grinde bis zu seiner Vollendung etwa 22 000 bis 23 000 ^ eingegangen sein dürste»; die noch fehlen­den 7000 bis 9000 -/ki sollen durch Ausgabe un­verzinslicher Anteilscheine aufgebracht werden, die mit Leichtigkeit binnen 3 oder 4 Jahren zurückbezahlt werden können. Der Turm soll bis zum Herbst 1908 fertig sein, so daß seine Vollendung um die­selbe Zeit gefeiert werden kann, wo die Sektion ihr 35. Stiftungsfest und Achern den 100. Jahrestag seiner Erhebung zur Stadt feiert.

Vom Bodensee, 5. Mai. Im Jahre 1906 sind im Hochgebirge im ganzen 41 Unfälle vor­gekommen, wobei 37 Personen das Leben verloren (1905: 17). Verletzt wurden 17 Personen. Gegen­über den vergangenen Jahren haben sich auch die Unfälle bei Führertouren wieder vermehrt. Die meisten Unfälle geschahen, wenn mehrere Personen ohne Führer die Berge bestiegen; daran reihen sich die Fälle, welche Alleingehende betrafen. Die Haupt- nrsache aller Unfälle ist der Absturz von Felsen.

Paris, 6. Mai. Eine furchtbare Entdeck­ung wurde vorgestern in der kleinen Kommune Sarbazan, zwanzig Kilometer von Mont de Marsan, Departement Landes, gemacht. Eine junge Frau der Ortschaft wurde am 1. Mai lebendig begraben. Am 29. April wurde nach einer kurzen Krankheit der Tod der Bäuerin Escoubet, 30 Jahre alt, kon­statiert. Das Begräbnis fand am 1. Mai statt. Am Tage darauf hörte ein Mann, welcher zufällig am Grabe, das noch nicht ganz zugeschüttet war, vorbeikam, dumpfe Schläge aus der Tiefe. Er lauschte, indem er niederkniete und das Ohr ans Grab legte. Zu seinem Entsetzen hörte er ein leises Wimmern. In größter Hast verständigte er den Maire von seiner Entdeckung. Der Ortsvorstand, von einem Arzt begleitet, begab sich ans Grab und ließ den Sarg ausgraben. Als man den Sarg ge­öffnet hatte, wurde die schreckliche Wahrheit allen allen Anwesenden klar. Das Leichentuch war voll­ständig zerrissen. Der Doktor konstatierte, daß das Herz noch schlage. Die Frau hatte sich ein wenig aufgerichtet und in diesem Augenblicke trat ein Blut­sturz ein, welcher dem Leben der Frau wirklich ein Ende machte. Sie starb in den Armen des Arztes.

In Madrid ist man empört darüber, daß sich der Leibarzt der Königin in dem Datum der Niederkunft so sehr verrechnete. Auf seine An­weisung hin wurde schon vor Tagen alles zu dem Ereignis vorbereitet, dem das ganze Land mit größter Spannung entgegensieht. Die Zeitung Correspondencia" erklärt jetzt, daß ein Irrtum vorliege und daß die Geburt nicht vor dem 20. Mai zu erwarten sei. Die Zeitung verlangt, daß der Hofarzt seinen Abschied erhalte, weil er die Nation in so lächerlicher Weise irregeführt habe.

Würtlcmvcrg.

Die Einnahmen aus dem württemb. Post-, Telegraphen- und Fernsprechbetrieb im März 1907 betrugen im ganzen 1464345 Mk. 20 Pfg. (-ff 15188 Mk. 52 Pfg.) Vom 1. April 1906 bis letzten Mänz 1907 19157 518 Mk. 70 Pfg. (-ff 944137 Mk. 49 Pfg.)

Ihm war wieder, als säh er den Stern leuchten auf Gretchens Stirne, jedoch kein Strahl dieses Sterns fiel auf ihn und seine Schuld.

O wie schwer sie auf ihm zu lasten begann, diese erste Schuld, die ihn aus dem Reich kindlicher Träume hinausschleuderte in die nackte fluch- und sündbeladene Wirklichkeit l

Ihm war, als schwände das Märchen seiner Kindheit dahin mit diesem kleinen Gretchen, das sie da jetzt behutsam in das Haus trugen.

Er aber blieb weinend an der Unglücksstätte zurück.

Hans Wallnau weinte nicht mehr wie Kinder weinen: schluchzend, laut, hilflos oder zornig. Nein, stumm und schwer; wie Blutstropfen aus einer Wunde rinnen, so rannen die Tränen über sein blasses Angesicht.

Es war nur eine einzige schreckliche Stunde, aber in dieser einzigen Stunde hatte der Knabe weinen gelernt, wie Männer weinen I . . .

(Fortsetzung folgt.)

Die Eisheilige«.

- (Nachdruck verboten.)

Mamertus, Pankratius und Servatius heißen die drei strengen Herren, die alle Welt lieber hinter sich, als vor sich sieht. Die drei Eisheiligen haben eben keinen guten Ruf, sind aber leider nicht in der Lage, diesen Ruf zu bessern. Denn was sie tun, tun sie

Stuttgart, 8. Mai. Die Zweite Kammer hat heute die Einzelberatung über den Etat des Innern fortgesetzt und zunächst eine Forderung der Regierung von 20 000 Mk. zur Förderung von Wanderarbeitsstätten beraten, die nach einer von der Regierung hiezu in einem Nachtrag vor­gelegten Denkschrift den Zweck haben, die Bettelei und Landstreicherei zu bekämpfe» durch die Ge­währung von Obdach und Verpflegung durch die Leistung eines gewissen Maßes von Arbeit und den Nachweis der Einhaltung einer bestimmten Wander­ordnung. Diese Arbeitsstätten sollen netzartig im ganzen Land bei staatlicher Unterstützung durch die Amtskorporationen errichtet werden. In der Debatte wurde betont, daß der vorgeschlagene Versuch ge­macht werden sollte, daß er aber nur Erfolg haben könne, wenn alle Amtskorporationen ihn machen. Andererseits wurde die Forderung aufgestellt, daß diese Arbeitsstätten des polizeilichen und armenrecht­lichen Charakters entkleidet werden und die in der Denkschrift aufgestellten Grundsätze, die u. a. auch Wanderrouten vorschreiben, von der Kommission näher geprüft werden. Minister v. Pischek betonte, daß es ihm nicht um den Polizeigeist, sondern ledig­lich um die Fürsorge für die Arbeitswilligen zu tun sei. Ohne eine gewisse Ordnung lasse sich das er­strebte Ziel überhaupt nicht erreichen. Gelinge der Versuch mit den Amtskorporationen nicht, so müsse die Frage mit der Kreisordnung ihre Lösung finden. Mit den Kreisverbänden werde er eher ans Ziel kommen als mit den Amtskorporationen. Das Er­gebnis der 2'/-stündigen Beratung war die Ver­weisung der Position an die volkswirtschaftliche Kommission. Eine längere Debatte knüpfte sich dann auch wie alljährlich an das Kapitel Landjäger­korps. Vizepräsident Dr. v. Kiene (Ztr.) verlangte die Wiedereinbringung eines Gesetzentwurfs über den Waffengebrauch sowie verschiedene dienstliche Er­leichterungen und vertrat zwei von ihm gestellte und von der Kommission zum Beschluß erhobene Anträge betr. Durchführung des Dienstallersystems mit drei­jährigen Vorrückungsfristen schon in diesem Etat sowie betr. Vereinheitlichung der verschiedenen Be­züge der Landjäger und Stationskommandanten zu einem festen Gehalt unter Aufrundung der Bezüge im nächsten Etat. In der weiteren Diskussion wurde die Tüchtigkeit unseres Landjägerkorps all­seitig anerkannt und dementsprechend auch eine bessere Bezahlung dieser Leute verlangt. Die alten Klagen über das Exerzieren der Landjäger und das Ver­langen nach Abschaffung der Arreststrafe wurden auch wieder vorgebracht. Minister v. Pischek wies beide Klagen als belanglos nach, stellte die Vor­legung eines Gesetzentwurfs betr. den Waffengebrauch in nahe Aussicht und sprach seine Freude über die Kommissionsanträge aus, die schließlich auch die Zu­stimmung des Hauses fanden. Ein Antrag des Frhrn. Pergler v. Perglas (B.K.) betr. die Auf­stellung von berittenen Landjägern in den an der Grenze liegenden Oberämtern des Jagstkreises wurde gleichfalls angenommen. Aus dem übrigen Verlauf der Debatte ist noch zu sagen, daß der Abgeordnete Jmmendörfer (B.K.) eine schärfere Handhabung >

nicht eigenwillig, sondern unter dem eisernen Zwange eines meteorologischen Gesetzes, auf das wir weiter unten noch zu sprechen kommen.

Die Eisheiligen fallen im nördlichen Deutschland auf den 11., 12. und 13. Mai. In Oesterreich und in Süddeutschland verschieben sie sich um einen Tag, fallen also auf den 12., 13. und 14. Mai. Frank­reich redet den 8. und 9. Mai als die Eismünner- tage an. In Rußland treten sie noch später als bei uns auf.

Es mutet sonderbar an, daß man die meteoro­logische Erscheinung unserer Maitage den Trägern der betreffenden Kalendertage zugeschrieben hat und diese gewissermaßen mit den Sünden dieser Tage belastet hat. Die Heiligen, die den drei gestrengen Tagen den Namen gegeben haben, haben mit Frost und Reif nichts zu tun.

Pankratius, ein griechischer Name, der auf deutsch der Allgewaltige" bedeutet, dessen Gedächtnistag und Heiligsprechung auf den 12. Mai fällt, soll als vierzehnjähriger Knabe bei der diokletianischen Christenverfolgung enthauptet worden sein. Ser­vatius, der letzte Bischof von Tongern, starb 384 oder 403 hoch betagt zu Maastricht. Mamertus war im 5. Jahrhundert Bischof in der südfranzösi­schen Diözese Vienne. Er soll ein überaus viel­wissender Priester gewesen sein. Bonifacius schließlich, den die Süddeutschen gleichfalls zu den Eisheiligen zählen, war der bekannte Apostel, den die Friesen 755 bei Dokkum erschlugen.

der straßenpolizeilichen Bestimmungen über den Automobilverkehr verlangte. Nachdem dann noch Kap. 25, Gefangenentransportwesen, erledigt worden war, wurde die Weiterberatung ans Freitag nach­mittag vertagt.

Stuttgart, 7. Mai. Der Präsident v. Schlier­holz, der Erbauer eines großen Teils des württem- bergischen Eisenbahnnetzes, ist, 89 Jahre alt, ge­storben.

Tübingen, 8. Mai. Im Alter von 67 Jahren ist in vergangener Nacht der Nestor der medizinischen Fakultät, Vorstand der ärztlichen Prüfungskommission und der Poliklinik, Professor Dr. v. Jürgensen, nach mehr als 30 jähriger hiesiger Tätigkeit ge­storben. Der Verschiedene war den Kranken von Tübingen und Lustnau ein treuer ärztlicher Berater und steter hilfsbereiter Freund der vielen Kranken und Arme«.

Reutlingen, 7. Mai. In der heutigen Amts­versammlung wurde die Stelle des zweiten Beamten der Oberamtssparkasse (Kontrolleur) dem bisherigen Buchhalter Paul Kübler aus Herrenalb über­tragen.

Reutlingen, 7. Mai. Die gründende Ver­sammlung der Freien Innung für das Schreiner­und Drehergewerbe im Oberamt Reutlingen fand gestern auf dem Rathaus unter Vorsitz des Ober­bürgermeisters Hepp statt. Der Innung sind 35 Meister beigetreten. Als Obermeister wurde Schreiner­meister August Schirm, als dessen Stellvertreter Drehermeister Karl Benz gewählt. Die Innung wird dem württ. Schreinermeister-Verband beitreten.

Ulm, 5. Mai. Eine schöne Erinnerung an seine Eltern hat Kommerzienrat Steinbeis in Brandenburg auf den 100. Geburtstag seines hier beerdigten Vaters, des ehemaligen Präsidenten Dr. Ferdinand Steinbeis, Ehrenbürger der Stadt Ulm, gestiftet: ein gemaltes Fenster für die Nordseite des Münsters. Es verbildlicht, wie sämtliche dieser Reihen, Geschichten des Alten Testaments: die Sintflut und den Turmbau zu Babel. Mit seiner klaren Anordnung der Gestalten und seinen schönen Farbentönen gibt es unserem Münster einen neuen Schmuck.

Tuttlingen, 8. Mai. Gestern früh fand man in der zur Zeit hochgehenden Donau den Leichnam einer männlichen Person. Derselbe muß schon seit einiger Zeit im Wasser gelegen haben. Nachforsch­ungen haben ergeben, daß der Gefundene der etwa 50 Jahre alte Gärtner Peter Gaiß maier aus Stahringen (Baden) ist. Derselbe stand hier in Stellung.

Heidenheim, 8. Mai. Gestern abend kurz nach 8 Uhr brach in dem Anwesen des Kunst- und Kundenmüllers Wilhelm Benz in Aufhausen Feuer aus, das die Kunstmühle sowie viele Vor­räte an Frucht und Mehl vernichtete. Als Entsteh­ungsursache kommt vermutlich Kurzschluß in Betracht.

> Der Schaden ist sehr bedeutend.

Allerlei Sprüche, die sich als Warnungen oder als gutgemeinte Ratschläge geben, umranken die drei gestrengen Herrn mit ihrer Poesie. Da heißt es: Mamertus, Pankratius und Servatius Geben oft Kälte und Aergernuß.

Sogar den Franzosen sind die Eisheiligen recht unwillkommene Gäste. Sie sagen von ihnen:

8t. lVlgmert, 8t. 8ervsis, 81. pgncrace 8ont toujours de vrsis 3riints de ^lace.

Allen Gärtnern und Landwirten will der folgende Vierzeiler einen gutgemeinten Rat geben:

Pankratius und Servatius,

Der Gärtner sich beachten muß.

Geh'n sie vorüber ohne Regen,

Dem Weizen bringt es großen Segen.

Aehnlich heißt es auch in einem anderen Reim: Pankratius ohne Regen Bringt großen Erntesegen.

Auf den Wein zielt die nachstehende Bauernregel hin: Ist St. Pankratius schön,

Wird guten Wein man seh'n.

Daß es mit dem Winter nach dem Ende der Eisheiligen endgültig vorüber ist, besagt folgender Spruch:

Kein Reif nach Servaz,

Kein Schnee nach Bonifaz.

In dieselbe Kerbe schlägt auch der Wetterreim, den wir jetzt folgen lassen, und der da lautet:

Erst wenn Servatius vorbei,

Kommt der Sommer an die Reih'.

Schließlich heißt noch in demselben Sinne ein letzter Reim:

Vor Nachtfrost du nicht sicher bist,

Bis Laß herein Servatius bricht.