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148.

Der «nztäler.

Anzeiger für das Enztal und Umgebung.

Amtsblatt iür Sen OberainlsLezttk IlLuenbürg.

Neuenbürg, Freitag den 21. September M)6

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64 Jahrgang.

NtmSschau»

Die Festtage in Baven.

Karlsruhe, 18. Sept. DieKarlsr. Ztg." veröffentlicht ein Handschreiben der Größ- herzogin an den Staatsminister Frhrn. v. Dusch: Es bewegt mich mit dankbarer Freude, daß am 20. September in der Stunde, da wir in der Schloß- . Arche die Feier unseres goldenen Ehejubiläums er­leben dürfen und Gott für seine unermeßliche Liebe danken, in allen Kirchen unserer geliebten badischen Heimat die Glocken ihr feierliches Geläute ertönen lassen werden. Es erfüllt sich damit für uns ein wirklicher Herzenswunsch. Dies bis in das kleinste Dorf hinaus sich erstreckende Glockengeläute möchte ich dahin bezeichnen, daß es nicht uns zur Ehre er­tönt, sondern Gott zur Ehre und ich hoffe und bitte, es möchten sich viele, viele Herzen mit dem weinigen verbinden, um dem zu danken, der mir in öOjähriger unaussprechlich reichgesegneter Ehe den Großherzog erhielt und uns dies weihevolle und tiefbeivegende Fest gewährte. So möge dieses Dankgebet, von nah und fern zu Gott emporsteigen, der uns bis hieher " geleitet und geführt hat."

Karlsruhe, 19. Septbr. Zn dem heutigen Hnldigungsakt trafen das Großherzogspaar und die kronprinzlich schwedischen Herrschaften um '/-II Uhr vor der Festhalle ein. Oberbürgermeister Schnetzler begrüßte die höchsten Herrschaften, zu­nächst die Jubelpaare, namens der Stadt und des Landes und dankte dem Großherzog für alles, ivas er dem Lande als sreigesinnter Fürst und gütiger Mensch war. Er sei nicht nur ein Fürst vom Scheitel bis zur Sohle, sondern auch ein ge­rechter, gütiger Mensch gewesen. Dann dankte er der Großherzogin für all die Liebe, die sie bis in die ärmsten Hütten getragen habe. Das Groß­herzogspaar habe dem Lande das Beispiel einer überaus glücklichen Ehe gegeben und gezeigt, daß auch ans dem Fürstenthron wahrer Segen zu finden sei, wenn so hohe Liebe herrsche. Der Redner gedachte sodann des Silberjubelpaares, des Kronprinzenpaares von Schweden, und schloß mit einem Hoch auf das Großherzogspaar. Er­griffen lauschte die Festversammlung den schlichten zu Herzen gehenden Worten und stimmte jubelnd in das Hoch ein. Die badische Nationalhymne wurde dann von der Kapelle intoniert. Hierauf ergriff der Groß Herzog das Wort. Er sprach zunächst dem Oberbürgermeister seinen innigsten Dank für seine warmen Worte aus. Die Huldig­ungen, die ihm und der Großherzogin heute zu teil wurden, überböten alles, was Menschen hofften; aber wiederholt weise er darauf hin, daß dieser Dank vor allem Gott gebühre, der ihnen vergönnt habe, dieses Fest der goldenen Vereinigung zu feiern, von der er wünsche, daß sie viele Tausende feiern könnten. Der Großherzog fuhr fort:Was Sie uns heute geboten, zeugt von Treue und Hin­gebung, was Sie auch bei diesem Anlaß kund­gegeben haben. Es ist eine Kundgebung, die zeugt von der staatserhaltenden Gesinnung, auf die größter Wert gelegt werden muß und die er­halten werden muß gegen alle Meinungen, die dagegen laut werden. Die Bekämpfung dieser Meinungen wird umso leichter sein, da bei solcher Gesinnung die Kraft von Gott gegeben ist." Der Großherzog schloß mit einem Hoch auf die Stadt Karlsruhe. Mit lauter, kräftiger Stimme hatte der Großherzog gesprochen und eine tiefe Bewegung hatte sich der Zuhörer bemächtigt. Nun füllte sich der Bühnenraum, der einen Ruhmestempel dar­stellte, mit jungen Gestalten. Das Festspiel, von Chefredakteur Albert Herzog gedichtet, Musik von Hofkapellmeister Alfred Lorenz, nahm seinen An­fang. Der ganze Festakt machte, erhöht durch die wundervolle Ausschmückung der Festhalle, einen tiefen Eindruck. Beim Austritt aus der Halle be­

grüßte ein Schwarzwald mädchen mit einem Gedicht das Großherzogspaar und überreichte ein Waldbukett. Nach dem Huldigungsatt machten die höchsten Herrschaften eine Rundfahrt durch die landw. Ausstellung, die hierdurch offiziell er- öffnet^vurde. Im Hoftheater ging als Fest- vorstellnngTannbäuser" in Szene. Prinz Heinrich von Preußen ist heute mittag hier eÜMtroffen. *

..Karlsruhe, 1,9. Sept. Der Großherzog und die Großherzogin haben aus Anlaß des heutigen Tages zum dauernden Gedächtnis an ihre goldene Hochzeit gemeinschaftlich ein Kapital von 100 000 Mark gestiftet, dessen Erträgnisse jeweils auf den 20. Sept. zur Verteilung gelangen sollen.

Karlsruhe, 20. Sept. Das Kaiserpaar traf um 10 Uhr mittels Sonderzugs hier ein und wurde am Bahnhof vom- Erbgroßherzogspaar herz­lich begrüßt, worauf sich die Herrschaften nach dem Schloß begaben. Ans dem Weg dorthin bildete eine ungeheure Menschenmenge aus der Stadt und dem ganzen Land, darunter viele in der kleidsamen Schwarzwälder Tracht, Spalier. Brausender Jubel begleitete die Fahrt nach dem Schloß. Am Portal waren die großherzoglichen Herrschaften, das Kron­prinzenpaar von Schweden, Mitglieder des groß­herzoglichen und des kgl. schwedffchen Hauses, die übrigen anwesenden Fürstlichkeiten, die Spezial- gesandten, die Gefolge, die Herren vom Ehrendienst und die Hofstaaten erschienen. Die Begrüßung zwischen dem Kaiserpaar und dem Großherzogspaar, sowie dem Kronprinzenpaar von Schweden war überaus rührend. Um 11 Uhr versammelten sich unmittelbar nach Eintreffen der Majestäten die fürst­lichen Gäste und die Hofstaaten zur Darbringung ihrer Glückwünsche für das großherzogliche Paar und für das schwedische Kronprinzenpaar. Kurz nach 12 Uhr traf König Leopold von Belgien ein. Weiterhin sind eingetroffen: der Herzog von Sachsen- Koburg, Fürst Wilhelm von Hohenzollern, Fürst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg, Prinzessin Sophia von Sachsen-Weimar, Großfürst und Groß­fürstin Michailowitsch und Großfürst Georg Michailowitsch von Rußland. Der Verkehr in den Hauptstraßen der Stadt ist seit den frühesten Morgen­stunden ein ganz gewaltiger. Der Fremdenzuzug ist kolossal und hat sich im Lauf des heutigen Tages noch gesteigert. Um 2 Uhr brachten die vereinigten Männergesangvereine vor dem großherzoglichen Schloß ein Ständchen.

Karlsruhe, 20. Sept. Der Kaiser erhielt heute nachmittag in seinen Gemächern den Besuch des Königs der Belgier, welcher nachmittags nach 4 Uhr wieder abgereist ist.

Karlsruhe, 20. Sept. Abends 6 Uhr ver­sammelten sich in der Schloßkirche diejenigen Per­sonen, welche zu der kirchlichen Feier des goldenen Ehejubiläums des Großherzogs­paares und des silbernen Ehejubiläums des Kronprinzenpaares von Schweden geladen waren. In feierlichem Zuge nahten die Fürstlich­keiten, voran der Kaiser in der Uniform seines 110. badischen Regiments mit der Kaiserin. Nach den übrigen Fürstlichkeiten folgte der Großherzog in Generalobersten-Unisorm, aus einen Stock gestützt, und die Großherzogin; diese trug im Haar einen goldenen Mprthenkranz, welcher aus dem Atelier der Firma Karl Siebenpfeiffer-Pforzheim hervor­gegangen ist, der gleichen Firma, welche auch den der Großherzogin von der Stadt Pforzheim vor 50 Jahren zu ihrer grünen Hochzeit gestifteten Kranz angefertigt hat. Nach dem Großherzogspaar folgte das Kronprinzenpaar von Schweden, die Kron­prinzessin mit einem Silberkranz. Den Schluß des Zuges bildeten das Erbgroßherzogspaar, Prinz und Prinzessin Gustav Adolf von Schweden und Prinz Wilhelm von Schweden. Die beiden Jubelpaare nahmen vor dem Altar Platz, zur Seite des Groß­

herzogspaares der Kaiser und die Kaiserin, die übrigen Fürstlichkeiten weiter zurück. Nach dem einleitenden Chorgesang hielt Oberkirchenratspräsident Helbing eine Ansprache, der er diejenigen Bibel­worte zugrunde legte, welche schon bei der grünen Hochzeit des Großherzogspaares als Trautert ge­dient hatten: 1. Mojes 12, 2:Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein." Nach weiterem Chorgesang kniete das Silberjubelpaar vor dem Altar nieder und empfing den Segen. Es erfolgte ein abermaliger Chorgesang, worauf das Groß herzogspaar niederkniete, wobei der Kaiser dem Großherzog behilflich war. Mit herzlichen Worten sprach der Geistliche über das goldene Hochzeitspaar den Segen, indem er nochmals an den obigen Text anknüpfte. Donnernder Geschütz­salut ertönte und die Glocken der Residenz und im ganzen badischen Lande läuteten. Gebet und Gemcindegesang schlossen die Feier. Hieraus nahmen der Großherzog und die Großherzogin, der Kron­prinz und die Kronprinzessin von Schweden in den Prunkräumen des Schlosses, in Gegenwart aller anwesenden Fürstlichkeiten eine Defiliercour ab.

Die Illumination der Stadt, die nach Ein­tritt der Dunkelheit erfolgte, ist geradezu feenhaft. Die Zahl der fremden Festbesucher ist ins Tausend­fache gestiegen. Das Gedränge ans dem Markt­platz und aus dem Bahnhof war ein geradezu lebensgefährliches.

Karlsruhe, 18. Septbr. Die zu Ehren des Großherzogspaars stattfindende Gartenbau-Aus­stellung ist jedenfalls die bedeutendste, die über­haupt jemals in Karlsruhe stattgefunden hat, sowohl an räumlicher Ausdehnung, als auch qualitativ. Das Ausstellungsgelände umfaßt den Platz vor der Fest­halle, sowie das Gebäude des Sommertheaters, und außerdem sind noch Zelte für empfindlichere Pflanzen errichtet. Rechts und links beim Eingang sind Koniferen in guter Kultur in meist besseren Varietäten ausgepflanzt. Abies, Pinus, Taxus, alles für Hausgärten wertvolle Einzelpflanzen ab­gebend, sind hier dem Beschauer in übersichtlicher Weise vor Augen geführt. Dazwischen haben die vereinigten Tierschutzvereine ihre Bogelfutter- und Nistkästen angebracht. Diese sind mit dem sogen. Katzenschutz" versehen, d. i. ein durchschnittener Blechmantel mit nach auswärts gebogenen Blech­teilen, welcher seinem Zweck offensichtlich entspricht. Katzen und sonstiges Raubzeug wird dadurch abge­halten, die Bäume nach Vogelnestern abzusnchen.

Die Mittelgruppe ist ein von der Stadtgärtnerei angelegtes, großes Blumenparterre. An dieses schließen sich rechts und links Gruppen von guten Sorten Knollenbegonien an. Das 2. Mittelstück ist ebenfalls von der Stadtgärtnerei angelegt und zwar als heizbarer Teich angepslanzt mit seltenen Nym- phaeen, die größtenteils in Blüte stehen. Die Ufer­pflanzung ist eine wirklich gelungene und fesselt Laien wie Fachleute. Die Ausstellung von Obst­bäumen ist nur durch wenige Firmen beschickt, doch ist das Material ein sehr gutes. Im großen Zelt haben sich einige württembergische Firmen rühmlich hervorgetan. Die Gemüseausstellnng ist nur schwach beschickt, was durch die ungünstigen Witterungs- Verhältnisse des Nachsommers bedingt wurde. Doch sind die ausgestellten Sachen durchweg 1. Qualität. Zum Schluß sind noch musterhafte Haus- und Vor­gärten angelegt von den Landschaftsgärtnern Kämmerling u. Krause in Heidelberg und Hamm in Karlsruhe.

Berlin, 18. Sept. Die Reichsbank erhöhte ihren Diskont auf 5 °/o und den Lombardzinsfuß aus 6°/».

Köln, 19. Sept. DerKöln. Ztg." wird aus Peking von heute telegraphiert: Die deutschen Reichstagsabgeordneten haben nach kurzem Auf­enthalt ihre Reise von hier nach Tientsin fort-