mieteten zweieinhalbstöckigen Hinterhaus war Groß- feuer ausgebrochen. In panischem Schrecken räumten darauf die Mieter der anstoßenden Gebäude vom 5. Stock bis ins Parterre herab ihre Wohn­ungen, wobei viel Hausrat Schaden litt. Die Be­rufsfeuerwehr lokalisierte den Brand.

In Meßkirch in Baden brannte am 28. vor. Mts. das Anwesen des Landwirts L. Hipp in Sauldorf (Amt Meßkirch) mit vielen Futter- und Erntevorräten bis auf den Grund nieder. Vier Pferde fielen dein Feuer zum Opfer. Der Schaden beträgt über 30 000 Die Entstehungsursache ist unbekannt.

München, 3. Septbr. Das Automobil des Fabrikbesitzers Hosfmann aus Lambrecht stieß bei Neustadt a. d. H. mit einem Wagen zusammen. Frau Hosfmann ist tödlich, der Sohn leichter verletzt.

Köln, 3. September. Wie dieKöln. Ztg." meldet, explodierte heute abend vor der Essigsabrik von Konerto in Krefeld ein Spirituskessel; 7 in der Nähe spielende Kinder wurden schwer verletzt, 5 da­von liegen im Sterben.

Paris, 3. Sept. Der Chikagoer Bankdirektor Stensland, der nach Unterschlagung von 2'/r Mill. Dollars aus Chikago flüchtete, wurde in Tanger verhaftet.

Jnterlaken, 3. Sept. Ueber das Attentat im HotelJungfrau" wird noch berichtet: Bei der Mörderin fand man die ZeitungTribüne Russe" mit dem Bilde Durnowos. Offenbar suchte die Mörderin nach diesem Bilde die Persön­lichkeit des russischen Ministers zu identifizieren, da nunmehr festgestellt worden ist, daß Durnowo tat­sächlich in Jnterlaken weilte und vom 19. August bis vor wenigen Tagen im HotelViktoria", das an das HotelJungfrau" anstößt, gewohnt hat. Die Mörderin war heute noch fest davon überzeugt, Durnowo getötet zu haben. Nachdem ihr der wahre Sachverhalt dargelegt worden war, äußerte sie, es tue ihr leid, einen Unschuldigen getötet zu haben, aber in so schrecklichen Zeiten, wie den gegen­wärtigen, komme es aus einen Menschen mehr oder weniger nicht an; jedenfalls habe sie ihre Pflicht getan. Der ermordete Karl Müller, der aus Mül­hausen gebürtig ist, hatte einige Jahre in Rußland gelebt. Vermutlich wurde dadurch die Verwechsel­ung begünstigt. Die Leiche wurde nach Mülhausen gebracht.

Antwerpen, 3. September. Heute nachmittag zerstörte eine heftige Feuersbrunst zwei die Ladung des englischen Dampfers Corap Castle, hauptsächlich Baumwolle, Wolle und Holz enthaltende Schuppen vollständig. Der Schaden wird auf 500 000 fl. veranschlagt.

In London stieg die Hitze auf 36 Grad im Schatten und 43 Grad in der Sonne. Zahlreiche Hitzschläge kamen vor, von denen einige tödlich verliefen.

DermischrLs.

Eine seltene Gratulantin bei den Tauffestlich­keiten in der kronprinzlichen Familie hatte sich in der Person der Witwe Wilhelm aus Mülheim

a. d. Ruhr in Potsdam eingefunden und beim Kaiser im Neuen Palais eine Audienz nachgesucht. Sie ist Mutter von elf Söhnen, und drei von ihnen haben deutsche Kaiser als Paten und zwar: Kaiser Wil­helm t., Kaiser Friedrich Hl. und Kaiser Wilhelm II. Es ist dies wohl die einzige Mutter im deutschen Reich die alle drei Kaiser Paten ihrer Söhne nennen darf. Der inzwischen verstorbene Mann der Frau war Polizeisergeant in Mülheim.

Eine geladene Granate aus dem Kriege 1870/71 wurde am Donnerstag in einem Arm des Jll-Flußes bei Baggerarbeiten gesunden. Sie rührt von der Belagerung Straßburgs her. Die Polizei ließ das gefährliche Geschoß durch einen Feuerwerker entfernen.

Der Kanalschwimmer Burgeß, der am Sams­tag behufs eines abermaligen Versuchs, den Kanal zu durchschwimmen, von Dover startete, legte in 18 Stunden 42 Seemeilen zurück. Er gelangte bis auf 4 Seemeilen an die französische Küste heran, mußte aber heute halb 2 Uhr morgens den Versuch widriger Strömung halber aufgeben. Er geriet gestern in dichten Nebel und überschwamm die Goodwin-Sandbank. Sein ihm folgender Schlepp­dampfer brachte ihn nach der Rekordleistung heute früh um 4 Uhr nach Dover zurück.

In einem Bauernhof des Amtes Pfüllen- dorf wurde vor einigen Tagen Quartier für den kommandierenden General des 14. Armeekorps, von Bock und Polach, bestellt. Als der General abends kam und sein Zimmer besichtigte, sah er zwei Betten bereit stehen. Etwas verblüfft, da er allein in einem Zimmer zu schlafen gewohnt war, fragte er die Wirtin, weshalb sie zwei Betten gerichtet habe ? Prompt lautete die Antwort: Ja, das eine ist halt für den Bock und das andere für den Polach. Der General brach in ein schallendes Gelächter aus und klärte die Wirtin über ihr Mißverständnis auf.

Eine Bäuerin in Rad scheid (Eifel), die ihr 5 Monate altes Kind ohne Aufsicht in der Wiege schlafend gelassen hatte, fand, als sie von einem Ausgang zurückkehrte, das Kind tot vor. Ein aus dem Stalle in die Küche kommendes Schwein hatte ihm die eine Gesichtshälfte vollständig zerfressen!

In siedendes Teer gestürzt sind am Mittwoch auf der Koksanstalt Poremba bei Zabrze die Ar­beiter Golla und Gwosdz. Während Gwosdz nur mit einem Bein in den Kessel geriet, stürzte Golla bis an den Hals in den Teer, wobei er solch schwere Verbrennungen erlitt, daß er nach qualvollen Leiden bald darauf starb.

Einen teuflischen Anschlag machte ein Schneider aus Neundorf anf den Handarbeiter Seifert in Plauen i. V., mit dem er in einer Gastwirtschaft in Streit geraten war. Als er ihn nachher vor der Wirtschaft traf, stürzte er aus ihn los, umarmte ihn und biß ihm heimtückisch die Unterlippe ab. Diese konnte trotz eifrigen Suchens nicht aufgefunden werden. Dem Schneider wird derKuß" jedenfalls sehr teuer zu stehen kommen.

Einen teuern Foxterrier steigerte in Straßburg eine Frau. Bei einer öffentlichen Zwangsversteiger­ung wurde ihr ein blinder, bissiger Foxterrier für

120 -Ki zugeschlagen, sodaß sie mit der Versteiger­ungssteuer 132 bezahlen mußte.Sie wollte blos den Preis ein bischen in die Höhe schrauben", sagte sie ganz naiv. Wer andern eine Grube gräbt . . .

Eine lustige Geschichte von einem am Flüela erlegten Bären gab neulich ein Graubündener Führer zum besten. DerFrkft. Ztg." zufolge er­zählte er in einem Kreise von Touristen in der Silarella-Klubhütte:Es war vor drei bis vier Jahren, am Flüela, nicht allzuweit von hier. Der Bür trieb dort sein Unwesen, richtete ungemeinen Schaden unter den Herden an und brachte die ganze Gegend in Aufruhr. Endlich glückte es durch mancher­lei Schliche, seiner lebendig habhaft zu werden. Jetzt entstand die Frage, was mit diesem hundert­fachen Mörder zu beginnen. Das Schlimmste war noch zu gut für ihn. In der Bevölkerung hatte sich eine ungeheure Wut gegen ihn angesammelt, die Genugtuung für die vielen Untaten verlangte. Nun, es sollte Kriegsrat über den Sünder abgehalten werden . . . Die Bauern kamen mit Dreschflegeln, Stangen und allen möglichen Waffen herbei, und der Ortsvorsteher fragte sie der Reihe nach, was sie mit dem Missetäter zu tun gedächten. Der eine (agte recht bitter:Er muosch ersaufen!" Ein anderer wollte ihn am höchstenZweigli" gehängt sehen; ein dritter hatte eine vorsintflutliche Helle­barde mitgebracht, um ihn hinterrücks zu durchbohren; wieder einer machte dem gefesselten Bären drohende Bewegungen und meinte, was demluampigen Chroatekirl" zuerst gehöre, sei eine tüchtige Tracht Prügel. Kurzum jeder hatte dem armen Tier neue Marter und Todesqualen ersonnen. Einem Bäuer­lein aber schien das alles noch nicht zu genügen; denn kaum konnte es erwarten, bis es an die Reihe kam. Er war ein altes, gebücktes Männli mit einem verhutzelten, kummervollen Gesicht. Als es nun zu­guterletzt auch um seine Ansicht befragt wurde, da (agte es, indem es pfiffig aufblickte und den Bären von der Seite anblinzelte:Lascht en hüraten! Das Gruasigst', was es giabt, ischt hüraten!"

(Wie Du mir. . .) Ein Provinzler wendet sich an einen Polizeidiener in s'Gravenhage mit der Frage:Wie komme ich in die Emmastraat?" Sie können in der Droschke fahren, oder die Elek­trische nehmen. Sie können aber auch gehen", war die salomonische Antwort.Welchen Weg muß ich einschlagen, um zu Fuß hinzukommen?" war die Wiederfrage.Erst gehen Sie rechts, dann links und über eine Zeit durch eine Querstraße, dann sind Sie in der Emmastraat."Danke Zigarre ge­fällig?" Der Schutzmann will zugreifen. Da sagt der Provinzler zu ihm:Diese Zigarre können Sie sich im Laden holen lassen. Sie können aber auch selbst hingehen und sie einkaufen und dann gleich mitnehmen. Wenn Sie zu faul sind um sie zu tragen, können Sie sich die Zigarren zuschicken lassen; Sie können sie gleich bezahlen, können dort aber auch pumpen. Adieu!"

(Wenn sich Milliardärssöhne amüsieren.) Es hält schwer, für diese Jünglinge, denen nichts Käuf­liches auf der Welt versagt ist, einen angenehmen

Das Wildragout.

Zwei Episoden aus dem Leben Friedrichs des Großen.

Erzählung von A. Peters.

- (Nachdruck verboten).

Schluß.

Mutter von Tann atmete erleichtert auf, als Fritz seine Hand in die Tasche tauchte; doch nach­dem seine Finger vergeblich gesucht hatten, rief er plötzlich mit dem Ausdruck einer fast komischen Be­stürzung:Wahrhaftig, das ist fatal, ich habe auch keinen Heller bei mir!"

Eine Minute schaute die Wirtin ihn betroffen an, als sie aber sah, daß er keinen Scherz beab­sichtige, rief sie in höchster Entrüstung:

Gauner! Schwindler, der Ihr seid!"

Aber Mutter von Tann!" rief Fritz und lachte, daß ihm die Hellen Tränen über die Backen liefen.

O, Ihr seid ein frecher, dreister Schurke, eine arme Witwe so zu betrügen, die töricht genug war. Euren offenen Augen zu trauen."

Mutter," legte da Grete wie beruhigend ihre Hand auf deren Arm,er wird seine Börse ver­loren haben. Absichtlich wird er Dich sicher nicht"

Gott sei Dank!" erklang da eine Männer­stimme vom Fenster her, aber Fritz unterbrach den Fremden hastig mit ein paar französischen Worten.

Wir vermuteten Euch hier," fuhr darauf jener fort,schon seit gestern suchen wir Euch ; es sind schlechte Nachrichten von Berlin eingetroffen; Euer

Vater ist schwerkrank; Ihr müßt sofort, ohne Zeit ! zu verlieren, heimkehren." l Mit einem Ausrufe des Schreckens eilte der ! junge Mann der Türe zu. Auf der Schwelle wandte i er noch einmal den Kopf nach Grete, die ihn mit ! einem tieftraurigen Blick, den er nie vergaß, nach- ^ schaute.

Adieu, Grete, auf Wiedersehen!"

-st -st

Vierzig Jahre waren verstrichen. Ganz Europa hallte von dem Ruhm des Preußenkönigs wieder! Die Jahre, die sein Haar mit feinen Silberfäden untermischte, krönten sein Haupt mit unvergänglichen Lorbeeren und das für seinen Monarchen mit Stolz erfüllte Volk hatte ihm den Beinamender Große" gegeben. Bis zu seinem Tode war es des Königs größte Freude, wenn in den wenigen Ruhestunden, die er sich gönnte, der Staatsmann und Soldat vor dem Zauber der Musik zurücktrat. Schweigend ruhte der große Monarch auf dem Sofa im Musik­zimmer zu Sanssouci und lauschte sinnend den Klängen, die sein alter Musiklehrer und Freund Quanz dein Klavier entlockte, als er auf des Königs Wunsch zum ersten Male eine Sammlung skandi- ! navischer Volkslieder probierte.

Ruhig hörte der König ihm eine Weile zu, dann ! richtete er sich auf und ging mit langsamen Schritten ! im Zimmer auf und ab.

!Die Volkslieder sind ja sehr schön," sprach er, !nie aber hörte ich wieder eins, das mich so tief bewegt hätte, wie jenes Lied, das ich einst vor

vielen Jahren in Holland hörte, und seltsam, die Melodie ist mir völlig aus dem Gedächtnis ge­schwunden. Ich glaube, ich sprach Euch schon davon?"

Ja. Und wie Majestät sich erinnern werden, wurden seiner Zeit in Holland sorgfältige Erkundig­ungen nach dem Gasthof und der Familie einge­zogen, in der Hoffnung, die Melodie wieder zu er­langen; aber der Gasthof war niedergebrannt und über die Familie konnte auch niemand Auskunft geben."

"Ja, ja, Quanz ich weiß. Sonderbar, wie mir die Erinnerung an ein so einfaches Lied an­hängt, während ich mich auf die Melodie durchaus nicht erinnern kann. Ich glaube, ich fange an, alt und kindisch zu werden. Ich danke, alter Freund, genug der Musik für heute."

Der alte Quanz verabschiedete sich, und Friedrich trat durch die Glastüre hinaus in die schönen sonnigen Gärten von Sanssouci. Die Volkslieder des Musikers mußten ihn seltsam berührt haben; seine gewöhnlich strengen Züge nahmen jetzt einen sinnenden, halb melancholischen Ausdruck an, und (eine ernsten Augen, die gar manchen in Angst und Schrecken setzten, schauten mild und träumerisch in die Ferne, wie von vergeblichem Bedauern erfaßt Bedauern über eine geichwundexc Jugend lang­sam, in trübe Gedanken versunken, dahinschritt. Halb unbewußt lenkte er seine Schritte nach einer Seitenallee, und da bei einer Biegung des Weges stieß er plötzlich auf einen Soldaten, der auf einer