jährlich 847 764 also mehr als dreivirrtel Mil- lionen au die Prinzipale gezahlt. Dabei müsse» sich die Kellner überall aus eigenen Mitteln selbst be- lästigen; nur in wenigen Fällen machen die jüngeren Kellner, die sogen. Zuträger, davon eine Ausnahme. Die Statistik führt folgendes auS: In vier großen Cafös (Bauer, National, Keck und Hansa) müssen die Zählkellner täglich von ihrer ganze» Losung 5 Prozent an den Wirt zahlen; eine tägliche Steuer, die zwischen 50 und 10 ^ schwankt. Außerdem zahlen die Zählkellner jedem ihrer Zuträger täglich 2 und auf jeden Zählkellner kommen 2—3 Zuträger. 4 Prozent Zuschlag von der erzielten Tages- losung erheben in 15 Casshäuseru die Wirte von den Zählkellnern. In 5 Cafes wurden 3 Prozent, in 88 Cafes 2 Prozent Zuschlag von den Zählkellnern erhoben. Außer de» Prozenten muß der Zählkellner in 2 Cafes noch .Bruchgeld' au den Wirt bezahle», und in 2 Cafehäusern wird jedem Kellner täglich 1 -/E Bruchgeld abgeuommeu. Auch für gelieferte Wäsche muß der Kellner den Wirt entschädigen, und zwar in einem Cafe mit 30 ^ und in 8 Cafes mit 60 täglich. Alle diese Steuern muß der Kellner ans den Trinkgeldern bestreiten. Dabei herrscht noch ein Wettlauf um solche Stellungen, und wer Zahl- kellner werden will, muß an den Stellenvermittler Gebühren von 80—300 bezahlen. Bei Revier- kellnern beträgt die Gebühr 10 bis 50 und bei Zuträgern 6—10 Der Cafshausbefitzer zieht seinen Gewinn ferner aus der Verpachtung der Toiletteräume, Garderobe, Postkarten- und Blumen- verkauf.
Zahnschmerzen durch Influenza. Erkrank, urigen der Zähne beruhen in der Regel auf Bor- gangen, die sich in diesen Organen selbst oder ihrer nächsten Nachbarschaft abspielen, kommen dagegen als Nebenerscheinungen bei Krankheiten des ganzen Körpers sehr selten vor. Vereinzelte Beispiele dafür find Zahnleiden bei Zuckerkrankheiten oder bei der Anwendung von Queckfilberkuren, ferner der Skorbut. Erst neuerdings ist ein weiterer derartiger Zusammen- Hang beobachtet worden, indem Zahnschmerzen auch im Gefolge der Influenza auftreten. Der öfter- reichische Regimentsarzt Dr. Arpad Ritter v. Do- brzyniccli, hat iu der Wiener Medizinischen Wochen- schrift eine ganze Reihe solcher Fälle beschrieben. Wie eine echte Influenza überhaupt zu den unbe- haglichsten Zuständen gehört, denen der Mensch aus- gesetzt ist, so muß auch diese Zugabe ganz besonders peinlich sein. Ein Patient beklagte sich über starke Zahnschmerzen im Oberkiefer, wobei gleich die ganze Zahnreihe auf der einen oder der andern Seite heftig schmerzte und die Berührung der unteren Zahnreihe zur Unmöglichkeit wurde, indem der Kranke das Gefühl hatte, als ob die Zähne während der Schmerzen .länger' würden. Auch das Kauen war stark verhindert. Der Sitz der Schmerzen wurde angeblich in den Wurzelspitzen gefühlt. Gleichzeitig schwoll die betreffende Gestchtshälfte an und zwar zuweilen derart, daß das ganze Gesicht entstellt wurde und sich am unteren Augenlid eine starke Blasengeschwulst bildete. Die Untersuchung wies eine Ent- zündung der Knochenhaut des Oberkcefcrs nach, ohne
Kebe ««d Gold!
Kriminalerzählung von Gustav Loessel.
*2) - (Nachdruck verboten.)
10. Kapitel.
Minen und Gegenmine».
Es war gegen Abend.
Der westliche Himmel glühte wie von einem Weltbrande. Schwarz zeichnete das Gebirge auf diesem roten Grunde sich ab. Die Wipfel der Gummi- bäume, von denen einige bis zu fünfhundert Fuß aufragten, waren in jenes abendliche Glutmeer getaucht. In ihren Zweigen war es still geworden. Rur ab und zu noch zog mit schrillem, stoßweisem Pfeifen eine Schar von grauen Wellensittichen über den einsamen Reiter dahin, welcher auf müdem Klepper der Laukwitz-Station zustrebte. Ein Maggie, die schwarz- weiße Elster, sang schlaftrunken sein melancholisches Abendlied.
Jen» Reiter war Robert. Er kam von Farina- town. Seine Stirn lag in Falten. Man sah es, "E Gedanken keine erfreulichen waren. Sein Buck erhellte sich auch nicht, als an einer vorher verabredeten Stelle Helene mit ihm zusammentraf.
hatte sich zu einer gewandten Reiterin ausge- vltdet. Wer hätte in jener schlanken Amazone mit dem eng anliegenden Reitkleid, das kecke Hütchen von emem Schleier umweht, noch das ehemalige bescheidene Ladenmädchen erkannt!
daß ein örtlicher KrankheitSvorgang als deren Ursache festgestellt werden konnte. Diese höchst lästige Folge der Influenza dauert zwischen 4 und 10 Tagen. Die Schmerzen dehnen sich oft bis zur Nasenwurzel auS. Die Erkrankung scheint immer den Oberkiefer anzugreifen Der Patient kan« nur ganz mäßig warme Speisen genießen, da sich sonst die Schmerzen bis zur Unerträglichkeit steigern. Im übrigen können zur Linderung nur Umschläge mit stubenwarmem Wasser und namentlich häufiges Spülen des MuudeS mit solchem von 6—8 Grad und mit Zusatz von etwas Alkohol empfohlen werden. Das Kauen ist ganz zu vermeiden. Ueber die eigentliche Entstehung dieser Begleiterscheinung wissen die Fachleute noch wenig zu sageu.
(Bismarcks Vorsicht) Viele Gastwirte iu Mecklenburg gaben früher der Zichorie den Vorzug vor dem Kaffee. Als Fürst Bismarck eines Tages in ein dortiges DorfwirtshauS kam, ließ er den Wirt kommen und fragte ihn, ob er Zichorie habe. Als der Wirt dies bejahte, wünschte Bismarck, daß ihm alle Zichorie gebracht werden solle. Der Wirt gehorchte und kam mit einem Arm voll wieder. .Ist dies alle Zichorie, die Sie haben?' fragte der Fürst. — »Ja, alle!' eutgegnete der Wirt. — .Gut!' fuhr Bismarck fort,, dann machen Sie mir eine Lasse Kaffee l' sAufgenommeuer Vergleich.) Geck: .Solch hübsches Mädchen ist genau wie eine Oase iu der Wüste!' — Junges Mädchen: ,. . Bei der öfter alte und junge Kamele Halt machen!'
(Recht nett.) Tourist: .Was, eine Maß Bier wollen Sie von mir, warum denn?' — (Bauer: ,J bin ja dös Echo gewesen, wo Ihnen vorhin so guat g'fallen hat.'
Letzte Nachrichten u. Telegramme«
Paris, 18. Februar. Ag. Havas veröffentlicht folgende Depesche aus Algrciras: Folgendes ist der genaue Inhalt der deutschen Note und der darauf ergangenen französischen Note: Die am Dienstag übergebene deutsche Note schlägt zunächst vor: Die Polizei ist iu den Händen des Sultans zu belassen, der die fremden Offiziere wählt, um sie mit der Organisation des Polizeikorps zu beauftragen. Die Note schlägt dann weiter vor, daß die Organisation der Polizei vom diplomatischen Korps iu Tanger überwacht werde und daß ein einer neutrale» Macht angehöriger Offizier als Mittelperso» für die lleberwachung dienen soll. Die gestern übergebene französische Note erklärt sich damit einverstanden, daß diese Organisation dem Sultan überlassen werde unter der Bedingung, daß die von dem Sultan mit dieser Organisation in den Seestädten Marokkos beauftragten Offiziere Franzosen und Spanier sind. In der Note heißt es weiter, Frankreich werde sich nicht weigern, später die Frage der lleberwachung zu prüfen, wenn Deutschland sich mit dem Grundsatz einverstanden erkläre, daß die mit der Organisation der Polizei beauftragten Offiziere Franzosen und Spanier sein sollen.
Paris, 18. Febr. Präsident Fallieres wurde
.Nun?' fragte sie hastig, mit ihrem schuaubeuden Renner ihm zur Seite eiuschwenkeud.
.Nun,' entgeguete er erbittert, .es ist so, wie ich dachte. Der Schuft hat vor vierzehn Tagen einen Brief nach Deutschland geschickt.' Seine Stimme klang rauh. Die Kehle war ihm wie zugeschuürt. Der Tag war heiß gewesen.
.An — wen?'
,A» den Rechtsanwalt Großner iu Berlin.'
Helene erbleichte.
.Auch ohne den Inhalt gesehen zu haben, kenne ich ihn,' fuhr Robert fort. „Vierzehn Tage ist der Brief unterwegs. Sechs Wochen braucht er, um nach Deutschland zu kommen. Wir haben noch vier Wochen Zeit. Denn schneller kann auch eine tele- graphische Antwort nicht hier sein.'
„Und was daun?' fragt Helene gespannt.
„Dann? Wir müssen vorher fort und weit genug sein, um nicht mehr erreicht werden zu können.'
„Was, und dieses herrliche Leben aufgeben,' brauste sie auf, „als Verbrecher verfolgt werden, ins Zuchthaus wandern oder im besten Falle in das alte Elend zurückkehreu? Nimmermehr!'
„Und ich sage Dir ja,' rief er zornig. „Die Ant- Wort kommt, und wie sie lauten wird, das weißt Du so gut wie ich.'
„So wird man sie abfangen und vernichten.'
„Sei versichert, der Gauner hat geeignete Vorkehrungen dagegen getroffen. Seine spitzen Bemerkungen über Deiue Gewohnheit, alle Briefe zu öffnen, lassen darauf schließen.'
auf der Fahrt vom Palais Luxemburg nach de« Elysee vo» einer dicht gedrängten Menschenmenge begrüßt. Auf dem Boulevard des Invalides ausgestellte Geschütze schossen Salut. Ein Bataillon Infanterie erwieS dem neuen Präsidenten auf dem Hof des ElyseeS Ehrenbezeugungen. Loubet empfing Falliere« auf der obersten Stufe der Freitreppe und führte ihn iu den Salon der Botschafter, wo sich die Minister, die Mitglieder der Bureaus beider Kammer» u. a. befanden. Loubet und FalliereS drückten sich die Hände und Loubet hielt eine Ansprache au den neuen Präsidenten. Dann verließen beide Präsidenten de» Elysee-Palast. Loubet fuhr in Begleitung deS Präsidenten Fallieres und des Ministerpräsidenten Rouvier in geschlossenem Wagen »ach seiner »eue» Wohnung. Auf dem ganzen Wege brachte die Menge stürmische Hurrarufe auf Loubet und Fallieres auS. — General Florentin, der Großkanzler des Orden- der Ehrenlegion, begab sich um 6 Uhr nach de« Elysee, um dem Präsidenten Fallieres daS Großkreuz zu überreichen und ihn als Großmeister des Ordens zu begrüßen.
Roskilde, 18. Febr. Um 1*/r llhr traf der Zug mit dem deutschen Kaiser und dem König, sowie den übrigen hohen Leidtragenden hier ein. Auf dem Bahnhofe war ein Bataillon Infanterie und eine Batterie Artillerie aufgestellt, welche die militärischen Ehren erwiesen. Der Kaiser, der König und die übrigen fürstlichen Herren fuhren alsbald nach dem Dom. Bei der Trauerfeier hielt Bischof Roerdav die Rede. Nach dem hierauf folgenden Gesang wurde der Sarg unter den Klängen eines Chorals von 8 hohen Offizieren in die Kapelle getragen und an dem Sarkophag niedergesctzt. Hofprediger Paulli hielt eine kurze Trauerrede und vollzog dann di« übligen Begräbnis - Ritualien, die mit einem Vaterunser und Segen schlossen. Von 2 Uhr ab bis zum Schluß der Beisetz ungSfeier in Roskilde gaben die Forts Trauersalut ab. Auch der deutsche Kreuzer .Ariadne' feierte Trauersalut.
Kopenhagen, 18. Febr. Nach dem Eintreffen des Sonderzugs von Riskilde um 4.50 Uhr begaben sich der deutsche Kaiser und König Freöeril zum Freihafen. Auf dem Panzerschiffe .Preußen' waren längs des Vorderdecks Hunderte von elektrischen Lampen angebracht und am Hintersteve» leuchtete ein mächtiger Schild in roteu und weißen elektrischen Lampen, welche die Nameuszüge Kaiser Wilhelms und des Königs Frederik in eiuauder- geschlungen bildeten. Der Kaiser nahm sehr herzlich Abschied von dem König und den übrigen Anwesenden. Bei der Abfahrt brach die Menge au Land in Hurrarufe aus.
Kopeuhage», 18. Febr. Heute vormittag fand au Bord des Linienschiffes „Preuße»' Gottesdienst statt, an dem auch die Herren des Ehrendienstes und die Herren der deutschen Botschaft teiluahmeu.
Petersburg, 18. Febr. (Pet. Tel.-Ag.) Die kommandierenden Generale der ersten und dritten Mandschureiarmee, Kuropatkin und Batjonow, sind abberufe« worden, elfterer unter Belasfung der Würde eines Generaladjutanten. Das Wahlreglement für den Kaukasus ist heute veröffentlicht worden.
.Und ich schwöre Dir zu, ich weiche ihm nicht.'
.Dann müßte er gerade Dir weichen. Ich sehe keinen Mittelweg.'
.Nun also, dann weicht er mir!'
.Gutwillig gewiß nicht,' spottete Robert.
»Daun — anders.'
„Wie meinst Du das?' fragte er mit einem flammendem Blick.
„Du bist ein Mann,' entgeguete sie ausweichend. „Diese Frage wirft Du Dir allein beantworten.'
Er stutzte. Sie, die ihm im Anfang nur wider- strebend gefolgt war, trieb ihn jetzt selbst von Ber- brechen zu Verbrechen, nur um ihren gefährdeten Besitz zu retten.
„Vielleicht ist sein Schatten mehr zu fürchten als er selbst,' nahm er nach einer Weile sinnend daS Wort. „An wen wird der Brief gehen, wenn er tot ist? Sicher an seinen Nachlaßpfleger, also au Lau!- Witz direkt oder gar ans Gericht. Daran ist nicht zu denken.'
„O, sage das nicht, Robert!' rief sie flehend. „Es muß etwas geben, was uns vor der Möglich, keit bewahrt, von hier fliehen zu müssen.
Er hielt seinen Blick gesenkt.
„Nun, in denke noch immer, es gibt etwas, Waden Mord ausschließt.'
„Ah, Du Guter, und das wäre?'
Er neigte sich zu ihr hinüber, als könne der Abendwind seine Worte auffangeu und zu den Ohren eines unbekannten Lauschers tragen.
„Das Geheimnis,' sagte er flüsternd, .das zwischen