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Neuenbürg, Montag den 10. September 1906.

64. Jahrgang.

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Der Kaiser wohnte gestern der Enthüllung des zur Erinnerung an das Bnnzelwitzer Lager Fried­richs des Geosten auf dem Pfaffenberg bei Königs­zelt errichteten Denkmals bei und gedachte in einer Ansprache feines großen Ahnen. Dann fuhr der Monarch t.n Automobil nach Schweidnitz und Ro- gau iveiter.

Karlsruhe. 6. Septbr. Nach der für die Jubiläumsfestlichkeiten festgesetzten Hofansage werden der Großherzog und die Großherzogin, sowie der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden am 15. September abends 5 Uhr mittels Sonderzugs von der Mainau hier eintreffen. Zum Empfang werden sich am Bahnhof die Mitglieder des Staatsministeriums, der kommandierende Ge­neral des 14. Armeekorps, die Generale, der Landes- kommiffär, der Amtsvorstand und der Polizei­direktor, der Oberbürgermeister und die Bürger­meister einfinden. Die Hofstaaten empfangen die Herrschaften am Portal des Schlosses. Sonntag den 16. September werden die Fürstlichkeiten dem Gottesdienst in der Stadtkirche anwohnen. Montag den 17. September werden die fürstlichen Herr­schaften um 11 Uhr die Ausstellung für Kunst- und Kunstgewerbe im markgrüflichen Palais besichtigen. Am Dienstag den 18. September, um 12 Uhr, werden der Großherzog und die Großherzogin eine Abordnung des grundherrlichen Adels im blauen Saal des Schlosses empfangen. Um 12 Uhr wer­den die Häupter der standesherrlichen Häuser, die sich zur Beglückwünschung angemeldet haben, im Gobelinzimmer empfangen werden. Um 5 Uhr findet der Empfang der Spezialgesandten im Mar­morsaal statt. Für abends um 8 sie Uhr ist eine Festvorstellung im Hofthealer in Anwesenheit der Fürstlichkeiten in Aussicht genommen. Am Mitt­woch den 19. September, um 10 Uhr, werden sich der Großherzog und die Großherzogin, sowie der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden unter dem Geleit einer Eskadron des Leibdragoner­regiments in feierlicher Abfahrt zur Festhalle be­geben. Die Prinzen und Prinzessinnen des Hauses schließen sich der Fahrt an. Während der Fahrt wird von einer Batterie des Feldartillerieregiments Salut geschossen. An der Festhalle nimmt eine Ehrenwache des Leibgrenadierregiments Aufstellung. Um lO'/s Uhr beginnt der Huldigungsakt in der Festhalle. Daran schließt sich die feierliche Eröff­nung der Landwirtschafts- und Gartenbauausstellung. Die Fürstlichkeiten werden eine Rundfahrt durch die Ausstellung unternehmen. Um 4 Uhr findet im Marmorsaal des Schlosses Empfang der Mitglieder des Staatsministeriums, des kommandierenden Ge­nerals, der Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirche, der Abordnungen der Ersten und Zweiten Kammer der Landstände statt. Abends um 8 Uhr findet Familientafel der fürstlichen Gäste und später eine Festvorstellung im Hoftheater statt. Donnerstag den 20. September werden um 10 Uhr der Kaiser und die Kaiserin eintreffen. Un­mittelbar nach dem Eintreffen der Majestäten im großh. Schloß werden sich die hohen fürstlichen Gäste versammeln, um dem Jubelpaar ihre Glück­wünsche darznbringen. Um 11 Uhr versammeln sich die Hofstaaten des Großherzogs, der Großherzogin, des Kronprinzen und der Kronprinzessin von Schwe­den im Marmorsaal zur Gratulation. Von 2 bis 3 Uhr werden die hiesigen vereinigten Männer­gesangvereine vor dem großh. Schlosse Gesangsvor­träge veranstalten In dieser Zeit wird eine Ab­ordnung des badischen Sängerbundes, sowie der Gesamtvorstand der Vereine empfangen werden. Die kirchliche Feier des goldenen und silbernen Ehe­jubiläums findet um 6 Uhr in der großh. Schloß­kirche statt. Hieran reiht sich die Defiliercour. Abends wird eine Festtafel die Fürstlichkeiten ver­

einigen. Freitag den 21. September wird das Großherzogspaar von 10 Uhr an Abordnungen empfangen. Um 4 Uhr wird dasselbe eine Rund­fahrt durch die geschmückten Straßen der Stadt unternehmen. Abends um 7 Uhr wird im Hos- theater ein Festspiel in Anwesenheit der fürstlichen Herrschaften zur Aufführung gelangen. Samstag den 2L. September wird das Festspiel im Hostheater abermals zur Ausführung gelangen. Sonntag den 23. September unternehmen die großh. Herrschaften die zweite Rundfahrt durch die Stadt.

Berlin, 7. Sept. So weit übersehen werden kann, hat die Fahrkartensteuer im abgelaufenen ersten Monat ihrer Einführung dem Reiche erheb­liche Summen gebracht. Große Bahnhöfe haben an SO 000 und mehr Mark abzuführen. Das Er­gebnis wird wohl erst in einigen Tagen festzu­stellen sein.

DieAffäre Quade" hat eine zweite Klage nach sich gezogen: nach derTügl. Rundschau" hat jetzt Hr. v. Tippelskirch gegen denBert. Lokal­anzeiger" Klage erhoben wegen der Beschuldigung, Tippelskirch habe den Artikel in derTägl. Rund­schau" gegen den Oberstleutnant Quade veranlaßt. Die übrige Berliner Presse ist darüber einig, daß beide Blätter hier keine einwandfreie Rolle gespielt haben.

Zum Iesuitengeneral ist, wie ein Telegramm aus Rom meldet, der Pater Franz Taver Wernz, ein Württemberger, (1842 in Rottweil geboren), er­nannt worden.' Der neuernannte General war bis­her Rektor der gregorianischen Universität. .

LautNeckar-Zeitung" bittet der Herausgeber der national-sozialen WochenschriftDie Hilfe", II. Naumann, mitzuieilen, daß das von der Leipziger Volkszeitung" veröffentlichte Ausschreiben an Geschäftsleute zur Gewinnung von Annoncen für die von Dr. Braun herausgegebene sozial­demokratischeNeue Gesellschaft" ihn persönlich gar nichts angeht. Es ist ein Zirkular des von Hrn. Schneider neben seiner Tätigkeit für den Ver­lag derHilfe" betriebenen AnnoncenbureausFort­schritt", auf welches durch Versehen eines Ange­stellten der Stempel des Hilfeverlags angebracht worden ist. Der Verlag derHilfe" ist an der Sache ganz unbeteiligt. Damit sind alle persönlichen oder politischen Bemerkungen, mit denen viele Zeit­ungen das bedauerliche, aber im Grunde sehr harmlose Vorkommnis begleiten, hinfällig.

Der russische Ministerrat arbeitete in seiner letzten Sitzung endgültig die Bestimmungen aus, die für den Verkauf von Regierungsländereien an Bauern zur Anwendung gelangen sollen. Ein raffinierter Streich wird aus Wladiwostok gemeldet. In der dortigen Staatsbankstelle wurde ein für das 36. Regiment bestimmter Betrag von 107 000 Rubel von drei anscheinend dem Regiment angehörenden Personen, einem Offizier und zwei Soldaten mit Gewehren, in Empfang genommen. Später stellte sich heraus, daß die drei, die Brüder waren, sich die Regimentsuniform verschafft hatten, um in den Besitz des Geldes zu kommen.

In Kuba ist, wie es scheint, der erstrebte Waffenstillstand noch nicht zustande gekommen. Einer Meldung aus Havanna zufolge hat der Rebellen- führcr Pino Gnerra die Regierung wissen lassen, daß er keinen Waffenstillstand annehmen und die Feindseligkeiten nicht eher einstellen werde, als die Regierung das Versprechen abgegeben habe, daß die Wahlen jedes Jahr, und zwar im Dezember, stattfinden würden. Gleichzeitig wird gemeldet, daß 2 Eisenbahnbrücken der Westeisenbahn zwischen Pinar del Rio und St. Louis von den Insurgenten mit Dynamit in die Lust gesprengt worden sind. Truppen, die zur Wiederherstellung abgesandt wurden, wurden durch die Aufständischen angehalten.

Haag, 8. Sept. In der heutigen Sitzung des Tuberkulose-Kongresses wurde die Frage der

Kindersterblichkeit an Tuberkulose erörtert, wobei Professor Schloß-Düsseldorf das einleitende Referat hielt. Es wurde beschlossen, die nächste Sitzung in Wien oder Stockholm abzuhalten. Hierauf wurde der Kongreß geschlossen.

Soijsons, 8. Septbr. Zum Schluß des Manövers gab heute der Kriegsminister Etienne den fremden Offizieren zu Ehren ein Bankett, an welchem auch der Gouverneur von Paris und andere höhere Offiziere teilnahmen. Auf einen Trinkspruch des Kriegsmiuisters erwiderte der Doyen der fremden Offiziere, der spanische General Suarez Gonzalez, mit einem Hoch auf den Präsidenten Falliöres, die französische Armee und deren Leiter.

Hamburg, 7. Sept. Das Hamburger Voll­schissRotenbeck", das Anfang Januar von der Elbe über Liverpool nach Australien abgegangen war, gilt, wie demLokalanz." aus Curhaven be­richtet wird, mit 36 Mann Besatzung'als ver­schollen.

Baden-Baden, 5. Sept. Der gewaltige Ver­kehr, der bei den diesjährigen Rennen herrschte, spiegelt sich im Geldumsatz an dem Totalisator wieder. Er betrug 649170 Mk., also rund 650000 Mark gegen 419 970 Alk. im Jahr 1905. Der Steueranteil des Staates betrug 54097 Mk. gegen 31485 Mk. des Vorjahres.

Vom Feldberg (Schwarzwald), 7. Sept. Auf dein Feldberg und aus dem Herzogenhorn liegen gewaltige Holzstöße bereit, um zu mächtigen Freuden- seuern auf Badens höchsten Bergen entfacht zu werden. Auch den ganzen Oberrhein entlang werden aus den Höhen Freudenfeuer angezündet werden.

In Kehl ist die Polizei außerordentlich scharf hinter den Automobilfahrern her. Jeder, der rascher als im Pferdetrab fährt, wird angehalten und be­straft, und tagtäglich fließen hohe Strafen der Polizeikaffe zu. Die Autler sind aus Kehl sehr er­bittert. Wer kann, umfährt es in großem Bogen. Dieser Tage schlug ein Autler sogar mit einer Peitsche nach einem Polizisten. Dann sauste er davon, doch kam er nicht weit, denn das Telephon arbeitet rasch und bewirkte, daß im nächsten Dorfe ein Wagen quer über den Weg geschoben wurde, an dem der Autler Halt machen mußte.

Ans Oberbaden, 4. Septbr. Japanische Viehzüchter, die auf einer Studienreise durch Europa gegenwärtig im Berner Oberland weilen, haben auch einen Besuch des Gebietes der oberbadischen Viehzucht in Aussicht gestellt. Die Japaner beab­sichtigen, erstklassiges Rindvieh anzukaufen und nach europäischem Muster ihre einheimische Zucht zu modernisieren.

München, 7. Sept. Gestern abend stieß im Forstenrieder Park ein mit 4 Personen besetztes Automobil mit einem Hirsch zusammen, so daß die sämtlichen Insassen aus dein Wagen geschlendert wurden. Eine Dame wurde, nach denMünchner N. Nachr.", bedeutend verletzt und mußte in eine Heilanstalt verbracht werden. Zwei Personen sind leichter verletzt. Der Chauffeur kam mit dem Schrecken davon. Der Hirsch war plötzlich, während sich das Automobil in voller Fahrt befand, aus dem Walde herausgetreten und blieb dann, wahrschein­lich geblendet durch den Lichtschein, stehen.

Bern, 5. Sept. Die Urheberin des Mordes im HotelJungfrau" in Jnkerlaken wird, wie dieFrkf. Ztg." berichtet, vom Schwurgericht des Oberlandes in Thun abgeurteilt werden. Der Mord wird nach bernischem Recht mit lebens­länglichem Zuchthaus bestraft, die Todesstrafe besteht im Kanton Bern nicht mehr. Daß die Mörderin sich in der Person geirrt hat, ändert an der Be­urteilung der Strafhandlung als einer vorsätzlichen nichts. Bis jetzt ist die Feststellung der Personalien der Mörderin noch nicht gelungen.

Lemberg, 9. Sept. Hiesige Blätter melden, daß eine Feuersbrunst die Hülste des Städtchens