306

Schullehrerseminar Nagold ausge­nommen worden:

Bohnet, Ernst, von Deckenpfronn, Bohnet, Rudolf, von Deckenpfronn, Götz, Hans von Hirsau, Koch, Ernst, von Stammheim, Rüm- melin, Gottlob, von Stammheim, Schöffler, Heinrich, von Ostelsheim, Wurster, Heinrich, von Unterreichenbach.

Unterreichcnbach, 27. April. Die große Ulrich'sche Etuisfabrik beim Bahnhof Hierselbst er­hält gegenwärtig eine Vergrößerung durch einen Anbau, bezw. ein Hintergebäude. Um die Trieb­kraft der Nagold auszunützen, soll in demselben eine Filzfabrik eröffnet werden. Inhaber derselben ist Herr Alfons Maischhofer in Liebenzell, technischer Leiter soll ein Herr Becker von Calw werden.

(Gen.-Anz.j

--- Wildberg, 27. April. (Eisenbahn­sache. Unter dem Vorsitz von Stadtschultheiß Hauser-Herrenberg fand letzten Samstag im Schwarzwaldhotel hier eine äußerst zahlreich be­suchte Versammlung statt, um zu dem Eisen­bahnbau GäuNagoldtal aufs neue Stellung zu nehmen. Nachdem Calw dem Bau der Verbindungsbahn seit einiger Zeit kühl gegen­übersteht (das Warum ist diesseits noch nicht recht ersichtlich) und auch Gechingen auf eine Eisenbahn verzichten will, wurde ein neues Projekt nötig, das Regierungsbaumeister Wallerstein den Anwesenden erläuterte. Dasselbe (HerrenbergWildberg) würde von Deckenpfronn gegen Gültlingen führen, 1 km unterhalb Sulz ins Agenbachtal einbiegen, ein Gefäll bezw. eine Steigung von 2'/- °/° und eine Länge von 18,3 üm erhalten. Das vorherige direkte Projekt wäre bekanntlich 3,3 Irm kürzer ge­worden, dagegen wäre das neue verhältnismäßig billiger zu bauen und würde ein weit größeres landwirtschaftliches Gebiet erschließen. Während die Vertreter von Herrenberg, Kuppingen, Ober- jesingen, Sulz, Effringen, Schönbronn und Wild­berg mit voller Kraft für eine Verbindungsbahn mit Anschluß in Wildberg eintralen, hatten die von Deckenpfronn und Gültlingen einige Bedenken gegen eine Verbindungsbahn überhaupt und rieten für ein Zuwarten mit der Ausarbeitung des gene­rellen Projekts, bis wenigstens die Linie Tübingen Herrenberg gebaut sei. Die anwesenden Landtags­abgeordneten Guoth und Schaible wußten mit ihren klaren und interessanten Ausführungen diese Bedenken in der Hauptsache zu beseitigen und befürworteten mit warmen Worten die Ausarbeitung des neuen Projekts. Nachdem noch einige Herren aus der Versammlung zu festem Zusammenhalten ermahnt hatten, wurde zum Schluß auf Antrag des Vorsitzenden, der die Verhandlung mit Ruhe und Umsicht leitete, aus dem weiteren Komite ein engeres gewählt, das in der Angelegenheit weitere Schritte tun und in Bälde unter Führung der beiden Abgeordneten eine Audienz beim Minister nachsuchen wird.

Vom Bodensee, 27. April. Die Gott­hardbahn hat seit dem 1. Januar ds. Js. 58 300 italienische Arbeiter befördert. Zur Bewältigung dieser Arbeitertransporte mußte die Gotthardbahn von Mitte Februar an ungefähr 100 Extrazüge einschalten. Wenn man bedenkt, daß auch über den Arlberg und über Bregenz große Massen jedes Frühjahr von italienischen Arbeitern einwandern.

kann man sich ungefähr ein Bild von dem starken Zuzug von Italienern machen.

Wiesbaden, 28. April. Heute Vor­mittag 11 Uhr sind der König und die Königin von Württemberg nach mehrwöchentlichem Aufenthalte nach Stuttgart zurückgekehrt.

Berlin, 28. April. Nach einer Meldung der Morgenpost aus Essen erhielt die Firma Krupp von der Marincverwaltung Aufträge zur Lieferung von Schiffsmaterial in Höhe von 11 Millionen

LaildMktWstl. DkMsmein Lelm.

Aufforderung zur Anmeldung für den Auf­trieb von Jungvieh auf die Jungviehweide in Nnterschwaudorf.

Die Viehbesitzer werden hiemit aufgefordert, ihre Rinder und Farren, welche sie in diesem Jahr

auf die Jungviehweide in Unterschwandorf

auftreiben wollen, spätestens dis 30. April -s. Js. anzumelden.

Die Anmeldung hat bis zu dem genannten Termin bei dem Mitglied der Weidekommission, Herrn Hugo Rau in Calw, zu geschehen.

Das Weidgeld beträgt für Mitglieder des landwirtschaftl. Vereins Calw: a. für ein Rind im Gewicht bis zu 200 kx 34 ^.,

b.

o.

von 201300 301350

36

38

ä. .. ., über 350 40

e. für einen Farren im Gewicht bis zu 250 36 k. .. .. von über 250 40

Die Eröffnung der Weide findet voraussicht­lich wie im Vorjahr wieder Ende Mai statt. Der Termin des Auftriebs wird den Anmeldern beson­ders bekannt gegeben.

Fohlen werden in diesem Jahr noch nicht auf die Weide zugelassen.

Es soll in der Regel nur zur Zucht geeignetes Vieh auf die Weide gebracht werden.

Der Verein behält sich vor, ungeeignete Stücke zurückzuweisen. Die Tiere sollen mindestens 7 Monate alt sein. Tiere anderer als der großen Fleckviehrasse können bei Ueberzeichnung zurückge­wiesen werden.

Die Versicherung der Weidetiere gegen Umstehen oder Notschlachtcn während der Weide­dauer erfolgt durch den landw. Verein. Bei Auf­trieb der Weidetiere ist für jedes Stück neben dem Weidgeld eine Versicherungsprämie von 1°/« des Versicherungswerts, jedoch mindestens 2 zu be­zahlen. Bei außerordentlichen Verlusten müßte eventuell eine Nachschußprämie erhoben werden.

Im Falle des Umstehens oder der Not­schlachtung eines Tieres erhält der Besitzer 80°/» des beim Auftrieb vereinbarten Versicherungswertes. Die Versicherung ist auch für Brandfälle und Blitz­schlag wirksam.

Die näheren Bedingungen für den Auftrieb auf die Weide können von Herrn Hugo Rau in Calw erbeten werden.

Die Herren Ortsvorsteher des Bezirks werden ersucht. Vorstehendes den. Vtehbesitzern ihrer Ge­meinde noch besonders bekannt zu machen.

Calw, 21. April 1903.

Vereinssekretär:

Fechter.

war der Postunterbeamte CH. Schroth, welcher über 30 Jahre lang in unserer Stadt den beschwer­lichen Briefträgerdienst zu vollster Zufriedenheit seiner Vorgesetzten versehen hatte. An seinem Grabe wurden Kränze niedergelegt von Hrn. Postsekretär Seiz im Namen der Postbeamten, von Briefträger Steiner namens seiner Kollegen, vom Landpost­boten Roller sowie vom I. Vorsitzenden der Post- und Telegraphenunterbeamten Weinmann aus Stuttgart, welcher in längerer Ansprache der Pflichttreue des Verschiedenen Erwähnung tat. Auch vom Veteranenverein, dem der Verstorbene als Mitglied angehörte, wurde ein Kranz an seinem Grabe niedergelegt.

X Calw. Herr Pfarrer Kappus, man­chen hiesigen Einwohnern durch seine zündende Rede am Gustav-Adolffest im Jahr 1899 noch erinner­lich, wirkt seit 4 Jahren als evang. Geistlicher in Mürzzuschlag in Oesterreich und ist deshalb ganz der Mann, über den Stand der ev. Bewegung in Oesterreich zu orientieren. Er ist mit Peter Ros­egger persönlich bekannt und wird auch über dessen Stellung zur evang. Sache Mitteilungen machen. Es wird deshalb gewiß vielen interessant und an­ziehend sein, den im Anzeigenteil angekündigten Vortrag zu hören.

Calw. Wie der neue, heute dem Blatte beigegebene Fahrplan zeigt, hat derselbe für den Verkehr mit Stuttgart einige dankenswerte Verbesserungen gebracht, die auch zur Hebung des Fremdenverkehrs mit unserer Stadt von gutem Einfluß sein dürften. Während es seither viele Sonntagsausflügler als Mißstand empfanden, daß sie den Heimweg erst um 9.20 abends antreten konnten und alsdann fast um Mitternacht erst in ihr Heim und zu ihrer Ruhe gelangten, hielt eben dieser Umstand viele davon zurück, ihren Sonntags­ausflug nach Calw oder dessen Umgebung zu unter­nehmen. Diesem Mangel ist nunmehr durch Ein­legung eines hier um 6.50 abends abgehenden Feiertagszuges abgeholfen, ebenso ist an den Werktagen durch Benützung des 6.01 abends nach Pforzheim abgehenden Zuges, zum Gegensatz von seither, die Möglichkeit geboten, den dort 6.48 abgehenden Schnellzug zu erreichen, der seine Reisen­den schon 7.50 nach Stuttgart bringt. Es ist nun noch der Wunsch eines großen Teils der Einwohner­schaft, daß die bisher Sonntag abends 9.48 von Stuttgart nach Calw und Montag früh 5.18 von Calw nach Stuttgart verkehrenden Züge täglich fahren würden.

Calw. (Egsdt.) Letzten Herbst wurde be­merkt, wie ein Gärtnerbursche an einem Cypressen- baum bei der Kaiserlinde Zweige abschnitt und einen Handkorb damit füllte. Bei näherer Unter­suchung fanden sich auch an weiteren Cypreffen, deren Zweige sich zur Kranzbinderei eignen, große kahle Stellen, die entweder durch Abschneiden oder Herunterreißen entstanden waren. In den letzten Tagen sind wieder solche Diebstähle vorgekommen, was an den frischen Schnittflächen und den neuen Lücken deutlich erkannt werden konnte. Mögen nun diese Zeilen dazu beitragen, daß dieser Frevel unterbleibt.

fAmtlicheS aus dem Staatsanzeiger.) Infolge der im März und April d. Js. abgehaltenen Prüfung sind nachstehende Präparanden in das

DEUilütlüN, Nachdruck verboten.

Wer: wcrr: es?

Militärischer Original-Kriminalroman von Egbert v. Elster.

(Fortsetzung.)

Jetzt veränderte sich der wohlwollende Ausdruck im Gesicht des Obersten und auch der freundliche Ton von vorher war verschwunden. Der aristokratische Herr sah plötzlich sehr zurückhaltend und eisig aus und sein Ton klang kalt und teilnahmslos, als er jetzt fragte:

Nun und was betrifft das Sie?"

Sehr viel, Herr Oberst." sagte Louise jetzt, deren Mut wuchs, je größer die Schwierigkeiten wurden, die sich ihrem Verhalten entgcgenzustellen schienen, denn ich weiß, daß das erste Urteil das richtige war und daß Schumann unschuldig"

Da sprang der Oberst von seinem Sitze auf.

Ich muß sehr bitten," sagte er streng,das Urteil ist von unparteiischen Richtern gefällt, und wenn es vollstreckt ist. so wird die entsetzliche Tat gesühnt sein. Der Mann ist schuldig. Das erste Urteil war ein Unding! Behalten Sie Platz," fügte er herrisch hinzu, da Louise zugleich mit aufgestanden war. Dann ging er erregt im Zimmer auf und nieder.

Wenn der Herr Oberst die Güte haben wollten, mich nur kurze Zeit ruhig anzuhören, so würde ich Ihnen wichtige Mitteilungen machen, die Sie jedenfalls zu einer anderen Ueberzeugung bringen würden. Ich bin überzeugt, daß die Richter unparteiisch waren. Aber sie würden ein anderes Urteil gesprochen haben, wenn sie verschiedene Sachen gewußt hätten, die sie nicht wissen konnten. Darf ich nun reden, Herr Oberst?"

Der Oberst hielt bei diesen Worten in seinem Dauerlauf inne, blieb vor ihr stehen und sah sie forschend an. Louise schlug den Schleier zurück, und Herr von Uttendörfer sah in ein rührend schönes, sehr blasses Gesichtchen. Aber die

großen dunklen Augen, die diesem Gesichtchen einen so wunderbaren Reiz verliehen, waren furchtlos und fest auf die seinen gerichtet. Noch einen prüfenden Blick warf der Oberst auf sie. schgGrlte dann den Kopf, legte die Hände auf den Rücken, trat ans Fenster und sagte über die Schulter:Sprechen Sie!"

Die Mitteilungen, die ich Ihnen zu machen habe, sind sehr peinlicher Natur und ich würde nicht um alles in der Welt einen Menschen verdächtigen, wenn nicht das Leben eines Unschuldigen in Gefahr wäre."

Noch eins, ehe Sie weiter reden," unterbrach sie der Oberst noch einmal, ohne jedoch das Gesicht vom Fenster zu wenden,der Unteroffizier Schumann ist Ihr Geliebter, nicht wahr?"

Ueber Louisens Gesicht flog eine Röte des Unwillens, die jedoch rasch wieder der früheren Blässe Platz machte.

Mein Bräutigam, Herr Oberst," erwiderte sie fest.Wir haben uns ver­lobt, wie es mein Bräutigam auch dem Herrn Hauptmann von Keller persönlich gesagt hat." Am nächsten Tage nach unserer Verlobung wurde Schumann ver­haftet und das hat uns gehindert, unsere Verlobung rechtzeitig bekannt zu machen."

Und nun begann sie mit einer kurzen Schilderung des Charakters ihres früheren Bräutigams, des Sergeanten Lagorge, seines Argwohns, seines Jähzorns und seiner Verstellungskunst. Als sie aber begann, die Trennungsszene ausführlich zu schildern, da horchte der Oberst auf. Namentlich interessierten ihn die Droh­ungen des Sergeanten, seine Wutausbrüche gegen den Hauptmann und denjenigen, der etwa sein Nachfolger bei ihr werden würde.

Und glauben der Herr Oberst nicht, daß das alles sehr verdächtig ist?" fragte alsdann Louise den Regimentskommandeur.

Wenn Sie sich nicht irren und wenn Ihnen nur in der Erinnerung nicht manches anders erscheint, dann allerdings allerdings!"

Nein, Herr Oberst. Nichts erscheint mir jetzt anders. Ich habe mich zu sehr darüber aufgeregt und geärgert, um etwas davon zu vergessen."

Würden Sie das, was Sie mir erzählt haben, auch mit einem Eide bekräf­tigen können?" fragte der Oberst, noch etwas ungläubig. (F. folgt.