von den Frln. Bürkle, Heiner und Hartmann, welche letztere sich auch schon im ersten Teil des Programms durch Vortrag des Prologs und des GesangsO du fröhliche" ausgezeichnet hüte, sowie von den HH. Bürkle als Teufel, Fieß alt gnädiger Herr mit angetriebenem Cylinderhut und Rein­schmied als friedenstiftendem Polizisten gespielt. Der wackere junge Singchor des Vereins bot unter seinem fleißigen Dirigenten, Hrn. Lehrer Weidle, mit seinen frisch zugreifenden Stimmen mehrere an­sprechende Männerchöre und damit den gefälligen, soliden Rahmen für die ganze Veranstaltung. Für passende Abwechslung im Programm war durch einige hübsche, von Hrn. Lehrer Weidle gewandt begleitete, von den HH. Meeh und Armbrust vor­getragene Violinstücke, sowie durch 2 von letzterem mit wohlklingender Stimme gesungene Baritonsoli gesorgt. Der Ev. Arbeiterverein hat sich auch bei dieser Gelegenheit durch die sorgfältige Auswahl des Gebotenen wie überhaupt durch sein bescheidenes, gegen Fernerstehende aufmerksames und friedfertiges Auftreten als wahrhaft evangelischer Verein gekenn­zeichnet und bewiesen, daß seine Mitglieder bei offenem Sinn für harmlose Fröhlichkeit, wertvolle christliche Tugenden ins Leben umzusetzen wissen.

Neuenbürg. Von einem gesch. Mitarbeiter erhalten wir folgenden Beitrag. Möge die beachtens­werte Anregung überall Verständnis und Anklang finden: Bei den Wahlkämpfen der letzten Zeit drängte sich wohl manchem der Gedanke auf, wie leicht sich doch die Menge durch eine glänzende Rede, durch gewisse Schlager, durch sogen. Wahlspeck und durch direkte Unwahrheiten, welche hinterher von dem Redner selbst als solche anerkannt werden, be­stechen läßt. Es lohnt sich gewiß der Mühe über den Grund dieser Erscheinung einige Betrachtungen anzustellen. Mangelhafte politische Schulung wird unserem Volk vorgeworfen und wohl mit Recht. Wie ganz anders ist das französische und das Schweizervolk über seinen Staat unterrichtet. Machen wir in Deutschland die Probe bei irgend einem ruhigen Bürger, so kann man versichert sein, daß er in die größte Verlegenheit kommt, wenn man ihn befragt über die Rechte des Reichstags gegenüber der Krone und umgekehrt, die Stellung der einzelnen Bundesstaaten zum Reich und zu einander, kurz, die Verfassungskunde, die Elemente unseres Staats­wesens sind den meisten nicht geläufig. Ein ge­schickter, skrupelloser Agitator kann deshalb eine Rede voller Unwahrheiten Vorbringen, ohne daß vielen Zuhörern die Entstellung von Tatsachen klar wird, weil ihnen eben der Stoff im großen und ganzen so gut wie neu ist. Es ist nun bekannt, daß die Einprägung von Daten um so schwerer ist, je später sie geschieht, und daß sie um so besser im Gedächt­nis haften, je früher sie mit Verständnis aufgefaßt wurden. Deshalb ist die Kenntnis dieser Tatsachen entschieden der Schule zuzuweisen und dort findet sich sicher eine Stunde Zeit, in welcher in der oberen Klasse anstatt des genauen Eindrillens der griechischen und römischen Geschichte die für unsere Zeit so äußerst lehrreiche Geschichte des 19. Jahrhunderts Mit ihren Verfassungskämpfen den Schülern vor Augen geführt wird. Ich bedauere wirklich, daß die Geschichte der letzten 120 Jahre in dem Schul­unterricht so sehr vernachlässigt wird auf Kosten der alten und ältesten Geschichte; daß jene ungleich wichtiger ist, das wird wohl jeder einsehen. Wenn diese Kenntnisse in den darausfolgenden Jahren unter Beiziehung von etwas Gesetzeskunde von berufener Seite vertieft werden könnten, so würde die politische Schulung unseres Volkes einen guten Schritt vor­wärts machen. In dieser Weise könnte aufs inten­sivste entgegengearbeitet werden der Verhetzung ge­wisser Parteileiter, welche Geschichtsdaten rundweg fälschen, der Verdunkelung der deutschen Kraft und Größe würde von Arbeiterkreisen selbst entgegen­gearbeitet werden. Die Einheit des deutschen Reiches würde von jedem Deutschen mehr geschätzt werden beim Rückblick auf die Kleinstaaterei und die daraus folgende Abhängigkeit von irgend einer frem­den Macht. Mancher würde auf diese Weise national, der bisher sehr linksliberal oder sozialdemokratisch ist; denn daran krankt unsere Gegenwart, daß die sozialdemokratischen Führer gegen besseres Wissen dem Reich die Mittel nicht bewilligen, die notwendig sind zur Erhaltung seiner Kraft und Größe. Eine nationale Arbeiterschaft ist es, was uns not tut und sie kann und muß geschaffen werden durch wahrheits­getreue Aufklärung über das Werden und die innere und äußere Stellung unseres deutschen Vaterlandes.

Calw, 31. Dez. Ein Handwerksbursche aus dem Oesterreichischen, welcher gefälschte 50 ^f- Stücke in Verkehr brachte, wurde iu Altburg er­mittelt und verhaftet.

Calw, 31. Dezbr. Gestern abend um 7 Uhr brach in der Spundensabrik von Blank u. Stoll Feuer aus, das das Nebengebäude der Sägmühle vollständig zerstörte. Das eigentliche Fabrikgebäude und die riesigen Holzvorräte konnten gerettet werden, da die Nagold unmittelbar am Brandplatz vorbei­fließt. Der Fabrikbetrieb kann aufrecht erhalten werden. Die Entstehungsursache ist unbekannt. In dem Sägwerksgebäude befand sich ein Betsaal der China-Jnland-Mission.

H Neuenbürg, 2. Jan. (Einges.) Gestern am Neujahrstage wurden die Bewohner der äußeren Stadtteile hier von der P o st. gar zu sehr vernach­lässigt. Es wurde nicht, wie an anderen Tagen, 9 und 10 Uhr vormittags, bis der Briefträger erst­mals ins Haus kam, sondern es war sage und schreibe 5 Uhr nachmittags und später geworden, bis wir die Glückwünsche unserer Verwandten und Freunde draußen im Lande glücklich in Empfang nehmen konnten. Es soll damit nicht etwa ein Vorwurf gegen den Postamtsvorstand hier erhoben werden. Im Gegenteil, wir wissen diesem Dank dafür, daß er berechtigten postalischen Wünschen und Anliegen des Publikums stets in bereitwilligster Weise und nach Kräften entgegenkommt. Wir wollen vielmehr nur ein klassisches Beispiel der Folgen des Systems zum Ausdruck bringen, an welchem unsere Postverwaltung in ganz besonderem Maße zu kranken scheint des Sparsystems, welches den Postämtern es offenbar nicht immer ermöglicht, in Fällen außer­ordentlichen Geschäftsanfalls, wie solchen der Neu­jahrsverkehr mit sich bringt, die genügende Anzahl von Hilfskräften einzustellen.

Neuenbürg, 1. Januar. Ein merkwürdiger Wetterumschlag hat sich zum Jahreswechsel voll­zogen. Während wir gestern mitteilen konnten, daß der Morgen des letzten Tags im alten Jahre mit seinen 1012 Grad Kälte bei schönster Schnee- landschast wohl die niedrigste Temperatur im ganzen Jahre gezeigt habe, brachte Silvester in seinem Verlauf auch schon Tauwetter, und der Neujahrs­morgen eine Wärme von 3 Grad U., ja in den Nachmittagsstunden regnete es sogar regelrecht bei 5 Grad über Null. All die vielen schönen Hoff­nungen aus einen längeren Fortbestand der Schnee­bahn sind mit einem Schlage zu nichte gemacht. Die Schneeschmelze geht rasch vor sich und läßt nur Eiskrusten zurück, sie wird das Gute haben, daß die Bäche und Flüffe nunmehr wieder gespeist werden. Der Wasserstand der Enz, der seit Monaten viel zu wünschen ließ, ist jetzt plötzlich über normal. Bei den großen Schneemassen, die noch in unseren bewaldeten Bergen liegen, ist bei Fortdauer des Tauwetters ein so reichlicher Zugang von Wasser zu erwarten, daß man sich sogar auf ein Austreten der Enz gefaßt machen muß.

* Schwann. Wer gegenwärtig die Futterstellen der Vögel ansieht, bemerkt unter den hungrigen Gästen einen ganz unbekannten. Er sieht unserem gewöhnlichen Finken ähnlich, ist es aber nicht. Es ist der Bergfink. Seine Heimat ist der hohe Norden und er kommt nur hie und da im Winter zu uns, in den letzten Jahren häufiger. Hier sehe ich ihn Heuer zum erstenmal, in der letzten Woche traf ich ihn auch im Gäu bei Wildberg. Sein Kopf ist fast schwarz, über die Flügel geht eine gelhe und eine weiße Querbinde, sonst sieht er den Finken ganz ähnlich. Sein Ruf hat Aehnlich- keit mit einemZetjch."

Neuenbürg, 28. Dezbr. Was macht man mit dem Weihnachtsbaum? Zerhackt man ihn? Verbrennt man ihn? Wenn man recht gescheit es damit anfangen will und einen Garten oder nur einen Balkon zur Verfügung hat, so verwandelt man ihn in einenFutterbaum", sagen wir kurz: in einen Vogelbaum. Das heißt: Man mischt allerlei Sämereien, Hanf, Hirse usw., und sonstiges anderes Vogelfutter, in reichlich geschmolzenes Fett, und damit übergießt man dann die Zweige. Dort erstarrt's und nun hält der Baum die kalten Monate hindurch für alles gefiederte Getier gedeckten Tisch. Man wird sich bald wundern, wie zahlreich die Gäste kommen, und wie schöne und auch seltene darunter. Und welches Treiben dann im Vogel­baum, von dem man nur den Schnee fernhalten und hübsch abschütteln muß! Am einfachsten gehts natürlich, wenn der Platz gedeckt ist. Kommt dann der Frühling und ziehen die Gäste weiter, so ist zum Verbrennen noch immer Zeit; mit den Fett­resten daran brennt's dann sogar erst recht gut.

Pforzheim. Der Städtische Maskenball findet diesmal am Samstag, den 2. Februar im städti­schen Saalbau statt, und zwar in ähnlicher Art wie in den Vorjahren.

Dezember-Betrachtungen

des Rentiers Frohlieb Schmerzensreich.

- (Nachdruck verboten.)

Zu der Geschäftsleute Gewinn ging auch der Christmond nun dahin, denn lang' kaufte schon alt und jung bei leidlich guter Witterung die Weihnachtsgaben alle ein und mit Paketen, nicht zu klein, sah man sie froh nach Hause gehn, woselbst vor Erwartung stehen die Kleinen, weil der heil'ge Christ noch immer nicht ge­kommen ist! Froh hörten aus der Mutter Mund

die Lieblinge nun schön die Kund:Es ist nur noch ganz kurze Zeit bis in der Liebe lichtem Kleid vom Himmel kommt das Christkindlein und wenn es in die Welt zieht ein, begrüßt von Heller Glocken Schlag, heisa, dann ist der Weih­nachtstag!" So ging des Christfests Zauber los, fort riß er mit sich klein und groß, es störte die Begeisterung selbst nicht die Reichstags Auflösung. Nach längstem Warten kam sodann

endlich der große Tag heran, wo die Glocken vom alten Turm laut kündeten mit Jubelsturm

die Geburt von dem Gottes Sohn und bei frommer Christlieder Ton sank nieder in der alten Pracht die stille, heil'ge Weihenacht. Hell flammte auf in jedem Raum an dem ge­schmückten Weihnachtsbaum der Kerzen Schein und durch die Luft zog ein würziger Tannendust.

Und bei der Kinder Jubelschall über die schönen Gaben all hielt man in Hütte und Pa­last in alter Liebe sich umfaßt, strahlts Weih­nachtsglück doch allen gleich, selbst auch dem Frohlieb Schmerzensreich. An seiner Kleinen Lust und Scherz erfreute sich sein Dichterherz und in dem Glück am Weihttachtsbaum verfiel er wie in einen Traum. Vorüber zog an seinen^ Blick des ganzen Jahres Politik, von der Marokko-Konferenz bis zu Dernburgs mit Vehe­menz gesproch'nen Rede im Reichstag, der dann der Auflösung erlag. Da führte plötzlich ihn sein Traum in einen großen Hellen Raum,

hier war für alle schön bescheert die oft sein Dichtermund geehrt. Eine ganz neue Mappe lag,

zur Auflösung von dem Reichstag, für Bülow da, der Einband rot; für Arnim wegen der Fleischnot seuchensrei ein Schock'ladenschwein.

Für Studt stand ein Schulbube klein als Puppe da, mit Haaren kraus, der sah g'rad' wie ein Pole aus. Soldaten bekam von Einem,

ein Höhrrohr der Graf Ballestrem; daß der Ruf zur Ordnung sich mehrt, Bebel ein rotes Steckenpferd; Roeren für Kunst ein schönes Buch, wo im Bild Reformkleidung trug selbst Venus, Klio, Thalia. Auch ein Paar Stiefel standen da von Tippelskirch und Kompagnie, für Herrn Erzberger waren sie. Für den Haupt­mann von Köpenick lag da eine Uniform chic;

ein Rednerbuch erhielt Herr Spahn und Dernburg eine Eisenbahn. Für Deutschland lag für Afrika die grüne Friedenspalme da; für Frankreich und das span'sche Land ein marokkan- sches Kriegsgewand, für Rußland Henkerstricke viel, für Ungarn ein Versteckespiel, für Oest'- reich und Jtalia lagen schön zwei Vielliebchen da, für John Bull eine Pauke groß, damit er aufspiel'n kann famos. Ganz schnell verlöschte dann der Baum und aus wars mit des Dichters Traum, nun nach des Christfests alter Pracht bricht schön an die Silvesternacht, und bei der Becher Hellem Klang ruft zu der Dichter besten Dank seiner zahlreichen Leserschar und hofft, daß sie im neuen Jahr die alte Abonnententreu

der Enztalzeitung bewahrt aufs neu! Nach

des Neujahrstags Frührotschein, setzt sicher mit viel Kraft gleich ein das Agitiern zur Reichs­tagswahl, der Schlachtruf heißt:Deutsch-Na­tional!" Und für das teure Vaterland zeig jeder Wähler Herz, Verstand, seid einig, Zank und Zwietracht schweig, Prost Neujahr! _ Frohlieb Schmer z ensreich . _

Buchstabenrätsel.

Im Sachsenland liegt eine Stadt:

Der Zeichen sechs ihr Name hat.

Laßt ihr das letzte Zeichen fort.

Nennt eine Tugend euch das Wort.

Wird auch das erste weggenommen.

Dann wird ein Wort zum Vorschein kommen. Das manchem schon hat Leid gebracht.

Der vorgetan und nachbedacht.

Reklanicteil.

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