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^ 46. Amts-
und Anzeigekkalt für den Bezirk Kakw. 78. I-chrglillg.
Erscheinungstage: Dienstag. Donnerstag. Samstag, Sonntag. Fnsertionspreis 10 Psg. pro Zeile für Stadt und Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Sonntag, den 22. Mär; 1903.
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-^t ist es Zeit, das Abonnement auf das
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Tagesneuigkeiten.
* Calw, 21. März. Gestern früh brach in Hofstett ein Brand aus, dem das Wohnhaus und die angebaute Scheuer des Bauern Friedrich Stoll zum Opfer fiel. Das Feuer griff mit solcher Schnelligkeit um sich, daß die noch im Bette liegenden Bewohner kaum das Leben retten konnten. Das Mobiliar verbrannte, da das ganze Haus rasch in Feuer eingehüllt war und nichts mehr gerettet werden konnte. Das Großvieh wurde noch aus dem Stalle getrieben, dagegen verbrannte 1 Mutterschwein mit 7 Jungen und 1 fettes Schwein. Es wird Brandstiftung vermutet.
Kuchen, 19. März. Heute morgen gegen 7 Uhr entdeckte man am Turbinenrechen des hiesigen oberen Fabrikkanals ein etwa 25jähriges Mädchen, das durch den Mühlkanal und defsen Fortsetzung zur Fabrik Kuchen angeschwommen war und augenscheinlich schon längere Zeit im Wasser lag. Die Nachforschungen des hiesigen Landjägers ergaben, daß in Geislingen seit 3 Wochen ein gleichaltriges Mädchen fehlt, das, obgleich es die verwitwete Mutter im Augenblick nicht erkennen konnte, mit dem gefundenen identisch ist. Das Mädchen war mit Schlamm ganz überzogen und wurde durch die letzten Regengüsse und die Verwesungsgase losge
rissen, gehoben und hieher geschwemmt. Wie das Mädchen in das Wafser geriet, ist nicht bekannt; wahrscheinlich liegt ein durch Schwermut herbeigeführter Selbstmord vor, da auch der Vater an Schwermut litt.
Illingen, 19. März. Als am letzten Montag die hiesigen Rekruten von der Musterung in Maulbronn zurückkehrten und die übliche Rundfahrt durchs Dorf machten, stürzte das Gefährt beim Einbiegen in eine Straße um. Die meisten Insassen kamen mit dem Schrecken oder unbedeutenden Verletzungen davon; nur Mechaniker Karl Herb von hier tat dabei einen so unglücklichen Sturz, daß er jetzt seinen Verletzungen erlegen ist.
Ebingen, 19. März. Um den industriellen Verhältnissen an hiesigem Platze Rechnung zu tragen, werden in nächster Zeit mehrere gemeinnützige Unternehmungen ins Leben gerufen. Ein den Zwecken eines Volkscafes dienendes Gebäude wird schon in einigen Wochen bezogen werden. Für rekonvaleszente Fabrikarbeiterinnen errichten die Geschwister Kißling in schöner sommerlicher Lage der Stadt am sogen. Zionshügel ein Mädchen heim mit 25—30 Zimmern, und eine größere Fabrik beabsichtigt die Erstellung von Einfamilienhäusern für ihre Arbeiter.
Berlin, 18. März. Der deutsche Handels- t a g trat heute im Langenbeckhause unter Beteiligung zahlreicher Vertreter der Reichs- und Staatsregierung, der Vertretungen fast sämtlicher deutscher Handelskammern und kaufmännischen Korporationen sowie der großen kaufmännischen und gewerblichen Jnte- ressentenverbände und Vorsitz des Geheimen Kommerzienrats Fränzel zu seiner 29. Voll-Versammlung
zusammen. In seiner Begrüßungsansprache wies Staatssekretär Posadowsky darauf hin, daß man jetzt vor dem schwierigen Stadium der Erneuerung der Handelsverträge stehe, für deren Ausgestaltung die Wünsche der Beteiligten naturgemäß außerordentlich weit auseinandergingen. In diesem Kampfe der Interessen werde Jeder zu Gunsten des Andern Selbstbeschränkung üben müssen. Aber eine Ueberzeugung sollten alle Erwerbsstände teilen: daß die heimische Regierung die Interessen unseres Erwerbslebens mit derselben Sachkenntnis und mit demselben Nachdruck vertreten wird, wie dies von den fremden Regierungen zu Gunsten ihrer Länder vorausgesetzt wird. Er schloß seine Rede mit dem Wunsche, daß der deutsche Handelstag auch in Zukunft dazu beitragen möge, das große Vertragswerk wirksam zu fördern.
Berlin, 20. März. Nach einer Meldung aus Wien will ein dortiges Blatt von besonderer Seite Mitteilung erhalten haben, wonach der Gesundheitszustand des Königs von Spanien zu Besorgnissen Anlaß gibt. Entgegen allen offiziellen Ableugnungen werde der König in allernächster Zeit Madrid verlassen um ein seinem Zustande zuträglicheres Klima aufzusuchen.
Berlin, 20. März. Aus Hersfeld wird telegraphiert: Bei dem Einsturz eines Bäuge r ü st e s fielen fünf Maurer in die Tiefe. Einer war sofort tot, die vier andern wurden schwer verletzt.
Berlin, 20. März. Aus Marienburg wird der „Morgenpost" telegraphiert: Auf dem Postamt in Christburg wurden bei einer geheimen Revision Unterschlagungen entdeckt. Der Postassistent Klauß wurde verhaftet. Es ist vorläufig festgestellt, daß er tausend Postanweisungen unterschlagen hat.
Nachdruck verboten.
Wev wcrv es?
Militärischer Original-Kriminalroman von Egbert v. Elster.
(Fortsetzung.)
„Beruhige Dich, sei nicht so verrückt, ich will es nicht mehr mit anhören. Steh auf und höre zu, was ich Dir jetzt zu sagen habe. Glaube aber nicht, daß ich es sage, um die Sache wieder auszugleichen. Nach allem, was Du mir gesagt hast, und wie ich Dich gesehen habe, könnte ich niemals Deine Frau werden — niemals — und gingen Jahre darüber hin — und kämst Du nach langer, langer Zeit zurück aus dem fernen Osten und hättest Dich eines Bessern besonnen — und hättest Deinen Wahnsinn eingesehen — und würdest zu mir sagen: Louise, laß das Vergangene vergessen sein — ich sehe es ein, ich war damals ein Narr, ein wahnsinniger Tor — komm, sei mein Weib, ich will Dir vertrauen — will Dich lieben — Dich achten — an Dich glauben, Dich nie wieder
mit dem geringsten Zweifel beleidigen-ich müßte Dir antworten: Nein,
ich kann es nicht, es ist vorbei — vorbei, für immer — alles was ich jemals für Dich gefühlt habe, ist weggetilgt, ausgelöscht, und nichts empfinde ich mehr als Angst vor Dir und Grauen vor Deiner wilden, unbändigen Leidenschaft. Und nun, Adieu, mag es Dir gut gehen, magst Du gesund wieder kommen und geheilt, — mögest Du mich vergessen, wie es jetzt das einzig Richtige ist für Dich. Und Francois — ich weiß nicht, ob Du noch an Gott glaubst, oder ob Du es so machst wie alle andern, die in die Welt gehen, um alles so rasch wie möglich zu vergessen, was ihnen von unserer heiligen Religion gelehrt worden ist. Ja, aber glaube an Gott, der das Gute belohnt, das Böse bestraft und den Meineid furcht
bar und entsetzlich rächt. Und bei ihm schwöre ich: Ich bin rein und schuldlos — ich habe Dich nie betrogen und nie gegen das Dir gegeb:ne Wo:t auch nur mit einer Gedankensünde gefrevelt. Und mein Dienstherr, Dein Vorgesetzter, hat mich nie auch nur mit einem unzüchtigen oder lüsternen Blicke beleidigt. Er hat immer nur Freundlichkeit und väterliches Wohlwollen gehabt."
Da verzerrten sich die Gesichikzüge des Sergeanten und er rief hohnlachend.
„O ja, ein zärtlicher Vater, ein lieber, ein hübscher Vater, und noch so jung, und so liebenswürdig, gar nicht so alt, so brummig und grauhaarig, wie
sonst die Väter erwachsener Töchter sind. Oho, er sehe sich vor, dieser lieber
Vater, er hüte sich, dieser guter Vater."
„Was willst Du ihm," sagte sie, sich zum Gehen wendend, „was kannst Da ihm?"
„Ah!! Was ich ihm kann? Doch halt, nun noch eins. Du bist jetzt frei! Wie ich Dich kenne, wirst Du diese Freiheit ausnutzen — aber nicht zu viel, wenn ich raten darf, nicht zu viel, da ich noch hier bin. Die kurze Spanne Zeit vor meiner Abreise hüte Dich vor mir, das sage ich Dir. Und wie ich die Kameraden kenne, die jüngeren nämlich, die fast alle in Deine hübsche Fratze vergafft sind, sie werden Jagd machen auf das hübsche Wild! Aber ich sage Dir, hüte Dich, einen von ihnen mit Deiner Gunst zu beglücken, so lange ich noch im Lande bin, sonst stehe ich für nichts, für garnichts!"
In der Nähe wurden Stimmen laut, das gab ihr ihren Mut zurück, sie
hielt ihre schon zum Gehen gewendeten Schritte an und wandte sich wieder nach
ihm um.
„Monsieur," sagte sie, ihm fest ins Auge sehend, „was wollen Sie noch von mir? Es ist ja alles aus zwischen uns, alles! Also verbitte ich mir von Ihrer Seite alle Ratschläge und noch mehr alle Vorschriften oder gar Befehle