durch Schlafstellendiebstähle. Er stahl alles, was nicht niet- und nagelfest war und verkaufte die ge- stohlenen Sachen sofort wieder. Die Hauswärterin, bei der der Verbrecher mehrere Tage gewohnt hat, erzählt einem Berichterstatter des „Berl. Tagebl", datz der Raubmörder vor sieben Tagen bei ihr eine Schlafstelle gemietet habe; er schlief mit drei Schlafburschen in einem Zimmer. Hennig stellte sich als Monteur vor; er ging morgens gegen 8 Uhr fort und kam abends gegen 7 Uhr wieder. Beim Abendessen war Hennig stets der luftigste Kamerad; er plauderte eifrig und erzählte heitere, unschuldige Jugendstreiche. Kein Mensch hat in dem so harmlos aussehendeu Schlafburschen deu gefürchteten Raub- Mörder vermutet. Am 4. Dezember vor. Js. beging Hennig den Mord an dem Kellner Giern oth. An diesem Tage Harle sich Giernoth aus seiner Wohnung in Begleitung eines Manns, der sich „Inspektor Reimann" nannte, entfernt, und am 9. Dez. wurde die Leiche Giernoths auf der Straße zwischen Wann- fee und Klein-Glienicke aufgefunden. Zwei Tage später wurde das Opfer des räuberischen Ueberfalls beerdigt. Damals hatte die Polizei angenommen, daß G Selbstmord begangen hat. Der Verdacht, daß ein Raubmord vorliegen müsse, wurde dadurch bestärkt, daß man feststellte, daß ei» Mann, auf den die Beschreibung des „Inspektors Reimann" Paßte, ein dem Giernoth gehöriges Sparkassenbuch bei dem Bankier Werner in der Friedrichstraße verpfändet und darauf 550 ^ erhalten hatte. Von diesem Zeit- Punkt an war die Berliner Kriminalpolizei an der Arbeit, die Spur des Mörders zu verfolgen. Fast zwei Monate aber vergingen, ehe man wußte, wer der Mörder sei. Alles wurde vorbereitet, um des Verbrechers habhaft zu werden, und schließlich am 6. Februar konnte Hennig verhaftet werden. Aber die Polizei hatte trotzdem das Nachsehen. Hennig gelang es, wie noch in frischer Erinnerung ist, auf verwegene Art zu flüchten.
Der Heidelberger Raubmörder Sippl wird nach Blättermeldungeu der Hinrichtung entgehen, vermöge einer eigentümlichen Bestimmung der österreichische» Gesetze. Sippl hat nämlich nach dem Heidelberger Raubmord einen Diebstahl in Oesterreich begangen und hiefür eine geringfügige Gefängnisstrafe verbüßt. Das Gesetz schreibt vor, daß wenn für ein Nachfolgen- deS kleineres Vergehen eine geringe Strafe ausgesprochen und verbüßt wurde, die für das größere zu erkennende Strafe vermindert werden muß. Gegen Sippl dürfte danach die Todesstrafe keine Anwendung finde«.
Vom Rhein. In letzter Zeit wurde in Jäger- kreisen die Wahrnehmung gemacht, daß sehr viele Rehe in den pfälzischen Rheinniederungen eingehen. Man glaubte, es könnte möglicherweise der auf Wiesen und Leckern ausgestreute Kunstdünger, insbesondere Kainit, die Ursache sein. Auf Grund von Sektionen und bakteriologischen Untersuchungen wurde festgestellt, daß die Todesfälle auf massenhaftes Vor- handensein von Fadeuwürmern in den Lungen zurückzuführen sind.
New-Jork, 16. März. Auf der Denver-Rio- Grande-Bayu streßen um Mitternacht in der Nähe von Porthland 2 Persoueuzüge zusammen. Mau befürchtet, daß 150 Personen getötet sind. Die Wagen gerieten in Brand. Die meisten Opfer kamen in de» Flammen um.
Simferopol (Taurien), 16. März. Ein heftiger Orkan, der seit drei Tagen auf dem Schwarzen Meere wütet, hat in allen Häfen großen Schaden angerichtet. Der Schiffsverkehr ist unterbrochen.
Württemberg.
Stuttgart, 16. März. Die Generaldirektion soll sich zur Einlage eines Theaterzuges Stuttgart- Heilbronn verstanden haben; derselbe wird 10 Uhr 32 Min. in Stuttgart abfahren (eveut. bei großen Vorstellungen 15 Minuten später) und 11 Uhr 40 Min. in Heilbronu ankommen.
Stuttgart, 16. März. Das vom württem- belgischen evangelischen Lehrerunterstützungsverein herausgegebene Schillerbüchleiu (Verfasser: Schulrat Dr. Mosapp) ist innerhalb und außerhalb Württembergs in 127 510 Exemplaren abgesetzt worden. Der Verein hat damit eine Einnahme von 5819 ^ erzielt.
Stuttgart, 10. März. Aus Anlaß seines 25jährigen Bestehens hat der Württ. Obstbauverein seinen Mitgliedern als Festgabe ein Württ. Obstbuch überreicht, das von seinem Ausschuß herausgegeben worden ist und ein praktisches Handbuch für jeden Obstgartenbefitzer sein will. Der Verein möchte in der Festgabe, die er ein Merkchen nennt, die aber ein prächtiges, mit guten Illustrationen reich
ausgestattetes Buch ist, seinen Mitgliedern die nötigen Winke für Erziehung und Pflege der Bäume in Baumgut und Garten und eine möglich verständlich gehaltene Belehrung geben. Dieser Aufgabe wird das ebenso sinnige, wie Praktisch wertvolle Geschenk in jeder Weise gerecht und der Verein darf deshalb das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, mit dem in seinem eigenen Verlage erschienenen Werke nicht nur seinen Mitgliedern, sondern indirekt auch dem für das Land so wichtigen Obstbau einen trefflichen Dienst erwiesen zu haben.
Ulm, 16. März. Die neuen Feldgeschütze sind nun auch hier eingetroffen und in Verwendung genommen worden.
Ulm, 16. März. Gestern ist hier nach schwerer Krankheit Militärmufikdirigent Bley, der beliebte Stabstrompeter des Ul.-Reg. 19, gestorben. Bley nahm an den Feldzügen 1866 und 1870/71 teil und wurde im April 1878 zum Stabstrompeter im Ul. Reg. 19 ernannt. Er war der dienstälteste Militärkapellmeister des 13. Armeekorps.
Ulm, 16. März. In einen nicht geringe» Schreck wurden heute nachmittag nach ^/s4 Uhr die Reisenden des Schnellzuges Friedrichshafen Stuttgart auf der hiesigen Station versetzt. Auf der Lokomo- tive des auf das Abfahrtssignal wartenden Zuges platzte ein Rohr. Der mit großer Heftigkeit und unter starkem Geräusch ausströmende Dampf hüllte die Maschine und die vorderen Wagen binnen kurzem vollständig ein, so daß die Reisenden erschreckt die Wagen verließen. Das Maschinenpersonal war ebenfalls vor Schreck von der Maschine gesprungen und wurde nicht verletzt. Die Lokomotive mußte von einer anderen vom Platze geschafft werden. Mit einer Verspätung von 20 Minuten konnte sodann der Schnellzug die Fahrt nach Stuttgart fortsetzen.
Ulm, 16. März. Am hellichte» Mittag unter- nahm gestern ein alter Zuchthäusler, namens Barth, einen Einbruch in einen Metzgerladen. Die Frau des Metzgers, die sich auf einige Augenblicke in den obere» Stock begeben hatte, gewahrte nach ihrer Rückkunft, daß ein Man» mit dem Beil im Laden im Begriffe stand, die Kasse zu erbrechen. Sie schloß den Einbrecher ein und rief einem Patruillieren- den Schutzmann herbei, der ihn festnahm.
In Reutlingen wurde» zwei Kamine der ehe- maligen oberen Ziegelei auf dem nun der Stadtgemeinde Reutlingen gehörigen Grundstück in der Wörthstraße durch Pioniere aus Ulm unter Leitung zweier Offiziere durch Dynamit gesprengt, wobei ohne jeden Unfall die Objekte ordnungsgemäß gegeneinander stürzend zusammenfielen.
Urach, 16. März. In Grabenstette» werden einem 61jährigen Schäfer, der seit 1. Februar sich nach dem Ehestand sehnt, eigenartige Hindernisse bereitet. Es wird nämlich, so oft das Aufgebot am Rathaus ausgehängt ist, während der Nacht der Aushängkasten erbrochen und die amtliche Verkündig, ung heruntergerisfen.
Slus Stadl» Be zirk u ns Umgebung,
Neuenbürg, 17. März. Es sei darauf aufmerksam gemacht, daß die alljährliche ordentliche Generalversammlung der Gewerbebank, wie durch besonderes Inserat schon bekannt gegeben, am morgenden Sonntag den 18. ds., nachmittags 2'/s Uhr bei Keck zur „Eintracht" stattfindet.
Wildbad. 15. März. Der „Schw. Merk." schreibt: Die Nachricht von dem unerwarteten Ab- lebe» des K. Badkommissärs Generalmajor a. D. von Karaß in Stuttgart hat hier das tiefste Bedauern verursacht. Durch seine vornehme Gesinnung, sein Wohlwollen gegen jedermann, seine Fürsorge für arme Badgäste, für deren Bitten er immer ein offenes Herz hatte, durch seine Förderung der Badangelegenheiten auf den verschiedensten Gebieten hat er sich in allen Kreisen die wärmsten Sympathien erworben. Was er gewesen ist und geleistet hat, wird hier nicht so bald vergessen werden.
Wildbad. 16. März. Die Villa „Blumenthal" ist um die Summe von rund 100000 mit Mobiliar au Frau Hirn er Wtw. übergegangen.
Pforzheim, 16. März. Während des Mittagessens verschied gestern mittag der seit längeren Jahren hier wohnhafte Bijouteriehändler und Einkaufsvertreter Andr. W., ein Mann von ungefähr 50 Jahren. Man kann sich die Bestürzung der Familie vorstellen, als der ungemein rüstige Mann auf ein- mal vom Schlag getroffen lautlos dahinsank.
's* Feldrennach. Der nächste Viehmarkt findet am Dienstag den 20. ds. Mts. hier statt. Zu recht reger Beteiligung ergeht hiedurch ergebenste Einladung.
Letzte Nachrichten u. Telegramme
Berlin, 16. März. Eine kaiserliche Kabinetts- ordre, die im Reichsanzeiger veröffentlicht wird, be- stimmt, daß den im Jahre 1906 an der Niederwerfung der noch andauernden Eingeborenenaufstände in Südwestasrika beteiligten Deutschen das Jahr 1906 als Kriegsjahr angerechnet wird, sofern in diesem Jahr die Beteiligung einen Monat betragen hat oder die Teilnahme an einem Gefecht vorliegt.
Berlin, 16. März. Aus Paris wird dem „Berl. Tagebl." gemeldet: Der Vorsitzende der Marokko-Konferenz, Herzog von Almodovar, hegt andauernd gute Hoffnungen. Er sagte dem Korrespondenten deS Matin: „Ich bin sicher, daß wir an den Klippen vorbeikommen, und daß wir das freie Meer gewinnen werden."
Algeciras, 16. März. Der Termin der nächsten Sitzung ist noch nicht festgesetzt. Die einen wünschen, daß sie morgen stattfinde, die anderen — und daS sind die in erster Linie in Betracht kommenden — ziehen vor, die nächste Sitzung für Montag oder Dienstag anzuberaumen; diese Sitzung würde dann die Entscheidende sein.
Berlin, 16. März. Der Bankier Kniehase aus Berlin-Moadit wurde heute vom Schwurgericht nach fünftägiger Verhandlung wegen Konkursvergehens und Depotunterschlagung, sowie Untreue, Unterschlagung und Urkundenfälschung zu 3 Jahren
7 Monaten Gefängnis unter Anrechnung von 16 Monaten Untersuchungshaft, verurteilt; mildernde Umstände wurden zugebilligt. Der wegen Beihilfe und Begünstigung Mitangeklagte Handlungsgehilfe Hasse wurde freigesprochen.
London, 16. März. Die letzte Meldung des Reuterschen Bureaus au« New Jork beziffert die bei dem Unglück auf der Deuver-Rio-Grande-Eisenbahn in der Nähe von Portland umgekommenen Personen auf 40 Ferner wird berichtet, daß dabei viele Personen verwundet wurden und 15 Leichen in den Flammen verbrannt find.
Ameisen müssen — um noch Aufnahme za L— L — finden — längstens vormittag-
8 Uhr aufgegeben werden.
DD" Größere Anzeige« tags vorher.
Reklameteil.
Das richtige Getränk richtig zirbereitet,
ist das Vollkommenste und Beste, was man genießen kann. Als ricbtiges Getränk zum täglichen Genuss« für die Familie empfehlen die Aerzte Kathreiners Malzkaffee, und zwar nicht zum wenigsten wegen seines würzigen, kaffeeähnlichen Wohlgeschmackes, durch de« er, abgesehen von seiner Zuträglichkeit und Reinheit, sämtliche anderen Malzkaffees ausnahmslos in den Schatten stellt. Diese unschätzbare Genuß- Eigenschaft entwickelt der „Kathreiner" jedoch nur dann, wenn er richtig zubereitet wird, nämlich
^ Nicht zu fein mahlen. — Einen großen Topf » nehmen. — Nicht überbrühen, sondern mit kaltem Wasser ansetzen. — Langsam zum Kochen bringen. — 3—5 Minuten kochen lassen, dann vom Feuer rücken. — Hieraus noch 1—2 Minuten stehen lassen, dann abgießen oder durchseihen. — Gekochte, gute Milch, möglichst Sahne, dazu nehmen.
Kocht man Kathreiners Malzkaffee nach dieser Vorschrift, dann wird jeder sagen:
„Ich hätte nicht geglaubt, -atz der „Kathreiner" so vortrefflich schmecken kann!"
Mit einer vierseitigen Beilage.