In Sansibar waren die Soldaten und Polizisten zur Erzwingung höherer Löhne in einen Streik eingetreten, also ganz nach europä­ischem Muster. Der Premierminister konnte weder Ordnung Herstellen, noch vermochte er die beiden höchsten farbigen Offiziere vor Mißhandlungen zu schützen. Durch eine kurze, verständige Ansprache des Sultans an die Abgesandten der Streikenden wurde die Sache schließlich beigelegt. Der Sultan versprach, sich persönlich für die Angelegenheit der Soldaten und Polizisten zu interessieren.

München, 2 t. Sept. Der Polizeibericht meldet, daß in der vergangenen Nacht aus dem kgl. Haupt­münzamt ungefähr t.30 000 Mk. in nengeprägten 10 -Alark-Stücken mit dem Münzzeichenv 1906" im Gesamtgewicht von 60 KZ gestohlen wurden. Unter dem Gebäude fließt ein Bach durch einen ge­mauerten Kanal, der gegenwärtig wegen Reinigung des Bachbetts trocken gelegt ist. Durch diesen Kanal gelangten die Diebe an eine eiserne Tür, die sic er­brachen, und durch den Maschinenraum in den Raum, in dem das gemünzte Gold aufbewahrt wird, und entnahmen einer Holzkiste die genannte Summe.

Halle, 21 . Septbr. Bei Gorsleben an der Unstrut, wo Manöver stattfanden, drehte ein Land­mann, der seinem 7jährigen Sohn ein Geschütz er­klärte, das Verschlußstück. Der Schuß krachte und riß dem Sohn den Oberkörper ab.

Breslau, 21 . Sept. Die Oder ist aufs neue zum Steigen gekommen. Bei Ratibor ist das Wasser seit gestern um 70 em gestiegen. Ein weiteres nicht unbedeutendes Steigen ist zu erwarten. Der Scheitel der Vorwelle hat die Neissemündnng er­reicht. In Breslau ist der Strom im Wachsen.

Hirschberg i. Schl., 21 . Septbr. Infolge heftiger Regengüsse, die seit Montag anhielten, trat diese Nacht Hochwasser ein. Die tiefer gelegenen Stadtteile von Hirschberg sind unter Wasser gesetzt. Heute morgen hörte der Regen auf und das Wasser begann wieder zu fallen.

Ein Koblenzer Bürger stiftete anläßlich der goldenen Hochzeit des Großherzogs und der Groß­herzogin von Baden 10 000 Mk. zum Besten der Handwerker der Stadt und ließ in den Schulen eine Festdrnckschrift verteilen.

Grantham, 20 . Sept. Was das Eisen­bahnunglück bei Grantheim betrifft, bei dem zehn Personen getötet wurden, so scheint die Ursache desselben wohl kaum aufgeklärt werden zu können. Der Distriktsaufseher der Bahn erklärt amtlich, warum der Lokomotivführer in Grantheim nicht gehalten habe, werde wahrscheinlich nie bekannt werden, da er und der Heizer sofort getötet wurden. In Grantham gehen, wie demLok.-Anz." aus London berichtet wird, dunkle Gerüchte um. Es heißt, man habe beim Durchfahren des Zugs durch Grantham den Lokomotivführer und den Heizer in verzweifeltem Kamps gesehen. Man schließt daraus, daß einer von ihnen wahnsinnig oder dem Delirium verfallen gewesen lei.

Bes an 90 n, 17. Sept. Wie verlautet, ist die Ursache der Explosion auf Fort Alontfanyon in der mangelhaften Beschaffenheit des Blitzableiters, der z. Zt. ausgebessert wurde, zu suchen. Steine und ganze Felsblöcke wurden über 1500 Nieter weit vom Fort geschleudert. Die Wohngebäude innerhalb des Forts sind vollständig zertrümmert, die Trümmer bedecken den Hof des Forts in einer Schicht von fast 4 Meter Höhe.

Cannes, 18. Septbr. Ein heftiger Wald- brand kam heute in Bois Callas zum Ausbruch. Das Feuer sprang auf iveiteren Waldbestand über und vernichtete etwa 20 000 da Wald. Es droht sich noch weiter auszubreiten.

Buenos-Aires, 20 . Sept. In den Docks wütet ein Brand. Die Docks enthielten u. a. 30 000 Tonnen Waren meist deutscher Herkunft. Der Verlust wird auf fünf Millionen Dollars ge­schätzt. Die Entstehungsursache des Feuers ist noch nicht bekannt; 5 Beamte sind verhaftet. Das Depot, das 2 Millionen Franken kostete, ist voll­ständig zerstört worden.

Hongkong, 20 . Septbr. Wie jetzt gemeldet wird, kamen bei dem letzten Wirbelsturm 5000 Chinesen um. Der insgesamt angerichtete Schaden beträgt nach vorsichtiger Schätzung 20 Mill. Dollars.

Württemberg.

Das Regierungsblatt für das Königreich Würt­temberg Nr. 28 vom Samstag den 15. September 1906 enthält eine Bekanntmachung sämtlicher Mini­sterien , betreffend Bestimmungen des Bundesrats zur Ausführung des Offizierpensionsgesetzes und des Mannschaftsversorgungsgesetzes vom 31. Mai 1906. Vom 28. August 1906.

Stuttgart, 21 . Sept. Das Fest, welches die Stadt am gestrigen Donnerstag abend zu Ehren der Teilnehmer am Naturforscher- und Aerzte- tag gab, darf als der Glanzpunkt der Veranstalt­ungen bezeichnet werden, die Stuttgart den Gästen dargeboten hat. Der Marktplatz mit dem Rathaus, dessen edle architektonische Linien bis zum Turme hinauf durch Girlanden von Tausenden von Glüh­lampen prachtvoll hervorgehoben waren, boten mit den illuminierten Häusern der Umgebung ein unge­mein reizvolles, fesselndes Bild. Ebenso reich war auch die Innendekoration des Rathauses ausge­fallen. Die Prunkräume im zweiten Stock, der große Sitzungssaal mit den Nebengelassen nahmen sich mit ihrer Blumendekoration und in der blenden­den Beleuchtung sehr effektvoll aus. Ueberall trat vornehme Pracht, die Freude am Schönen zu Tage. Auf den Treppen und Korridoren und in den Räumen des ersten Stocks, wo die Mitglieder der bürgerlichen Kollegien die Gäste begrüßten, hatte sich die bunte Menge, Herren und Damen als Gäste der Stadt zusammengefunden. Junge, weißgekleidete Damen, Töchter der Mitglieder der bürgerlichen Kollegien, kredenzten aus zum Silberschatz der Stadt gehörigen Kannen Rot- und Weißwein aus den besten Lagen des Landes. Die Mehrzahl der Minister und die Kammerpräsidenten v. Payer und v. Kiene waren anwesend.

Stuttgart, 21 . Sept. Zum 78. Deutschen Naturforscher- und Aerztetag fand heute vor­mittag im Krematorium auf dem Pragsriedhofe eine Probeverbrennung statt. Um derselben anzu­wohnen, hatte sich eine größere Anzahl von Kongreß­teilnehmern mit ihren Damen eingefunden. Es wurde wieder wie bei der ersten Probeverbrennnng eine Kiste mit 150 Kilogramm Leichenteilen eines Pferdes der Verbrennung übergeben. Nach der gestrigen allgemeinen Versammlung, in welcher noch mehrere Vorträge streng wissenschaftlicher Natur ge­halten wurden, nahm der Vorsitzende der Gesell­schaft, Prof. Dr. Chun-Leipzig, das Wort, um der Stuttgarter Geschäftsleitung seinen Dank auszu­sprechen. Hieran schloß sich sein Dank an den König und die Stadtverwaltung, sowie an die Stutt­garter für die herzliche Aufnahme, die der Kongreß hier gefunden. Unter der Zustimmung der Ver­sammlung gab der Vorsitzende die Versicherung, daß die Stuttgarter Tage den Naturforschern und Aerzten unvergeßlich bleiben werden. Um 6 Uhr abends versammelten sich eine Anzahl Kongreßteilnehmer an der Hauptseuerwache, wo Branddirektor Jakoby namentlich die Rettungseinrichtungen bei Unglücks­fällen, die Krankenwagen, die Sauerstoffapparate, einen Apparat, wie ihn die deutschen Rettungs­mannschaften in Courrieres benützten, der gestattet, sich 60 Minuten in Räumen mit giftigen Gasen aufzuhalten, den Pferdehebe- und Transportwagen vorsührte und erläuterte, was das lebhafte Interesse der Gäste hervorrief, die trotz des strömenden Regens bis zum Schluffe aushielten. Auch ein Probealarm fand statt, dem sich eine Besichtigung der Gebäude der Hauptfeuerwache anschloß. Ein Teil der Kongreßmitglieder mit ihren Damen nahm noch an dem inr Stadtgarten veranstalteten Konzert teil. Von einem Gartenfest konnte jedoch bei dem strömenden Regen keine Rede sein.

Stuttgart, 21 . September. Der Landtags­wahlen wegen hat sich der Stuttgarter Bezirks­lehrerverein an die dortige Leitung der Deutschen Partei, der Volkspartei und der Sozialdemokratie gewandt mit der Bitte, es möge auf den Stuttgarter Proporzzettel ein Lehrer genommen werden. Eine Antwort ist bis jetzt noch von keiner Seite erfolgt.

Stuttgart, 18. Sept. Der Gemeinderat hat zum Chefarzt der chirurgischen Abteilung des neuen städtischen Krankenhauses Stuttgart-Cannstatt Dr. Ludwig Grosse in Stuttgart gewählt. Grosse war in den letzten 4 Jahren Oberarzt am Ludwigsspital in Stuttgart.

Stuttgart, 21 . Sept. Die schwere Artillerie, bestehend aus dem 1 . Bat. Hohenzoll. Fußartillerie- Regiment 13 aus Ulm und den Bespannungs- abteilungen der Fußartillerie - Regimenter 8 aus Metz und 10 aus Straßburg, wurde vom Manöver­gelände heute in ihre Standorte mit der Eisenbahn zurückbefördert.

Horb, 21 . Sept. Die Manöver des 13. Armeekorps nahmen gestern unter Leitung des kom­mandierenden Generals v. Hugo ihren Anfang. Die 26. Division, von Herzog Älbrecht kommandiert, rückte in 2 Kolonnen von Rottweil gegen Horb vor, während gleichzeitig ein unter Oberst Noell stehendes Detachement mit schwerer Artillerie von Freudenstadt gegen DornstettenReringen vorging. Die 27. Di­vision, kommandiert von Generalleutnant v. Linsingen

rückte von Rottenburg gegen Horb vor und schickte eine Kavalleriebrigade mit Artillerie vor, der es ge­lang, die 2 Kolonnen des Herzogs Älbrecht bei Mühlheim-Empfingen vorübergehend aufzuhalten. Die 27. Division (blau) bezog indessen bei Ecken­weiler eine mit Schützengräben, sicheren Eindeckungen und Stacheldraht bewehrte Stellung, gegen welche Herzog Älbrecht seine Truppen vorschicken wird. Die Einnahme der nach ostasiatischem Muster bewehrten Stellung wird einer der interessantesten Momente der diesjährigen Manöver darstellen. Se. Maj. der König wird morgen den Manövern anwohnen.

Heilbronn, 17. Sept. Die Weingärtnerge­sellschaft beschloß gleich derjenigen für Neckarsulm, in Anbetracht der großen Kosten für Oeffnung der Kelter re. und bei dem geringen Quantum, das zur Anlieferung käme, für Heuer von einer gemeinsamen Kelterung abzusehen. Weingärtner Rudolf Drautz, der vor acht Tagen der Generalversammlung des deutschen Weinbaukongresses in Bernkastel anwohnte und einen großen Teil der Weinbaugegenden im Rhein-, Mosel- und Nahetal, sodann in Lothringen und Elsaß besichtigen konnte, berichtete von den Er­fahrungen, die man dort in der Bekämpfung der Peronospora gemacht habe. Während die Erträg­nisse in der Rheinprovinz ähnlich wie bei uns sind, bei Metz und im Elsaß aber besser ausfallen, kann für die Moselgegend konstatiert werden, daß dort M bis M Herbst in Aussicht steht und zwar nur deshalb, weil man dort nicht 23mal, sondern 5-7- mal im Lauf des Frühlings und Sommers die Weinberge bespritzt hat; als man bei uns das erste­mal spritzte, war das dort schon dreimal geschehen. Die Moselgegend war im vorigen Jahr so verseucht, wie wir heute, und ihr Ausfall an Wein wurde auf 40 Millionen geschätzt. In der Besprechung kam man allgenrein zu der Ueberzeugung: Die Flinte nicht ins Korn werfen! Kommt die Zeit des Spritzens, dann muß jede andere Arbeit beiseite gelegt werden! Gemeinsames Vorgehen, weitere Besuche mit An­wendung künstlichen Düngers, innigere Verbindung mit den wissenschaftlichen Anstalten (Weinsberg) und zähe Energie des Einzelnen müssen dazu beitragen, daß es in Zukunft besser wird. (Neckar-Ztg.)

Mühlacker, 21 . Sept. Gestern abend MIO Uhr brach hier in dem großen, von vier Familien bewohnten Wohnhause des Landwirts Christian Hang Feuer aus. Dasselbe wurde jedoch durch die rasch herbeigeeilte Feuerwehr gelöscht, ehe es größeren Schaden anrichtete. Bald daraus, um 10 Uhr, schlugen Flammen in dem Oekonomiebau Hang's auf, die ebenfalls rasch erstickt wurden. Um M2 Uhr erscholl nochmals Feuerlärm und es brannte wiederum in dem Wohnhaus des Hang. Diesmal brannte denn auch das dreistöckige Haus bis aus die Grundmauern ab. Das Mobiliar ist gerettet, auch das Vieh. Brandstiftung liegt unter diesen Um­ständen nahe.

Vom Hohentwiel, 20 . Sept. Kommenden Sonntag findet für Heuer die letzte Aufführung des Schauspiels:Unter der Reichssturmfahne" statt. Die letzten Ausführungen waren jeweils recht gut besucht. Doch ist das gesamte finanzielle Erträgnis der Spiele des heurigen Sommers keineswegs be­friedigend. Auch brachte die jüngste Zeit, wie man hört, zwischen den leitenden Persönlichkeiten der Aufführung erhebliche Differenzen.

Vom Bodensee, 20 . Septbr. Daß unsere Landwirtschaft bei rationellem Umtrieb immer noch ein schönes Stück Geld abwirft, das zeigte wieder deutlich der dieser Tage in Radolfzell abgehaltene Zentralzuchtviehmarkt. Hier wurden beispiels­weise Kalbinnen verkauft mit einem Höchsterlös von 1200 Alk., Farren 1000 Mk., Kühe 1010 Mk. Zum Markte kamen 874 Stück; verkauft wurden 570 Stück mit einem Gesamterlös von 287114 Alk., was einen Durchschnittspreis von ca. 500 Mk. pro Stück entspricht, lieber die Hälfte der Tiere kamen aus den Bezirken Meßkirch (208 Stück), Donau- eschingen und Psnllendorf.

Kus SlaSt. Bezirk uns Umgebung,

Neuenbürg, 21 . Sept. Infolge des früheren Arbeitsschlusses wird werktags aus der Strecke PforzheimNeuenbürg an Stelle des in Pforzheim 7.12 nachm, abgehenden Personenzugs nach Neuen­bürg Nr. 1197 wie im Sommer der 6.15 nachm, abgehende Zug Nr. 1187 wieder ausgeführt.

In den Arbeiterzügen unserer Enztalbahn verkehren seit 17. ds. Mts. Wagen 4. Klasse. Es sind das die seitherigen Wagen 3. Klasse, bei denen nur die Bänke an den Stirnwänden heraus­genommen wurden, um hier Raum zum Aufstellen von Gepäck zu erhalten. Alle anderen Bänke blieben. Alle älteren Wagen 3. Klasse, sowie eine