fie werden Wohl am Gernsbacher Bezirksverein fest- halten. Schullehrer Schrade wurde einstimmig zum Vorstand gewählt. Daran schlossen sich die weiteren üblichen Wahlen. Dem jungen Verein ein herzliches Glückauf!

Nagold, 5. März. In der am letzten SamStag unter dem Vorsitz von Oberamtmann Ritter stattge- habten Ausschußfitzung des BezirkS-Fischereivereins, der auch Hofrat Hindern und Privatier Dorn vom Landesausschuß beiwohnten, wurde beschlossen, die Hauptverftrmmlung des Württ. Landesfischereivereins (XV. württ. Fischereitag) am 6. und 7. Mai d. I. hier zu halten. Der Nagolder Fischereiverein ver­anstaltet damit eine Lokalfischereiausstellung in der Seminarturnhalle, die von den zahlreichen Fischzüchtcru des Bezirks beschickt werden wird.

VLIMiSchlLS.

Frankfurt a. M., 3. März. Ein bedauerns­werter Unfall ereignete sich gestern vormittag im 5. Stock eines Hauses in der Herbertstraße. Dort wohnte früher eine Familie, die am 1. März in eine neue Wohnung gezogen war. Gestern kam nun die Frau derselben nochmals in die alte Wohnung zurück, um verschiedenes in Ordnung zu bringen. Sie war kaum im ersten Stock angelangt, als ihr eine Krampfader im linken Unterschenkel platzte. Sie schleppte sich noch bis zum 4. Stock, wo sie infolge großen Blut­verlustes auf der Treppe ohnmächtig zusammenbrach. Erst später wurde die Unglückliche bemerkt und bis Hilfe zur Stelle war, hatte sich die Frau verblutet. Das Blut war vom 3. Stock bis in den ersten Stock geronnen. Die Verstorbene hinterläßt ihren Mann und zwei kleine Kinder.

Ueber ein grauenvolles Verbrechen wird ans Dortmund gedrahtet: In Rodde bei Rheine über­fielen als Karnevalsteilnehmer verkleidete Männer mehrere des Weges kommende Arbeiter und ertränkte« zwei davon gewaltsam im Fluß. Die Leichen find gelandet worden; die Täter entflohen.

Vom Lande im Reichslande. Eine alte Ein­richtung des Dorflebeus, welche vor dem wachsenden Kulturleben zurückweichen mußte und bereits fast ganz verschwunden ist, sind die Hofzeichen. Man findet fie manchmal noch an den Hoftoren oder an den Haustüren oder an alten Haus- und Acker- geräten. Sie stammen aus der Zeit, in welcher die Allgemeinheit der Dorfbevölkerung noch der Schrift unkundig war. Damals malte jeder, der seine Unter- schrift unter ei» Aktenstück setzen sollte, statt des Namenszuges sein Hofzeichen hin. Deshalb werden die meist schon verschwundenen Zeichen hauptsächlich noch unter den Tauf-, Trauungs- und Sterbeakten der älteren Kirchenbücher zu finden fein. Die Hof­zeichen wechselten nicht mit dem Wechsel der Be­wohner. Und fie dienten als Erkennungszeichen für särntliche erwachsenen Mitglieder der auf dem Hofe hausenden Familie: Mann und Frau, Sohn und Tochter bedienten sich statt der Unterschrift ihres Hofzeichens. Interessant müßte es sein, den Ursprung dieser geheimnisvollen Zeichen, die sehr alt sein müssen, zu studieren. Bei vielen derselben erkennt man ohne weiteres das Gewerbe der Hofbewohner. Den Müller erkennt man an seinem Rade, den Zimmermann an feinem Winkel, den Schmied am Huf, den Schneider au seiner Scheere, deu Ackerbauer verraten die zahlreichen Zeichen, in denen man irgend ein Ackergerät erkennt: einen Pflug, eine Sichel, eine Sense, einen Dreschflegel, eine Egge, eine Hacke, eine Schaufel, einen Rechen und dergleichen mehr. Auch andere bekannte Symbole kommen vor: der Stern, die Sonne, das Kreuz, der Drudenfuß und ähnliches. Viele dieser Hofzeichen aber find auch so merkwürdig und geheimnisvoll, wie es bekanntlich die Hofnamen vielfach find. Ob nicht die Hofzeichen vielfach auch den Zweck haben sollen, den Hof und seine Bewohner vor Hexerei und Wetterfchlag zu schütze»? Noch heutigen Tages findet man in Gegenden, wo der Aberglaube noch zu Hause ist, zahlreiche Kreuze oder ähnliche zauberkräftige Zeichen an die Türen uud Wände der Stallungen gemalt. Wie mag sich das Hofzeiche» der Bauern verhalten zu den Wappen der adeligen Familien? Ein großer Unterschied tritt freilich in dem Umstand hervor, daß die adelige Familie ihre Wappenzeichen behält bei allem Wechsel der Wohnung, während der Hof sein Zeichen behält und es auf die wechselnden Bewohner überträgt. Ob aber in beide» Fällen nicht die gleiche Art des Ursprungs vorliegt?

Der Direktor des Cafe Aragno in Rom, eines internationalen Restaurants, wurde am Freitag nach­mittag von einem Kellner, den er entlassen hatte, durch Dolchstiche ermordet. Die Tat erregte un­geheure Aufregung, da das Etablissement voll besetzt

war. Direktor Carlo Revelli war eine stadtbekannte Persönlichkeit.

Ein Wirbelsturm hat in Mobile (Alabama) großen Schaden angerichtet, der auf 1^/s Millionen Dollars veranschlagt wird. In der Stadt Meridian (Mississippi) find Geschäftshäuser und der Bahnhof zerstört worden. 21 Weiße und über 100 Neger wurden getötet.

König Karneval in Nizza. Aus Nizza wird berichtet: Von dem prächtigsten Wetter begünstigt, hat sich das Karnevalstreiben in diesem Jahre Prächtiger entfaltet als je zuvor. Am Donnerstag der vorigen Woche traf König Karneval XXXIV. abends auf dem Bahnhof ein und wurde in feierlichem Triumph­zuge eingeholt. Vom Bahnhof bis zu dem Throne, der auf der Place MassLna errichtet war, erstrahlte der Weg in blendender Helle; in den Blumengewinden waren zahllose elektrische Lämpchen in künstlerischer Anordnung angebracht, wie überhaupt das elektrische Licht bei den Dekorationen eine immer größere Rolle spielt. Große Menschenmengen erwarteten den König Karneval uud hießen ihn jubelnd willkommen. Der Zug wurde von Jägern in roten Röcken, die auf ihren Hörnern bliesen, eröffnet, dann kam, von einem Heer von Fackelträgern geleitet, die Karnevalskaval­kade, die in diesem Jahre besonders originell und reich ausgestattet war. Einer Gruppe bunter Papa­geien folgte eine Negerkapelle in Prächtigen rot und goldenen Gewändern, und hinter ihnen zog auf weißen Rossen Madame de la Luue mit ihrem Ge­folge einher. Der Triumph des Weines folgte in Gestalt von Männern, die edle Weinsorten der ver­schiedensten Art darstellteu. Der Zudrang von Be­suchern übersteigt in diesem Jahre alles bisher Dagewesene. Alle Hotels sind überfüllt, und viele müssen abgewiesen werden. Am ganzen Sonntag­nachmittag wütete eine wilde Konfettischlacht, und der König Karneval erschien wieder mit seinem ganzen Zuge. Am Donnerstag fand die erste Blumenschlacht statt, der gegen 10000 Personen beiwohnten. Die Blumengeschmückten Wagen nahmen eine Strecke von 3 Kilometer ein. Die höchste Bewunderung fand ei« Wagen, der einen Springbrunnen aus Nelken uud Rosen darstellte, während die Wasserstrahlen aus Silberfäden gebildet waren. Ein Osfizierkorps hatte einen Schlitten aus Flieder und Nelken. Wieder ein anderer zeigte die Form einer Windmühle, deren Flügel aus purpurfarbenen Schwertlilien gebildet waren.

Was auS einem Stück wüsten Landes werden kann durch Eifer und Fleiß, das schildert ein Gartenfreund und Lehrer in einer der letzten Nummern des praktischen Ratgebers: »Mit wahrer Arbeitswut ging ich an die .Urbarmachung'. '/« m tief wurde alles durchs Sieb geworfen und die Erde terrassenförmig verteilt. Abrutschungeu wurden an­fangs durch Holzwände verhütet; Heuer, nachdem alles abgefault, nahm ich Kelle und Zement und mauerte 2 Böschungen in den wenigen freien Stunden, die mir zur Verfügung stehen. Deu größten Teil füllen etwa 170 Rosen, nieder-, halb- und hochstämmig aus, die als Zwischeupflanzung niedere Tropaeoleum, Gladiolen und Nelken aufweisen. Knapp am Draht­zaun ist ein Längsbeet mit Edelweiß. Links sind die Teppichanlagen. Das untere Kreisbeet bildet einen Prachtvollen Stern, rot in gelb, als Mittelpflanze eine Musa. Die kleinen Kreisbeete beherbergen Dracaenen und Juccas; von Begonia-Teppichkönigin eingesäumt. Ein prachtvolles Schau-Exemplar ist die Musa, welche die schönste in hiesiger Gegend ist. Unter ihr breitet sich ein Arabesken-Teppich in rot, elb, braun und grau (Sedum) aus. Die Seiten- eete leuchten in den vieren bezaubernden Farben des Portulaks, von denen sich kleine Kreisbeete wunder­schön abhcben. Die Laube unter dem Ahornbaume ist von wildem Wein umrankt und bietet von oben einen ideal-schönen Ueberblick über die ganzen Anlagen.

Ein Mißverständnis.

Humoreske von M. Kneschke-Schönau.

Leutnant Alteneck legt die letzte Hand an seine Toilette. Er ist zum musikalischen Tee bei einem Vorgesetzte» geladen, wo für Ohrenschmaus in reich- lichster Weise gesorgt wird, aber Magen und Kehle leer ausgehe»; denn was ist eine Tasse Tee mit einige» mageren Sandwichs für einen hungrigen Leutnantsmagen? Seufzend gedenkt er der fernen Heimat, wo in diese« Tagen Schlachtfest sein muß, und verwünscht den musikalischen Abend samt Komman­deur uud sangesfrohcn Töchter».

»Herr Leitnant!' tönte die Stimme seines Pol­nischen Burschen in seine düsteren Betrachtungen. .IS sich draußen der Postmensch mit 'ner Kiste für'n Herrn Leitnant. Soll ich sie abnehmen?'

S*»«ktton, vnuk und Verla- »o» L. M»»h ln NrurndSrg.

.Was denn sonst? Du Schafs köpf!" lautet der Bescheid.

.Z' Befühl, Herr Leitnant!'

»Hurra! Von Muttern!' jubelt Altencck beim Anblick des Kistchens. .Das kommt zur rechten Zeit!"

Eiligst wird der Deckel abgerissen und mit ver­klärtem Gesicht der leckere Inhalt gemustert.Ah, daS Schlachtfest ist schon vorbei! Blut- und Leber­würste! Ei, die sollen schmecken. Zwei gebratene Wildenten! Nicht übel! Zigarren und alle Wetter, Vater muß die Spendierhosen angehabt haben eine Flasche von seinem alten Leonville und 'ne halbe Chartreuse! Mutterle, Mutterle, ich glaube, du hast die Kellerschlüfsel stibitzt! Eine solche Generosität des Alten erscheint mir seltsam. Na, 's wird sich Wohl aufklären, hier ist ja ein Brief. Alle Hagel! Nicht bloß einer drei Stück! 'ne nette Zugabe. Müssen höllisch viel Zeit haben zu Hause, trotz Schweiueschlachten. Na, 's Schriftliche mag bis morgen bleiben, jetzt will ich mich ans Mündliche' halten!'

Mit unglaublicher Schnelligkeit verschwindet eine halbe Ente, die Mittelstücke zweier Würste folgen, Leonville und Chartreuse müssen sich einen ansehn­lichen Probcschluck gefallen lassen, dann aber fort; es ist die höchste Zeit! Der Bursche hilft den Mantel anziehen und wird eiligst zwischen Tür und Angel instruiert: .Aufräumen!' Die Enden (auf die Wurst- zipfel deutend) kannst Du zum Abendbrot essen; (auf die Kiste deutend) die Nägel herausziehen! Adjes!"

,Z' Befahl, Herr Leitnant!'

Um Mitternacht kommt Alteneck mit zerquetschten Nerven, infolge stundenlangen Anhörens von Wagner- musik, nach Hause. Ein wahrhafter Wolfshunger ist die einzige Errungenschaft des Abends. Ein Glück, daß Mütterchen vorgesorgt hat. Wie wird er sich an Ente und Leonville delektieren uud für den dünnen Tee entschädigen. Er öffnet die Tür des Schrankes. Sein Blick fällt auf das noch immer nägelstarrende Kästchen, ,'s ist doch ein Oberkamel, der Josef! Man kann ihm sagen, was man will, er macht's doch nicht!' räsoniert Altencck und langt nach der Rot- Weinflasche. .Schockschwerenot! Was ist denn das? Die ist ja leer!'

Ein weiterer Blick läßt ihn beinahe zur Salz­säule erstarren. Es fehlt nicht nur die Flasche mit dem Chartreuse, sondern auch die anderthalb Enten. Vorhanden sind nur die Zigarren, zwei noch in Papier gepackte Würste und ein Teller, auf dem sich graziös vier Wurstzipfel präsentieren.

Verständnislos starrt Alteneck dieses Arrangement an und greift dann kopfschüttelnd zur Klingelschnur. Ja, da kann er lange klingeln. Freund Josef liegt in Morpheus Armen, und die halbe Leonville sorgt schon dafür, daß er sich daraus nicht entwinden kann. Wütend begibt sich Alteneck in die Burschenkammer und leuchtet dem laut Schnarchenden ius Gesicht. Der Anblick des betrunkenen Burschen, der die Chartreuseflasche noch krampfhaft in der Haud hält, ist kein bezaubernder. Alles Rütteln und Anrufen ist vergeblich. Wso Geduld bis morgen!'

Am anderen Tage ist sofort peinliches Verhör. .Wo sind die gebratenen Enten, der Rotwein und der Chartreuse geblieben?'

Der Bursche glotzt mit blöden Augen seinen er­bosten Herrn an, und da er ohnehin der deutschen Sprache noch nicht ganz mächtig ist und ihm die finstere Miene seines Gebieters einen gewaltigen Schreck 'einjagt, zeigt er nur auf seinen Magen.

.Kerl, wie kannst Du Dich unterstehen, ohne Er­laubnis etwas wegzunehmen?' fährt ihn zornig der Leutnant an.

HeHerr Leitnant hahaben doch befohlen..." stottert zitternd der Aermste.

.Kerl, bist Du verrückt?' schreit Altencck. »Was habe ich Dir gestern abend gesagt, als ich fortging?'

HeHerr Leitnant ha ben gesagt: die Enten (Enden) soll't ich zum Abendbrot essen und die Neegen (Neigen, anstatt Nägel) sollt' ich auch herausziehen.'

Was will der Leutnant machen? Mißverständ­nisse können Vorkommen namentlich wenn man nicht gut deutsch versteht.

Worträtsel.

Willst du ein Werk beginnen,

Das rüstig soll gedeih'n,

So spar nicht das Besinnen,

Laß nicht das Wort es sein.

Der Ruhe sei gewärtig,

Erst wenn am Ziel du bist;

Denn ist ein Haus Wohl fertig,

Wenn es das Wort noch ist?

Auflösung des Wechsel-Rätsels in Nr. 35.

Orange Organe.