die Gäste eifrig musternd, die Halle durchschritt. Plötzlich erblickt er den Sachsen, und, nach einer- tiefen Reverenz vor ihm, begrüßt er ihn mit den kerndeutschen Worten:Auf geht's, Herr Nachbar!" Das allgemeine Staunen weicht bald schallender Heiterkeit, als derHelle Sachse" bekennt, daß er vorsichtshalber" bereits nach der 3. Blaß heimlich den Droschkenkutscher vor die Eingangstür des Hof- brüuhauses bestellt und mit der strikten Weisung versehen haben, ihn Punkt ",410 Uhr aus der Halle zu holen und zum Hauptbahnhof zu befördern. Einen vollgefüllten Maßkrug noch mit auf die Reise nehmend, verließ unser nordischer Gast etwas wankelmütig" die von ihm bereits liebgewordene Stätte mit dem sicheren Versprechen, daselbst bald wieder Einkehr zu halten.

(Die Mönche auf dem St. Bernhard als Chauf­feure.) Die Mönche des Hospizes aus dem St. Bernhard haben soeben ihre erste Probefahrt von Martigni) nach dem Hospiz mit ihrem neuen Mo­tortransportwagen gemacht, der besonders für den Zweck konstruiert ist, schwere Lasten bei hohen Steig­ungen zu befördern. Der Motorwagen hat vierzig Pferdekräfte und ist mit besonderen Pneumatiks aus­gestattet, die sein Fortkommen auf Schnee und Eis ermöglichen sollen. Sechs Mönche sind in Mailand aus Chauffeure ausgebildet. Zwei Mönche, die ihre gewöhnliche Kleidung und Kapuze trugen, lenkten den mit Vorräten beladenen Wagen ohne jede Schwierigkeit den Weg zum Berge hinauf. Im näch­sten Jahre soll auch ein Motorwagendienst für Touristen eingerichtet werden.

(Fünfundzwanzig Igel im Topf.) Eine niedliche Geschichte vom Swinegel wird aus Charlottenburg mitgeteilt. Die Sache fängt ganz harmlos an. Die Familie Naujocks aus der Schloßstraße 24 hatte sich kürzlich abends zur Ruhe gelegt. Kurz darauf er­hob sich vor der Tür ein jämmerliches Quieken, und da die Stimme keines Menschen oder Hundes Laut ähnlich war, stand der Mann beherzt auf und öff­nete die Pforte. Er sah einen Igel, der dann wie ein Schatten an ihm vorbeihuschte. Als die Familie am nächsten Morgen aufstand und in die Küche ging, saß Frau Igel in einem Blechtopf und um sie be­wegten sich 24 Junge. Die niedlichen Tierchen haben bereits ihre Liebhaber gefunden, die sie in Pflege nehmen wollen, wenn sie der Mutter ent­wöhnt sind. Die Ursache dieser Flucht der Mama Igel in die Oeffentlichkeit ist darin zu suchen, daß in dem benachbarten Park Witzleben zu viel gebuddelt wird.

Der Papierverbrauch der Welt.

Liebig hat einmal den Verbrauch an Seife als Maßstab für die Kulturhöhe eines Volkes ansehen wollen. Mit einem gewissen Recht für gewisse niedrige Kulturstufen, denn Reinlichkeit ist eine der primitiv­sten Voraussetzungen für eine halbwegs menschen­würdige Existenz. Für die differenzierten Formen einer fortgeschrittenen Kultur muß man sich aber, wenn man sie zahlengemäß nach dem Anwachsen ge-

begeisterten Stimmung Ausdruck gegeben und an ! Kaiser und König Telegramme abgesandt. Von 9 Uhr ab war allen tanzlustigen Damen und Herren Gelegenheit zu einem Tänzchen auf dem Promenaden- Deck gegeben, die anderen ließen sichs in den Ge­sellschaftszimmern bei Wein, Bier und Kaffee wohl sein. Das war ein lustiges Leben und Treiben bei jung und alt und nur zu rasch entschwanden die schönen Stunden. Um 11 Uhr wurde Zapfenstreich geblasen, allein was kümmerte das die fröhlichen Zecher! Als aber am Buffet erklärt wurde, daß es kein Bier mehr gebe und die elektrischen Lampen ausgedreht wurden, hatte man keine andere Wahl mehr, als seine Cabine aufzusuchen. Vorzüglich schlief ich mit meinem Alpirsbacher Schlafgenossen auf unserem schwimmenden Palast und nur zu srüh, schon um

5 Uhr, wurde Tagwache geblasen; die Spielleute durchzogen das ganze Schiff und spielten:Freut euch des Lebens, weil noch das Lämpchen glüht, pflücket die Rose, eh' sie verblüht!" Man mußte sich beim Er­wachen erst besinnen, ob es auch Wirklichkeit oder Traum sei! Ja, es war Wirklichkeit und noch einmal sollten wir uns in dem herrlichen Speisesaal niederlassen, um den Kaffee einzunehmen, aber auch da'hieß es, Herz was begehrst. Also nicht nur Kaffee, Thee, Chokolade gabs, sondern auch Braten, Beefsteak, Eier, Schinken und noch mehr. Um

6 Uhr verließen wir unseren gastlichen Dampfer, um auf einem kleineren OzeandampferDarmstadt" unsere Reise nach Helgoland anzutreten. Wir fuhren durch die Wesermündung am Rotsandleucht­turm vorbei froh und wohlgemut dem Eilande zu, das Land verschwand schließlich ganz, wir sahen

wisser Produktionszweige schätzen will, nach einem anderen Maßstabe Umsehen. In dieser Beziehung dürfte sich wohl kaum eine Industrie so eignen, in ihrem Anwachsen einen Spiegel geistiger Kultur wiederzugeben, wie die Papiererzeugung. Denn jede Aeußerung geistiger Kultur ist vor allem auf den Weg des Wirkens durch das gedruckte Wort gewiesen. Von diesem Standpunkte aus erscheinen die Ergebnisse einer in derRevue scientifique" mit­geteilten Statistik über die Papierproduktion der Welt doppelt interessant.

Den ersten Platz unter den papierproduzierenden Ländern nehmen gegenwärtig die Vereinigten Staaten ein mit 13 Millionen Zentner Jahresproduktion. Deutschland ist mit 8 Millionen Zentner an die zweite Stelle gerückt. England erzeugt 5 Millionen, Frankreich 4 Millionen, Oesterreich 3, Italien 2,5 Millionen im Jahre. Des größten Unternehmens können sich die Amerikaner rühmen. Es ist die International Paper Co.", die im ganzen 31 Fab­riken mit 96 ununterbrochen laufenden Maschinen besitzt. In den Fabriken der Gesellschaft arbeiten also beinahe soviel Maschinen wie in Italien und den Niederlanden zusammengenommen ihre Jahres­produktion ist beträchtlicher als die Oesterreich- Ungarns und erreicht beinahe die Englands; das in den Fabriken festgelegte Kapital beträgt 220 Milli­onen Mark, das Betriebskapital 244 Millionen Mark. Haben die Amerikaner so auf dein Gebiete der Papiererzeugung die europäischen Staaten über­flügelt, so hat Deutschland seinen Rang als Papier­exporteur behauptet. Mit dem Betrage von 1,037,000 Zentrier Jahresausfuhr marschiert es gegenwärtig an der Spitze der Staaten, während England mit einer Million, die Vereinigten Staaten mit 843,000 und Frankreich mit 266,000 Nachfolgen. Das Ex- portgebiet der Vereinigten Staaten umfaßt haupt­sächlich Südamerika, aber auch Kanada und Austra­lien. Der Papierbedarf der Levante und der ost­asiatischen Länder wird hauptsächlich von Oesterreich und Deutschland versorgt. Ein Absatzgebiet ersten Ranges bildet trotz seiner beträchtlichen Papierpro­duktion England. Im letzten Jahre wurden dort über 3 Millionen Zentner eingeführt.

Eine merkwürdige Entwicklung hat der Papier­verbrauch durchgemacht. Er ist relativ am größten in den Vereinigten Staaten, wo jährlich 17'/- Kilo­gramm verbrauchtes Papier auf den Kopf der Bevölkerung entfällt. Dann folgt mit 16 Kilogramm pro Kopf Großbritannien. Deutschland steht mit 13,6 Kilogramm pro Kopf an dritter Stelle. Es folgen: Frankreich 9,3 Kilogramm, Oesterreich 8,6, Italien 7 Kilogramm. Den geringsten Papierkon­sum unter den europäischen Staaten weist Serbien mit 0,5 Kilogramm pro Kopf auf. Minimal ist der Papierverbrauch in den asiatischen Staaten. In Indien entfällt im ganzen 0,1 Kilogramm auf den Kopf eines Bewohners, wogegen sich China mit 0,5 Kilogramm an die Seite Serbiens stellt. Interessant ist, wie sich der Verbrauch auf die einzelnen Be­dürfniszweige verteilt. Beinahe die Hälfte der pro-

! nur noch Himmel und Wasser, das Meer wogte und warf unser Schiff bald hoch, bald nieder, bald rechts, bald links. Je unruhiger das Meer wurde, desto mehr forderte auch die böse Seekrankheit unter uns mutigen und kühnen Seefahrern ihre Opfer. Beson­ders die Frauen und Fräuleins hatten zum größten Teil arg darunter zu leiden, aber auch wir vom starken Geschlechts sollten nicht verschont bleiben. Besonders heftig schwankte das Schiff, als wir auf die Höhe von Helgoland kamen. Mit welchen Ge­fühlen ich Helgoland in Augenschein nahm, darüber schweigt die Geschichte, nur das eine möchte ich noch sagen, daß ich glaubte, meine letzte Stunde wäre gekommen. Etwa 1 Kilometer von Helgoland ent­fernt stoppte das Schiff, zum Landen war die Zeit zu kurz bemessen, denn es ist nicht möglich, mit einem großen Dampfer anzulegen und das Ausbooten der Leute hätte zu viel Zeit iu Anspruch genommen.

Wir nahmen nun unseren Kurs südöstlich und fuhren, Cuxhaven zur Rechten lassend, der Elbe zu. Etwa mn 4 Uhr nachmittags landeten wir in Brunsbüttelbook und waren die Meisten froh, das nicht gerade einladend aussehende Schiff wieder ver­laßen zu dürfen und festen Boden unter den Füßen zu haben. Mit einem kräftigen Hoch auf den Norddeutschen Lloyd wurde nun endgültig Abschied genommen. Nach etwa einstündigem Aufenthalt fuhren wir per Bahn quer durch Schleswig-Holstein, Kiel zu. Auch dieses Land hatte seine Reize, viele Seen, zahlreiche Windmühlen, einzelne Bauernhöfe, große weidende Herden von schwarzem Fleckvieh, Pferde und Fohlen waren zu beiden Seiten der Eisenbahn sichtbar.

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duzierten Papiermenge wandert unter die Presse, um sie in Gestalt von Büchern, Zeitungen und sonstigen Drucksachen zu verlassen, lieber 20°/» kommen im Handel und der Industrie zur Verwendung. Bei­nahe ebensoviel wird in Amt und Schule verbraucht. Der Rest dient dein Privatverkehr.

Um blank gescheuerte spiegelnde Kamm­garnstoffe wieder ansehnlich zu machen, werden dieselben wie folgt behandelt: In 2 Liter Wasser werden etwa 50 Gramm Tabak ausgekocht, der ab­gekühlten, durch ein Tuch gegossenen Brühe gibt man 5 Eßlöffel Salmiakgeist zu und bürstet die Stoffe mit einer nicht zu weichen mit dem Präparat betauchten Bürste gründlich durch. Nach dieser Prozedur werden die betr. Kleidungsstücke getrocknet und gehörig ausgelüftet, damit der Tabakgeruch verschwindet.

(Die Jubilarin.j Bei der Feier des 25jährigen Jubiläums einer Beamtin wird eine furchtbar alte und zähe Gans herumgereicht. Nachdem einer der Gäste sich einen Backenzahn ausgebissen hat, meint er leise zu seinem Nachbarn:Apropos, welches ist denn nun eigentlich die Jubilarin, die da am Ende des Tisches . . . oder diese hier?"

(Sein Beileid.j Bei Serenissimo war plötzlich ein Stallbursche gestorben. Teilnehmend erkundigte Hoheit sich nach der Todesursache.Darmverschling­ung", berichtete der Oberstallmeister. Serenissimus stand starr.Aber, aber," sagte er endlich kopf­schüttelnd,wie konnte der Mann auch so etwas verschlingen!" (Lust. Bl.)

(Ach so!) Sieh' 'mal den Agenten Leimer da drüber. Der besaß früher fünfzehn Pferde und hielt sich eine eigene Musikkapelle."So? Da war er wohl ein flotter Lebemann?"Das nicht aber Karusselbesitzer."

!Jm SeebadeßDas ist doch seltsam: Sie, Frau Baronin, sind so ängstlich vor dem Wasser, und Ihre Tochter schwimmt sogar bei bewegter See!" Ja, ich komme mir wirklich vor wie ein Huhn, das ein Entenei gelegt hat!" (Lust. Bl.)

Schieberätsel.

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Vorstehende Wörter sind, ohne Aenderung der Reihenfolge, also nur durch seitliche Verschiebung, so untereinander zu setzen, daß drei senkrechte Buch­stabenreihen einen deutschen, einen russischen und einen französischen Fluß bezeichnen.

Auflösung der Gleichung in Nr. 133.

a Gewehr, b Hast, e Ast, ä Beate, a Taste, l Muse, 8 Meer, Ii er i Stellung.

Gewerbeausstellung.

In Kiel angekommen, erwartete uns eine große Menge Neugieriger; es war Sonntag abend und somit hatten die Leute Zeit, das Schwabenvolk anzugucken.Hener au Spätzle und Grombiera bei euch", war die Frage der Wasserratten, andere sangen:Aus den schwäbischen Eisenbahnen gibts so viele Haltstationen" usw., womit sie uns foppen wollten, aber das genierte uns Schwaben nicht, wir gingen unseres Weges Schritt für Schritt und suchten unsere Quartiere auf. Mein QuartierHotel Bellevue", direkt am Kriegshafen gelegen, bot eine großartige Fernsicht über den ganzen Hafen und die dortliegenden Kriegsschiffe, welche wir nun am andern Tag genau unter Führung von Offizieren und Mannschaften der Alarme, als Hauptzweck unserer Reise, aufs genaueste besichtigen durften.

Morgens ffs9 Uhr versammelten wir uns im Schloßgärten, von wo aus wir wieder von verschie­denen Führern geleitet mit den Sehenswürdigkeiten der wirklich schönen, teils ganz neuen Stadt bekannt gemacht wurden. Kiel, das bei der Einverleibung Schleswig-Holsteins in den deutschen Verband im Jahre 1864 nur 24000 Einwohner zählte, hat eine ganz überraschende Entwicklung genommen und ist jetzt eine Stadt von etwa 170 000 Einwohnern. Man sieht viel moderne Gebäude, die Universität, die Marine-Akademie, umgeben von in China er­oberten Kanonen, das kaiserliche Schloß, den kaiser­lichen Jachtklub und viele Villen und Denkmäler. Das Mittagessen wurde in einem großen Etablisse­ment gemeinsam eingenommen.