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Neuenbürg, Montag den 17. September 1906

64. Jahrgang.

ZLunSschau.

Die Festtage in Kaden.

Am 5. September 1856 hat Prinz Friedrich von Baden, der vier Jahre vorher bereits an Stelle seines Vaters und seines älteren Bruders die Re­gierung übernommen hatte, den Titel Großherzog angenommen. Am 20. September 1856 führte er die Prinzessin Luise von Preußen, die einzige Tochter des Prinzen Wilhelm von Preußen und der Prin­zessin Augusta, als Gemahlin heim. Der September 1906 bringt also für Baden zwei fünfzigjährige Erinnerungsfeste mit. Am 9-. September vollendete Großherzog Friedrich sein 80. Lebensjahr. Das ganze Land Baden ist erfüllt von Jubelklang und Festesfreude und ganz Deutschland nimmt herzlichsten Anteil an der Feier, die Fürstenhaus und Volk in Baden wie eine Familienfeier gemeinsam begehen.

Karlsruhe, 16. Sept. Zum gestrigen Ein­zug des Großherzogs und der Großherzogin, sowie des Kronprinzenpaars von Schweden, der den Beginn der Jubiläumsfestlichkeiten bildet, hat die Stadt reichen Flaggenschmnck angelegt. Viele Häuser sind prächtig geziert. Ein besonders festliches Bild bietet der Marktplatz, der einem großen Garten gleicht. Die Karl-Friedrichstraße ist als vis. trium- pba.Ii8 ausgeschmückt. Mächtige Ehrenpforten er­heben sich an deren beiden Enden. Um str5 Uhr traf der Kronprinz von Schweden ein. Um 5 Uhr kam der Sonderzng mit dem Großherzog, der Groß­herzogin und der Kronprinzessin von Schweden. Das Großherzogspaar hielt, stürmisch begrüßt durch eine tausendköpfige Menge, in der großartig aus­geschmückten Karl-Friedrichstraße feierlichen Einzug in ^ reichbeflaggter Stadt. Der Großherzog sieht frisch und rüstig aus. Am Schloßportal begrüßten Hofstaaten und im Schloß das erbgroßherzogliche Paar den greisen Landesfürsten und seine Gemahlin. In der Stadt herrscht allgemeine- Festesstimmung; der Zuzug von Fremden ist ein großer. Am heutigen Sonntag wohnten die hohen Herrschaften dem Vor­mittagsgottesdienst in der Stadtkirche an. Am Montag, 17. Sept., werden Ihre Kgl. Hoheiten um 11 Uhr die Ausstellung für Kunst und Kunstgewerbe im Markgrästichen Palais besichtigen. Vormittags trifft der Herzog von Connaught in Karlsruhe ein, um im Auftrag des Königs Eduard von England dem Großherzog den Hosenbandorden zu überreichen. Die feierliche Investitur wird abends im Großherzogl. Schlosse vollzogen werden. Dienstag, 18. Septbr., von 12 Uhr ab findet großer Empfang statt. Um U-9 Uhr ist in Anwesenheit der höchsten Herrschaften im Hoftheater Festvorstellung. Mittwoch, 19. Sept., um 10 Uhr werden sich die Großherzogl. Herrschaften in feierlicher Auffahrt zur Huldigungsfestlichkeit be­geben. An den Huldigungsakt in der Festhalle schließt sich die Eröffnung der Landwirtschafts- und Gartenbau-Ausstellung an. Um 4 Uhr werden im Großherzogl. Schlosse die Mitglieder des Staats­ministeriums, der kommandierende General, die Ver­treter der kathol. und cvangel. Kirche, sowie eine Abordnung der Zweiten Kammer der Landstände empfangen. Um 8 Uhr ist im Hoftheater Vorstell­ung bei festlich beleuchtetem Hause. Donnerstag, 20. Sept., um 10 Uhr, wird der Sonderzug mit dem Kaiser und der Kaiserin eintreffen. Aus Wunsch des^ Kaisers findet kein Empfang statt. Um 11 Uhr versammeln sich die Hofstaaten zur Gratu­lation. Um st 2 l Uhr findet Familientasel der fürst­lichen Gäste statt. Von 2 bis 3 Uhr werden die vereinigten Männergesangvereine von Karlsruhe vor dem Großherzogl. Schlosse ein Ständchen bringen. Die kirchliche Feier des goldenen und silbernen Ehejubiläums findet um 6 Uhr in der Großherzogl. Schloßkirche statt. Am Freitag, 24. Sept., um 4 Uhr, werden die Herrschaften bei günstigem Wetter eine Rundfahrt durch einen Teil der Stadt unter­nehmen. Um 7 Uhr wird im Hoftheater ein Fest­

spiel aufgesührt, das am Samstag wiederholt wird. Die Großherzogl. Herrschaften haben beidemal ihr Erscheinen zugefagt. Am Sonntag, 23. Sept., wird bei günstigem Wetter eine zweite Rundfahrt durch einen weiteren Teil der geschmückten Straßen statt­finden. Der Erzbischof von Freiburg, Dr. Nörber, hat bestimmt, daß am 20. September, abends 6 Uhr, in allen Pfarr- und Filialkirchen des Groß­herzogtums in feierlicher Weise ein Festgeläute stattfinde aus Anlaß der um diese Zeit in der Schloßkirche stattfindenden kirchlichen Weihe des goldenen Ehejubiläums des Großherzogspaares.

Karlsruhe, 15. Sept. Bei den Feierlichkeiten aus Anlaß der goldenen Hochzeit des Groß­herzogpaares wird der württ. Hof durch den am badischen Hof beglaubigten württ. Gesandten in München, Geh. Legationsrat Moser v. Fils eck, vertreten sein.

Herzog Ernst von Sachsen-Altenburg voll­endete am Sonntag, den 16. September sein 80. Lebensjahr. Herzog Ernst, der seit 1853 regiert und also bereits vor drei Jahren sein 50 jähriges Regierungsjubiläum begehen konnte, ist der Schwieger­vater des dieser Tage verstorbenen Prinzen Albrecht von Preußen. Der Herzog erfreut sich noch großer körperlicher und geistiger Rüstigkeit.

Braunschweig, 15. Septbr. Der Regent­schaftsrat für das Herzogtum Braunschweig hat die braunschweigische Landes-Versammlung auf Freitag, 21. ds. Mts. vormittags zu einer außer­ordentlichen Tagung einbernsen, in der über die Thronfolgefrage Beschluß gefaßt werden soll.

Berlin, 15. Septbr. Die Bemerkungen der Presse über die Breslauer Kaiserrede gegen die Schwarzseher geben der offiziösenNordd. Allgem. Ztg." Veranlassung, in ihrem heutigen Wochenrück­blick der Presse folgendermaßen den Text zu lesen: Dieselben Leute, die sonst bei jeden paffenden oder unpassenden Gelegenheiten zu Gunsten der freien Meinungsäußerung den Mund recht voll nehmen, wollen dieses Recht jedem zugestehen, dem Kaiser allein soll es verschränkt werden! Wie vor 40 und inehr Jahren sind sie auch heute noch in der Doktrin vom Scheinkönigtum befangen, das sich mit der Rolle eines dekorativen Schlußsteines am Staatsbau zu begnügen hätte, aber diese Doktrin wurzelt nicht im Tage der Wirklichkeit."

Petersburg, 15. Sept. General Treposf ist heute abend in Peterhos gestorben.

Petersburg, 15. Sept. In Riga ist gestern nachmittag der Fabrikbesitzer Busch, deutscher Reichstagsangehöriger, in seiner Fabrik von Revolutionären beraubt und erschossen worden.

Grodno, 15. Sept. Der Kassierer der Station Brest, Litowsk, ist mit 135 000 Rubel verschwunden.

Berlin, 15. Sept. DerLokalanzeiger" mel­det aus London: Die Herzogin von Connaught, die Schwägerin des Königs, überfuhr auf dem Weg von Bagshot nach London mit dem Automobil einen 12jährigen Knaben. Das Automobil traf ihn im Gesicht und an der Seite und warf ihn schwer ver­letzt zu Boden. Die Herzogin ließ sofort anhalten, hob den Knaben auf und fuhr ihn ins Spital. Während die Aerzte um den Knaben bemüht waren, leistete sie Handreichungen und setzte erst nach längerer Zeit die Fahrt nach London fort. Den Chauffeur trifft keine Schuld. Der Knabe wird schwerlich mit dem Leben davonkommen.

München, 14. Sept. Es werden verschiedene Fälle von Vergiftung durch den Genuß von Schwämmen gemeldet. In München erkrankten eine Arbeiterfrau und ihre zwei Kinder infolge des Genusses von Schwämmen, die sie selbst im Walde gesammelt hatten; ein Kind ist bereits gestorben, die Frau und das andere Kind sind schwer krank. In Marienberg erkrankte die Frau eines Maga- ziniers gleichfalls nach dem Genuß von Schwämmen

und starb rasch; in einein anderen Orte erkrankten eine Lehrerswitwe und ihre Schwiegertochter lebens­gefährlich, wurden aber durch ärztliche Hilfe gerettet.

Spittel (bei St. Avold), 14. Sept. Von einer Schiffsschaukel, wie sie auf den Jahrmärkten anzutreffen sind, wurde hier ein 20 jähriger junger Mann mit voller Wucht getroffen; er stürzte mit zerschmettertem Schädel sofort tot nieder. (Wir haben schon verschiedentlich aus die Gefährlichkeit und Betriebsunsicherheit der Schiffsschaukeln auf­merksam gemacht. Man sollte diesem Auswuchs der sog.Karuffels" die Ausübung überall unmög­lich machen.)

Bretten, 14. Sept. Größere Trupps Schnee­gänse wurden gestern beobachtet. Dieselben zogen in nordwestlicher Richtung und sind nach landläufiger Ansicht die Vorboten kalter Witterung.

Vom Schwarzwatd, 14. Sept. Vorgestern siel auf dem Feldberg Schnee. Heute früh hatten die Bewohner in den Höhen des Feldbergs Reis und Eis hei sehr niederem Thermometerstand.

Aus Mittel baden, 14. Sept. Infolge der ungünstigen Aussichten des diesjährigen Herbstes sind die Jahrgänge 1905, 1904 und ältere sehr be­gehrt. Die Reben im Bezirk Achern und Bühl sehen geradezu trostlos aus; in manchen Rebstücken lohnt es sich nicht, zu herbsten. Die Blattfallkrank­heit hat hier furchtbare Verheerungen angerichtet.

Aus Baden, 10. Septbr. (Wein.) Der Stand der Reben ist im ganzen Oberland zurzeit ganz erfreulich. Während in den meisten unter- badischen Reborten die Perenospora die Traube zum großen Teil, in vielen Gegenden vollständig zerstört hat, ist es in der Markgräslergegend, im Breisgau, am Kaiserstuhl und in der Ortenau und Bühlergegend größtenteils gelungen, durch früh­zeitiges und häufiges Spritzen viel zu erhalten, so daß man daselbst wohl einen halben Herbst erntet. Die heiße Witterung der letzten Zeit hat die Reife der Trauben rasch vorwärts gebracht; der Früh­burgunderherbst beginnt in den nächsten Tagen. Im Weinhandel war es in letzter Woche wiederum recht lebhaft. 1905 er Gewächse wurden in vielen Gegen­den vom Handel aufgekaust und mit hohen Preisen bewertet.

Aus Rheinhessen, 10. Sept. Infolge der großen Hitzeperiode erfolgte die Ausreise der Früh­burgundertrauben in letzter Zeit über alles Erwarten rasch; ihre Lese ist schon im Gange. Ausfall des Frühburgunderherbstes der Menge nach gering; hin­gegen läßt Güte wenig zu wünschen übrig. Auch Portugiesertranben heute schon größtenteils ties- schmarz, so daß Lese auch nicht mehr lange auf sich warten lassen wird. Uebrige Traubensorten gleichfalls recht gut weiter entwickelt. Im Wein­handel in letzter Woche wieder recht lebhaft. Kleinere und mittlere Weine am meisten begehrt und häufig vom Handel zu steigenden Preisen aufgekaust.

Aus der Pfalz, 14. Sept. Die Weinlese hat, soweit es sich um den Rotwein (Portugieser) handelt, allgemein begonnen und auch der Weiß­herbst wird so bald als möglich eingeheimst, weil man befürchtet, daß das Wenige, das draußen hängt, noch von den Staren und dem Ungeziefer weiter dezimiert wird. In manchen Gemeinden, wie in Ruppertsberg und Meckenheim, hat man daher umgehend den ganzen Herbst für weiß und rot sreigegeben, ohne einen Termin für Anfang und Ende sestzusetzen. Was das Ergebnis betrifft, so ist in vielen Weingärten tatsächlich gar nichts, in manchen nicht viel, und nur in besonders vom Glück begünstigten Lagen kann inan mit einen: viertel oder halben Herbst rechnen.

New-Dork, 16. Sept. Das Gilmour-Hotel in Ottawa (Kanada) ist in der Nacht zum Sams­tag durch Feuer vollständig zerstört worden. Viele Hotelgäste sprangen aus den Fenstern und wurden schwer verletzt. Viele Personen sind verbrannt.