vermischtes.

Vom Boden see, 2. Mai. Eine große Halle aus Eisen baut Graf Zeppelin jetzt mit der ihm vom Reiche bewilligten '/s Million Mark bei Fried­rich sh afen. Mit Staunen werden im Sommer die Reisenden von den Bodenseedampfern die Eisen­halle im Wasser betrachten.

Eine eigentümliche Manier zur Absendung einer Postanweisung brachte ein Arbeiter in Neckarsulm zur Anwendung. Er warf nämlich die Anweisung in einen Briefschalter, das Geld warf er in den Briefeinwurf im Postamt. Bei ihrer bekannten Fin­digkeit beförderte die Post die Anweisung dennoch.

Edelweiler, 6. Mai. Letzten Sonntag mittag wurde hier der erste Bienenschwarm gefaßt, ge­wiß eine Seltenheit. Auch die Obstbäume sind schon ziemlich vorangeschritten, so daß sich jeder auf eine gute Obsternte sehnt und freut.

Stuttgart. lLaudeSProdutteubörse.l (Bericht vom 6. Mai.) In Nordamerika haben die sichtbaren Vor­räte wohl zugenommen, aber eine Rückwirkung aus die Preise hat dieser Umstand bis jetzt nicht auszuüben ver­mocht. Die abnehmenden, nicht mehr belangreichen in­ländische» Znsuhren fanden raschen Absatz bei sehr guten Preisen. Dagegen wird seitens der heimischen Mühlen noch immer über unlohnende Mehlpreise geklagt. Nach Futter­stoffen herrscht fortgesetzt lebhafte Frage. Mehl- Preise per 100 KZ inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 30 Mk. bO Pfg. bis 3l Mk. 50 Pfg., Nr. t: 29 Mk. - Psg. bis 30 Mk. Pfg., Nr. 2: 27 Mk. 50 Psg. bis 28 Mk. 50 Psg., Nr. 3: 26 Mk. - Pfg. bis 27 Mk. Psg., Nr. 4: 24 Mk. Psg. bis 25 Mk. Psg. Suppengries 30 Mk. 50 Psg. bis 8t Mk. 50 Pfg. Kleie 10 Mk. Pfg. (ohne Sack:.

Äus LtaSI. Bezirk uns Amgedung,

Neuenbürg, 9. Mai. Das war heute ein richtiger Frühlings sonntag, dieses Himmelfahrts­fest mit Hellem Sonnenschein und fast schon zu großer Wärme, und was sich zu Ostern an Frühjahrs­toiletten zu früh herausgewagt hatte, konnte sich heute mit Recht im schönsten Licht zeigen. Das prächtige Wetter, das uns seit letzten Sonntag auf eine lange unfreundliche Witterung hin plötzlich beschert worden ist, hat das Angesicht der Erde wieder in einer Weise verändert, die wunderbar anzuschauen ist. Wohin das Auge sieht, gewahrt es nichts als zartes Grün und duftige Blüten. Die grünenden Wiesen und Saatenfelder und all die Blütenherrlich­keit der Kirsch- und Birnbäume, das ist ein wahres Labsal für Auge und Herz. Der Himmelfahrtstag ist von jeher ein wanderlustiger Tag, und, da das Wetter so zu Ausflügen verlockend, wie heute, war es auch nicht zu verwundern, daß die Städter hinaüs- zogen über Berg und Tal. Einen solchen Strom von Ausflüglern, namentlich aus Pforzheim, haben wir bis jetzt nicht beobachtet. In ganzen Vereinen und Scharen kamen sie ins Tal und zogen über die Gegend vom Enz- u. Naaoldtal bis ins Pfinz- und Albtal hinüber. Die überfüllten Abendzüge der Bahn gaben ein sprechendes Bild davon. Auch die hiesige Feuerwehr versammelte sich früh '/s6 Uhr, um unter den Klängen der Feuerwehrmusik ihren Ausflug in unsere Waldorte auszuführen, während der Liederkranz vor seiner Wanderung über die Schwärmer Warte Nach Ottenhausen-Arnbach den stimmungsvollen Chor

Der heil'ge Mamerz Hat von Eis ein Herz.

Pankratius hält den Nacken steif,

Sein Harnisch klirrt von Frost und Reif,

Servatius Hund der Ostwind ist,

Hat schon manch' Blümlein totgeküßt.

Wenn wir nunmehr zu der rein meteorologischen Erscheinung der drei Gestrengen übergehen, kommen wir etwa zu den nachstehend kurz skizzierten Schlüssen: Der Kälterückschlag, der sich an den Tagen der Gestrengen Herren" so unangenehm bemerkbar wacht, tritt besonders heftig in Zentraleuropa auf. Namhafte Meteorologen haben dieses eigenartige Phaenoman zu ergründen gesucht und sind dabei zu den verschiedensten Resultaten gekommen. Im all- gemeinen wird den sich zu dieser Zeit fast regel­mäßig einstellenden nördlichen Winden die Haupt­schuld an dem Sinken der Temperatur beigemessen. Vom Südosten Europas her, wo das Kontinental­klima am ausgesprochensten ist, hebt langsam die Erwarmung an, um im Verein mit der zur selben Zeit im Nordwesten unseres Erdteils eintretenden Depression zwei meteorologische Erscheinungen, die sich etwa in Mitteleuropa treffen die kalten Tage in diesen Gegenden zu schaffen. Man kann also gewissermaßen sagen: die sommerliche Erwärm­ung im Südosten Europas erhitzt und verdünnt da­durch zugleich die Luftschicht. Kalte Luftschichten aus dem Norden und Nordwesten unseres Erdteils strömen mit ziemlich rapider Vehemenz dorthin, wo sich die Luft verdünnt hat, um den physikalischen Druckausgleich zu schaffen. Ueberall dort aber, wo

Das ist der Tag des Herrn" und ein duftiges Frühlingslied zum besten gab. Der Schwarz­waldverein wählte seinen diesmaligen Mittags­ausflug nach Maulbronn.

Neuenbürg. Der Termin für die allgemeine Berufs- und Betriebszählung ist vom Bundes­rat auf den 12. Juni d. I. festgesetzt worden. Die Zählung findet im Sommer statt, um die deutsche Volkswirtschaft in möglichster Entfaltung aufzu­nehmen. Auch die früheren Erhebungen fielen in den Juni. Wegen der großen Arbeiten und Kosten können die Berufs- und Betriebszählungen nur selten stattfinden. Bisher sind überhaupt nur zwei, die erste 1882, die zweite 1895 vorgenommen. Seit der letzten hat sich das Erwerbsleben besonders schnell entwickelt. Zweifellos wird deshalb die Statistik große Veränderungen in der deutschen Volkswirtschaft aufweisen.

Pforzheim, 8. Mai. Von herrlichem Wetter begünstigt und hochbefriedigend war am Sonntag die Gauturnfahrt des Pforzheimer Turngaus ins Murgtal. Die Natur hatte ihr schönstes Kleid angelegt, das saftige Grün der Buchenwälder und die Blütenpracht der Obftbäume im Murgtal, wo die Vegetation etwas weiter vorgeschritten ist als bei uns, erfreuten das Herz. Die Teilnehmerzahl übertraf die der letzten Gauturnfahrt. Ueber 800 Mann beteiligten sich an der Wanderung. In be­sonders stattlicher Zahl waren die Vereine Brötz­ingen, Eutingen, Niesern, Oeschelbronn, Ittersbach, Büchenbronn, Pforzheim und die Vereine des Alb- tals erschienen, wovon mehrere Gesangsabteilungen hatten, die manches schöne Lied in den Maimorgen hinein sangen. Die Vereine von Pforzheim und Umgebung fuhren 7.36 und 7.42 Uhr (die württem- bergische Bahnverwaltung hatte in letzter Stunde noch einen Vorzug für die Turner eingeschoben) bis Rotenbach und marschierten teilweise über Dennach, teilweise durch das Eyachtal hinauf zum Dobel und wieder hinab nach Herrenalb, wo in­zwischen die Vereine des Albtales und des Pfinz- gebiets schon eingetroffen waren. Nach einstündiger Rast begann gruppenweise der Vormarsch gegen Gernsbach. Gleich hinter Loffenau hatten sich scherzeshalber die Turner des Murgtales in günstiger Position verborgen und unter großer Heiterkeit fand die Ueberrumpelung statt. Erst gegen 3 Uhr konnte die stattliche Turnerschar, die inzwischen aus über 1000 Mann angewachsen war, in Gernsbach ein­marschieren. Auf dem Marktplatze begrüßte zunächst Gemeinderat Schneider namens der Stadt Gernsbach und des Murgtalturngaues die Turner. Der Sängerchor des Turnvereins in Gernsbach sang ein Begrüßungslied. Nach den Dankesworten des Gau­vertreters Schimpf-Pforzheim begaben sich die Vereine zum Mittagessen in die verschiedenen Gasthäuser und besichtigten die Stadt. Um */s6 Uhr fuhren die Turner in einem Sonderzug mit Sang und Klang heimwärts, wohlbefriedigt von der Wander­ung und von der herzlichen Aufnahme im schönen Murgtalstädtchen Gernsbach. (Pf. A.)

diese kalten Luftströme herüber streichen, kommt es zu Reif- und Frosterscheinungen, wie wir sie an den drei Eisheiligen zu beobachten pflegen.

Gern gesehen sind die drei gestrengen Herren wohl von niemandem. Jeder Kälterückschlag in einer Zeit, die dem Sommer angehört, ist unerwünscht. Deshalb haben auch viele Menschen eine offen zur Schau getragene Furcht vor den drei kalten Mai­tagen, die sich mit einer unverrückbaren Hartnäckig­keit alljährlich einzustellen pflegen. Sorgsam sucht alles, was ein Stückchen Gartenland, ein Blumen­beet, oder gar nur einige im Freien stehende Topf­pflanzen sein eigen nennt, diese nach Möglichkeit vor den gefährlichen Witterungserscheinungen dieser drei ominösen Maitage zu schützen. Und er tut gar gut daran. Denn mehr als einmal ist es schon vorge­kommen, daß Mamertus, Pankratius und Servatius alle die schönen Frühlingsblüher zu nichts gemacht haben. Da müssen wir unwillkürlich an das alte Volkslied denken:

Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht,

Er fiel auf die zarten Blaublümelein,

Sie sind verwelket, verdorret.

Ein Jüngling hatte ein Mädchen lieb,

Sie flohen heimlich von Hause fort,

Es mußt' weder Vater noch Mutter.

Sie sind gewandert hin und her,

Sie haben gehabt weder Glück noch Stern,

Sie sind verdorben, gestorben. . . .

Kellner-Elend in Paris. Paris, die glanz­volle Fremdenstadt, sah in diesen Tagen staunend einen ganz ungewöhnlichen Vorgang. Mit de« Glockenschlage sieben legten fast alle Kellner der Boulevard-Cafes die Arbeit nieder und ließen die Gäste aus dem Trockenen sitzen. Die Losung- war in der Nacht ausgegeben, das Geheimnis gut be­wahrt, und so klappte die Ueberraschung. Nach den Mitteilungen der Arbeiterblätter scheinen die Kellner allen Grund zur Unzufriedenheit zu haben. In der glänzenden Umgebung werden sie schnöde ausgebeutet. Das Streikkomitee legt in einem Manifest die Ur­sachen des Ausstandes und die Forderungen der Ausständigen dar. Sie bestehen in folgenden Punkten: Einhaltung des gesetzlichen Ruhetages, Abschaffung der Trinkgeldbüchsen. Abschaffung der Kostendeckung, das Recht auf das Tragen eines Schnurrbartes. Zur Erklärung der zweiten und dritten Forderung diene folgendes: Die Kellner waren bisher gehalten, die Trinkgelder in einer Metallkassette bei der Kasse zu deponieren. Diese Kassette wird alle 14 Taee oder jeden Monat geöffnet. Von dem Inhalt nimmt der Unternehmer zunächst einen Betrag für das ab­genutzte oder beschädigte Material in Anspruch, außerdem den für die Bezahlung der Unterkellner und Lehrlinge erforderlichen Betrag, der für den Unterkellner ungefähr 100 bis 120 Fr. ausmacht. Das ist aber noch lange nicht alles. Bei 10 Kell­ner z. B. wird ein elfter Teil für denMaitre d'Hotel" und vier bis fünf Teile für den Unter­nehmer selbst abgezogen, so daß mehr als 60 Pro­zent vom Trinkgeld dem Unternehmer zufallen l Es ist also nicht dieser, der die Arbeiter bezahlt, viel­mehr, bezahlen die Arbeiter den Unternehmer! Ueberdies haben die Kellner auch für die Zeitungen und Zeitschriften, für Briefpapier und Tinte usw. aufzukommen. DieHumanitee" schildert die trübe Kehrseite des glanzvollen Luxus, die die Existenz der Kellner darbietet. Im elegantenCafe de la Pair" z. B., dem Stelldichein der reichen Bourgeois und aller Halbwelten, bekommen die Angestellten zur Haupt­mahlzeit einen einzigen Gang in ungenügender Quan­tität vorgesetzt. AlsSpcisesaal" dient ihnen ein sechs Meter langer und dreieinhalb Meter breiter Raum, der nur durch ein Kellerfester Luft erhält und direkt an der Mistgrube und den Aborten gelegen ist. Hier nehmen 42 Menschen innerhalb einer Stunde ihr Mahl ein I In demselben Raum befinden sich die Garderoben­schränke, so daß sich die Kellner hier auch aus- und anziehen müssen. So geht's in denvornehmen" Lokalen zu. In den minderen ist's noch viel schlechter.

(Apetitlich.) Ein Leipziger Fleischwarenhändler veröffentlicht folgendes Inserat: Appetitlich wirken bei allen Festlichkeiten die von mir als Spezialität geführten Schinken mit Photographie hoch­stehender Persönlichkeiten (Deutscher Kaiser, Kaiser­paar, König Friedrich August, Bismarck). Preis nach Gewicht. Der Mann scheint Hoflieferant werden zu wollen.

(79 980 Mark für eine Kommode.) Aus London wird berichtet: Sehr hohe Preise wurden bei Christi am Freitag für alte französische Möbels und Por­zellans, die zu der Sammlung der Mrs. Lewie HA gehörten, gezahlt. Die Sensation des Tages bildete eine prächtige, alte Kommode mit eingelegter Arbeit im Stile Louis XV., die nach erbittertem Kampfe unter den zahlreichen anwesenden Kunsthändlern Mr. Davis für 79 980 zugeschlagen wurde. Ein Sofa und sechs Sessel aus derselben Zeit mit schönen alten Bauvais-Bezügen brachten 25 200

(Amerikanischer Eiersegen.) Die amerikanischen Hennen waren dieses Frühjahr so eifrig im Legen, daß selbst die berühmtenältesten Leute" sich nicht erinnern können, einen solchen Ueberfluß von Eiern in New-Aork gesehen zu haben. Seit der ersten Aprilwoche kamen 65 300000 Eier auf den Markt, die alle aus dem Westen importiert wurden. Der Rekord wurde mit 17 937 000 Eiern an einem Tage erreicht, und damit der Rekord des Vorjahres, !5 Millionen, um nahezu 3 Millionen geschlagen. Seit dem 1. März ds. Js. wurden 292 810000 Eier in Newyork verkauft, und unter dieser Ueberschwemmung sind die Preise um 40 Pfennig pro Dutzend zurück­gegangen.

sJn der Verlegenheit.) Dame (die beim Be­treten der Küche einen Soldaten bemerkt):So, Sie sind also der Bruder meiner Köchin?! Sind Sie ihr einziger Bruder?" Soldat:Ich hoffe schon. Madam!"