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175. j NeuerBürtzp Mittwoch dm 7. November 1906. 64. Jahrgang

MunSschau»

Die Börsenstsuer erbrachte., wie dieBert. Pol. Nachrichten" mitteilen, im -ersten Halbjahr 1906 25^/2 Millionen Mark, nämlich 16,66 Mill. Mark Stempelsteuer für Wertpapiere und 8,97 Mill. Mark für Käufe und sonstige AnschaNungsgegenstände. Wenn die Einnahmen des zweiten Halbjahrs denen des ersten entsprechen, werden die Einnahmen den Voranschlag uni 3 Millionen übersteigen.

Berlin, 5. Nov. Der Vorstand des Deut­schen Städtetags trat heute unter dem Vorsitz Oberbürgermeisters Kirschner zu einer Tagung zu­sammen. In der bis in den späten Nachmittag währenden Sitzung kam unter anderem der bekannte Antrag der Stadt Stuttgart betreffend die Fleisch- , not zur Verhandlung. Es wurde die Absendung einer Petition au den Reichskanzler und den Reichs- ! tag beschlossen, -worin betont wird, daß die Vor-- aussage, die Fleischnot würde vorübergehend sein, - nicht zugetroffen ist, dagegen die Befürchtung des - Städtetags sich bestätigt hat, daß eine Minderung der Fleischpreise nicht eintreten werde. Unter Bei- - bringung weiteren Materials wird in der Petition ' die Oeffnung der Grenzen unter Beobachtung der ^ auch vom Städtetag für notwendig erklärten sani- tären Maßnahmen und gleichzeitig wenigstens sine vorübergehende Aufhebung der Fleischzölle gefordert. Die Einberufung eines Städtetags wurde nicht be- schlossen.

Baron Aehrenthal, der neue österreichisch- - ungarische Minister des Auswärtigen, traf am ^ Samstag abend auf der Reise von Wien nach Petersburg in Berlin ein. Im Laufe des Sonn­tag hatte er eine Besprechung mit dem Fürsten Bülow.

Das neue Ministerium Clemenceau in Frankreich hat sich am Montag Leim Parlament mit einem umfassenden Regierungsprogramm vor­gestellt. Dasselbe verheißt zahlreiche Reformen, verkündigt die Fortsetzung der Politik -des Kabinetts Sarrien und erklärt, das neue Kabinett werde die Allianz Frankreichs mit Rußland und seine wert-^ vollen Freundschaften weiter pflegen., sowie an- seiner Politik der Geradheit in seinen Beziehungen i zu den Mächten sesthalten. Das Trennungsgesetz ; -soll im liberalen Geiste, aber mit Festigkeit zur ^ -Anwendung gelangen. Schließlich zähst die Regier-! -ungs-Erklärung die -dem Parlamente bestimmten Vorlagen aus. Das Kolonialnünisteriurr hat dis Nachricht erhallen, daß in der Nähe des Postens Dideide in der Landschaft Mauretanien ein Gefecht zwischen einer Jägerabteilung und Mauren von Adrar stattgefunden hat. Eine Anzahl Jäger söll gefangen sein, die Verluste der Mauren, bei denen auch drei Häuptlinge gefallen sein sollen, werden aus 150 Tote angegeben. Der Kolonial- minister hat die nötigen Anweisungen erlaffen. In der französischen Flotte hat sich ein neuer Unfall nach der Katastrophe des UnterseebootesLutin" -ereignet. Auf dem KreuzerCharles Märtel" in Toulon explodierte ein nonCharles Mertel" lanziertes und nachher wieder aufgefischtes Torpedo, nachdem es wieder an Bord gebracht morden war. Ein Mann wurde getötet. Zwei Leute wurden schwer und mehrere leicht verletzt.

In Ohalway in Irland hat nach voran­gegangenen nicht unbedenklichen Unruhen eine Ersatzwahl zum Unterhause stattgeftmden. Hier­bei wurde der Nationalist Gwynne mit 983 St. gewählt, sein Gegenkandidat Taylor erhielt 556 Stimmen.

Der englische Arbeiterführer Keir Hardie leugnete in einer zu Edinburg gehaltenen Rede, daß der Sozialismus oder die Arbeiterpartei durch den Ausfall der Londoner Stadtratswahlen einen Rück­schlag erhalten habe. Die Niederlage der Fort­schrittspartei in London bedeute einen Triumph der

Elektrizitöts- und anderer Truste, die IO 000 Pfund Sterling für den Wahlkampf aufgewandt Hütten.

Der Schiffsbauerftreik in Elyde (Schott­land)-verschärft sich, die ganze englische Schrffbau- Mdustrie droht in den Streik - hineingezogen zu werden.

Im nördlichen TeÄe der Provinz Kiangsu Herrscht große Hungersnot; etwa 10 Millionen Menschen sind dem Hmgerwd nahe.

Auf dem Westrioer (China)-griffen Seeräuber eine englische Dampf barkasse an, bemächtigten sich derselben und -beraubten die Passagiere und die Mannschaft, Dann bemächtigten sie sich zweier chinesischer Barkassen. AU der Flucht gerieten sie in ein Gefecht mit Zollbeamten. Doch gelang es der Barkasse der Piraten im Schutze der Dunkelheit mit -ihrer Beute zu -entkommen, die aus 10000 Dollar -geschätzt -wird.

Portsmouth, -5. Novbr. :L00 Mann, meist Heizer, veranstalteten gestern abend aus Wut über den Befehl eines OMzisrs, zu knieen, während er mit ihnen sprach, in der Kantine der Marine- kaserne eines Tu-mu lt, versuchten aus der Kaserne auszub-r-cheii und wollten die Wohnung des be­treffenden Offiziers Demolieren. Es gelang erst, die Demonstranten zur Rühe zu «bringen, nachdem -die ganze Kaserne .alarmiert worden war. Dazu

- wird w-ch gemeldet-: Die betreffenden Leute, die -vor der Kaserne angetreten waren, kehrten wegen

- eines - starken Regengusses -ohne Befehl in die Kaserne zurück. Als sie dann in -der Turnhalle wieder an­traten, -befahl der diensttuende Offizier, der von >. L-was Keiner Figur ist. daß das erste Glied nieder- st-ieen füllte, damit er die Leute besser übersehen

- könne. Als einige von ihnen zögerten, diesen Befehl tmszuführsn, und einer sich direkt weigerte, wurde -dieser der Wache übergeben. Dies gab den Anlaß -zu den weiteren Ausschreitungen.

Wört-H, 4. Nov. Gestern besuchten sämtliche -Einjährige des Regiments Nr. 132 die hiesigen Schlachtfelder. Spät am Nachmsttage wurde in Fröschweiler nach dem anstrengenden Marsch Halt gemacht. Eine gerade jetzt an Allerseelen sinnige Jde-', die in der ganzen Bevölkerung Anklang fand, war es, am Armee-Denkmal einen Lorbeerkranz niederzulegen Abends kehrten die jungen Mars- söhne froh und munter nach StrsHburg zurück. Das -harmr nische Einvernehmen zwischen dem leutseligen Offizier und '-den Soldaten machte hier den besten «Eindruck.

Hanau, -5. 'Nov. Hier wurde gestern nacht -ein falscher Leutnant festgenommen. Er trug Infanterie-Uniform mit der Regimentsnummer 166, -einen Jnfanterrehelm und einen Kavalleriesäbel. Durch den Kavälleriesäbel war er der Polizei ver­dächtig geworden. Der Verhaftete war ein hiesiger Taglöhner. Er hatte schon verschiedene Wirtschaften in der -Uniform besucht und war dort als echter Leutnant angesehen worden. Ueber den Erwerb der Uniformstücke vermochte er sich nicht auszuweisen.

Berlin. Zu dem Geldschrankeinbruch bei der Papiergroßhsndlung von Salinger u. Leppmann, bei dem 40 000 den Dieben zur Beute fielen, wird mitgeteilt, daß die Kölnische Unfallversicherung, die für den Schaden aufzukommen hat, eine Belohn­ung von 1500 fLr die Wiedererlangung des gestohlenen Geldes ausgesetzt hat.

Das freisprechende Urteil im Heuslerprozeß ist rechtskräftig geworden; der Staatsanwalt hat auf die Einlegung der Revision verzichtet. Der Schwurgerichtshos hat folgenden Beschluß gefaßt: Die Staatskasse wird für verpflichtet erklärt, Frl. v. Heusler für die von ihr erlittene Untersuchungs­haft und für die auf Grund des Urteils des Schwur­gerichts erlittene Strafhaft Entschädigung zu gewähren.

München, 6. Nov. Bei der Station Eisen­stein im Böhmerwald warfen sich gestern, nach einer Meldung derMünchener N. Nachr.", ein

17 jähriger Bergarbeiter mstd seine 16 jährige Ge­liebte, nachdem sie s ich mit- -einem Gürtel zusammen­geschnürt hatten, rwr einen daherbrausenden Zug. Beide wurden gräßlich verstümmelt; der Bursche war sofort tot, das Mädchen starb bald daraus.

Petersburg, 5. Nov. In Wiborg raubten heute morgen 3 Isowafsn-tte dem Eisenbahnkassier in der Nähe des Bnhnhofs 75 000 Rubel. Die Be­hörde nahm bald- darauf -2 der Räuber fest, welche sich als finnische Arbeiter erwiesen. Das geraubte Geld wurde ansgesunden.

Chicago, 3. Nov. Hier wurde ein Mann verhaftet, welcher eines Postdiebstahls in Höhe von zwei Millionen Dollars verdächtig war. Die Summe wurde größtenteils bei ihm vorgefunden.

Aus dem Elsaß, 4. Nov. Die Weinlese ist in den Äberelsäßischen Wemorten -meist recht befriedigend zu Ende -gegangen. Da sonst vielfach Fehlermen- zu verzeichnen sind, -stellen sich mehr Käufer ein als sonst und das Wemgeschäft --geht flotter denn je. In Rappoltsweiler, der alten Weinstadt, wiegt der Most vielfach 90, in vielen Fällen -sogar 100« nach Oechsle. Zuerst stieg der Preis für das --Hektoliter auf 42 «kt Die Nachfrage ließ in den letzten Tagen etwas nach, so daß viel für 36 und 38 «6 zu haben -war. Vorrat ist noch vorhanden. In Kienzheim ist man sehr zufrieden mit dem Ausfall des Herbstes. Ueber 4000 -Hektoliter Most sind ausgeführt worden und noch liegen die Keller bis auf den letzten Platz gefüllt.

Wüi-ttenwei-g»

Stuttgart, 4. Nov. Dem Bericht über die -gestrigen Kammerverhandlungen und über die Verabschiedung des Landtags tragen wir noch -nach: Bevor Präsident v. Payer die Sitzung schloß, gab er noch den herkömmlichen Ueberblick über die Arbeiten des nun zu Ende gegangenen Landtages und führte dann weiter aus: In der Kammer werden künftig nur solche Abgeordnete noch ihren Sitz haben, welche aus dem allgemeinen, geheimen und direkten Wahlrecht hervorgegangen sind. Die Zahl der Mitglieder des anderen Hauses ist vermehrt worden. Aus der Kammer der Standes- he-rren ist eine Erste Kammer geworden, welche künftig auch den Vertretern des ritterschaftlichen Adels, der Kirchen, der Hochschulen und hervor­ragender Erwerbszweige Aufnahme gewähren wird. Ein Teil der künftig stattfindenden Wahlen wird sich nun unter den neuen Formen die Verhältnis­wahl abspielen, zu deren Verbesserung wir wesent­lich beigetragen zrz haben glauben. Nachdem der Präsident die Bedeutung der ständischen Arbeiten auch in qualitativer Beziehung gewürdigt, widmete er noch Worte warmer Anerkennung den ausscheiden- den Privilegierten, in deren Namen Freiherr von Gemmingen in herzlichen Worten, die im Haus ein starkes Echo fanden, dem Haus und namentlich auch dem Präsidenten dankte, womit die Sitzung ihren Abschluß fand. Nachdem in der gemein­schaftlichen Sitzung der beiden Kammern der mit Stern und Band des Kronenordens geschmückte Ministerpräsident v. Breitling das Reskript ver­lesen hatte, in welchem die Auflösung des Land­tages verfügt wurde, richtete er folgende mit Bei­fall aufgenommene Ansprache an die Stände: Hohe Versammlung: Seine Königliche Majestät, welche den demnächst neu zusammentretenden Land­tag in Person zu eröffnen beabsichtigen, haben mich gnädigst zu beauftragen geruht, in allerhöchst Ihrem Namen den hier letztmals versammelten Stünden in dieser Abschiedsstunde freundlichen Gruß zu entbieten und warmen Dank zu sagen für die hingebende und erfolgreiche Arbeit, die von Ihnen in treuer Berufs­erfüllung während der nun beendigten Wahlperiode geleistet worden ist. Mit Genugtuung darf der scheidende Landtag auf die Erledigung gesetzgeberischer Arbeiten von ungewöhnlich großer Zahl und Trag­weite zurückblicken. Drei gewichtige Reformwerke auf dem Gebiete des Steuerwesens, der Gemeinde­verwaltung und der Landesverfassung, in früheren