fördert auf der erwähnten Strecke einen 400 Tonnen schweren Eilzug in einer Stunde 35 Minuten. Der Orient-Erpreßzug gebraucht für dieselbe Strecke 3 Stunden nnd 2 Minuten. Vorausgesetzt, daß obige vom Lloyd mitgeteilten Zahlen richtig sind, würde der neu einzuführende Blitzzug Budapest-Preßburg sogar mit einer Durchschnittsgefchwindigkeit von 139 Kilometer per Stunde fahren.
(Die Kreuzotter in der Brottasche.) Eine unangenehme und gefährliche Ueberraschung hatte dieser Tage der Arbeiter S. in Plau (Mecklenburg). Er hatte in der Nähe des Stadtholzes gemäht und bei der Gelegenheit feine Tasche am Rande der Wiese niedergelegt. Als er am Abend heimgekehrt war, legte er die Brottasche aufs Bett. Erst nach geraumer Zeit wollte er sie öffnen. Da zischte ihm eine Kreuzotter entgegen. In schneller Geistesgegenwart schüttete er den Inhalt der Tasche auf die Straße und tötete das gefährliche Reptil, für das er am nächsten Tage die übliche Fangprämie von 50 Pfennig erhielt.
(Ein Opfer ihrer Schönheit.) Unlängst wurde das marokkanische Dorf Dasben-Bekkat von einer Räuberbande überfallen und geplündert. Die Weiber und Kinder wurden zu Sklaven gemacht und unter die Räuber verteilt. Dabei entspann sich unter den beiden Führern der Bande ein Streit um ein Weib von seltener Schönheit. Jeder wollte es in seinen Besitz bringen, keiner darauf verzichten und es drohte ein Zweikämpf unter den Führern auszubrechen. Da legte der eine plötzlich sein Gewehr an und schoß die schöne Sklavin nieder. „Du hast recht getan", sagte der andere kaltblütig, „einer von uns hätte zuvor sterben müssen, ehe der andere sie sein nennen durfte. Habe Dank, mein Bruder!"
Wenn ich Millionär wäre!) Die Pariser Zeitung Gaulois hat die sommerlich stille Zeit dazu benutzt, um eine eigenartige „Enquete" zu veranstalten. Das genannte Blatt hat nämlich seine Leser gefragt, was die einzelnen tun würden, wenn ihnen die Millionen eines Rockefellers plötzlich zur Verfügung stünden. Ebenso originell, wie die Anfrage ist, sind
„Na! — I' bin hält so viel dumm!" Und lachend entfernt sie sich nach diesem rührenden Selbstbekenntnis.
Weil es empfindlich kalt wird auf den Abend, flüchten wir zuin warmen Herd in die große saubere Küche, die zugleich Familien-Wohnzimmer ist. Bald haben wir uns angefreundet mit den gemütlichen Leuten. Von der Berliner Hütte ist keine Rede mehr, wir übernachten hier, wo nur vorzüglich aufgehoben sind und es hundertmal gemütlicher haben als auf der überfüllten Berlinerin.
„'s Annerl bietet meiner Frau Edelweiß an. Diese fragt gleich, ob man in der Nähe pflücken könne.
„Schon, schon."
„Kann ich selbst suchen gehen?"
„Na — gnädige Frau weiß ja nit die Plätz", lacht das Annerl,
„Aber — du weißt sie Annerl; willst du morgen mit mir gehen?"
's Annerl schaut nach der Muster. Diese nickt zustimmend. Sie zeigen den Fremden nicht gern den Standort der Alpenkönigin, sie fürchten die Ausrottung der edlen Blume. Aber da wir bei der Mutter schon einen Stein im Brett haben, so wird mit uns eine Ausnahme gemacht. Diese Edelweißpartie gehört zu unseren schönsten Reiseerinnerungen. Welch' ein Hochgenuß, die zierlichen Sterne, in deren Besitz die meisten Touristen nur mit Hilfe ihres Geldbeutels gelangen, hoch oben am schwindligen Hang selbst pflücken zu dürfen! Was will es dagegen bedeuten, daß wir beim Abstieg wieder gründlich eingeweicht wurden und nur mit Mühe durch die gefährlichen Latschen kamen! Jetzt prangen die herrlichen Alpenkinder, darunter seltene Pracht eremplare, als Reisetrophäe unter Glas und Rahmen bei uns daheim.
Am nächsten Morgen aber wollten wir endlich hinauf zum Schwarzenstein und einen Gletscherübergang machen. Der Führer wurde bestellt und wollte uns auf der Berliner Hütte erwarten. Denn wir zogen vor, noch einmal auf der Grawandhütte über Nacht zu bleiben und morgens zwei Stunden früher aufzubrechen.
Wir hatten nun Muße, uns das Leben und Treiben hier oben zu betrachten. Die „Postlis'l" kommt, eine lustige Dirn, die den Botendienst von der Berliner Hütte nach Mairhofen besorgt, und bringt uns eine Karte aus der Heimat. Träger und Trägerinnen, Jäger, Bergführer und Lasttiere kommen und gehen. Und ununterbrochen zieht der Menschenstrom aus diesem überlaufenen Pfade dahin, I
zum Teil auch die Antworten ausgefallen, von denen wir einige an dieser Stelle wiedergeben wollen. Ein Pariser ist entschieden ein sehr bescheidener Mann, wenn er antwortet: „Hütte ich Rockefellers Vermögen, würde ich mir Pferd und Wagen kaufen, damit ich nicht an jedem Morgen mit der Droschke in das Geschäft zu fahren und mich jeden Morgen über die hohe Taxe zu ärgern brauchte." Ein eigenartiger Kauz scheint auch der zu sein, der die Erklärung abgab: „Wenn ich Millionär wäre, würde ich alle Jahre einen Preis von 10 000 Frank stiften, damit alle über fünfzig Jahre alten Leute, die noch niemals ein Kabarett besucht haben, endlich dieses Vergnügens teilhaftig werden können." Ein Menschenfreund denkt auch an Rockefeller selbst, dessen Millionen ihm zugehören sollen, und meint: „Ich würde einen hohen Preis dem zuerkennen, der die Magenkrankheit von Rockefeller zu heilen imstande wäre." Neigung zur Wohltätigkeit spricht aus zwei anderen Antworten; die eine lautet: „Wenn ich Millionär wäre, würde ich mich freuen an der Freude anderer, denen ich täglich größere Geldsummen zum Geschenk mache." Der zweite aber will ein Pensionat für junge arme Mädchen einrichten, in dem diese bis zu Verheiratung erhalten und dann reich ausgestattet werden sollen. Den Geizhals dagegen verrät entschieden der, welcher antwortete: „Ich würde die Millionen nicht verbringen, sondern dafür sorgen, daß zu den Millionen wieder neue kommen." An die hohe Politik endlich denkt jener, der da meint: „Ich würde einen Preis von 300 000 Frank stiften, um alle diejenigen Minister zu unterstützen, die arm geblieben sind."
(Ein Kind von einer Krähe getötet.) In der japanischen Provinz Tango, an der Westküste gelegen — es ist die Provinz, die u. a. den Kriegshafen Maizuru besitzt — hat sich neulich ein eigenartiger Vorfall zugetragen. Am Strande des Meeres in der Nähe des Dorfes Jnemura war eine Frau damit beschäftigt, Seetang aufzusammeln, der in Japan vielfach als Nahrungsmittel benutzt wird und, nebenbei gesagt, vermöge seines Jodge-
die meisten zu Fuß, einzelne auf dem Muli. Viele kehren ein, trinken einen Spezial, schreiben Ansichtskarten, tragen ihren Namen ins Fremdenbuch ein und wandern ihre Straße weiter. Was manche nicht alles verlangen da oben, wohin jeder Bissen und jeder Trunk 7 Stunden weit auf dem Rücken des Maultieres getragen werden muß! Der eine will ein Glas Bier, der andere Zigaretten, dieser eine Portion Schinken, der gestern ausgegangen ist, und jener einen Rostbraten, aber sogleich; diese eine Chokolade und jene ein Fläschchen Gießhübler. Man sagt, das Reisen bilde; aher wer sich nicht in Land und Leute zu schicken weiß, wer nur in dem für die Fremden eingerichteten Speisesaal des Gasthofes verkehrt und seine heimischen Gewohnheiten nicht aufgeben kann oder will, der wird nicht viel lernen auf der Reise. Mit welcher Grandezza dieser junge Mann, der uns schon einigemal in den Bergen begegnet ist und sich als Magistrats-Sekretär einschreibt, seine Beamtenwürde zu wahren bestrebt ist! Er platziert sich stets in einer einsamen Ecke, hüllt sich fröstelnd in seine Pelerine, setzt seine unnahbarste Miene aus und spricht mit keinem Menschen ein Wort. Das ist aber noch ein Harmloser. Anders das Ehepaar, das letzte Nacht das Zimmer neben uns gehabt. Die zwei Leute rumorten gut eine Stunde lang vor dem Schlafengehen. Als sie fort waren, klagte uns die Viktl, daß die Herrschaften drei Betten benützt und alles durcheinander gewühlt, auch den Boden so überschwemmt hatten, daß das Wasser durch die Bretter in die Küche getropft sei. Bodenfüllungen gibt's in diesen hölzernen Sommerhäusern natürlich nicht.
„Die haben gewiß ein schönes Trinkgeld gegeben?" fragte ich als erfahrener Tourist.
„Ka'n Kreuzer", war die Antwort.
Und der Katl fehlte nachher eine Fünfgulden- Note. Sie hatte dem Herrn darauf hinausgegeben, in der Eile und im Gedränge aber den Schein nicht an sich gezogen, und nun hatte sie das Nachsehen.
Am nächsten Morgen erhoben wir uns schon um 2 Uhr. Das Wetter ließ sich nicht beurteilen. Es war stockdunkel, kein freundlicher Stern leuchtete unserem Vorhaben. Wir machen uns rasch fertig, eingedenk der Bergsteigerregel:
„Der Aelpler wäscht sich in der Früh,
Der Alpinist, der tut das nie."
Der Lichtstumpf vom Leuchter wird mitgenommen, der soll uns den Weg weisen; ohne Licht könnten I wir den Wald hinauf keinen Schritt gehen. Nieine
Haltes auch medizinische Wirkungen ausübt. Sie hatte ihr Kind, das sie nach japanischer Sitte auf dem Rücken trug, der Bequemlichkeit halber abgebunden und in den Ufersand gebettet. Das Kleine war erst zwei Monate alt. Während sie so gebückt sich in dem seichten Wasser hin und her bewegte, hörte sie ihr Kind schreien, achtete aber zunächst nicht darauf, wohl in der Annahme, daß es sich wieder beruhigen werde. Schließlich aber wandte sich die Frau doch einmal um und sah gerade noch, wie eine große schwarze Krähe über ihrem Kinde schwebte aris deren Schnabel Blut herabtropfte. Bei ihrer Annäherung flog der Vogel davon. Die Frau eilte nun dorthin und fand zu ihrem Schrecken, daß die Krähe dem Säugling das linke Auge ausgehackt hatte; außerdem hatte das arme Geschöpf im Hinterkopfe noch zwei ziemlich große Löcher von der Größe eines Jen (einer japanischen Kupfermünze, etwa so groß wie ein Markstück.) Die weiche Schüdeldecke war durchbrochen. Die Frau suchte sofort ärztliche Hilfe, aber das Kind starb in kurzer Zeit.
Bersteckrätsel.
Bist in der Geschichte du bewandert.
Wirst mich als Gothenkönig kennen;
Drei Zeichen vorn und hinten streiche.
Der Rest wird einen Fluß dir nennen.
Auflösung des Bilder-Rätsels in Nr. 113.
Prächtige Blüten bringen nicht immer gute Frucht.
B e st e l l u u g e u
auf den
„Knztäler"
für die Monate August u. September
werden von allen Postanstalten und Postboten, von l der Expedition und von unseren Austrägerinnen j entgegengenommen.
Frau hält sich dicht hinter mir; gesprochen wird nur das Notwendigste, Warnungssignale meinerseits: „Ein Stein! Ein Loch! Eine Wurzel! Ein Graben! Eine Platte!" Aber was ist das? Ich fühle einen Regentropfen — dann noch einen — und jetzt wieder einen. Kein Zweifel, es fängt an zu regnen. Wir trösten uns aber: so ein Frühregen hört ja bald wieder auf. Doch schon blitzt und donnert es. Kaum sind wir auf der nächsten Alm, da hat sich ein regelrechtes Nachtgewitter entwickelt. Und jetzt verläßt uns unser Freund. Das heruntergebrannte Licht verlöscht. Da stehen wir in der undurchdringlichen Finsternis und können keinen Schritt vor und keinen zurück. Eine unheimliche Situation! Wir wissen: dort drüben, kaum 20 Schritte entfernt, sind einige Hütten, aber wir können nicht hinüber. Rechts aber ist eine Felsenspalte, durch welche das Wildwasser in die Tiefe stürzt. Schutz- und wehrlos sind wir dem Zorn des Himmels preisgegeben. Eine Ewigkeit stehen wir da, so dünkt es uns. Und immer noch kein erlösender Schimmer vom kommenden Tage. Ein Glück nur, daß der Regen nicht mit der sindsluttartigen Gewalt herniederstürzt wie vorgestern. Endlich ein schwacher Schein im Osten. Ich spähe wie eine Falke durch die Finsternis und entdecke einen Hellen Fleck auf dem Nasen. Das muß die Wegspur sein. Wir gehen darauf zu und sind wenigstens wieder auf dem Wege. Der Regen hat aufgehört, das Gewitter ist weiter gezogen. Es wird zusehens Heller. Wir nehmen die Wanderung wieder auf und sind in einer starken Stunde schon droben bei der Berliner Hütte inmitten riesiger Gletscher und Firnfelder. Verschlafen reiben sich die Führer die Augen, der uns'rige aber ist nirgends zu entdecken, niemand will etwas von ihm wissen. Ueber das Wetter sind alle einig: Schlecht! Alan kann nicht gehen. Noch eine zeitlang beobachten wir den Himmel und starren hinauf zu den Schneehäuptern des Mösele, des Schwarzensteins und Schönbichler Horns. Die Witterungsaussichten werden nicht günstiger, unser Führer läßt sich nicht blicken, von den andern aber will keiner gehen, so müssen wir schwer enttäuscht auf die Partie verzichten. Also wieder zurück! Helle Freude strahlt uns aus aller Augen entgegen, als wir wieder auf der Grawandhütte eintrafen. Man war schon in Sorge um uns gewesen. Wir nahmen herzlich Abschied von unseren freundlichen Wirten; die Mutter steckte mir noch eine Flasche Enzian in den Rucksack. „Dös spendier i, weil i's so viel gern hob", sagte sie.
Redaktion, Druck und Verlag so« L. Meeh t» Nenenbürg,