20 Passagiere an Bord, darunter 2 Kinder und 4 Ordensschwestern.
Bern, 22. Febr. Hr. Lehmann in Romont, dem die Mailänder Lotterie-Million zugefallen ist, hat bis vor einigen Tagen, laut „Bund", über 500 Briefe mit Darlehensbegehren, Beteiligungsgesuche usw. durch die Post erhalten. Der größte Teil der Bittsteller stammt aus Italien. Um allen eingegangenen Gesuchen zu entsprechen, abgesehen von denen, die immer noch mit jeder Post einlaufen, wäre jetzt schon die Summe von 1 Million und 75 Franken nötig.
Christiania, 23. Febr. In Glivanger (Amt Romsdal) sind vier Bauerngüter durch Schneesturz zerstört worden. Alle Gebäude wurden fortgcrissen. Auf einem Gut sind drei Personen getötet, auf einem andern werden zehn Personen vermißt. Der Viehbestand in zum Teil umgekommen.
Johnstvwn (Pennsylvanien), 28. Febr. Bei Mineral-Point entgleiste auf der Pennsylvania- Eisenbahn der New-Aork-Chicago-Expreßzug. Drei Schlafwagen liefen über den Eisenbahndamm in den Fluß. 40—50 Personen wurden verletzt, 12 werden vermißt. Die Rettungsmannschaften schlagen die Dächer der in den Fluß gefallenen Eisenbahnwagen ein, um die Reifenden zu befreien.
Prätoria, 23. Febr. Das erste in Transvaal nach der neuen Verfassung gebildete Ministerium besteht ausschließlich aus Mitgliedern der Partei „Hetvolk". Kabinettschef ist General Louis Botha.
Württemberg»
Zum 23. Februar.
Vom Bodensee zum Tauberstrand,
Vom Schwarzwald bis zum Jpf —
Wie Frühlingswehn zieht es durchs Land: Heil König Wilhelm Dir!
Vernimm der Landeskinder Gruß Und Wunsch zum heut'gen Tag,
Wie Herz und Mund ihn künden muß:
Heil König Wilhelm Dir!
In milder Hand das Szepter ruht Dem Frieden zugewandt —
Gott leihe fürder dieses Gut:
Heil König Wilhelm Dir!
Dein Volk, in alter Liebe hängt's Am angestammten Thron,
Und keine Neuerung verdrängt's:
Heil König Wilhelm Dir!
Die Schwabentreu', sie gilt auch heut'
Von jedem Untertan —
Wie damals noch zur Grafenzeit:
Heil König Wilhelm Dir!
Des Volkes Wohlfahrt ist Dein Ruhm — Des Landes Stolz und Zier Sein hundertjähriges Königtum Heil König Wilhelm Dir!
Ludwigsburg-Salon. Eugen Schmidt.
Auf der Spur.
Novelle von Dr. L. Lange, Geh. Kriminalrat.
8) - (Nachdruck verboten).
Sie schritten rüstig vorwärts, und es war noch keine Stunde vergangen, als sie wieder in Neu- Steinach eingetroffen waren. Sie bestellten ein gutes Abendbrot und eine Flasche von dem besten Wein, mit dem Frau Monika ihnen aufwarten konnte, lobten Küche und Keller und versetzten sie dadurch in eine recht angenehme Stimmung. Bei dieser fiel es Waldow leicht, sie auf das Thema zu bringen, über welches er Auskunft zu haben wünschte. Sie folgte gern seiner Einladung, an ihrem Tische Platz zu nehmen und ein Glas Wein mit ihnen zu trinken.
„Es scheint, als wollte sich zur Nacht ein Wetter zusammenziehen", begann Waldow.
„Wenn was kommt, kommt was Schweres!" meinte Frau Monika. „Es hat jetzt seit Wochen nicht geregnet, und wenn dann etwas losbricht, geht es nicht so leicht ab. Der See zieht die Gewitter an, und es dauert manchmal ein paar Stunden, ehe es wieder aus dem Tale herauskommt. Drum haben wir auch einen Blitzableiter auf dem Hause anbringen lassen, obwohl die Leute meinten, das wäre ein Frevel, dem lieben Gott dürfe man nicht vorgreifen."
„Ja, ja. Sie sind aufgeklärter, wie die anderen hier. Um so mehr wundert es mich, daß Sie an das „Geistern" in Schloß Steinach glauben. Es ist ja richtig, es wird von vielen alten Schlössern er-
Zu Königs Geburtstag 2S. Februar.
„Der Wirtemberg" oder — entsprechend der heutigen amtlichen Schreibung — „der Württemberg" wird von heute an die Bergkuppe bei Untertürkheim wieder heißen, auf der einst das Stammschloß unseres Königshauses stank» und die man seit Jahrzehnten nur den Rotenberg zu nennen pflegte. Wie eine seltsame Laune des Geschicks mußte es uns anmuten, daß der Stätte, von der die Geschichte des württ. Landes ihren Anfang genommen, die viele Jahrhunderte hindurch „Wirtemberg" geheißen hat, nicht einmal der Name erhalten geblieben war. Dieses Unrecht wird jetzt wieder gut gemacht: eine amtliche Kundgebung, die gestern in der Eannstatter Zeitung die geschehene Namensänderung zur allgemeinen Kenntnis bringt, wird landauf, landab mit Befriedigung entgegengenommen werden. Unsere Zeit empfindet zum Glück anders, als die der Vorväter von 1819; als damals von den Resten des Wirtemberger Schlosses kein Stein auf dem andern gelassen wurde, weinte niemand dem Fall eines altehrwürdigen, historisch bedeutsamen Gebäudes eine Träne nach. Heute hat man sich mit Recht die Erhaltung und Pflege von Kunst- und Altertumsdenkmalen zu einer Lieblingsaufgabe gemacht, denn man ist zu der Erkenntnis gekommen, daß wahrer Heimatsinn eng mit solcher Pietät für bedeutungsvolle Zeugen der Vergangenheit verknüpft ist.
Stuttgart, 24. Febr. Königs Geburtstag. Am Vorabend des Königs-Geburtstages wurde anläßlich der Wiedereinführung der amtlichen Bezeichnung „Württemberg" für den bisherigen Rotenberg heute abend um 7 Uhr der Gipfel des Berges bengalisch beleuchtet. Weithin sichtbar flammten zur angesetzten Stunde die roten Feuer auf und umstrahlten die von schneeigem Leichentuch umgebene in nächtlicher Winterpracht einsam thronende würt- tembergische Königsgruft, während eine Abteilung des Feld-Art.-Regts. aus Cannstatt Salut feuerte. Auf der König-Karl-Brücke sowie auf beiden Uferseiten des Neckars hatte sich eine zahlreiche Zu- fchauermenge eingefunden. Die an verschiedenen Punkten beim Äuflodern der Feuer patriotische Weisen sang. Um 8 Uhr trafen die vereinigten Musikkorps der hiesigen Garnison, von einer nach Tausenden zählenden Menge durch die Straßen begleitet, im Hof des Wilhelmspalastes ein. Die den Zapfenstreich ausführenden Musikkorps wurden von einer Abteilung fackeltragender Mannschaften begleitet. Nachdem unter Leitung des K. Musikdirektors Sonntag verschiedene Musikstücke zu Gehör gebracht und das „Gebet" verklungen war, zogen die Kapellen wieder in die Kasernen zurück. In der Vorhalle des Palais hatten sich um das Königspaar die Umgebung sowie Herzog Albrecht nebst seinen drei Söhnen eingefunden. Dem König wurden nach Abzug der Truppen begeisterte Ovationen dargebracht, für die er durch wiederholtes Verneigen dankte. — Um 9 Uhr 15 Min. traf mit dem Orientexpreßzug Herzog Adolf von Teck nebst Gemahlin hier ein. Am Bahnhof hatte sich Flügeladjutant
zählt, daß es in ihnen spukt, und ich würde es auch im Schloß Steinach nicht für ganz unmöglich halten, wenn nicht eine von den Spukgestalten der Baron von Scheuren gewesen sein sollte, der ja doch noch lebt."
„Freilich lebt er noch — aber wenn die Vefi ihn doch selbst da gesehen hat, ihn, der feit der Hochzeit der Baronesse Eva nie wieder auf Stei- nacher Gebiet gesehen worden ist! Und die Baronesse selbst! Soll das etwa auch mit natürlichen Dingen zugehen, daß jemand, der schon seit vierzehn Tagen tot und begraben ist, mit einemmale wieder mir nichts. Dir nichts im Zimmer steht?"
„Freilich nicht — aber weiß man denn auch sicher, daß sie wirklich tot ist?"
„Habe ich sie nicht mit meinen eigenen Augen auf dem Totenbett liegen sehen, so schön und so bleich. Uns allen aus dem Dorf, die sie noch einmal sehen wollten, wurde es erlaubt, eine Stünde vor dem Begräbnis, unmittelbar, ehe der Sarg geschlossen wurde, sie uns noch einmal anzusehen. Da war ganz Steinach oben und von Neu-Steinach auch die Hälfte. Fragen Sie doch die anderen, wenn Sie mir nicht glauben wollen!"
„Aber liebe Frau Monika, wer sagt Ihnen denn, daß ich Ihnen nicht glaube? Nur seine Gedanken macht man sich natürlich, wenn man so etwas Wundersames hört, und sucht herauszubekommen, wie es wohl eigentlich zusammenhängen möchte!"
„Das werden Sie wohl nie herausbekommen", sagte Frau Monika erregt, „und es ist besser die
Oberstleutnant Hofacker zum Empfang eingefunden, der den hohen Besuch in das Wilhelmspalais geleitete, woselbst das Herzogspaar Wohnung bezog.
St-*tgart, 22. Febr. Daß eine Generaldebatte über d!e Diäten Vorlage heute in der Kammer nicht mehr beliebt wurde, ist darauf zurückzuführen, daß eigentlich keine Fraktion mit der Vorlage einverstanden ist. Man will vor allein nicht einsehen, warum der Präsident der ersten Kammer 15 000 Mk., derjenige der Zweiten Kammer nur 10000 Mk. erhalten soll. Um so viel größer kann man den Reprüsentationsaufwand des elfteren wohl nicht bemessen. Der Bauernbund soll in der Präsidentengehaltsfrage den radikalsten Standpunkt einnehmen : er will, wie es heißt, beide Gehalte streichen.
Der goldene Prunkmantel der ehemaligen Kaiserin Eugenie ist für einige Tage in einem Schaufenster der Firma E. Breuninger zum Großfürsten in Stuttgart ausgestellt. Der Mantel ist eines der kostbarsten Gewänder und vollständig aus Spitzen hergestellt nach Art der bekannten Spitzenarbeiten in Alenyon, nur mit dem Unterschied, daß statt weißer vergoldete Seidenfäden verwendet sind. Er bildet eine einzige große Spitze, welche die größte handgearbeitete Spitze ist, die überhaupt je bekannt wurde und mißt in seiner Länge über 3 Meter, in der Breite noch etwas mehr. Aber auch das Muster dürfte an Schönheit alle anderen in den Museen ausgestellten Spitzenarbeiten übertreffen. Es ist von dem berühmtesten Maler am Hofe Napoleons II. gezeichnet und eine geschickte Kombination des Stiles aus der Zeit Ludwig XVI. und der Barockzeit. In das geschmackvolle Blumenmuster ist auf jede Seite je ein Medaillon mit verschlungenen Anfangsbuchstaben von Kaiser und Kaiserin und der Kaiserkrone eingearbeitet. lieber den Wert des Mantels läßt sich Genaues nicht feststellen) er wird auf 100—150 000 Franken angenommen. Seinen eigentlichen Zweck hat übrigens der goldene Prunkmantel, der als Krönungsmantel dienen sollte, niemals erreicht. Dagegen wurde er bei der feierlichen Eröffnung des Suezkanals im Jahre 1867, zu welcher Zeit die Kaiserin Eugenie mit ihrem Gemahl die Blicke aller Welt auf sich lenkte, getragen.
Stuttgart, 22. Febr. Im abgelaufenen Jahr 1906 ereigneten sich im Verkehr der hies. Straßenbahnen, Motorwagen, Personen- und Lastfuhrwerke und Fahrräder zusammen 482 Unfälle und Zusammenstöße (im Vorjahr 506), an deren Folgen 9 Personen den Tod, 286 Personen Körperverletzungen erlitten haben, sowie 48 Pferde und 175 Wagen beschädigt worden sind. Eigener Verschuldung der Beschädigten sind 147 Fälle zuzuschreiben.
Hedelfingen, 23. Februar. Das 10 jährige Töchterchen des Arbeiters Bücheler hier wurde gestern abend in der Nähe der Gastwirtschaft zum Löwen von einem Automobil zu Boden geworfen und erlitt einen Schädelbruch; das Bewußtsein ist bis heute noch nicht zurückgekehrt. Das Mädchen wollte vor einer Kutsche, deren Pferde scheuten, über die Straße eilen, während gerade das Automobil heranfuhr. Das Automobil selbst erlitt mehrere Be-
Finger davon zu lassen, wenn es sich um Geister handelt. Die Vefi ist auch gleich ganz erschrocken zurückqefahren, und mich brächten keine zehn Pferde nachts in das Schloß."
„Hat es denn früher auch schon gegeistert im Schloß?"
„Da wird so mancherlei erzählt. Aber wenn ichs den Herren auch wiedersagen wollt', glauben täten sie's doch nicht — wozu da das Reden!"
Sie hatte offenbar den früheren Zweifel Wal- dows noch nicht ganz verschmerzt, und da sie von anderen Gästen in Anspruch genommen wurde, benützte sie die Gelegenheit, um das Gespräch abzubrechen. Die beiden Beamten ließen sich dann ebenfalls bald ihre Zimmer anweisen, um wenigstens für eine kurze Zeit der Ruhe zu pflegen, die für Stahring noch dadurch gemindert wurde, daß er mit dem Handwerkszeug, welches er auf seinen Diensttouren stets bei sich führte, sich eine Art Dietrich herstellte, von dem er hoffte, daß mit ihm die Oeff- nung des Schlosses der Gruft sich leicht bewerkstelligen lassen werde.
Bald nach zehn Uhr, als aus dem Haus kein Lichtfchimmer mehr drang und alle Bewohner desselben außer ihnen sich zur Ruhe begeben hatten, brachen Sie auf. Das Glück war ihnen insofern günstig, als ihre Fenster sich unmittelbar über dem Dach der vor einem großen Teil des Hauses sich » hinziehenden Veranda befanden, von welchem auf z den Erdboden herabzukommen für einen nur einigermaßen geübten Turner eine Kleinigkeit war.