gestern abgehaltenen Generalversammlung beschlossen, sich mit den Ortskrankenkassen der Bekleidungs­industrie, des Baugewerbes, des Handelsgewerbes und der Metzger zu einer allgemeinen Ortskranken- kasse zu vereinigen. Die neue Kasse wird rund 60000 Mitglieder zählen uud über einen Reserve­fond von über 1 Million Mark verfügen.

Rottweil, 9. Nov. In einem Trockenhaus der Köln-Rottweiler Pulverfabriken ist eine größere Menge Pulver, die dort gelagert war, heute früh kurz vor 5 Uhr explodiert. Durch die Ex­plosion, die sämtliche Häuser der Stadt stark er­schütterte und die auch in den Dörfern der Umgeb­ung gehört und gespürt wurde, find 3 Heizer und 2 Arbeiter durch umherfliegende Backsteine und Fenstersplitier, glücklicherweise nicht lebensgefährlich verletzt und an den im Fabrikgebiet gelegenen Ge­bäuden, Bäumen rc. starke Verheerungen angerichtet worden. Der Schaden ist beträchtlich. Die Rott­weiler Feuerwehr wurde sofort zur Unterstützung der Fabrikfeuerwehr alarmiert.

Betzingen (bei Reutlingen), 8. Novbr. Die Frage der Eingemeindung des hiesigen Orts in die Oberamtsstadt kommt nunmehr in Fluß. In einer kürzlich unter dem Vorsitz des Oberamtmanns, Regierungsrat Zorer, abgehaltenen Sitzung der hiesigen bürgerlichen Kollegien wurde der Beschluß gefaßt, die demnächst wegen Pensionierung des seit­herigen Inhabers frei werdende Ortsvorsteherstelle vorerst nicht zu besetzen, sondern an die bürgerlichen Kollegien von Reutlingen den Antrag auf Ein­gemeindung zu stellen. Die bürgerlichen Kollegien von Reutlingen haben nun beschlossen, mit der Gemeinde Betzingen in dieser Sache in Verhand­lungen einzutreten. Die Eingemeindung ist auf 1. April 1907 beabsichtigt.

Dürrmenz-Mühlacker, 8. Novbr. Unsere gestrige, demStaatsanzeiger" entnommene Mit­teilung, daß hier ein Baugelände von 8 a um 720 Mark vor 4 Wochen gekauft und dieser Doge für 26 900 an einen schweizerischen Bauunternehmer verkauft worden sei, wird jetzt dahin berichtigt, daß der Preis von 26 900 ^ nicht für 8, sondern für die Hälfte eines zusammenhängenden Areals von 268 a, also für 134 a bezahlt wurde. Die Preise für Bauplätze sind allerdings ständig steigend und solche, die vor 23 Jahren zu 45 pro gm erhältlich waren, sind heute nicht mehr unter 14 bis 15 -/Ai pro gm zu haben. Doch dürfte ein solch abnormer Preis, wie ihn der übereifrige Bericht­erstatter des Staatsanzeiger konstruierte, wohl so bald noch nicht erzielt werden. Am Bahnhof in der Nähe der Händle'schen Fabrik wird zur Zeit eine große dreistöckige Fabrikanlage für die Holzmehl­fabrikation erstellt.

Geislingen. Polizeiwachtmeister Widmann, ein pflichttreuer Beamter, schoß sich auf seinem Bureau eine Kugel in die Stirn. Er starb sofort. Der Grund ist völlig unbekannt. Widmann wollte demnächst Hochzeit halten. Er war 31 Jahre alt.

Hall, 7. Nov. Ein in den siebziger Jahren stehendes Fräulein, das in einer unserer alten engen Gassen wohnt, hat schon seit langen Jahren nie mehr das Bett aufgesucht, sondern im Lehnstuhl ge­nächtigt, aus Furcht vor einem Brande, in welchem sie ihr Leben verlieren könnte. Ihre trübe Ahnung sollte nun doch noch wahr werden; in diesen Tagen ist sie durch Feuer umgekommen. Sie hatte sich an einer Erdöllampe zu schassen gemacht, diese explo­dierte, das brennende Erdöl ergriff die Kleider der Unglücklichen und nach wenigen Stunden ist sie den erlittenen Brandwunden erlegen.

Gundelsheim, 8. Nov. Ein tragisches Schick­sal ereilte den Oberförster Theurer von hier. Vor 8 Tagen war er in Stuttgart auf dem Pragfriedhof bei der Beerdigung feines Sohnes. Er zog sich hiebei eine Erkältung zu, erlitt eine Rippfellentzünd­ung und ist nunmehr dieser Krankheit erlegen.

Vom Boden fee wird gemeldet, daß der gegenwärtige Wasserstand der niedrigste ist seit 1852, also seit mehr als 50 Jahren.

Slus StaSt» Bezirk uns Umgebung,

Eingesandt. Nach der letzten Reichstagswahl, bei welcher in der Stichwahl der Kandidat der Volkspartei gegen 4000 Stimmen auf sich vereinigte, während dessen Gegner nur etwa 900 Stimmen er­hielt, wünscht der Bezirk eine entschieden liberale Vertretung im Parlament. Diesem Volksverlangen nachkommend, wird die Volkspariei auch für die in den nächsten Wochen stattfindende Landtagswahl einen Kandidaten aus ihrer Mitte aufstellen. Zu diesem Zweck findet morgen Sonntag den 11. ds. Mts. in Calmbach eine Versammlung von freisinnigen Wählern statt (siehe Inserat), auf

die auch an dieser Stelle hiemit aufmerksam ge­macht sei.

Wildbad. Aus der Sitzung der bürger­lichen Kollegien vom 27. Oktober. Das Kgl. Oberamt teilt mit, daß bei den Amtskörperschaften Nagold, Freudenstadt und Calw keine Neigung be­stehe, Beiträge zu einem Wartgeld für einen Distrikts­arzt mit dem Sitz in Enzklösterle zu leisten und daß deshalb der Versuch der Aufstellung eines Distrikts­arztes in Enzklösterle als gescheitert anzusehen sei. Dagegen habe sich Dr. Bader in Altensteig erboten, die distriktsürztliche Versorgung des Bezirks bis auf

2 Kilometer Entfernung unterhalb Enztals zu über­nehmen, wobei also nur Enzklösterle und die Par­zelle Nonnenmiß in Betracht kommen würden. Die bürgerlichen. Kollegien geben die Erklärung ab, daß sie es unter diesen Umständen für das zweckmäßigste halten, den Sitz des Distriktsarztes in Wildbad bei- zubehalten und nachdem sich keiner der hiesigen Aerzte zur Uebernahme der Distriktsarztstelle ent­schließen wolle, für die Stelle einen neuen Arzt mit dem Sitz in Wildbad und mit den seitherigen Be­zügen zu suchen. Eine Abtrennung der Gemeinde Enzklösterle und der Parzelle Nonnenmiß von der Distriktsarztstelle erscheine deshalb untunlich, weil hiedurch die Honorierung der Stelle eine solch ge­ringe werde, daß nicht daran zu denkeu sei, dann noch einen Arzt für die Stelle gewinnen zu können. Ueberdies wolle keiner der hiesigen Aerzte die Ver­sorgung von Sprollenhaus allein übernehmen. An Stelle des verst. Frohnmeisters Riexinger wird Gottlob Eitel, Oberholzhauer hier, gewählt. An Stelle der Bezeichnung Frohnmeister foll zukünftig die einesWegmeisters" treten. Der von Ober­reallehrer Dr. Pfeffer für das Winterhalbjahr 1906/07 aufgestellte Lehrplan der gewerblichen und weiblichen Fortbildungsschule wird genehmigt und der entstehende Aufwand von 1582 Mk. 50 Pfg. bewilligt. Die durch Erlaß der K. Kommission für die gewerbl. Fortbildungsschulen vom 21. Mai 1906 an die fernere Gewährung des Staatsbeitrags ge­knüpfte Forderung, daß an der weiblichen Fort­bildungsschule im Winterhalbjahr an jeder Abteilung im gewerbl. Aufsatz und Rechnen in mindestens je 2 und in gewerbl. Buchführung in mindestens je 1 Wochenftunde Unterricht erteilt und daß auch im Sommer in wöchentlich 2 Stunden Zeichenunterricht gegeben wird, fand bei dem vorstehenden Lehrplan Berücksichtigung. Von dem im Erlaß vom 3. Okt. ds. Js. gemachten Vorschlag, an Stelle des Sommer­zeichenunterrichts weitere 2 Winterzeichenstunden ein­zuschalten, mußte aber Umgang genommen werden, da die Heranziehung der Mädchen zu wöchentlich 9 Stunden Fortbildungsschulunterricht im Winter hier undurchführbar ist. Die jetzige Stundenzahl von 7 Stunden begegnet schon dem größten Wider­stand der Eltern, Dienstherrschaften und Mädchen und wird ohnedies die Entlassung einer größeren Anzahl noch nicht 16 Jahre alter Mädchen aus ihren Dienststellungen zur Folge haben. In Be­rücksichtigung dieses Umstandes wird beschlossen, an die Kgl. Kommission die Bitte zu richten, daß wie bei der männlichen gewerblichen Fortbildungsschule Bäcker, Metzger und die sog. ungelernten Arbeiter vom Zeichenunterricht dispensiert werden, dies auch bei den in einem Dienstverhältnis befindlichen Mäd­chen stattfinden darf. Für die in einem land- und forstwirtschaftlichen Betrieb, sowie in der Hauswirt­schaft bediensteten Mädchen fei ja dieser Zeichen­unterricht ziemlich wertlos. Zufolge Erlasses der Kgl. Kreisregierung Reutlingen hat sich der Ge­meinderat über die Beitrittspsticht der beiden Ma­schinisten am Elektrizitätswerk und des Schlachthaus­verwalters zur Pensionskasse für Körperschaftsbeamte zu äußern, da die 3 Beamten über 1000 Mark Gehalt beziehen und zum Beitritt wohl verpflichtet seien. Nach eingehender Beratung erklären sich die bürgerlichen Kollegien mit dem Beitritt der 3 Be­amten zur Pensionskasfe einverstanden und bean­tragen im Einverständnis mit denselben deren Auf­nahme. Da ein Aufwand für die Stadt aus dem Beitritt ihrer Beamten zur Pensionskasfe zunächst nicht entsteht und sich eine Stadtgemeinde der Für­sorge für invalide Beamte und deren Hinterbliebenen eintretendenfalls doch nicht entschlagen kann, so er­scheint der Beitritt zur Pensionskasse der genannten

3 Angestellten der einfachste und billigste Weg für die Stadt, um dieser Pflicht der Fürsorge zu ge­nügen. Nach Art. 31 des Pensionsgesetzes werden die Körperschaften (Gemeinden) zu Beiträgen zur Pensionskasfe allerdings nach Maßgabe des Betrags der jeweiligen pensionsberechtigten Bezüge ihrer Beamten nur insoweit beigezogen, als die zu den Leistungen der Kasse erforderlichen Mittel nicht durch die Eintrittsgelder und Beiträge der

Mitglieder gedeckt werden. Die Aufbringung des Fehlbetrags erfolgt durch Umlage auf die sämtlich beteiligten Körperschaften. Sitzung vom 3. Nov. Das Wirtschaftskonzessionsgesuch des Fr. Schmid zum Schwarzwaldhaus wird dem K. Oberamt, unter Bejahung der Bedürfnisfrage mit 7 gegen 3 Stim­men, befürwortend vorgelegt. Der zum Wegmeifter gewühlte Gottlob Eitel bittet um Enthebung von seinem Amt als Gemeinderat, nachdem die bürgerl. , Kollegien durch einstimmige« Beschluß seine Bestell­ung zum städtischen Wegmeister von seinem Austrittt. aus dem Gemeinderat abhängig gemacht haben. Seinem Gesuch wird hienach entsprochen und seiner Bestellung zum Wegmeister gegen einen Taglohn von 3 Mk. 10 Pf. vom Bürgerausschuß zugestimmt. .

Nagold, 9. Nov. Der kürzlich hier in hohem Alter verstorbene Reallehrer a. D. Maier ver­machte dem Lokalverschönerungsverein ein Legat von 300 Mark.

Neuenbürg, 10. Nov. Dem heutigen Schweine­markt zugeführte 28 Stück Milchfchweine wurden zu - 16 26 °/Ai per Paar vrrkauft.

Letzte Nachrichten u. Telegramme

Berlin, 9. Nov. Die Deutsche Tageszeitung , glaubt zu der Annahme berechtigt zu sein, daß Fürst, Bülow im Reichstag die erste sich bietende Ge­legenheit benützen werde, um durch persönliches Ein­greifen die Gerüchte über seinen angeblich schlechten.. Gesundheitszustand zu entkräften. Aus London meldet man der Tügl. Rundschau: Die hiesigen. Blatter bringen spaltenlange Berichte über die an­gebliche Kanzlerkrisis und die Tätigkeit, der. Kamarilla".

Baden-Baden, 9. Novbr. Die Sektion der. Leiche der Frau Molitor ergab, daß der Schuß kaum einen Meter hinter der Erschossenen abgegeben worden ist, unterhalb des Schulterblattes eindrang,, mitten durch das Herz ging, wobei er dasselbe zerriß,, und an der Bauchwand wieder heraustrat.

Warschau, 9. Nov. Nach den letzten Meld-- ungen find bei dem bei der Station Ragow auf den Postzug ausgeführten Ueberfall 41000 Rubel, in Bargeld und 25 000 Rubel in Wertpapieren ge­raubt worden. Einige mit Gold gefüllte Säcke sind den Räubern entgangen. Verletzt wurden 47 Personen; eine Person wurde getötet.

Tiflis, 9. Novbr. Bei dem gestern, hier auf dem Golovinskp-Prospekt verübten Bombenanschlag, sind außer den bereits gestern genannten Verwun­deten noch General Jewreinow, General. Korganow und der Ingenieur Artasow verwundet, worden. Letzterer ist heute gestorben.

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