Erschein-
Montag, Mittwoch, Freitag und Samstag.
Preis Vierteljahrs.: tin Neue.btie-Z --^0. Durch d' Post bezogen: im Grt>- und Nachbar. orts> Verkehr 1.15; im sonstigen inländ. Verkehr ^ 1.25; hiezu je 20 ^ Bestellgeld.
Abonnements nehmen alle postanst«r!ten und Postboten jederzeit entgegen.
Der Enztälsr.
Anzeiger sür das Lnztal und Umgebung.
Amtsblatt kür Sen Obsramtsbszirk Neuenbürg.
Anzeigenpreis:
die S gespaltene Zeile oder deren Raum 10^; bei Auskunfterteilung durch die Erped. 12 Reklamen die 3gesp. Zeile 25
Bei öfterer Insertion entsprech. Rabatt.
Fernsprecher Nr. 4.
Telegramm-Adresse: „LnztLler, Neuenbürgs.
^ 52.
NeuenöÄrg, Samstag den 30. März 1907.
65. Jahrgang.
ZtimSschau.
Berlin, 28. März. Heute vormittag nahmen die Majestäten mit dem Kronprinzenpaar und dem Prinzenpaar Eitel.Friedrich, sowie den hier an- . wesenden Prinzensöhnen das Abendmahl im Palais Kaiser Wilhelms I. ein.
Berlin, 27. März. Die schon lange ange- - kündigte Agitationsbroschüre „Zentrum und neuester - Kurs" ist nunmehr erschienen. Sie enthält tatsächlich > im wesentlichen nur die Reden der Zentrums-; matadore Spahn, Gröber, Schädler und v. Hertling. . Hr. Erzberger ist der . Aufnahme in das „im Aus- i trage der Zentrumsfraktion" erschienene Opus nicht z gewürdigt worden. Zwischen die einzelnen Ab- ! schnitte der Reden ist ein spärlich verbindender Text - .eingebracht. Etwas dunkel wie alle Prophetie lautet der Schlußsatz der Broschüre: „Die Zentrumspartei kann der weiteren Entwicklung der Dinge mit aller i Ruhe entgegensetzen. Sie läßt sich durch den Reichs- - kanzler weder sprengen, noch in eine unfruchtbare Opposition drängen. ;
Die englischen Politiker schauen nicht ohne - Sorgen in die Zukunft. Im Vergleich zum allge- i meinen Aufschwung Deutschlands ist die Zu- - kunft des Jnselreichs »on manchen Wolken umdüstert. ' Insbesondere die Frage der nationalen Wehrmacht ^ steht in einem fast unlösbaren Widerspruch mit dem immer drängender auftretenden Problem der sozialen Fürsorge, besonders der Arbeiterversicherung nach deutschem Muster. Daß England nach mancher Richtung sozial rückständig ist, leidet keinen Zweifel. Ein Schlaglicht aus dis Situation wirft es doch, wenn jetzt englische Arbeiter nach Hamburg sich drängen, Deutschland als Eldorado betrachten, während früher der deutsche Arbeiter in London die glänzenderen Verhältnisse ausgesucht hat. Die Sachlage hat sich also total verändert, England trotz seines Reichtums fühlt sich nicht reich genug, die Kosten sür eine Arbeiterversicherung nach deutschem Muster.aufzubringen. Man wartet auf ganz beisondere Gelegenheiten, wie den neulich aktuell gewordenen Ansall eines riesigen Territoriums durch -Erbschaft an den Staat, um die Kosten für solche Zwecke flüssig zu machen. Anderseits ist es klar, daß bei solchem Mangel an ^Staatsmitteln die so außerordentlich kostspielige Flottenvermehrung in den arbeitenden Kreisen mit immer weniger günstigen Augen angesehen wird. Der liberale Premier Cam- bell-Bannermann weiß nicht,, wie er die Mittel für sein Programm aufbringerr soll. Da nun so in England ein Abflauen der Stimmung für Marinezwecke bemerkbar ist, bemüht sich offenbar die Marineverwaltung durch Artikel in der „National-Re- view" und anderen Zeitschriften, eine kleine Hetze gegen Deutschland zu inszenieren, um nicht mit ihren Wünschen und Forderungen hinter anderen Ressorts ins Hintertreffen zu kommen. So erklärt sich auf einfache Weise die zwiespältige englische Politik, die Abrüstungsschalmeien ertönen läßt und die Flotte vermehrt, die den Friedensengel spielt und andere doch in schlimmster Weise verdächtigt.
Rom, 28. März. Ein Leitartikel des „Corriere della Sera" tut die Notwendigkeit dar, daß Italien im Dreibund bleibe. Sein Austritt und gar sein Beitritt zu der französisch-russischen Allianz würde den Frieden im höchsten Grade gefährden. Italien müsse also im Sinne Bülows unbedingt an der Aufrechterhaltung des Dreibundes Mitarbeiten.
In Frankreich wirbelt die Affäre des „Revanche-Generals" Bailloud viel Staub auf. Der General ist bekanntlich wegen seiner Revancherede, die er beim Abschied des Obersten Gröpp in Nancy gehalten hat, vom Kriegsminister Picquart versetzt worden, was in den Kreisen der französischen Chauvinisten heftig verschnupft hat. In der Deputiertenkammer mußte sich deshalb Picquart am Mittwoch von verschiedenen Seiten scharfe Angriffe ge
fallen lassen, die er jedoch in nicht ungeschickter Weise zurückwies, so daß die Kammer schließlich eine die Erklärung des Kriegsministers billigende Tagesordnung annahm. Jedenfalls bekundete aber diese Debatte der französischen Volksvertretung, daß jenseits der Vogesen der Revanchegedanke noch lange -nicht ausgestorben ist.
In Rußland hat sich eine neue sensationelle Mordtat ereignet. In Moskau wurde der Redakteur der „Rußkija Wjadomosti", Dr. Jollos, -der in der ersten Reichsduma zur Kadettenpartei gehörte, von einem Unbekannten erschossen. Das Verbrechen hat in Moskau große Erregung hervorgerufen, es wird, wie die Ermordung des liberalen Dumamitgliedes Herzenstein, dem berüchtigten Verband der russischen Leute zugeschrieben.
St. Petersburg, 28. März. Als der Kommandant des St. Petersburger Militärhezirks, Admiral Greve, heute vormittag von einem Gehilfen begleitet die Werft besichtigte, auf welcher der Kreuzer „Bajan" gebaut wird, wurde ein Paket herabgeworfen, das eine 5 Pfund schwere Bombe enthielt. Das Paket fiel zwei Schritte von dem Admiral in den Schnee, kam -jedoch nicht zur Explosion. Der Täter wurde nicht entdeckt.
-Czernowitz, 28. März. In der Walachei hat sich die Situation verschlimmert. Die Zahl der Toten wächst ins Ungeheure. In Stanesti gab es -bei einem Zusammenstoß zwischen Militär und Bauern 300 Tote. In Ginogin tobt ein heftiger Kampf. In dem Orte Mastanestie fanden zwei blutige Kämpfe statt. Ein Leutnant wurde hierbei gelötet und der Leichnam schrecklich verstümmelt. Die Bauern tanzten bei Musik auf den Leichenteilen. In Galatz ist -die Lage sehr bedrohlich. Die Hafenarbeiter fraternisieren mit den Bauern. Der Präfekt erteilte den Auftrag, die Geschäfte auf 3 Tage zu sperren.
In der französischen Schweiz ist ein großer Ans st and ausgebrochen, hauptsächlich in Vevey, Lausanne, Genf und Montreux; an allen diesen Punkten sind militärische Vorsichtsmaßv griffen worden.
Honduras hat in seinem Kampfe ragua eine völlige Niederlage erlitten, d stadt Tecuigalpa ist von den siegreichen Nica- besetzt worden, Präsident Bonilla ist geflü
Württemberg.
seit längerer Zeit General v. Fallois genannt, der z. Zt. Kommandeur der 29. Division in Freiburg i. B. ist. — An dem Abschiedsessen, welches heute abend zu Ehren des kommandierenden Generals v. Hugo im großen Saal des Hotel Marquardt stattfand, nahmen etwa 170 Personen teil. Unter den Anwesenden befand sich auch Herzog Robert von Württemberg, Herzog von Urach, Prinz Ernst von Sachsen-Weimar und Generaladjutant Freiherr v. Bilfinger. Nachdem der Kommandeur der 27. Division, Generalleutnant v. Linsingen, das Hurra ans General v. Hugo ausgebracht hatte, erwiderte dieser mit tiefempfundenen Dankesworten.
Bezüglich der Frage, wohin in Stuttgart der neue Hauptbahnhof zu stehen kommen soll, ist in der Landeshauptstadt ein heftiger Streit der Meinungen entstanden, der aber vor allem an dem großen Uebel leidet, daß er eigentlich viel zu spät kommt. Seit Jahr und Tag beschäftigen sich die Behörden mit dieser Frage. Man wußte, daß das Projekt der Beibehaltung des seitherigen Bahnhofareals zugunsten des Schillerstraßenprojekts an maßgebender Stelle verworfen worden war und nun möchte man das Schloßstraßenprojekt wieder aufleben lassen. Die Hausbesitzer der mittleren und oberen Stadt sind für das Schloßstraßenprojekt, die der unteren Stadt, Neckarstraße, Berg usw. für das Schillerstraßenprojekt.
Zum Stuttgarter Bahnhofumbau wird dem „S. B." von einem Techniker geschrieben: „Wenn man sich vergegenwärtigt, wie sich Stuttgart seit einem Menschenalter ausgedehnt hat, so gehört keine große Phantasie dazu, um zu erkennen, daß mit der Zeit sich der Schwerpunkt des Verkehrs vom Nesenbachtal ins Neckartal verlegt wie auch schon die Eingemeindungen darauf Hinzielen und wozu noch die Schiffahrt kommt. Der Zentralbahnhof gehört daher unbedingt ins Neckartal. Der jetzige Bahnhof verbliebe nach einigen Verbesserungen Stadtbahnhof, dem sich der West-, Nord- und Untertürkheimerbahnhof anreihen würde nebst den neuen Bahnhöfen
6__.
Stuttgart, 27. März. In der gesk ung der Finanzkommission der Abgeordnete machte Ministerpräsident Dr. von Weizs Beratung des Postetats die Mitteilung, Regierung, dem Ersuchen der Finanzkomm sprechend, die für den 1. April geplante E der Portotarife für den Orts- und Nach verkehr bis zum 1. Juli ds. Js. zurü habe, um dem Plenum des Landtags zur Stellungnahme zu geben.
Stuttgart, 26. März. Der Rücktritt des kommandierenden Generals v. Hugo, mit dem man schon seit längerer Zeit gerechnet hat, steht jetzt unmittelbar bevor. General v. Hugo steht gerade 5 Jahre an der Spitze des württ. Armeekorps, mit dessen Führung er am 26. März 1902 als Nachfolger des Generals v. Falkenhausen beauftragt wurde. Im Jahre 1903 erfolgte seine Ernennung zum General der Infanterie. Ehe v. Hugo nach Württemberg kam, hatte er die Führung der 7. Division in Magdeburg und zuvor die der 56. Infanterie-Brigade in Rastatt. Den Krieg gegen Frankreich machte er als Oberleutnant mit, wobei er in die Gefechte von Weißenburg, Fröschweiler und am Mont Valerien vor Paris kam. v. Hugo ist einer der wenigen Offiziere, welche ohne den Besuch der Kriegsakademie und ohne dem großen Generalstab angehört zu haben, zum Korpskommandeur emporstiegen. — Als sein Nachfolger wird schon
Nachweise. Es joll damit der wanderfrohen Jugend, Schüler der oberen Schulklassen und höheren Lehranstalten eine bürgerliche Unterkunft bei billigster Verpflegung gewährt werden.
Bus StaSI» Bezirk uns Nmgedung-
Osterfreude.
Wenn im Beginn des Frühlings das Schneeglöckchen sein weißes Köpfchen erhebt, wenn der Sonne Strahl wieder warm die Erde küßt, die Knospen schwellen und der Vöglein Lied erschallt — dann zieht eine große, tiefe Sehnsucht und Freude durch die Menschenwelt. Hoffnung zieht ins Herz, alles Leben drängt hinaus in die freie Natur, und an den Stätten des Kummers und der Krankheit weckt der Sonne warmer Hauch neue Lebens- und Genesungshoffnung. Es ist wie eine große, drängende, treibende, ungestüm pochende Sehnsucht nach Leben, Trost, Freude.