RunSschau.
München, 9. Nov. Auch München hat jetzt seinen Fall L In Köpenick. Heute wird über Schwindeleien, die mit Hilfe der Offiziersuniform vorgenommen wurden, folgendes berichtet: Der Lazarettgehilfe Schulz beim Bezirkskommando München I hat, als mehrere ehemalige Soldaten sich um die Stelle eines Kasernenwürters bewarben und sich der üblichen militärärztlichen Untersuchung unterzogen, den Leuten aufgetragen, sie müßten auch ihre Frauen (in einem Fall die Braut und die Schwester) zur militärärztlichen Untersuchung her- schicken, und zwar setzte er hiezu eine bestimmte Stunde fest, zu der außer ihm kein Personal in den Diensträumen anwesend war. So unglaublich es klingt, die Männer schickten tatsächlich ihre Frauen zur festgesetzten Stunde. Der Lazarettgehilfe ließ die Frauen im Vorzimmer sich völlig entkleiden und rief sie dann, angetan mit der Uniform eines beurlaubten Oberstabsarztes, in den Untersuchungsraum. Einer der Frauen gegenüber machte er verfängliche Andeutungen; die Frau wurde mißtrauisch und erzählte es ihrem Mann. Dieser erkundigte sich sodann bei dem wirklichen Oberstabsarzt nach der Sache, worauf der Schwindel ans Licht kam und Schulz verhaftet wurde. Die ganze Geschichte soll übrigens bereits im August ds. Js. geschehen sein und wird demnächst zur gerichtlichen Verhandlung kommen.
Vom badischen Schwarzwald, 6. Novbr. Der „Straßb. Post" wird geschrieben: Bei einem Gang zu den verschiedenen Besitzern der Kurhotels kann man jetzt vielfach hören, daß die vergangene Saison im Schwarzwald — von wenigen Ausnahmen abgesehen — finanziell wenig ergiebig war trotz des nicht geringen Fremdenverkehrs. Kenner der Verhältnisse haben das vorhergesagt, aber die Folgen sind noch ernstere, als man vielerorts dachte, und wenn die schlimme Geschäftslage auch kommendes Jahr anhält, wird es leider manche Katastrophe geben, worüber in den beteiligten Kreisen, als über ein offenes Geheimnis gesprochen wird. Im Amt Triberg sind zwei Hotels, beziehungsweise Kurhäuser diesen Herbst in Konkurs geraten, die sich des besten Rufes und guten Besuchs erfreuten, und schon wieder kommt die Nachricht, daß ein Kurhotel der Gegend, das Schloßhotel in Hornberg, in eine Wiengesellschaft mit beschränkter Haftpflicht umgewandelt wird. Der Grund hierzu braucht wohl nicht besonders genannt zu werden. Dieses Hotel, das einen Wert von annähernd einer halben Million Mark hat, ist geradezu in idealer Lage des Schwarzwaldes und wurde durch den Besitzer vorzüglich geleitet; er wird deshalb auch Direktor des Hotels werden für Zukunft. Nur der allgemeine schlechte Geschäftsgang in der Fremdenindustrie machte die Schritte erforderlich, die jetzt vorgenommen werden. Die Hotel- und Kurhausbesttzer sind zur Zeit in keiner beneidenswerten Lage, ganz besonders trifft dies zu für diejenigen, die nur Saisonbetrieb haben. Das Publikum scheint hierfür aber nicht hinreichend Verständnis zu haben. Einerseits sind die Preise für die Lebensmittel und Arbeitsleistungen enorm gestiegen und anderseits sollen die Kurhäuser Preise machen, die um fünf und mehr Jahre zurückliegen, und dann leidet eben die Fremdeninduftrie auch an Ueberproduktion, da fast jedes Plätzchen sich für einen Kurort hält. Die Folgen zeigen sich.
Mailand, 8. Nov. In ganz Oberüaken richten orkanartige Stürme und Regengüsse großen Schaden an. Zahlreiche Flüsse sind aus den Ufern getreten und haben viele Ortschaften überschwemmt.
In Tirol herrscht seit einigen Tagen Föhn- wetter. Damit verbundene andauernde Regengüsse brachten große Verkehrsstörungen mit sich durch Anschwellen der Wildbäche udd Müsse und Uebermuhr- ungen verschiedener Bahnstrecken. Auch Ueber- schwemmungen haben stattgefunden. Auf der Ueber- etscherbahn, Vintschgau-Bahn, Mori-Riva-Bahn und St. Michael-Welschmetz-Bahn ist, wie die M. N. N. berichten, durch Uebermuhrung gestört. In Riva ist, wie schon erwähnt, infolge eines Dammbruchs am Wildbach Albula die Stadt teilweise überschwemmt; viele Geschäfte stehen tief im Wasser, zumeist sind Deutsche geschädigt. Der Zugsverkehr nach Arco ist eingestellt. Der Bahnverkehr Riva-Mori ist unterbrochen. Ursache ist die Ueberschwemmung des Bahnhofs in Riva und die Gefährdung der Eisenbahnbrücke nächst Arco: der Post und Passagierverkehr wird mittels Wagen aufrecht erhalten. Die Brücke bei Bezzecca im Ledrotal ist eingestürzt.
Innsbruck, 8. Nov. Ans der Stilfserjoch- gegend wird kolossaler Schneefall gemeldet.
Die in Franzenshöhe befindlichen Finanzwachleute und Hotelbediensteten sind seit Mittwoch voriger Woche vollständig abgeschlossen.
vermischtes.
Automobil und Alkohol. Auf der am 21. Oktober d. I. in Annaberg im Erzgebirge abgehaltenen Jahresversammlung des Sächsischen Landesverbandes gegen den Mißbrauch geistiger Getränke wurde auf Grund eines Vortrags von Prof. M. Hartmann-Leipzig: „Automobil und Alkohol" einstimmig die folgende vom Redner beantragte Resolution angenommen: „Im Interesse der öffentlichen Verkehrssicherheit ist die Forderung zu erheben, daß alle Personen, die ein Automobil selbst steuern, sich 24 Stunden vor Beginn der Fahrt, sowie auch während der ganzen Dauer der Fahrt einschließlich der Fahrtpnusen jedes Genusses geistiger Getränke enthalten." Bei der sehr lebhaften Diskussion, die sich an den Vortrag anschloß, wurde aus einigen Seiten der Versuch gemacht, die in der Resolution eingesetzte Frist von 24 Stunden durch einen kürzeren Zeitraum oder durch eine ganz allgemein gehaltene Bestimmung zu ersetzen. Im Hinblick jedoch auf den jetzt immer stärker auftretenden Automobilverkehr und angesichts der Tatsache, daß die Unfallsgefahr hier zweifellos größer ist als im Eisenbahnverkehr, überzeugte man sich schließlich allerseits, daß eine schärfere Forderung hier durchaus am Platze sei.
Raubüberfall in der Eisenbahn. Die Ehefrau des Bureauchefs eines großen industriellen Werkes in Düsseldorf wurde Dienstag nachmittag bei der Rückreise von Bad Nassau in einem Eisenbahn-Abteil 2. Klasse überfallen und beraubt. Wie eine Mitreisende Dame gesehen hat, ist der betreffende Mann aus einem Abteil 3. Klasse während der Fahrt in das andere gestiegen. Der Räuber muß sein Opfer betäubt haben, denn die Ueberfallene kam erst 'auf der Stalion Nivern bei Ems wieder zu sich. Der Frau war die Bluse geöffnet und das darunter getragene Gold gestohlen. Ferner vermißt sie ihr Handtäschchen mit drei Kassenscheinen zu je 100 Mark sowie einen Trauring. Vom Täter fehlt jede Spur.
Aus Deutsch-Südwestafrika. Die Tägl. Rundschau erzählt folgendes nette Geschichtchen: Eine Station hatte so wenig Proviant erhalten, daß der Hunger zu herrschen anfing. Leutnant T. telegraphiert also ans Proviantamt und erhält auch richtig einen Wagen. Er telegraphiert darauf folgende Quittung: „Mit Lorbeeren sind wir für 150 Jahre, mit Pfeffer für 100, mit Salz für 50 Jahre versehen. Im übrigen sind wir dem Hungertod nahe." Er hatte nämlich einen Gewürzwagen erhalten. Der gute Zahlmeister hatte übersehen, daß es ein Wagen mit Magazinverpflegung war, er also nur eine bestimmte Sache, hier Gewürze, geladen hatte.
Der Streich des „Hauptmanns von Köpenick" hat einem ehrsamen Schuhmachermeister aus dem oberelsäßischen Landstädtchen Rufach vollständig den Kopf verdreht. Als er von dem Geniestreich des falschen Hauptmanns gehört hatte, stellte er seine Arbeit ein und brachte den ganzen Tag in Wirtshäusern zu, wo sein einziges Gesprächsthema der Köpenicker „Hauptmann" war. Seitdem ist der Unglückliche nicht mehr zurechnungsfähig, und seine junge Frau hat jetzt die Ehescheidungsklage eingereicht, weil sie unter diesen Verhältnissen nicht mehr mit ihrem Manne Zusammenleben könne.
Ein Sprung in den Vulkan. Aus Kobe in Japan wird berichtet: Innerhalb der letzten Monate haben sich drei Leute im Vulkan ums Leben gebracht. In dem letzten Falle war es ein junger Mann von 20 Jahren, der sich von einem Führer auf den Vulkan Aso bringen ließ. Er saß eine Zeit lang auf dem Rande des Kraters und rauchte eine Zigarre, ohne irgend welche Aufregung zu zeigen. Dann sprang er plötzlich auf, lohnte den Führer ab, und, während dieser noch seinen Dank aussprach, stürzte sich der junge Mann mit dem Rufe „Lebe wohl" in den Krater. In einem Briefe, den er hinterließ, erklärte er, er wisse nicht, wie sich seine Zukunft gestalten würde, und er ziehe den Tod der Armut vor.
(Blüten unfreiwilligen Humors) enthalten öfters Geschäftsempfehlungen. „Weiche Bür blank!" lautet eine geheimnisvoll klingende Aufschrift in der Auslage eines Obstgeschäfts, hinter der sich nicht etwa eine Beschwörungsformel, sondern eine unorthographische, harmlose Empfehlung einer beliebten Birnensorte verbirgt. „Lastfuhrwerke haben sich beim Portier zu melden", verlangt kategorisch ein
Redaktion, Druck «nd Verlag «on L. Mreh t« Nrsen-Ürg
Plakat an der Front eines Geschäftshauses in der Lindenstraße. „Hier ist der billigste Mann in Strümpfen und Handschuhen", kündigte kürzlich ein Partiewarenhändler im Scheunenviertel an. Ueber- haupt bieten die Partie- und Trödelgeschäfte eine reiche Ausbeute an ungewollt komischen Ankündigungen. Da gibt es „Tische mit gedrehte oder beliebige Füße", „Angerauchte Herrenhemden", „Bahn- öl-Sofas", „Ausverkauf um zu reimen" und sogar „Zwei schläfrige Betten."
Martinstag.
Der 11. November ist dem heiligen Martin, Bischof von Tours, geweiht, und zwar war er der erste Heilige, dem die katholische Kirche öffentliche Verehrung zuteil werden ließ. In Niederungarn geboren, besuchte er die Katechetenschule zu Pavia, mußte aber nach dem Willen seines heidnischen Vaters ins Heer eintreten. Er kam nach Gallien, wurde getauft und galt bald als das Muster aller Tugenden. Einst teilte er seinen Mantel mit einem Armen, und in der folgenden Nacht erschien ihm, wie die fromme Legende erzählt, Christus mit diesem Mantelstück bekleidet. Martin lebte dann mehrere Jahre als Mönch, bekehrte seine Mutter und ließ sich später in Italien, dann in Frankreich nieder, wo er gegen seinen Willen im Jahre 375 zum Bischof von Tours gewählt wurde. Auch als Bischof lebte er in einsamer Zelle auf steilem Felsen, und als sich in der Nähe nach und nach achtzig andere Mönche anbauten, entstand das Kloster von Marmou- tiers, wo er um das Jahr 400 starb. Durch die vielen ihm beigelegten Wunder wurde er einer der populärsten Heiligen, der Schutzpatron Frankreichs und später auch von Mainz und Würzburg. Sein Begrübnistag, der 11. November, wurde zum Martinsfest erhöhen, womit sich viele Gebräuche des altgermanischen, dem Wodan zu Ehren gehaltenen Herbstfestes verbanden. Dahin gehören die Martinsfeuer, einn Nachklang der altgermanischen Herbstfeier, das Martinsmännchen, eine Erinnerung an den fegenspendenden Wodan, und die Martinsschmäuse, deren Hauptbestandteil die Martinsgans, der Martinstrunk waren, bei dem in Weingegenden der neue Wein probiert wird, und das noch heute in manchen Gegenden bekannte Gebäck der Martinshörnchen. Wie in altgermanischer Vorzeit die Priester aus dem Fluge und Geschrei der Gänse weissagten, so gilt die Gans noch heute im Volke als Wetterprophet. So sagt eine alte Bauernregel:
Wenn die Gänse zu Martini auf dem Eise stehn,
Müssen sie Weihnachten im Kote geh'n.
fNeid.j Der kleine Hans (der Verladung von Schweinen auf dem Güterbahnhof zusehend): „Sieh nur, Mama, die dürfen vereisen, und wir müssen wieder zu Hause bleihen!"
Umstellungsaufgabe.
Die nachstehenden zwölf deutschen Ortsnamen sind so zu ordnen, daß deren Anfangsbuchstaben, von oben nach unten, und deren Endbuchstaben, von unten nach oben gelesen, den Namen eines deutschen Herzogtums ergeben.
Cottbus Gollub Arnswalde Jttersweiler Bamberg Hagen Eldena Roschki Skurc Werdau Nimptsch Unislaw.
Auflösung des Bilder-Rätsels in Nr. 175.
Garnisonsprediger.
Die Rentabilität der Viehzucht ist durch rasche Produktion und raschen Absatz bedingt. Das weiß der praktische Landwirt: er mußte auch schon ehe die Theorie ihn dahin belehrte, daß er, um rationell zu wirtschaften, verschieden füttern muß: anders wenn er Aufzucht, anders wenn er Fleisch und wieder anders wenn er Milch oder Wolle produzieren will. Die verschiedenen Futterarten be- stehen zwar alle aus Eiweiß, Kohlehydrate, Fett rc. und doch rentieren sie für die einzelnen Zwecke ganz unterschiedlich, weil ihre Nährstoffe in verschiedenen Verhältnissen und Mengen enthalten sind. Aus diesem Grunde läßt sich an Hand einer chemischen Analyse der Geldwert des Futters nicht so kurzer Hand ausrechnen, am allerwenigsten aber beim Futter für die ganz jungen Tiere, bei denen die Aufnahmefähigkeit des Magens die Hauptrolle spielt. Das allcrbilligste Futter ist zu teuer, wenn es nur unvollkommen verdaut wird, zu Verdauungsstörungen führt, das Gedeihen verlangsamt, oder gar Krankheiten hervorruft, während andererseits ein scheinbar teureres Futter tatsächlich billiger ist, wenn es nur vom Magen der Tiere leicht ausgenommen wird, die Tiere dabei rasch gedeihen und gesund bleiben. Wie viel Zeit, Mühe und Futter wird gespart, wenn Ferkel und Kälber rasch heranwachsen und oft schon in der halben Zeit verkaufsreif sind. Eine rasche Entwicklung kann neben der Milchnahrung durch ein geeignetes Beifutter erzielt werden. Als solches Beifutter können wir in erster Linie das „Kaiser-Otto Kraftfutter", welches von den Heilbronner Rahrungsmittelfabriken Otto u. Kaiser hergestellt wird, empfehlen. Mit diesem Futter wurden schon ganz überraschende Erfolge erzielt. (Siehe auch heutig« Annonce.)