sich auch die russischen Fürste« Obolenski und Gagarin, sowie 12 Studenten. Auch das Hotel- Personal ist in Mitleidenschaft gezogen. Lebensgefahr besteht für die Erkrankte» nicht, doch dürfte längere Zeit vergehen, bis sie das Krankenhaus verlassen können. Gerichtliche Untersuchung ist eingeleitet.
Württemberg.
Stuttgart, 1. Juni. Die Kammer der Ab- geordneten setzte die Beratung des Gesetzentwurfs betreffend die Gewerbe- und Handelsschule bei Art. 10 fort (Aufstellung eines Lehrplanes im Verordnungsweg). Berichterstatter Hieber weist darauf hin, daß als grundlegende Führer vorgesehen sind: Berufskunde, Rechnen und Kalkulation, Geschäfts, aufsatz, Buchführung und Zeichnen. Die Kommissions- Mehrheit sei darüber einig, daß es sich nicht empfehle, auch allgemein bildende Fächer wie Geschichte, Naturkunde in den Unterricht aufzunehmen. Redner ist nicht für Einführung des Religionsunterrichts. Domkapitular Berg begründete ausführlich seinen Antrag, nach dem auch Religionsunterricht in der Fortbildungsschule gegeben werden soll. Prälat v. Berg hat bei aller Anerkennung des Wertes des Religionsunterrichtes auch für die Fortbildungsschule doch Bedenken gegen die Einführung desselben als besonderes Fach; er wendet sich daher mit seinen Freunden gegen den Antrag des Domkapitulars. Doch sollte die Möglichkeit geschaffen werden, daß auf dem Wege der Freiwilligkeit eine religiöse Einwirkung auf die jungen Leute ermöglicht würde. Redner beantragt eine dahingehende Resolution. Kultminister v. Weizsäcker wendet sich ebenfalls gegen den Antrag des Domkapitulars Berg und tritt den Ausführungen des Prälaten von Berg bei. In Preußen verlangt nur das Zentrum die Einführung eines obligatorischen Religionsunterrichts; selbst die strengst konservativen Abgeordneten lehnten es ab. Blumhardt (Soz.) spricht ebenfalls gegen den Antrag des Domkapitulars.
— In der Nachmittagssitzung wurde die Beratung des Gesetzentwurfes betr. die Gewerbe- und Handels- schulen zu Ende geführt und zu Art. 12 ein Antrag des Domkapitulars Berg auf Berufung der Orts- schulaufseher in den Gewerbe- und Handelsschulrat abgelehnt, nachdem Minister v. Weizsäcker, der Berichterstatter Hieber und der Abg. Liesching sich gegen den Antrag ausgesprochen hatten, da der geistliche Ortsschulaufseher mit der Sache gar nichts zu tun habe. Die Art. 13 und 14 wurden debattelos nach dem Entwurf genehmigt. Zu Art. 17, der das Wirtshausverbot für Schüler unter 17 Jahren ent- hält, wurde ein Antrag Schäffler (Soz.) auf Streichung des Artikels (Schäffler ist Wirt) abgelehnt und sodann debattelos der Rest des Gesetzes erledigt. Die Festsetzung der nächsten Sitzung wurde mit Rück- sicht darauf, daß nach der Geschäftslage die Ver- fassungskommission zunächst ihre Arbeiten zu erledigen hat, dem Präsidenten überlassen.
Stuttgart, 28. Mai. In der Frage des Stuttaarter Bahnhofumbaus ist man wieder um eine Etappe vorwärts gekommen. Wenigstens darf man dies wohl aus dem Umstand schließen, daß der König am SamStag im Sitzungssaal der Generaldirektion der StaatLeisenbahnen mit dem den erkrankte« Verkehrsminister vertretenden Minister von Weizsäcker, Staatsrat v. Balz und Präsident von Fuchs und den zur Begutachtung der Pläne für den Bahnhofumbau berufenen auswärtigen Sachverständigen Geh. Oberbaurat Krüger-Dresden, Geh. Baurat Suadicani-Berlin und Regierangsrat Heescr- Elberfeld eine Besprechung hatte. Die Sachverständigen gaben dabei genaue Erläuterungen zu den verschiedenen Projekten.
Tübingen. Die Schwurgerichtssitzungen des zweiten Quartals beginnen am Montag den 25. Juni, vormittags 9 Uhr. Zum Vorsitzenden ist Landgerichtsrat Dr. Kapff ernannt.
Aus Anlaß des vom 9.—11. Juni ds. Js. in in Tübingen stattfindenden 18. Bundestags des württ. Kriegerbundes werden zur Fahrt nach Tübingen und zurück in III. Wagenklasse auf den württ. Stationen gewöhnliche (einfache) Fahrkarten
— mit dem Rückfahrtstempel versehen — am 9. und 10. Juni ds. Js. an diejenigen Personen abgegeben werden, die über ihre Zugehörigkeit zum württemb. Kriegerbunde durch das Bundesabzeichen oder eine Bescheinigung der Ortsbehörde bei Lösung der Fahrkarten nach Tübingen sich ausweisen. — Mitgliedern von Kriegeroerbänden in Hohenzollern, Baden und Bayern, die den Bundestag als Gäste besuchen, wird auf Grund ihres Vereinsabzeichens oder einer Bescheinigung der Ortsbehörde auf den württ. Bahn- strecken zur Fahrt nach Tübingen und zurück die vorbezeichnete Ermäßigung ebenfalls eingeräumt. — Die Fahrkarten gelten zur Rückfahrt innerhalb 10
Tagen und zwar sowohl für die gewöhnlichen Personenzüge als auch für die einzulegenden Sonderzüge — am 10. Juni jedoch auf Strecken, auf welchen Sonderzüge laufen, nur in diesen Sonderzügen. Schnellzüge können nur gegen Zukauf der allgemein vorgeschriebenen Zuschlagkarten benützt werden, aus- genommen am 10 Juni, an welchem Tage die Benützung nur gegen Bezahlung der vollen Schnellzugstaxe gestattet ist.
Böblingen, 1. Juni. Bei der gestrigen Landtagsersatzstichwahl wurden in Ehningen 146 Stimmen abgegeben, von denen Leibfried 119, Sperka 27 erhielt. Das Gesamtresultat ist somit folgendes: Es haben von 6224 Wahlberechtigten 3815 abgestimmt. Auf den Fabrikanten Leibfried (Volksp.) fielen 2437, auf den Kandidaten der Sozialdemokratie, Sperka, 1355 Stimmen. Ungültig waren 23 Stimmen. Leibfried ist also mit einer Mehrheit von 1082 Stimmen gewählt worden.
Bus StaSI» Bezirk uns Umgebung,
Zum Pfingstsesle!
Für die gesamte nördliche Halbkugel dieser Erde ist Pfingsten das uralte Lenzfest, welches als lieb- liches Fest der Maien Freude und Lebenslust in allen Herzen erweckt und durch seine wunderbare und hochbedeutsame Verbindung mit dem christlichen Pfingstfest zu einer Triumphfeier der siegreichen Begeisterung und felsenfesten Hoffnung in diesem Erdenleben wird. Denn wenn der begeisterte und von den edelsten Gedanken über das Menschenlos erfüllte Dichter ausruft: .Es muß doch Frühling werden!', so meint er damit sicher nicht nur das Erscheinen der Mutter Erde im prächtigen Frühlingsgewande, nicht nur die Myriaden von duftenden Blumen und Blüten, welche um die Pfingstzeit alle Menschen ent- zücken, sondern sein Hoffnungsruf gilt dem Früh- linge im Herzen der Menschen, der sie losreißen soll von allem irdischen Gram und Leid und emporheben soll aus jedem öden Wust und kleinlichen Liben zum Erkennen des erhabenen Zieles, welches der Schöpfer und Vater aller Dinge in seiner göttlichen Weisheit und Liebe auch denen planmäßig vorzeigen mußte, welche nach ihrer göttlichen Ver- nunftbegabung und ihrem das Edle und über diese Welt hinausgehende Erhabene als wahrer Seelentrost empfindenden Herzen nach Gottes Ebenbilde geschaffen worden sind.
Und mag sich auch in die Pfingstsreude zur schönen Zeit des lieblichen Lenzes manche irdische Lust mischen, so wird doch jedes tiefer fühlende Herz in dieser so rasch dahinrauschenden Freude nicht das wahre Wesen des Pfingstfestes erblicken, weil es geradezu unvernünftig wäre, denn dem vergänglichen Gute kann doch kein edel denkender Mensch den höchsten Wert beimesfen. Aber wie vor nun fast zweitausend Jahren am ersten christlichen Pfingstfest der heilige Geist Gottes in ein Häuflein verachteter und verfolgter Menschen die hohe Begeisterung für die Offenbarung der Liebe in der christlichen Religion und den felsenfesten Mut, diese Offenbarung aller Welt zu verkünden, trug, daß vor diesem Hauche des göttlichen Geistes die ganze alte barbarische Welt langsam, aber sicher zusammenstürzte und die christ- liche Kultur entstand, so soll auch das schöne Pfingst- fest wiederum in allen Herzen Begeisterung für alles wahrhaft Große und Erhabene Wecken. Der Geist ist's, der lebendig macht, aber nicht der Geist der Verneinung, sondern der Geist des Pfingstfestes, der da heißt: Pfingstglaube, Pfingstliebe und Pfingst. Hoffnung. Pfingstglaube: was in den Aposteln unserer Religion am ersten Pfingsttage so mächtig Wurzel schlug, daß die armen und verzagten Fischer die Welt erobern konnten, das ist mehr denn Menschen, werk. Aber der Glaube allein tuts nicht. „Und wenn ich einen Glauben hätte, der Berge versetzte," sagt der gewaltige Feuergeist Paulus, .ich hätte aber der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz, eine klingend Schelle!" Die Pfingstliebe müssen wlr haben, jene allumfassende Liebe, wie sie das Christen- tum so laut und überzeugend Predigt, Gott lieben in der Herrlichkeit feister Werke und in unserem Nächsten, das ist das Evangelium des Christentums. Und wenn wir den Pfingstglauben haben und die Pfingstliebe, dann wird auch die Pfingsthoffnung kommen, die uns aufrecht hält im Lebenskampf, die Hoffnung, daß der Geist der Liebe einstens doch siegen werde über Verblendung und menschliche Kurz- sichtigkeit. Seit die ersten Pfingstflammen auf- leuchteten über der heiligen Stadt Jerusalem, ist es um ein Unendliches besser geworden in dieser Welt, und es wird gewißlich auch noch weiterhin besser werden. Und in dieser frohgemuten Hoffnung wollen wir Pfingsten feiern, die grauen Alltagssorgen für
eine kurze Frist verbannend, und uns den mancherlei Pfingstfreuden hingeben, im Bewußtsein dessen, daß es gerade jetzt die herrlichste Zeit des Jahres ist, .noch ist die blühende, goldne Zeit, noch find die Tage der Rosen" — darum allen und jedem gelte der Gruß: Frohe Pfingsten! Recht sonnige, fröh- liche Pfingstfeiertage!
Pfingst verkehr. Ueber die Pfingstfeiertage verkehren, wie alljährlich, eine größere Anzahl von Sonderzügen. Wir weisen unsere Leser auf die unsere Gegend hauptsächlich berührenden kurz hin. Der genaue Fahrplan ist auf sämtlichen Stationen ausgehängt.
Am 3. Juni verkehren:
1. Vorzug Stuttgart Calw, Stuttgart ab 5.35 vorm.,
Calw an 7.08;
2. Vorzug Stuttgart Freudenstadt, Stuttgart ab 5.30
vorm., Freudenstadt an 8.18 vorm.;
3. Vorzug Pforzheim-Calw, Pforzheim ab 6.40 vorm.,
Calw an 7.32 vorm.;
4. Vorzug Calw-Stuttgart, Calw ab 7.07 nachm.,
Stuttgart an 9.05 nachm.;
5. Vorzug Calw-Pforzheim, Calw ab 9.10 nachm.,
Pforzheim an 10.08 nachm.
Am 4. Juni verkehren von vorstehenden Zügen die Nr. 4 und 5 wie am 3. Juni
Neuenbürg, 29. Mai. Die Zeit der Pfingsten fällt in diesem Jahre sehr spät, allerdings nicht ganz so spät, wie im vorigen Jahre, wo der Pfingst. sonntag auf den 11. Juni traf, also ganz dicht an die überhaupt mögliche äußerste Grenze. Der aller- späteste Termin, auf den Pfingsten treffen kann, ist der 13 Juni. Von den Lesern unseres Blattes dürfte diesen Termin mancher nicht erleben, denn er tritt erst im Jahre 1943 ein. Auch den überhaupt möglichen frühesten Termin, nämlich den 10. Mai, wird schwerlich ein Leser erlebt haben, noch erleben, denn zum letzten mal fiel Pfingsten auf den 10. Mai im Jahre 1818 und dies wird sich im Laufe unseres Jahrhunderts nicht wiederholen. »Dicht ran" kommen wir allerdings im Jahre 1913, wo wir Pfingsten am 11. Mai begehen werden. Pfingsten folgt in der Veränderlichkeit dem Osterfest, das nach der Entscheidung des Kovzils von Nikäa (325) an dem Sonntag gefeiert wird, der zunächst auf den Früh- lingsvollmoud folgt, und wenn dieser Vollmond auf einen Sonntag fällt, am nächstfolgenden Sonntag, mithin ist Ostern nie vor dem 22. März und nach dem 25. April. 50 Tage nach Ostern fällt dann Pfingsten.
ff Neuenbürg, 28. Mai. Am letzten Sonntag haben die Jünglingsvereine des Bezirks ihre Frühjahrs-Konferenz hier abgehalte». Unser hiesiges Vereinslokal konnte die große Zahl der Jünglinge, die von nah und fern herbeigewandert waren, fast nicht fassen. Vertreten war außer Neuen- bürg Birkenfeld, Ottenhausen, Rotenbach, Höfen, Schwann, Niebelsbach; die Vereine von Dietlingen und Ellmendingen hatten leider unserer Einladung nicht Folge leisten können. Das Ganze ist in schöner programmäßiger Weise verlaufen und hat sichtlich zur Stärkung der Vereiussache beigetragen. Aus dem reichen Programm der Hauptversammlung (12 Nummern) heben wir neben den belebenden allge- meinen Gesängen und dem trefflichen musikalischen Duett besonders hervor die anregende Begrüßungsansprache des hiesigen Vereinsvorstands, die an der Hand von Psalm 105 V. 1 an Stelle der wertlosen, wenn auch berechtigten Klagen zu fröhlichem Danken und emsiger Arbeit aufforderte, weiter die biblische Besprechung von 1. Korr. 10 V. 23—33, die bei lebhafter, vielseitiger Beteiligung eine erfreuliche Uebereinstimmung in der Frage der grundsätzlichen Stellung des Christen zur „Welt" ergab und endlich die kräftige Schlußansprache unseres Bezirksvorstands Maushardt: „So sei nun stark, mein Sohn!" Beschlossen wurde u. a. eine möglichst zahlreiche Beteiligung der Bezirksvereine an dem am Pfingst. dienstag den 5. Juni, abends 8 Uhr, in hiesiger Kirche stattfindenden Vortrag des Hrn. Generalsekretärs Phildius vom Internationalen Zentralkomitee in Genf, der schon bisher durch seine kräftigen Wandervorträge viel Aufsehen erregt hat, und dessen hiesiger Vortrag für Alt und Jung im Interesse der großen Sache, der er dient, nicht genug empfohlen werden kann. Die fröhliche Nachfeier bei Mitglied Schäfer war neben der Befriedigung der leiblichen Bedürfnisse der geselligen Unterhaltung gewidmet. Fröhliche Gesänge wechselten mit allerlei Darbietungen heiteren und ernsten Inhalts seitens des Orts- Vorstands und des Bezirksobmanns; namentlich zwei Gedichte von Gittinger, die Mitglied Neuhäuser vortrug, haben viel Spaß gemacht. Wir wünschen» daß die Jünglingsvereinssache im Bezirk immer mehr