gesetzt. Sie sind von ihrem hiesigen Aufenthalt sehr befriedigt und erkennen es namentlich dankbar an, daß ihnen die chinesischen Behörden bei jeder Gelegenheit das größte Entgegenkommen gezeigt haben.

Der Besuch des Präsidenten Fallieres in Marseille anläßlich der dortigen Kolonialausstell­ung hat England, Spanien und Italien be­wogen, Kriegsschiffe nach Marseille zur Begrüßung des französischen Staatsoberhauptes zu schicken, eine Höflichkeit, die nicht ohne politischen Beigeschmack ist. Am Sonntag fand eine Revue der fremden Kriegsschiffe und des in Marseille eingetroffenen französischen Mittelmeergeschwaders vor dem Präsi­denten statt, doch mußte der von letzterem beab­sichtigte Besuch der fremden Kriegsschiffe wegen schlechten Wetters aufgegeben werden. Dafür ließ der Präsident beim Passieren der Schiffe diesen durch drahtlose Telegraphie einige Begrüßungsworte übermitteln, auf welche die Kommandanten dankend antworteten. Am Samstag abend hatte ein Fest­mahl auf der Präfektur stattgefunden, dem alle französischen und ausländischen Schiffsoffiziere bei­wohnten. Hierbei brachte Fallieres Trinksprüche auf die Könige von England, Spanien und Italien, auf deren Familien, sowie auf die betreffenden Nationen und Flotten aus. Im Laufe des Abends sandte er Danktelegramme an die drei Monarchen.

Württemberg.

Stuttgart, 19. Septbr. Der ständische Ausschuß ist auf Donnerstag, den 27. Sept. ein­berufen, was auf einen baldigen Zusammentritt des Landtages deutet.

Stuttgart, 18. Septbr. Der Vorstand der Versicherungsanstalt Württemberg, Regierungsdirektor v. Scharpff, ist zum wirklichen Staatsrat und ordentlichen Mitglied des Geheimen Rats (an Stelle des Kultusministers v. Fleischhauer) ernannt und zugleich mit den Funktionen eines ständigen Rats des Staatsministeriums betraut worden. Wie man hört, soll an v. Scharpff's Stelle Oberregierungsrat Kraiß von der Zentralstelle für die Landwirtschaft an die Spitze der Versicherungsanstalt Württemberg berufen werden.

Stuttgart, 18. Sept. Auf das bei der Er- öfsnungsversammlung deutscher Naturforscher und Aerzte an den Kaiser gesandte Huldigungs­telegramm ist vom Kaiser aus Breslau folgende Antwort eingetroffen:Der in Stuttgart tagenden Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte danke ich bestens für den mir übermittelten Huldig­ungsgruß und entbiete ihr mit dem Wunsche für erfolgreiche Arbeit meinen kaiserlichen Gruß."

Stuttgart, 21. Sept. Nicht etwa zur Freude der Zeilungsberichterstatter, welche oft über Dinge berichten sollen, von denen sie naturgemäß wenig verstehen, ist die württ. Landeshauptstadt zur Zeit zur förmlichen Kongreßstadt geworden. In der vorigen Woche waren die Bauwerkmeister von ganz Deutschland versammelt; in dieser Woche sind es die Naturforscher und Aerzte. Letztere sind zwar so liebenswürdig und geben ein eigenes Tagblatt heraus, worin wissenschaftliche Vorträge mit den einem gewöhnlichen Menschenkind, und wenn es studiert hat, größtenteils unbekannten medizinisch- technischen Ausdrücken, enthalten sind, selbst heraus. Stuttgart wimmelt zur Zeit von Aerzten, es sollen mehr als 5000 auswärtige Aerzte nach Stuttgart gekommen sein. Seine Majestät der König ist mittels Ertrazugs am letzten Sonntag von Friedrichs­hafen nach Stuttgart abgefahren, um dem Aerzte- kongreß einen besonderen Besuch abzustatten. Von Stuttgart aus wird der König einige Zeit nach Bebenhausen gehen, zum Volksfest wieder nach Stuttgart zurückkehren und dann noch Aufenthalt in Friedrichshafen nehmen, bis die eintretende kältere Witterung die Rückkehr nach Stuttgart erforderlich machen wird.

Tübingen, 18. Sept. (Schwurgericht.) Er­gänzungsgeschworene wurden nachgezogen: Gottlob Haubensak, Andreassohn, Händler in Gönningen; Lederhändler Gänßlen in Nürtingen: Karl Friedrich Br ach old, Schreinermeister in Wildbad; Gott­lob Bauknecht, Bauer in Neckarhausen; Reinhold Böß, Werkmeister in Reutlingen; Urban-Butterstein, in Großengstingen.

Oe h ringen, 18. Sept. Die Delegiertenver­sammlung des Evang. Bundes hat wieder Pro­fessor Dr. Hieb er zum Vorsitzenden des Bundes gewählt. Dr. Hieber hat sich wegen geschäftlicher Ueberlastung erst nach einigen Bedenken entschlossen, bis auf weiteres die Wahl anzunehmen. Zum 2. Vorsitzenden wurde ebenfalls wieder Stadtpfarrer Traub-Stuttgart gewählt.

Mergentheim, 19. Sept. Unser bisheriger Landtagsabgeordneter Reg.Rat Häff.ner von Lud­wigsburg hat sich bereit erklärt, die ihm angetragene Kandidatur wieder anzunehmen.

Balingen, >9. Septbr. Bei der heute vor­genommenen Stadtschultheißenwahl stimmten 90 Prozent der Wahlberechtigten ab. Es erhielten Verwaltungsratschreiber Hofmann-Stuttgart 278 Stimmen, Oberamtsasfistent Roller von hier 119 Stimmen, Stadtpfleger Ehinger von hier 75 St. Soinit ist Hosmann gewählt.

Ulm,' 19. Sept. Die Preisrichter aus Dresden, München, Stuttgart und Ulm, die die 64 Pläne zu begutachten hatten, die über die Gestaltung des Münsterplatzes eingelaufen waren, haben heute ihr Urteil gefällt. Den 1. Preis von 2000 ML er­hielten die Herren Wörnle u. Fauser (Stuttgart), den 2. mit 1500 .4/ Vetter (Darmstadt), den 3. mit 1000 ML Prof. Schuster (Stuttgart). In längeren Ausführungen verbreiteten sich die Preis­richter, Geh. Baurat Hosmann (Dresden) und Prof. Fischer (Stuttgart) über die Ansichten, die sie über die Gestaltung der Sandwüste, die sich vor dem Münster ausbreitet, hegen.

Lauchheim OA. Ellwangen, 19. Sept. Eisen­erzmutung. Bei den in letzter Woche durch den königl. Bergamtsvorstand, Oberregierungsrat Mayer in Stuttgart und dem Bergwerksdirektor Emil Notton aus Köln vorgenommenen Fundesuntersuchung wurde Eisenerz hier sestgestellt. Wenn auch die Mächtigkeit des Flözes an der geschürften Stelle noch nicht sehr stark ist, so ist dafür ein um so höherer Eisengehalt (34 °/o) befunden worden. Weitere Schürfungen werden im Oktober fortgesetzt werden.

Dürr m enz - M ühlacker. lieber das Vermögen des Bahnhosrestaurateurs Hugo Beniner wurde das Konkursverfahren eröffnet.

Leonberg, 18. Sept. Die hiesigen bürgerl. Kollegien beschlossen, sich, zunächst unverbindlich, an einer zur Errichtung eines städtischen Elektrizitäts­werks zu bildenden Genossenschaft in. b. H. mit 10 000 ML zu beteiligen. Die Kosten für das Werk sind auf 5560000 .4/ veranschlagt.

Leonberg, 19. Sept. Im nahen Eltingen ritt ein Knabe ein Pferd von einer Schmiede nach Hause. Unterwegs versetzte ein älterer Bürger dem Pferdeim Spaß" einen Hieb mit der Peitsche. Das Pferd scheute, warf seinen Reiter ab und überrannte eine alte Frau auf der Straße. Der Reiter ist leichter, die Frau aber durch Huftritte schwer verletzt, so daß sie kaum mit dem Leben davonkommen durfte.

Magftadt, 20. Sept. Gestern vormittag 11 Uhr wurde der verwitwete 65 Jahre alte Taglöhner Lauser, welcher seit 8. ds. vermißt wurde, im Ge­meindewaschhaus tot aufgefunden. Unter Umständen dürfte auf ein Verbrechen geschlossen werden. Nach­mittags begab sich von Böblingen eine Gerichts­kommission an Ort und Stelle, um den Tatbestand festznstellen.

Vierundzwanzig Höfe, 16. Sept. Wegen gewaltsamer Entfernung im Hause des verstorbenen A. Schuhmacher auf Lindenbuch amtlich angelegter Siegel leitete der hiesige Schultheiß gemeinsam mit dem in Alpirspach stationierten Landjäger eine Unter­suchung ein. Während der Vornahme derselben drang plötzlich der Dienstknecht Weidenbach, ein geistig beschränkter Mensch, mit einer Heugabel auf die beiden in amtlicher Eigenschaft Anwesenden ein und stach dem Landjäger die Gabel von hinten in Kopf und Hals, so daß derselbe schwer verletzt dar­niederliegt. Der Täter wurde verhaftet.

Herrenberg, 18. September. Die heurige Hopfenernte ist gegen frühere Jahre bälder be­endet, da die Ernte nur eine mittelmäßige ist. Dieselbe, eine der besten Einnahmequellen des Bezirks in guten Jahren, ist schon in der Haupt­sache beendet. Leider wurde die Hopfenernte in den letzten zwei Tagen, so notwendig man sonst Regen braucht, da die Trockenheit einen hohen Grad erreicht hat, durch verschiedene Regen gestört, wo­durch die Geschäfte etwas in die Länge gezogen werden. Gestern wurden hier die ersten Hopfen per Zentner zu 80 bis 90 Mk., je nach Qualität, nebst Trinkgeld verkauft. Bei dem teilweise starken Ausfall kommen die Produzenten Heuer bei diesen Preisen doch einigermaßen auf die Rechnung. Die Zuckerrüben zeigen Heuer einen sehr schönen Stand. Mit der Ablieferung der Zuckerrüben, welche für die landwirtschaftliche Bevölkerung günstige Einnahmen versprechen, wird anfangs Oktober be­gonnen werden. Die Anbaufläche ist Heuer gegen dem Vorjahr etwas größer. Die Zuckerfabrik Böb­lingen zahlt wie fernd, für den Zentner 92 Ls ^s, gewiß ein schöner Preis!

Kus Stadt, Bezirk und Umgebung.

Neuenbürg, 18. Septbr. In der gestrigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien fand die Beratung des Etats der Stadtpslege pro 1906/07 statt. Die mutmaßlichen Einnahmen wurden zu 66 000 ML, die Ausgaben zu 90 000 ML veranschlagt, somit wäre ein Defizit von 24000 ML zu decken. Da nach der angestellten Berechnung an Gemeinde­einkommensteuern 42°/u (im Vorjahre 44 o/o) des staatlichen Einheitssatzes von 18 700 somit also 7900 ML zu erheben sind, so beträgt die noch durch Umlage auf das Gebäude-, Grund-, Gefüll- und Gewerbekataster aufzubringende Summe rund 16 000 ML, worunter der Amtsschadensbetreff von ca. 6400 .17 begriffen ist. Der Umlage-Prozentsatz beträgt 6,19; im Vorjahre betrug er 6,29. Von den verwilligten Ausgaben sind zu erwähnen: 1) Anlage einer Saatschule 700 ML, 2) Anlage zweier Waldwege imHeuberg" undBuchberg" 2000 .M, 3) Fonds für einen Begrübnisplatz 1000 ML, 4) Er­höhter Aufwand auf die Schulen ca. 2000 ML, 5) Herstellung einer neuen Straße (Jlgenstraße) 1800 ML Nach der kürzlich publizierten Rechnung über das Elektrizitätswerk pro 1905/06 betrügt das Reinerträgnis ca. 10400 ML Hievon sind ca. 7000 ML Zinse aus dem Baukostenkapital zu be­zahlen, während die weiteren 3400 -PL an die Stadt- kaffe abzuliefern sind, welche dieselben zur Deckung der zur Zeit in der Ausführung begriffenen Er­weiterungsbauten am Elektrizitätswerk verwendet. Nach Tilgung der Neubaukosten wird das Abfchluß- ergebnis in den ersten 23 Jahren ein ungünstigeres sein. Die Schuld der Elektrizitätswerkskasse an die Stadtkasse beträgt von ursprünglich rund 189 000 ML noch rund 181000 ML

Feld re nn ach. (Eingesandt.) Wie emsig die Kandidaten der Sozialdemokratie für die kommenden Landtagswahlen schon längst an der Arbeit sind, hat man recht gut auch hier wahrnehmen können. Der in der Stichwahl 1900 unterlegene Stadtrat Wasner von Stuttgart hat im letzten Jahre hier mehrere Agitationsbesuche gemacht und letzten Sonntag fand eine von ihm und seinen Anhängern arrangierte Ver­sammlung in derSonne" in Pfinzweiler statt. Ueberall wird er wohl programmüßig behaupten, daß die Sozialdemokratie die allein fürsorgliche Partei für den Arbeiter, Kleinhandwerker, Klein­bauern, Unterbeamten rc. sei, mit Unrecht insoferne, als auch jeder anderen Partei unseres engeren Vaterlandes die Sorge um das Wohl aller dieser Stünde mindestens ebenso am Herzen liegt. Im Gegensatz zu ihrem großsprecherischen Benehmen hat sich aber die Sozialdemokratie für die Allgemeinheit noch wenig und, um nur einen Punkt herauszugreifen, für einen Teil der Neuenbürger Bezirksgemeinden links der Enz, die bekanntlich einen Bahnanschluß als Lebensfrage ansehen und daher energisch an- streben, gar nicht bewährt, insoferne, als die mit der Tatsache, daß viele Hunderte von Arbeitern um an ihre Arbeitsstätten zu gelangen täglich stunden­lange Fußtouren zu und von der nächsten Bahnstation zurücklegen müssen, hauptsächlich begründete Vorlage durch die sozialdemokratische Fraktion in der württ. Ständekammer nicht die gebührende Unterstützung fand. Es wird an der Zeit fein, daß auch die bürgerlichen Parteien sich bald regen und das ihrige dazu beitragen, daß dem Bezirke eine Vertretung im neuen Landtage erspart bleibt, die als auf schroffstem und damit einseitigstem Standpunkt stehend bekannt, für unsere vielseitigen Bezirksverhültnisfe also ganz und gar ungeeignet ist. ?

Unterreichenbach, 19. Septbr. Wie man vernimmt, ersuchte am letzten Samstag eine Depu­tation der Deutschen Partei in Calw den Hrn. Schultheiß Scholl von hier, ein Mandat in den Landtag anzunehmen. Man hat die Hoffnung, daß Schultheiß Scholl ein Mandat annimmt und da der­selbe als ein durchaus liberal gesinnter Mann be­kannt ist, dürfte es nicht ausgeschlossen sein, daß die Parteien gemeinsame Sache machen werden, um einen Mann in den Landtag zu bringen, der die Interessen seines Wahlkreises voll und ganz zu ver­treten imstande ist. (C. W.)

In Reiner; au, OA. Freudenstadt, fand die feierliche Amtseinsetzung des Pfarrers Fab er statt. Derselbe war bisher Amtsverweser in Rechenberg bei Crailsheim gewesen. Pfarrverweser Dier- lamm, der seit April die Stelle versah, ist nun Pfarrverweser in Schömberg bei Neuenbürg, wäh­rend Vikar Simon-Dobel (zuletzt in Schömberg als Pfarrverweser) nach Rechenberg gekommen ist.

«M" Hiez« zweites Blatt. "W«