kichern Umfange prinzipielle Entscheidung des höchsten Gerichtshofes ist sowohl für Automobilführer wie für die ein Fuhrwerk Benutzenden von weittragender Bedeutung. Jeder Lenker eines Fuhrwerks, dessen Pferde durch ein entgegen kommendes Automobil erheblich unruhig werden, ist nunmehr berechtigt, den Automobilführer durch Winken solange zum Halten zu veranlassen, bis er selbst an dem haltenden Auto vorübergekommen ist. Die Nichtbeachtung dieser Aufforderung seitens des Automobilführers legt letzterem die weitgehendste Haftung auf.

(Die Edelsteine werden billiger!) Der Neuen Freien Presse wird berichtet: „Seit einigen Wochen ist der internationale Markt der Edelsteine und Per­len in eine schwere Krisis geraten. Diese hängt von den Vorgängen an den amerikanischen Börsen zu­sammen. Die beste Kundschaft für Edelsteine sind die Amerikaner. Der kolossal angewachsene Reich­tum und das enorm gestiegene Luxusbedürfnis der Amerikaner haben seit Jahren auf die europäischen Märkte eingewirkt, auf welchen insbesondere Perlen und Diamanten sehr hohe Preise erzielt haben. Die europäischen Edelsteinhändler haben im Winter große Anschaffungen an Ware zu erhöhten Preisen vor­genommen, und zwar mit Rücksicht auf die Fremden­saison dieses Frühjahres, für welche eine große An­zahl amerikanischer Käufer erwartet wurde. Die Börsenkrisis in Amerika hat die großen Erwartungen enttäuscht, und die Preise der Perlen, Diamanten und anderen Edelsteine sind stark zurückgegangen. Mehrere Fallimente von großen Edelsteinhändlern sind zu verzeichnen.

„Wir essen alle zu viel!" ruft ein fran­zösischer Arzt in einer hygienischen Plauderei aus und letzt dann hinzu: Nehmt euch ein Beispiel an den Trappisten! Die Trappisten nehmen vom 14. September bis zum ersten Samstag in der Fasten­zeit innerhalb 24 Stunden nur ein einziges Mahl ein. Diese Mahlzeit ist festgesetzt auf 3 Uhr nach­mittags, zwölf Stunden nach dem Aufstehen (sie stehen also um 3 Uhr früh auf). Diese zwölf Stunden sind ausgefüllt mit Gebet und Handarbeiten. Die Trappisten befinden sich dabei wunderbar wohl, Verdauungsstörungen und gesundheitliche Beschwerden sind sehr selten unter ihnen. Die Nahrung der Trappisten besteht aus Brot, Kartoffeln, einer Suppe ohne Fett, einer Schüssel Wurzeln oder in Wasser gekochtem Gemüse. Fleisch, Fische, Butter und Eier sind den Gesunden untersagt; Oel darf nur für Salat verwendet werden. Das gewöhnliche Getränk besteht in einem halben Liter Apfelwein. Der Nach­tisch besteht aus rohen oder gekochten Früchten. Und gerade diese Lebensweise ist weit davon ent­fernt, das menschliche Leben abzukürzen, sie trägt vielmehr zur Gesundheit und zu langem Leben bei, besonders, wenn man die tätige Lebensweise und die gesunde Luft hinzurechnet, in der diese Ordensleute leben. Das Podagra ist im Trappistenkloster un­bekannt; in 28 Jahren hat der Hausarzt des Trap­pistenklosters keinen Schlagfluß konstatieren können, ebenso keine Wassersucht, keinen Krampf, kein Stein­leiden und keine Krebskrankheit. Ja, selbst die schrecklichsten Epidemien, wenn sie auch das ganze

trennte, in erbittertem Faustkampfe sich die beiden Gespielen gegenüberstanden.

Wie das gekommen war?

Je nun, kleine Ursachen — große Wirkungen. Die Wolken zogen am Himmel, der Herbstwind wehte so recht fehde- und krakehlsüchtig über Stoppeln und Ried, und der Zeitungsbote endlich, der all- mittäglich über die Halde kam, hatte den Kindern aus purem Uebermut eine Zeitschrift aus seinem Lederranzen zugeworfen.

Weiß der Herrgott, was sie in dem Teufels­blatt für ein Teufelskraut zusammengebraut, aber genug, die Kinder lasen mit zusammengesteckten Köpfen und konnten des Lesens kein Ende finden, sie lasen und buchstabierten so eifrig, bis Hänschen von all der Romantik angesteckt aufsprang und mit ungewöhnlichem Pathos rief:

„Was meinst Du, Gretchen, in welchen Adern fließt besseres Blut, in denen derer von Lenor, oder in denen der reichen Bankherren der Firma Wallnau und Söhne?"

Gretchen fuhr empor. „Aber Hänschen," — wollte sie rufen. Jedoch das Gift pulsierte auch schon in ihren Adern. Die böse Romantik begann auch in ihrem Köpfchen zu spuken.

Vergessen war die Freundschaft der Kinderjahre. Vergessen schienen ihre Kinderspiele, vergessen der Tragkorb und vergessen der Heuwagen, in und auf welchem sie gemeinschaftlich gesessen, und heraus­fordernd, kampfgerüstet standen sich die beiden halb­wüchsigen Gestalten gegenüber.

Land verwüsteten, traten nicht über die Türschwelle des Klosters. Mit diesem Bericht stimmen solche über das Fasten und den Gesundheitszustand der Trappisten im Elsaß, in Belgien, in Bosnien (Maria- Stern) und in Süd-Afrika (Mariannhill) überein, denn jeder Reisende oder Besucher wundert sich über die strenge Lebensweise und achtet genau auf die Er­folge. Die Trappisten erzählen, daß sehr häufig schwächliche und kränkliche Personen, die in ihren Orden getreten, starke und gesunde Ordensbrüder wurden. Dagegen kann jeder erfahrene Arzt be­stätigen, daß ein großer Teil der Krankheiten vom Gegenteil des Fastens herkommt. Der berühmte Kanzelredner Bourdalone erfreute sich bis in sein höchstes Lebensalter einer trefflichen Gesundheit. Der Arzt fragte ihn, welche Lebensweise er führe. „Ich nehme täglich nur einmal Nahrung," war die Antwort. „Sagen Sie das keinem Menschen", ent- gegnete ihm scherzend der Arzt, „sonst hat unsereins nichts mehr zu verdienen".

Wie die Gewitter auf der Erde verteilt sind. Am häufigsten kommen die Gewitter auf Java vor, denn dort zählt man im Durchschnitt 97 Gewittertage im Jahre. Es folgen Sumatra mit 86 Tagen, Hindostan mit 56 Tagen, Borneo mit 54, die Goldküste in Afrika mit 52 und Rio de Janeiro mit 51 Tagen. In Europa nimmt Ita­lien mit 38 Gewittertagen die erste Stelle ein, es kommt dann Oesterreich mit 23, das Großherzogtum Baden, das Königreich Württemberg und Ungarn mit je 22 Tagen, Schlesien, Belgien, Bayern mit je 21, Holland, die Provinz Brandenburg mit je 18, Frankreich und Südrußland mit je 16, Groß- britanien und die Schweiz mit je 7, Norwegen mit 4 Gewittertagen. In der Türkei und den Polar­gegenden sind Gewittererscheinungen äußerst selten, die nördlichste Grenze der Zone, in der man Ge­witter wahrnimmt, geht durch Island, Nowaja- Semlja und die Küste von Sibirien; im höheren Norden sind die Nordlichter die einzigen elektrischen Naturerscheinungen.

(2400 Mark für einen Hund.) Im November vorigen Jahres fand in der irischen Stadt Belfast eine Hundeausstellung statt. Sie wurde auch von England aus zahlreich beschickt. Wie Londoner Blätter jetzt melden, gehörte zu den Ausstellern u. a. ein Mr. I. R. Culshaw aus Blackburn. Er trennte sich der Ausstellung wegen von seinem Lieblings­hündchen, einem kleinen, tadellos rassenreinen schwarzen Pintscher, der auf den einigermaßen stolzen Namen „Lord Ronalds" hörte. Lord Ronalds war bereits mehrfach mit Preisen und Prämien bedacht worden. Nun wollte es aber das Unglück, daß das Tier unterwegs in der Eisenbahn starb. Der Eigentümer strengte daraufhin gegen die Eisenbahngesellschaft, die Midland Railway Company, eine Entschädig­ungsklage an, und nach langem Hin und Her ist jetzt zwischen beiden eine Einigung zustande ge­kommen. Die Eisenbahn-Gesellschaft verpflichtet sich, für den Verlust von Lord Ronalds an dessen Be­sitzer die Summe von 120 Pfund Sterling, in deut­schem Gelds also 2400 Mk., zu zahlen und oben­drein noch sämtliche Kosten zu tragen, die ihm

Hänschen Wallnau war kräftiger als Gretchen von Lenor. Aber — war's nun die Geschmeidig­keit der quecksilbernen, jedem Schlag ausweichenden Mädchengestalt oder war's jenes launische Ungefähr, das den Weibern günstig zu sein pflegt im Kampf gegen die Männer — genug, Gretchen von Lenor blieb Siegerin.

O des Triumphes, o der Schmach!

Hänschen kam sich durchaus nicht mehr wie Hänschen, er kam sich wie Hans, und zwar wie ein in seiner Ehre tiefgekränkter Hans vor, als er da so ohnmächtig auf dem Rasen lag vor Gretchens übermütigen Siegerblicken.

„Warte, das zahl ich Dir heim. Du wüste Gretel!"

Das klang so recht drohend in den Wind hinein, und der Wind schien sich von dieser Stunde ab auch zu Hänschens Bundesgenossen aufgeworfen zu haben. . .

Er wehte noch immer über Stoppeln und Haideland.

Ein paar Wochen später, in einer stürmischen Nacht, deckte er sogar die Scheune auf Haus Lenor ab, warf die Ziegelsteine herum und riß das Ge­bälk aus seinen Fugen. Und die Zimmerleute kamen, den alten Dachstuhl abzureißen und einen neuen aufzurichten.

Heil Wie das neue Gerüst so schmuck und so stolz in die Luft hinaufragte.

Es war Sonntag. Die Oktobersonne lachte, und Gretchen lachte mit ihr um die Wette. Es

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entstanden sind. — 2400 Mk. für einen Schoßhund — das ist immerhin ein ganz hübsches Sümmchen!

Ein Taschentuch als „Musterkollektion". Wir lesen in der Berliner Täglichen Rundschau: Mit einem einzigen Taschentuch als Muster einen Umsatz von 5000 -15 erzielen — dieses Kunststück sollte der Reisende M. zuwege bringen, der dieser Tage von dem Agenten A. vor der ersten Kammer des hiesigen Kaufmannsgerichts einen Schadenersatz von 150 -/E forderte. M. war mit 50 ,/L festem Gehalt und Provision angestellt worden, wobei ihm zugesichert wurde, daß er selbst bei mäßigen Er­folgen sich auf monatlich 150 ^ stehen würde. Reichhaltige Muster sollten ihm für seine Geschäfts­reisen zur Verfügung gestellt werden. Als M. aber am 1. Januar antrat, erhielt er statt der ver­sprochenen Kollektion nur ein einziges Taschentuch. Der Reisende bemühte sich drei Wochen lang, mit diesem einen Taschentuch Erfolge zu erzielen, aber natürlich vergebens, da die Geschäftsinhaber eine größere Auswahl haben wollten. Der beklagte Agent wendete bei der Verhandlung ein, daß er selbst schuldlos sei; die Fabrikanten hätten ihn mit der rechtzeitigen Lieferung der Muster im Stich ge­lassen. Das Kaufmannsgericht machte ihm aber klar, daß der angestellte Reisende nicht darunter leiden dürfte. Der Chef verlangte vom Reisenden Erfolge; so dürfe auch der Reisende verlangen, daß ihm die Mittel, mit deren Hilfe er erst Erfolge er­zielen könne, nicht beschnitten würden. Daraufhin bot der Beklagte dem Kläger vor Fällung des Ur­teils eine Abfindung von 85 ^ an, womit dieser zufrieden war.

(Das verräterische Löschblatt.) Zahlreiche Brand­stiftungen wurden seit einem Jahr in Rosental (Kreis Bunzlau) verübt. Wegen Verdachts der Täterschaft ist jetzt der Postagent Heinrich Hentschel verhaftet worden. Der Verdacht wurde durch einen im Orte gefundenen Brandbrief auf Hentschel gelenkt, da man dessen Handschrift erkannt zu haben glaubte. Im Schreibpult des Postagenten wurde dann das Löschblatt gefunden, das ein Abdruck des gefundenen Briefes zeigte.

Rätsel.

Gar künstliche Werke schafft weibliche Hand Von oder mit dem zu erratenden Worte.

Ein Zeichen füg zu, so nimmts männliche Hand Zu kosten die schäumende Sorte '

Gar lechzend am traulichen Orte.

Auflösung des Rätsels in Nr. 71.

Küste — Wüste.

Richtig gelöst von Chr. Eberhardt, Robert Ferenbach, Eugenie Meeh, Fritz Seeger, Neuenbürg; Johann Sieb, Bernbach; Friederike Schmid, Feldrennach; Ludwig Keller, Wilhelm Weißinger, Polizeidieners Sohn, Gaistal bei Herrenalb; Ernst Keller, Herrenalb: Kathr. Eberhardt, Kr. Fischer, Berta Reule. Rosine Reule, Marie Reule, Langenbrand; Wilhelm Fr. Kuli, Zimmermann, Wilhelm Wacker, Heizer, Friedrich Knüller, Siiger, Neusatz; Emma Fieß, Obernhausen; Klara Mast, Rotenbach; Gustav Müller, Wilhelm Müller, Rotensol.

schien ein wahrhaft rebellischer Geist in das kleine Mädchen gefahren zu sein. Hoch droben stand sie auf dem Dachgebälk, mutterseelenallein und jubelte in die Luft hinaus.

„Noch höher hinauf," riefen ihr die Windes­stimmen ins Ohr. „Noch höher hinauf!"

Und immer kecker, immer kühner vorwärts wagte sich der kleine Fuß.

Sieh — tauchte da nicht aus den Büschen des Nachbargartens Hans Wallnau auf? „Etsch! Etsch!" Er mußte Fritzchen und Miezchen, seine kleinen Ge­schwister, im Korbwagen fahren.

Gretchen drehte dem Gespielen schadenfroh eine Nase hinunter. Er ballte dafür, Krieg und Fehde drohend, die Faust hinauf.

„Komm nur herauf, wenn Du den Mut dazu hast, ich fürchte Dich nicht," rief das Mädchen höhnend hinab.

Ihm aber schwellte der Zorn die Stirnader bei dieser neuen Herausforderung zum Kampf. Er ließ den Korbwagen, er ließ Fritzchen und Miezchen im Stich. Kampflustig kletterte er die angelehnte Leiter zum Dachgerüst der Nachbarscheune empor.

„Ich fürchte Dich nicht! Ich fürchte Dich nicht!" höhnte Gretchen noch immer.

„Du fürchtest Dich nicht! Das wollen wir doch sehen," entgegnete der Junge aufgebracht.

— (Fortsetzung folgt.) —