leser erzählt der Frkf. Ztg.: Dieser Tage befragte ich mein Töchterchen, wie es ihm am Morgen in der Schule ergangen sei:Gut", sagte es,ich habe im Diktat nur einen Fehler gehabt!" Ich erwi­derte:Du sollst aber gar keinen haben!"Ja­wohl, aber der Lehrer hat gesagt, der Fehler habe nichts zu bedeuten, weil ihm ein Mißverständnis zu­grunde liege." Nun wurde ich neugierig:Was hast du denn geschrieben?"Reisend mit viel schönen Reden!"

Neues von Serenissimus. Ein Treiber war so unvorsichtig gewesen, sich von Durchlaucht einen Schrotschuß in die Waden jagen zu lassen. Der Leibarzt hat die Körner zwar tunlichst heraus­geschnitten; der treue Kindermann meint aber, vor­sichtshalber solle man doch die Beine des Mannes Mit L-Strahlen durchleuchten. Da tritt indigniert Serenissismus dazwischen:Aeh, äh, lieber Kinder­mann, mit ^-Strahlen? Sie sehen doch, daß der Mann äh ausgesprochene äh, äh, O-Beine hat!"

Die schlechte Ernährung der Läufer­schweine. Nach dem Entwöhnen dürfen die jungen Schweine durchaus nicht schlecht gehalten werden, sondern bedürfen noch immer bis zum Alter von 6 Monaten sorgfältiger Fütterung und Pflege: Be­wegung in freier Luft, Reinhalten des Stalles, be­stimmte Zahl von Futterzeiten (wenigstens 4 im Tag) und pünktliches Einhalten dieser Zeiten, kleine Por­tionen, richtige Stalltemperatur, trockene und dichte Einstreu, süße Vollmilch, erst allmählich abgerahmte und noch viel allmählicher saure Milch, Getreide­schrot, Gerstenkörner?, Leinkuchen, Molken. Werden entwöhnte Schweine nicht in jeder Hinsicht gut ge­halten, so wachsen sie sehr langsam, werden flach- rippig und scharfrückig und schlecht in den Muskeln. Bei Stallhaltung ohne Bewegung kommen noch allerhand Krankheiten dazu, an denen die Schweine langsam zugrunde gehen. Uebrigens wissen viele Schweinezüchter gar nicht einmal, wie schlecht ihre Schweine sind und meinen, wenn sie nurenglisches Blut" haben, brauchten sie sich um gute Fütterung und Pflege nicht zu kümmern.

Farbe und Geschmack des Eidotters. Am feinsten ist der Geschmack der Eier, die einen hoch­gelben oder orangeroten Dotter haben. Die Farbe des Dotters richtet sich nach dem Futter; namentlich ist der freie Auslauf der Hühner von gutem Ein­fluß, weil denselben dabei Gelegenheit gegeben ist, Würmer, Kerbtiere rc. aufzunehmen und auch sonst eine Auswahl in den Futterstoffen zu treffen, na­mentlich bezüglich der Pflanzen. Dunkle Dotter­färbung erreicht man namentlich durch Hafer, wäh­rend man bei Weizen-, Gerste- und Maisfütterung blasse Färbung erhielt. Eichelfütterung ergibt hoch­rote Dotter. Bei Haltung der Hühner in geschlos­senen Gehöften ohne freien Auslauf muß man durch Fleisch-, Knoschenschrot- und Grünzeuggaben das Fehlende zu ersetzen suchen. Der Geschmack der Eier ist abhängig von ihrem Fettgehalt und Gehalt an ätherischen Oelen. Es wurden zu gewöhnlichem Futter die bekanntlich ölhaltigen Samen von Fenchel, Anis, Dill, rotem Pfeffer, Kümmel und Brennesseln neben reichlichem Grünfutter gegeben. Der Wohl­geschmack der Eier erhöhte sich bedeutend, auch erhielt der Dotter eine dunkelgelbe bis rötliche Färbung. Durch reichliche Zwiebelfütterung an Hühner er­hielten die Eier nach sehr kurzer Zeit einen Zwiebel­geschmack. Bei Verabreichung von sehr eiweißhal­tigem Futter erhielt man wohlschmeckende Eier und schmackhaftes Fleisch.

(Ein Bubenstreich.) Ein Friseur hatte eine Hühneraugentinktur erfunden und brachte deshalb ein Schild an seinem Laden an mit der Aufschrift: Hühneraugenwasser! Tags darauf hatte ein Spaß­vogel durch Ueberstreichen eines Buchstabens eine kleine Veränderung vorgenommen, und nun hieß es: Schon nach dreimaligem Gebrauche ein Hühnerauge mehr!

(Die Woche.) Reisender:Entschuldigen Sie, Herr Nathan, daß ich am Sonnabend komme. Mein Name ist Sonntag, ich vertrete das Haus Montag." Prinzipal:Da kommen Sie lieber am Mittwoch wieder, das ist mein Dienstag, während der Donners­tag für mich als Freitag gilt."

sEnragiert.) Der Meier ist ein so eingefleischter Vegetarianer, daß er nur auf einem Sofa liegt, das nicht mit Roßhaar, sondern mit Seegras gefüllt ist.

Letzte Nachrichten u. Telegramme»

München, 2. Juni. Die englischen Jour­nalisten sind heute vormittag um 9ftr Uhr nach angenehmer Fahrt bei gutem Wetter hier eingetroffen. Der Vorsitzende desMünchener Journalisten- und Schriftsteller-Vereins", Dr. Georg Hirth, hieß die Gäste herzlich willkommen, worauf sie in Automobilen in ihre Absteigequartiere fuhren. Um lOftr Uhr fand im Künstlerhause der eigentliche Empfang der englischen Gäste statt. Nachmittags 4 Uhr fand im Prinzregenten-Theater zu Ehren der englischen Jour­nalisten eine Festvorstellung statt. Gegeben wurde Richard WagnersTannhäuser". Abends fand im Rathause ein Festbankett statt, an dem u. a. die Minister Podewils und Miltner, der englische Mi­nisterresident und ein großer Teil der Künstler- und Schriftstellerwelt Münchens teilnahmen. Oberbürger­meister Brünn er toastete auf König Eduard, Eller­thorpe vom Daily Telegraph auf den Prinzregenten und auf Kaiser Wilhelm.

München, 2. Juni. Heute nachmittag um 1?ft Uhr empfing der Prinzregent im Residenz­schloß die englischen Journalisten und ließ sich mehrere derselben vorstellen. Der Prinzregent er­kundigte sich eingehend nach den Zuständen der englischen Presse. Später wurden noch mehrere Herren von dem Münchener Empfangsausschuß dem Prinzregenten vorgestellt, ferner Chefredakteur Dr. Diez-Stuttgart als Führer der württembergischen Begrüßungsdeputation.

Berlin, 3. Juni. Die organisierten Putzer und Putzerträger Groß-Berlins beschlossen gestern in Versammlungen, die Arbeit niederzulegen. Der Kampf im Berliner Baugewerbe erfährt dadurch eine neue Verschärfung.

Straßburg, 2. Juni. Am Donnerstag den 6. Juni finden in den Morgenstunden in den meisten größeren europäischen Städten internationale wissen­schaftliche Ballonaufstiege statt. Es werden Drachen, bemannte oder unbemannte Ballons auf­steigen. Der Finder eines jeden unbemannten Ballons erhält eine Belohnung, wenn er der jedem Ballon beigegebenen Instruktion gemäß den Ballon und die Instrumente sorgfältig birgt und an die angegebene Adresse sofort telegraphisch Nachrichtsendet.

Salzburg, 2. Juni. Heute früh entgleiste ein Personenzug zwischen Bischofshofen und Hüttau, da das Gleise unterwaschen war. Die Maschine und der Tender stürzten ab. Der Maschinenführer dürfte unter der Maschine liegen. 2 Bahnbeamte und 5 Passagiere wurden leicht verletzt.

Niemes, 2. Juni. Mehr als 200 000 Winzer, die des Nachts aus der Umgegend hier eingetroffen waren, veranstalteten heute eine Kund­gebung gegen die Weinfälschungen. Sie durch­zogen unter Vorantritt von Musikanten und Voran­tragen von Bannern mit Inschriften die reich beflaggte Stadt. Der Führer der Bewegung, Marcellin Albert, wurde stürmisch begrüßt. Nach dem Marsch durch die Stadt wurden von den Führern der Winzerbewegung Reden gehalten. Albert sprach über den Notstand der Süddeparte­ments, die, wenn man ihre Stimme nicht hören wolle, andere Töne finden würden, um sich Gehör zu verschaffen. Zwischenfälle ereigneten sich nicht.

Amtliche Bekanntmachungen unS Privat-Anzeigen.

Bekanntmachung des Ministeriums des Jnnnern, betr. Maßregeln gegen die Maul« u. Klauenseuche.

Mit Rücksicht auf den gegenwärtigen Stand der Maul­und Klauenseuche werden mit Wirkung vom 1. Juli ds. Js. an Stelle der bisherigen Maßnahmen folgende Anordnungen getroffen:

1) Der Handel im Umherziehen mit Wiederkäuern und Schweinen wird bis 30. Juni ds. Js. einschließlich auf Grund des § 56 b Abs. 3 Gew.-Ordn. (Reichs-Gesetzbl. 1900 S. 871) sowie unter Hinweisung auf § 148 Ziff. 7 u dieses Gesetzes und Z 328 St.-G.-B. in einem Umkreis von 12 km um jeden Seuchenort, gemessen in der Luftlinie, untersagt. Die in Be­tracht kommenden Gebiete sind von den beteiligten Oberämtern im Bezirksamtsblatt bekannt zu geben und den Nachbarober­ämtern mitzuteilen. Unter das Verbot fällt auch das Auf­suchen von Bestellungen seitens der Händler ohne Mitführung von Tieren außerhalb ihres Niederlassungsorts.

2) Die Abhaltung von Rindvieh- und Schweinemärkten istAsoweit nicht örtliche Verhältnisse weitergehende Verbote an­gezeigt erscheinen lassen, in den unter die Ziffer 1 fallenden Gebieten mit Ausnahme des Schlachtviehmarkts im Schlachthaus zu Stuttgart von den Oberämtern auch fernerhin zu verbieten.

3) Unter polizeiliche Beobachtung auf die Dauer von 14 Tagen sind von den Oberämtern alle von Händlern und von Landwirten aus den verseuchten württemb. Bezirken, aus dem Großherzogtum Baden mit Ausnahme der von württ. Gebiet rings umschlossenen badischen Landesteile, aus Elsaß-Lothringen, sowie aus dem bayerischen Kreis Schwaben eingeführten Trans­porte von Wiederkäuern und Schweinen zu stellen. Am 1. Juni haben in Württemberg als verseucht noch die Oberämter Leutkirch und Nagold zu gelten.

Stuttgart, den 28. Mai 1907. Pischek.

Krkinnti»ichi«g.

Auf der Schweinezuchtstation in Sindlingen sind wieder angekört worden 14 männliche und 20 weibliche Ferkel.

Bestellungen seitens der Mitglieder des landw. Bezirks- Vereins nimmt Hr. Vereinskassier Böpple entgegen. Der Preis pro Zwei-Monat-Alter und pro Stück beträgt 32 für die männlichen und 26 ^ für die weiblichen Tiere.

Neuenbürg, den 3. Juni 1907.

Der Vorstand des landw."Bezirks-Vereins.

, > Oberamtmann Hornung.

Neuenbürg.

Taglöhner-Gesuch

für dauernde Beschäftigung bei gutem Lohn in meine Gießerei. Ferner suche solide

Arbeitrr

zum Anlernen in meine Metall» Poliererei bei spät. hoh. Verdienst. Ilriedv. Wakdbarrer.

Unterniebelsbach.

Abbitte.

Die beleidigenden Worte, die ich gegen Friedrich König, Postbote, imWaldhorn" in Oberniebelsbach ausgesprochen habe, nehme ich hiermit reu­mütig zurück.

Friedrich Hermann, Bauer.