England erhobenen ausländischen Patente auf deut­schen Ursprung zurückgeführt werden können. Der Präsident des Handelsamtes, Herr Lloyd George, kündigte ganz offen an, daß der Zweck der Bill kein anderer sei, als die britische Industrie vor derun­fairen" Mitwerbung des Auslandes zu schützen. Der Minister führte aus, daß von den in runden Ziffern im Vereinigten Königreiche jährlich erhobenen 15 000 Patenten nicht weniger als 6500 auf das Ausland entfallen. Die ausländischen Syndikate erheben, wie er sagt, Patente nicht mit der Absicht, diese hierzu­lande zur Anwendung zu bringen, sondern nur um zu verhindern, daß sie angewendet werden könnten. Diesem Unfuge solle dadurch Einhalt getan werden, daß jedes Patent nach einer gewissen Zeit erlischt, falls es in England nicht praktisch zur Durchführung gelangt.

Zur Eröffnung des Carnegie-Instituts in Pittsburg reisten Donnerstag von Bremen aus mit dem SchnelldampferKaiser Wilhelm tl." als Gäste Carnegies der Generalleutnant v. Löwenfeld, Generaladjutant des Kaisers, der Oberstleutnant Dickhut und der Bildhauer Professor Friedrich Schaper und Frau nach Amerika. General von Löwenfeld und Oberstleutnant Dickhut werden im Auftrag des Kaisers eine mehrwöchige Studienreise in den Vereinigten Staaten daran anschließen. Mit demselben Dampfer schiffte sich auch der amerikanische Botschafter in Berlin, Charlemagne Tower, nach New-Aork ein.

Vermischtes.

Bismarckfeiern auf Bergeshöhen. Auf den höchsten Gipfeln der Zwillingsgebirge Schwarzwald und Wasgenwald findet auch in diesem Jahr wieder die übliche Bismarckfeier statt, und zwar auf dem Feldberg am 2. April und auf dem großen Belchen (bei Gebweiler) am 1. April (Ostermontag). Tags zuvor ist jeweils eine Vorfeier seitens der Teil­nehmer, die vorziehen, in den Berggasthöfen zu über­nachten. Auf dem Feldberg ist die Feier zum 15. male, auf dem großen Belchen zum 6. male. Sie besteht aus einem Festakt mit Festrede und aus einem festlichen Mahle. Auf dem großen Belchen ist voriges Jahr ein neugebauter Saal eröffnet worden, so daß jetzt Platz genug vorhanden ist. Auch auf dem Sand wird die Bismarckfeier schon seit einer Reihe von Jahren begangen.

Von der Tauber, 25. März. Rascher Tod ereilte ein 16jähriges Mädchen in Tauberzell. Sie hatte im Gesicht eine kleine Wunde und drückte diese mit der Hand auf. Es trat Blutvergiftung ein und die Bedauernswerte starb nach einigen Tagen.

Empfangsvorbereitungen für das spa­nische Königskind. Aus Madrid wird geschrieben: Für dasfreudige Ereignis", das am spanischen Königshofe in den nächsten Tagen erwartet wird, sind die Vorbereitungen bis in die kleinsten Einzel­heiten erledigt. Man hofft natürlich auf einen Thronfolger,den Prinzen von Asturien". Die Baby-Ausstattung, deren Spitzen allein ein Vermögen ausmacht, ist von der Prinzessin Beatrice, der Mutter der Königin zusammengestellt worden. Sie hat per­sönlich für die Kleidchen alle Modelle ausgesucht, die zum Teil von ersten Pariser, zum Teil von Londoner Firmen geliefert wurden. Nach diesen Modellen wurde dann die ganze Ausstattung aus­schließlich in Spanien hergestellt. Die Taufkleidchen, die in mannigfachen Variationen das spanische Wappen zeigen, sind dieselben, die schon seit Gene­rationen spanischen Königskindern angelegt wurden.

Intimes aus dem chinesischen Kaiserpalast. Ebenso alt, wie der ungeheure Kaiserpalast in Pe­king, ist wohl das Zeremoniell, das in diesen ge­weihten Räumen herrscht, die bis zu dem Boxerauf­stand wohl wenig profane Blicke geschaut haben. Aber alle, die einmal einen Blick in diese Wunder tun konnten, sind überwältigt von der Fülle erlesenster Kunstwerke, die in Bronzen, Porzellan, Gemäldern, Stickereien und Handarbeiten aller Art hier aufge­speichert liegen und die Zeugen einer großen Kultur sind, die schon ihre reichsten Blüten trieb, als die jetzigen Kulturvölker noch in voller Barbarei lebten. Hier herrscht dem Namen nach derSohn des Himmels", der aber in Wirklichkeit ohne Einfluß ist, denn alles gehorcht in dieser Kaiserstadt so muß man wohl den Palast bezeichnen dem Winke der klugen Tou-Si, der allmächtigen Kaiserin-Witwe. Hier ist jeder Minute ihre Bestimmung zuerteilt, und der Kaiser muß genau die Vorschriften innehalten, zu welcher Zeit er opfern, zu welcher Zeit er essen und wann er regieren muß. Die Kleider, die er zu den bestimmten Diensten und Verrichtungen

anzulegen hat, sind natürlich ebenso genau bestimmt. Und da beinahe zu jedem neuen Dienst auch eine andere Kleidung angelegt wird, an Wochentagen eine andere vorgeschrieben ist, als an Feiertagen, so kann man sich vorstellen, daß der Garderoben­schrank des himmlischen Sohnes recht umfangreich sein muß. Er soll über nicht weniger als 1300 ver­schiedene Trachten verfügen. Auch das Essen, das sein Hof erhält, ist ganz genau detailliert. Aller­dings müßte er einen Riesenmagen haben, wenn er das alles aufessen sollte; denn er bekommtnur" 35 Pfund Rindfleisch, 50 Pfund Hammelfleisch, 3 Kälber, je 3 Hühner, Gänse, Enten, Butter, 300 Liter Milch, Tee in ungeheuren Massen und zum Schluß noch Reis. Natürlich verschwindet das meiste in den weiten Taschen der Verwalter, Eunuchen, Leibwachen und Diener aller Art, die viele Tausend Mann stark sind. Soll sich doch allein die Zahl der näher oder entfernter mit dem Kaiser verwandten Prinzen, die Abkömmlinge der verschiedenen Harems­damen sind, allein auf 5000 belaufen, jedenfalls die stärkste Familie der Welt.

(2820 Mk. für einen Brief.) Aus London wird berichtet: Bei Sotheby wurden kürzlich Briefe von Burns versteigert und erzielten zum Teil ganz außer­ordentliche Preise. So wurden für einen Brief, der 1833 bei einer Auktion in Edinburgh 43 Mk. gebracht hatte, nicht weniger als 2820 Mk. bezahlt. Ein ganz kurzes Schreiben, das nur 14 Worte enthielt, erzielte 320 Mk. Für einen Band der seltenen Kilmarnock- Edition von 1726 wurden 5200 Mk. bezahlt, ein Preis, der von dieser Ausgabe noch nie errreicht wurde. Für 101 echte Blätter der ersten Ausgabe wurden 1640 Mk. erzielt: das läßt bereits voraus­ahnen, welche Summen für die berühmte ungekürzte Ausgabe bezahlt werden, die in Antwerpen verkauft werden wird. Von ihr existieren nur zwei voll­kommen erhaltene Exemplare; das eine befindet sich im Burns Cottage Museum in Ayr, und sein Wert wird auf 20000 Mk. geschätzt.

Ein muskulöser Glaubensheld. Aus New- Jork wird berichtet: Am letzten Donnerstag war die Augustinerkirche der Schauplatz eines regelrechten Boxerkampfes. Während ihres Gebetes bemerkte eine Frau, wie ein junger Mann Lorenzo Christo ist sein Name sich sehr eingehend mit der Al­mosenbüchse beschäftigte. Sie stand leise auf, verließ ruhig die Kirche, und eilte dann hastig in die Sak­ristei, den hochwürdigen Pater Mc. Carty zu be­nachrichtigen. Der Geistliche fand den jungen Al­moseninteressenten anscheinend in tiefer Andacht ver­sunken, aber an der Büchse konnte man gewahrnehmen, weß Geistes diese Frömmigkeit war. Der Geistliche versuchte nun, den Gauner zu fassen. Aber Christo war kein schlechter Gegner. Als er die Absicht des Kirchenmannes merkte, nahm er Positur und traf ihn mit einem wuchtigen Schlag auf die Brust, über der Herzgegend. Einen Augenblick rang der Geist­liche nach Atem; dann aber ging er unerschrocken zum Angriff vor und schon im ersten Gang trug Christo einen wackeren Hieb am Kinnbacken davon. Nun gerieten die Boxer in Leidenschaft und ein heißer Kampf entspann sich. Dicht aneinander ge­rieten die Kombattanten, aber der Geistliche, der auch mit den Füßen zu arbeiten wußte, erwies sich bald als der überlegene Streiter. Als der Gauner sein Spiel verloren sah, versuchte er einen Ausweg zu gewinnen; aber umsonst, immer wieder wußte sein Gegner ihn zu stellen. Schließlich erschien noch der Pfarrer Casey auf dem Kampfplatz und griff seinerseits nachdrücklich in den Kamps ein. Er griff den Spitzbuben im Rücken an und endlich gelang es, den Verzweifelten zu werfen. Ein schnell her­beigerufener Wachtmann übernahm die Obhut über den Besiegten. Die anwesenden Frauen aber, die, in ihrer Andacht gestört, mit Spannung dem Box­kampf gefolgt waren, umringten den Sieger und brachten ihm ihre Glückwünsche dar . . .

(Ostereier für den Frühstückstisch geeignet.) Es ist allgemein bekannt, daß die Eier in einer Ab­kochung von Zwiebelschalen und Wasser eine schöne dunkelgelbe Farbe erhalten. Eine feine Abtönung von natürlichen Blättern darauf erzielt man, wenn man die Eier in Leinwand einnäht und vorher die Flächen mit allerhand grünen Blättern belegt. Dann setzt man die Eier in die Zwiebelschalenbrühe, welche schon vorher einige Minuten tüchtig gekocht hat, und läßt sie sechs bis acht Minuten kochen, je nach­dem die Eier weicher oder härter sein sollen. Nach­dem sie in der Brühe etwas abgekühlt sind, nimmt man sie heraus, entfernt die Umhüllungen und wird nun über die natürlichen Umrisse der Blätter er­staunt sein. Man serviert die Eier auf einer

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Schüssel, welche mit grünem Kreppapier so belegt wird, daß jedes Ei wie in einem Nestchen liegt, was einen sehr freundlichen Anblick gewährt.

April.

Der April, .den die alten Römer ^prilis nannten, war der zweite Monat im alten römischen Kalender und hat, wie schon die Alten annahmen, seinen Namen bekommen von dem lateinischen Worte aparire, eröffnen, weil sich in diesem Monate in Italien die Erde zum Wachstum öffnet. Unter der Herrschaft des römischen Kaisers Nero verlor der April seinen Namen und wurde zu Ehren dieses grausamen Kaisers blervneus genannt. Aber schon bald nach des Tyrannen Tode geriet diese Bezeichnung wieder in Vergessenheit, und der alte Namen kam wieder zur Geltung. Im deutschen Kalender Karls des Großen heißt der April Ostermonat, 'andere haben in neuerer Zeit dafür den Namen Wandelmonat gebraucht, um auf sein unbeständiges, wandelbares Wetter hinzudeuten. Bekannt ist die am 1. April übliche Sitte des Aprilschickens, die nach Grimm aus Frankreich stammt und wahrscheinlich ein Ueberbleibsel eines altkeltischen Frühlingsfestes ist. Andere fanden darin eine sinnbildliche Anspielung auf die Unzuver­lässigkeit des launischen Aprilwetters. Für den Landmann bringt der April reichliche Arbeit, wird doch in diesem Monat die Saat für den künftigen Sommersegen ausgestreut. Da der April in seiner zweiten Hälfte meist schon die Obstbaumblüte her­vorzaubert, ist er auch für den Imker von Bedeut­ung; denn das erfolgreiche Einträgen der Bienen kann nun beginnen. Freilich Es ist kein April so gut.

Er schickt dem Schäfer Schnee auf den Hut.

Doch was schadet das! Und wenn sich der Schnee in Regen verwandelt; so ist das dem Land­mann noch lieber, verheißen doch kräftige Regen­schauer im April eine gute Ernte und einen frucht­reichen Herbst; denn

Nasser April

Ist des Bauern Will'.

Für uns Deutsche aber ist der April noch von ganz besonderer Bedeutung geworden. Schenkte er uns doch einst bei seinem Regierungsantritt den großeneisernen" Kanzler, der mit starken Händen das Deutsche Reich schmieden half.

jBelohnung.j Erster Bettler:Was, auch Geld hast Du von der jungen Frau bekommen?" Zweiter Bettler:Freilich, weil ich das erhaltene Essen ganz ausgelöffelt habe!"

jAusweg.j Hausbesitzersgattin:Wenn ich nur wüßte, unter welche Ausgaben ich meinen neuen Hut eintragen soll, damit mein Mann nichts merkt!" Freundin:Schreib' einfach: für Dachdecker­arbeiten!"

Wechselrätsel.

Einer der Helden war's, die für Kaiser und Vater­land starben.

Aendert man Kopf ihm und Herz, liegt es in Eng­land als Stadt.

Auflösung des Rätsels in Nr. 48.

Oberlin, Sachse, Trappe, Ewald, Rast, Neid.

Auflösung der Charade in Nr. 50.

Ballast.

Richtig gelöst von Hilda Meeh, Neuenbürg; Otto Schweizer, Malerlehrling, Herrenalb.

Literarisches.

Christus" Seine Person und Seine Lehre. Der Versasser dieses Buches, Ernst Oswald Uhlmann sen., Dresden, gründet seine Bearbeitung auf ein vieljähriges ernstes Studium, weshalb dieses Buch für die gesamte Christenheit und für die Geistlichkeit und Religionslehrer aller Konfessionen nicht nur sehr wertvoll sein dürste, sondern auch in vielen Punkten Aufklärung schafft. Zu beziehen durch jede Buchhandlung, sowie durch die Verlags­buchhandlung Ernst Uhlmann, Dresden, Wettinerstrahe 35. Preis 1 ./t.

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