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und gehörte zuerst der Kriegsmarine, später der Armee an. Er bekleidete zuerst als Feldmarschall­leutnant die Stellung eines Kommandanten der 33. Jnfanterie-Truppen-Division und wurde im Jahre 1883 in das Verhältnis der überzählig mit Wartegeld beurlaubten Offiziere versetzt. Durch allerhöchste Ordre Seiner Majestät des Königs vom 9. Oktober 1891 wurde Herzog Nikolaus zum Generalleutnant unter Stellung L I» suite des Infanterie-RegimentsAlt-Württemberg" No. 121 ernannt.

Anläßlich des Ablebens Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs Nikolaus von Württemberg ist Hoftrauer von heute auf 3 Wochen, die erste Hälfte in dritter, die zweite Hälfte in vierter Abstufung der Hoftrauerordnung angeordnet worden. Am 25. und 26. Februar wird die Trauer abgelegt werden.

Unt ertürkheim, 22. Febr. Nachdem im Herbst vorigen Jahres von den Gebäulichkeiten der Bcttfedernfabrik Straus u. Cie. an bis zum Exerzier­platz eine schöne breite Straße angelegt worden ist, sind nunmehr zu beiden Seiten derselben um­fangreiche Fabrikneubauten in Angriff ge­nommen. Dieselben haben Geleisanschluß an den hiesigen Güterbahnhof.

Waiblingen, 22. Febr. In einer von etwa 160 Männern aus allen Parteien besuchten Versammlung sprach heute Nachmittag im Gasthaus z. Adler Reichs- und Landtagsabg. Prof. vr. Hieber über die letztvergangenen Reichstagsver­handlungen und seine Stellung zu den einzelnen Gesetzesvorlagen, insbesondere zu dem Zolltarif. Kaufm. Mayer, Vorstand der hies. Deutschen Partei, begrüßte in seiner Einführungsrede den Abgeord­neten, der in programmtreuer Pflichterfüllung und hochverdienter Thätigkeit das ihm von seinen Wählern anvertraute Mandat erfüllt habe. Hieber erklärte u. a., als Vertreter eines Wahlkreises mit gemischter Jnteressenbevölkerung habe er es für seine Pflicht gemäß seinem gegebenen Programm gehalten, eine ausgleichende Stellung in der Zoll­frage einzunehmen und jedem Stand gerecht zu werden. Die Landwirtschaft habe namhafte Vor­teile (45 bis 70 °/° Zollerhöhung) erreicht, insbe­sondere dadurch, daß das Getreidezollgesetz festge­bunden sei, während die übrigen Tarifpositionen Veränderungen unterliegen dürften. Die Zollpolitik der Reichsregierung habe gegenüber anderen Staaten keine weiteren Zugeständnisse machen können, ohne die Handelsvertragsabschlüsse zu gefährden. Das Wort Bismarcks:Eisen, Kohlen und Getreide" habe in dieser Frage seine volle Berechtigung zur Jnreresienausgleichung in einem Industrie- und Agrarstaat, wie es Deutschland bleiben möge. Diesen Jnteressenfragen zwischen Agrar- und In­dustrialismus stehe er als Angehöriger des Be­amtenstandes völlig unparteiisch gegenüber und er sei sich bewußt, nach bestem Wissen seinem gegebenen Programmversprechen nachgekommen zu sein. In der an die mit allgemeiner Zustimmung aufgenom­mene Rede sich anschließenden Erörterung suchte ein Vertreter der Sozialdemokratie aus Stuttgart die Ausführungen Hiebers zu bekämpfen. Allge­meiner Unwille erhob sich, als derGenosse" be­hauptete, unsere Bauern hätten überhaupt nichts zu verkaufen und der Getreidezoll bringe dem Bauernstand mehr Schaden als Nutzen. Ein ein­facher Landmann aus Rommelshausen verwahrte

sich in entschiedenen Worten gegen diese Unterschieb­ungen. Der Eindruck des ganzen Vortrags, den Hieber seinen Wählern geboten hat, war ein über­zeugender und nachhaltiger.

Altshausen, 23. Febr. In dem Fabrik­hof der früheren Zuckerfabrik dahier stand ein nicht mehr im Gebrauch befindlicher Dampfkamin von 36 m Höhe und 3,20 m Größe im Geviert. Von einem Pionierkommando unter Führung des Haupt­manns Knies und unter Verwendung des bekannten Sprengmittels Pikrin wurde heute vormittag dieser Kamin niedergelegt. Es war höchst interessant, wie der auf einer Seite angegriffene Kamin nach der Entzündung sich auf die gewünschte Seite neigte, in der Mitte abbrach und wie im selben Augenblick der obere Teil deS Kamins wieder eine senkrechte Stellung einnahm, um alsdann in sich zusammen­zustürzen. Die Arbeit ging so rasch von statten, daß das Kommando nach einstündigem Aufenthalt wieder abreisen konnte.

Mainz, 24. Febr. Die Polizei verhaftete gestern bei einem Einbruch zwei elegant gekleidete Männer und brachte sie zur Wache, wo man sie in verschiedenen Zellen einstweilen internierte. Während man den Einen verhörte, schnitt sich der Andere den Hals durch. Die hierdurch entstehende Verwirrung benutzte der Elftere um zu entfliehen.

Frankfurt a. M., 23. Febr. Der Schriftgießer streik von Frankfurt und Offenbach, welcher zehn Tage dauerte, ist nunmehr beendet, nachdem die Forderungen der Gehilfen be­willigt worden sind. Die Arbeit wird am nächsten Mittwoch wieder ausgenommen.

Frankfurt a. M., 24. Febr. Der Buch­halter Wendland, der im September 1901 nach Unterschlagung von 50000 bei der Baufirma Beck u. Grünwald flüchtig ging, hat sich gestern freiwillig der Polizei gestellt. Von dem unter­schlagenen Gelbe besitzt er nichts mehr.

Köln, 23. Febr. DieKölnische Volks­zeitung" meldet aus Kassel: In letzter Nacht brach in dem königlichen Kohlenbergwerk Wilhelmshöhe ein kolossaler Brand aus, welchem 50 000 Zentner Braunkohlen zum Opfer fielen. Fast sämmtliche Gebäulichkeiten dieses Werkes über der Erde wurden eingeäschert.

Dresden, 24. Febr. Den Dresdener Neu­esten Nachrichten wird aus Salzburg gemeldet: In hiesigen Hofkreisen glaubt man mit Bestimmtheit, daß der Papst die zwischen dem Kronprinzen von Sachsen und der Prinzessin Louise geschlossene Ehe anullieren werde, nachdem diesbezügliche Gründe vorliegen, welche dem kirchlichen Gerichtshof in dieser Hinsicht vollkommen genügen dürften.

Berlin, 23. Febr. Nach einer Meldung aus Düren im Rheinland brach am Samstag abend in dem benachbarten Orte Huertgen Feuer aus, das sich infolge des herrschenden Sturmes rasch ausbreitete und über 90 Häuser einäscherte, darunter die Kirche, die Schule, die Postagentur und die Oberförsterei. Viel Lieh ist umgckommen. Stehen geblieben sind nur 5 bis 6 Häuser. Erst gestern früh, nachdem sich der Sturm gelegt hatte, konnte dem Feuer Einhalt yetan werden. Ueber die Ent­stehungsursache ist nichts bekannt. DemBerliner Tageblatt" zufolge sind 500 Menschen obdachlos.

Weiter wird aus Lichtenau in Westfalen telegraphiert, daß ebenfalls am Samstag abend im benachbarten Kleineberg bei Sturmwind Feuer ausbrach und 44 Häuser, darunter das Postgebäude, Schule und Pfarrhaus niederbrannten. Die Postsachen sind zumeist ein Raub der Flammen geworden. Men­schenverluste sind nicht zu beklagen.

Berlin, 23. Febr. Nachdem die Botschafter Rußland und Oesterreich-Ungarns dem Sultan die gemeinschaftliche Note betreffend die Reformen in Macedonien überreicht haben, wird, wie dieNatio- nal-Zeitung" an unterrichteter Stelle erfährt, eine Antwort für die nächsten Tage erwartet.

Berlin, 24. Febr. Der Absender eines gestern auf dem Hauptpostamt explodierten Briefes ist in der Person eines hiesigen jungen Kaufmannes ermittelt worden, der seinem Vater eine Knall- Quecksilber-Kapsel übersenden wollte. Er fleht nun­mehr seiner Bestrafung wegen Uebertretung des Postgesetzes und Körperverletzung entgegen.

Berlin, 24. Febr. Wie der Berl. Morgen­post über Wien aus Salzburg telegraphiert wird, hat Leopold Wölfling infolge finanzieller Schwie­rigkeiten den Entschluß gefaßt, Genf zu verlassen und nach Amerika zu reisen, um dort als See- Offizier in die amerikanische Marine einzutreten. Der Großherzog von Toscana bezahlte alle Schulden, die von Wölfling vor seiner Flucht gemacht worden sind. Seine Bitten um weitere materielle Unter­stützung blieben unberücksichtigt.

Berlin, 24. Febr. Der frühere Präsident des Oranje-Freistaates Steijn geht, wie das Ber­liner Tageblatt meldet, im Mai von Clärens nach Reichenhall zur Kur. Sein Zustand ist noch immer bedenklich, da sämtliche Glieder gelähmt sind. Von einer Rückkehr nach Südafrika ist bisher keine Rede.

Berlin, 24. Febr. Nach einer römischen Depesche desBerliner Tageblattes" wurde gestern im Lago Maggiore ein altes römisches Schiff aufgefunden. Die italienische Regierung beab­sichtigt, sorgfältige Untersuchung und Hebungsversuche anzustellen.

Wien, 23. Febr. Der bekannte Tondichter Hugo Wolf ist gestern in der hiesigen Landes- Jrrenanstalt gestorben.

Lhis Lemberg wird gemeldet: In der Stadt Dolina hat eine Feuersbrunst über 200 Wohnhäuser eingeäschert. Die Stadt bietet ein grauenhaftes Bild der Zerstörung. Zahlreiche Straßen sind verwüstet. Unter der Bevölkerung herrscht großes Elend. Auf den Trümmern kam­pieren Hunderte von Familien, deren Habe durch die Flammen vernichtet wurde.

Genf, 23. Febr. Lachenal hat eine Ab­schrift des Urteils im Ehescheidungsprozeß der Prinzessin erhalten, welche eine lange Begründ­ung enthält. Er teilte dasselbe der Prinzessin mit. Es ist nun ganz sicher, daß die Großherzogin von Toskana nicht nach La Metairie kommt, dagegen ist möglich, daß eine Zusammenkunft stattfinden wird, wenn die Prinzessin einen neuen Aufenthalts­ort gefunden hat.

Moskau, 23. Febr. Die Universität er­nannte den Professor Zeller in Stuttgart zum Ehrenmitglied.

es ihm denn nie gelingen, sich von den Fesseln, die sich um seine Füße gelegt hatten, zu befreien. Er fühlte, daß der Boden unter ihm schwankte und er in Gefahr stand, die Früchte seiner kaltblütigen Standhafligkeit und der fürchterlichen Jahre hinter den Mauern des Gefängnisses zu verlieren. Ec sah ein, daß er es mit einem Gegner zu tun hatte, der ihm vollständig gewachsen war und vor dem er sich nie sicher fühlen konnte. Und seine Wut kannte keine Grenzen, als sein Blick plötzlich auf folgende Notiz imBerliner Tageblatt" fiel:

Ein überraschter Kinderräuber und ein listiger Deteknv. Die alten Hallen desKaffee Bauer" waren am Mittwoch Zeuge einer interessanten Episode. Ein kleiner Knabe, Sohn wohlhabender Eltern, war von einer Verbrecherbande entführt worden, die von den unglücklichen Eltern natürlich eine große Summe Geldes zu erpressen suchte. Derjenige, der dazu bestimmt war, mit dem Vater zu verhandeln, hatte indessen seine Vorsichtsmaßregeln so gut getroffen, daß die Polizei es für aussichtslos hielt, eine Verhaftung vorzunehmen. Der Vater verfuhr indessen auf eigene Faust in folgender sinnreicher Weise: Er lud den Mann in dasKaffee Bauer" ein, wo er vorher einen Phonograph unter dem Tisch angebracht hatte, an welchem er später Platz nahm. Der Gclderpresser kommt, da er sich ohne Zeugen glaubt, nennt er ohne Umstände alle Bedingungen, fällt aber vor Schrecken beinahe um, als ein herbeigerufener Detektiv ihm den verborgenen Apparat zeigt und sich der Wachswalze versichert, die angeblich das Gespräch enthielt. Er zog es vor, zu Kreuz zu kriechen, und gab sogleich an, wo das Kind zu finden war, weshalb der Vater zum Dank ihn laufen ließ. Er wird sicher angenehm über­rascht werden, wenn wir dem Herrn Jndustrieritter Mitteilen, daß die Walze nur ein lustiges Kuplet wiedergirbt."

Wie man sieht, war das Referat nicht ganz korrekt, aber Bühring hatte genug vernommen, um vor Aerger fast grün zu werden.

Dies noch zu allem Anderen! Miß Florina langweilte ihn, und, was schlimmer war, ihre Forderungen wurden von Tag zu Tag größer und sie ver­suchte, ihn geradezu systematisch auszuplündern. Angewidert von diesen Betracht­ungen nahm er Hut und Stock, kleidete sich um und ging an den Billetschalter der Oper, wo er ein Logenbillet löste, denn an diesem Abend wurdenDie Meister­singer" gegeben. Es war erst fünf Uhr und bis zum Beginn der Vorstellung dauerte es noch dritthalb Stunden.

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Gleich darauf erhielt Hell eine Karte folgenden Inhalts:

Ihr Mann besucht heute Abend die Oper. Er hat ein Billet zu Loge Nr. 14, Platz 7. Habe Nr. 8 reserviert.

Achtungsvoll Otto Krause, Detektiv."

Frau Hell hatte cs eilig. Ihre Magd war äußerst verwundert über di« Sorgfalt, mit der sie ihre Toilette machte, und sie wunderte sich noch mehr, als sie vernahm, daß Hell an diesem Abend nicht auszugehen beabsichtigte. Frau Hell war strahlend und hatte alle raffinierten Toilettenkünste zu Hilfe genommen.

Um 7 Uhr rollte eine Droschke vor das freundliche kleine Haus. Frau Hell warf einen pelzgefütterten Theatermantel über ihre Schultern und eilte hinaus.

Hell schüttelte ein wenig den Kopf, als er die Eingangstür geschlossen hatte.Nun ja," sagte er darauf zu sich selber,was das Weib will, das will Gott, sagt der Franzose. Es ist übrigens der einzige Ausweg. Wenn es nur gelingt."

(Fortsetzung folgt.)