Bad Teinach, 31. Januar. Nach mehr als 8 jähriger Dauer steht das Konkursverfahren über das Vermöge« des früheren Badhotelbesitzers Ludwig Bauer von Teinach nunmehr unmittelbar vor seiner Beendigung. In den letzten Tagen hat der Konkurs­verwalter. Amtsgerichtssekretstr Krehl in Besigheim, die letzte Massevertrilung vorgenommen, wobei noch annähernd 17000 ^ unter die Konkursgläubiger verteilt werden konnten. Im Lauf des Verfahrens haben 3 Masseverteiluugen stattgefunden. Bei der ersten im Jahr 1900 kamen auf 230803 ^ un- bevorrechtigte Konkursforderungen 12' /-> °/o oder?8 850 Mark Dividende, bei der zweiten im Jahr 1902 auf restliche 201952 KonkurSforderungen 10°/« oder 20195 ^ Dividende, bei der dritten, eben jetzt stattgehabten Verteilung, wurden unter restliche 181 757 ^ Konkursforderungen noch 9'/«°/« oder 16818 Dividende verteilt. Auf die sämtlichen unbevorrechtigteu Konkursforderungen im Betrag von 230803 kamen im ganzen 65864 ^. Dividende oder 28^L°<» der Forderungen. Die lange Dauer des Konkurses hatte ihre hauptsächliche Ursache in mehreren mit großen Schwierigkeiten verbundenen, aber schließlich durchweg zugunsten der Konkursmasse entschiedenen Prozessen der letzteren mit dem unmittel­baren Befitzoachfolger des Bauer, dem Badbesitzer Brake von Teinach, der bekanntlich schon vor mehreren Jahren seinen Besitz in Teinach weiter veräußert hat.

Herren«! b. (Eiliges) Die Zeit, die jedes echte Bayernherz schneller schlagen macht, die Zeit des Bockbiers, rückt immer näher und näher. An­fang Februar beginnt die Bierstadt München mit dem Versand. Als eines der besten Biere darf ohne Zweifel das rühmlichst bekannte Salvatorbier von Gabriel Sedelmayr, Brauerei zum Spaten, genannt werden. Dieser ganz vorzügliche Stoff kommt ab nächsten Sonntag den 4. Februar im Bahnhof- Restaurant hier zum Ausschank Hoffen wir, daß in dieser Saison für genügende Menge Fürsorge ge- troffen, daß sich sowohl schwäbische wie badische Liebhaber dieses Bräus ohne Einschränkung laben können. An Unterhaltung, worunter ein obligates Schlachtfest, soll auch in diesem Jahre kein Mangel sein.

Pforzheim, 31. Jan. Ein schwerer Dieb­stahl wurde dieser Tage in einem Neubau an der Wimpfenerstraße ausgeführt. Es wurden nicht weniger als 110 Säcke Kalk im Wert von ca. 100 Mark entwendet, ohne daß man bis jetzt wüßte, wo sie hivgewandcrt sind. Urberhaupt wurde in letzter Zeit auch sonst viel gestohlen. Einem Holzhändler wurde vom Holzlager weg ein großes Drahtseil, einem Plattenleger aus einem Neubau sein Koffer mit verschiedenen Kleidungsstücken entwendet und einem hiesigen Wirt ist sein auf 100 bewerteter Hund (Rattenfänger) abhanden gekommen.

Pforzheim, 31. Jan. Von einem schweren Unglück wurde gestern mittag die Familie des Küfers Otto Erdmanu. in der Oberen Augasse wohnhaft, betroffen. Während Mann und Frau im Geschäft waren, fing eine Schnur, die Hinterem Ofen auf- gespannt war und an der Wäschestücke hingen, Feuer. Die Schnur brannte durch, ein Wäschestück veibrannte

die arme, g, knechtete, darbende Helene Wohlan und morgen Marie Lankwitz wenn Du willst!"

Sic blickte ihn starr an. Entsetzen lähmte ihre Zunge. Sie hatte den Sinn seiner Worte erfaßt. Robert benutzte diesen Augenblick gänzlicher Willen- lofigkeit, um noch weiter in sie zu dringen.

.Sage Du hiervon Marie Heppner nichts, und sie erfährt es nie. Alle Umstände treffen zusammen, um unser Vorhaben mit Erfolg zu krönen. Sie lebt hier unter einem anderen Name». Niemand kennt die Geschichte ihrer Herkunft. Sie ist krank, niemand kümmert sich um sie, niemand kommt ihr nahe als nur Du. Diese Notiz erscheint heute. Und wenn Du morgen Dich meldest, nicht mehr. Sie geht vorüber unbeachtet. Wer weiß nach acht, nach vier­zehn Tagen noch davon. Eine Erbin kann nur ge­sucht werden, denn Mariens Mutter ist tot. Du hast den Totenschein unter den Papieren, die in Deinem Gewahrsam find. Marie hat gar keine Veranlassung, danach zu fragen. Nimm sie nachts heimlich, wenn sie schläft, aus dem Kasten, geh' morgen früh zu dem Rechtsanwalt, höre, was er der Tochter des früheren Schlächtermeisters zu eröffnen hat, und, ich wette, es ist etwas Gutes. Diese Gelegenheit, schnell reich und glücklich zu werden, kehrt nie wieder. Benutze sie nicht, und wir bleiben in unserem Elend."

Mit einem Ruck machte sich Helene frei.

.Und wenn zehnmal," rief sie mit blitzenden Augen. .Ich bin ein armes Mädchen, aber keine Verbrechen», wozu Du mich machen willst."

und eS verbreitete sich dadurch eiu solcher Rauch, daß ein 8 Monate altes Kiud, daS iu einem Kinderwagen lag, erstickte. Der Brandschaden selbst ist unbedeutend. Mau kann sich den Schmerz der Eltern vorstelleu, als sie abends nach Hause kamen und den Tod ihres Kindes wahruahme».

Pforzheim. 31. Januar. Gestern nachmittag kurz nach I Uhr verübte riue 32 Jahre alte Polisseuse iu ihrer Wohnung einen Selbstmord- versuch. Sie suchte sich mit einem Rasiermesser die Pulsader der linken Hand zu öffnen. Sie rat dies aus Gram darüber, daß ihr ihre Stelle ge- kündigt worden sei. Sie wurde ins städtische Krankenhaus verbracht, wo festgesteüt wurde, daß die Verletzung nicht lebensgefährlich ist.

Vermischtes.

Die Schwaben bessern sich. Während iu sämtlichen übrigen deutschen Bundesstaaten der Bierkousum sich von Jahr zu Jahr steigert, ist er in Württemberg beständig in der Abnahme be­griffen. Im Jahr 1890 betrug er auf den Kopf der Bevölkerung noch 173,2 Liter, 1903 aber nur 168,9 und im Jahre 1904 sogar nur mehr 164,3 Liter. Trotzdem aber steht Württemberg iu seinem Bierverbrauch auch heute noch erheblich über dem Durchschnitt im ganzen deutschen Zollgebiet, der 117,0 Liter auf den Kopf der Bevölkerung beträgt. In Bayern kamen im Jahre 1904 auf den Kopf 235,2 Liter.

Homburg v. d. H., 30. Jauuar. Bei einer Hochwildjagd bei Hausen, Kreis Usingen, hat eiu Jäger, der Ziegeleibefitzer Fischer aus Rödelheim, im Jagdeifer den 18 jährigen Treiber Bullmans erschossen. Fischer, dem man das Gewehr abnahm, ist spurlos verschwunden.

Unter dem Verdacht, eine» siebenfachen Mord am 12. Dezember 1904 an seinem Schwiegervater, dem WirtschaftSbefitzer Freudeuberg in Oberstrina, an dessen Frau, an der 18 Jahre alten Tochter und an dem 14 jährigen Sohn Freudenbergs, sowie an seiner eigenen Frau und seinen beiden 3 und 7 Jahre alten Kindern begangen zu habe», wurde der Steinbruchbefitzer Thomschke in Obersteina verhaftet. Er soll die sieben Personen mit eiuer Rodehacke erschlagen und dann das Haus in Braud gesteckt haben, damit die Leichen verkohlten. Thomschke hat als Verdächtiger schon ein Jahr in Untersuchungs­haft gesessen, mußte aber schließlich wieder frei- gelassen werden, da ihm nichts zu beweisen war. Die Polizei beobachtete ihn aber weiter; Kriminal­beamte arbeiteten mit ihm sogar zusammen auf einem Steinbruch; schließlich hat er sich einem gegenüber veraten. Dieser verstand es, sich das Vertrauen Thomschkes zn erwerben, und brachte gelegentlich das Gespräch auf den von dem inzwischen Hin­gerichteten Glasmachermeister Lincke aus Kamenz verübten sechsfachen Mord. Dabei soll Thomschke mit Bezug auf Lincke geäußert haben: .Der hat es dumm angedrrht; bei mir klappte es besser. Ich nahm 7 Pfund Petroleum, und da brannte die Bude

Sie waren hier au einsamer Stelle und ihre Stimmen klangen gedämpft.

.Ich Dich?" entgegnen er nicht minder heftig. Törin, Dein Glück will.ich! Tausendmal hast Du mir geschworen, daß Du das nur in meinem Besitz finden könntest. Du Haft eben Deinen Sinu geändert. ! Du meinst, Deine Freundin im Unglück wird Dir auch im Glücke treu bleiben, Dir eine Stellung an i ihrer Seite einränmen, welche Dich aller irdischen ! Sorge enthebt, und mehr verlangst Du nicht. Du wirst sie ins Ausland begleiten und dem armen Mechaniker den Laufpaß geben. Oder meinst Du. ich wüßte nicht, wie Marie Heppuer gegen mich agitiert und Dich von mir zu trennen sucht? Sie wird das zur Bedingung Deines Verbleibens in ihrer Nähe mache». Und Dir wird das Opfer nicht schwer werde», denn nun kannst Du ja Deinen Blick höher hinauf richten. Nun, vielleicht kommt es dann doch anders, als Du denkst, vielleicht wirst Du noch ein Werkzeug ihrer Launen werden und Kränkungen statt der erhofften Wohltaten entgegennehmen. Ich will es aber nicht abwarten, bis man mich schickt, ich gehe schon jetzt. Ich wenigstens will kein Geschöpf ihrer Gnade sein. Leb wohl! Morgen mit der Frühe verlasse ich Berlin.'

Er wandte sich zum Gehen. Sie stürzte auf ihn zu, sie klammerte sich an ihn fest.

Robert, nein, bleib !" flehte sie.Warum soll uns das entzweien? Was geht uns denn die ganze dumme Geschichte an? Waren wir denn nicht glück- lich bisher?"

weg.' Nachdem noch manche nebensächliche Bemerk­ungen gefallen waren, wurde Thomschke verhaftet.

L i ch t m e tz.

Mancher der freundlichen Leser mag sich wohl schon den Kopf zerbrochen haben, die ebenso rätsel­haft wie verheißungsvoll klingende Bezeichnung de- 2. FebruarsLichtmeß" zu deuten. Viele bringen dieselbe mit der besonders um diese Zeit bemerkbaren beträchtlichen Zunahme des Tageslichts in Zusammen- Haag und meine», diese sei eben nun jo ausfällig und bedeutend, daß mau sie nach Stunde» messe« und berechnen könne. Diese Deutung sei aber nicht die richtige; der Lichtmeßtag ist vielmehr kirchliche« Ursprungs und gehört zu den katholischen Marien- festen. Au diesem Tage werden die das Jahr hin­durch im Gottesdienste zur Verwendung kommende» Kerzen geweiht. Das geschieht aber iu einer frier- lichen Mette oder Messe, so daß Lichtmeß so viel wie Lichtermesse bedeutet. Obwohl also der Tag kirchlichen Ursprungs ist, gibt es wohl kaum einen andern Tag im Jahre, der nach dem Volksglaube« von so entscheidender Bedeutung für das Naturleben wäre wie gerade der 2. Februar. Das geht auch aus den bekannten Bauernregel« hervor:

Lichtmeß hell schindet dem Bauern daS Fell.

Lichtmeß dunkel macht den'Bauern zum Junker,

Lichtmeß im Klee, Ostern im Schnee;

oder

Scheint zu Lichtmeß die Sonne klar.

Wird größer das Eis, als zuvor es war.

Dagegen

Wenn's an Lichtmeß stürmt und schneit,

Ist der Frühling nicht mehr weit.

Allen diesen Bauernregeln ist der Hinweis auf daS Sonnenlicht gemeinsam. Natürlich wird heutzutage niemand behaupten wollen, daß jene Wetter- und Bauernregeln Anspruch aus unbedingte Zuverlässig- keit erheben dürfen. Aber insofern sie auf lang­jährige Beobachtung des Naturlcbeos beruhe» uv« auf dieses Bezug nehmen, wird man ihnen doch eine gewisse Wahrscheinlichkeit nicht absprechen können. Ist doch die Erfahrung die beste Lehrmeisterin; und unsere noch so junge Meteorologie baut sich in der Hauptsache aus langjährigen Beobachtungsgrund­sätzen auf.

Letzte Nachrichten u. Telegramme

Berlin, 1. Februar. Der Gouverneur von Kamerun, v. Puttkamer, ist hier emgetroffen,

Algeciras, 1. Febr. (Ag. Hav.) Der heute vormittag von der Konferenz angenommene Steuer- eutwurs schließt die von den marokkanische» Ver­tretern gemachten Vorschläge, berr. die Besteuerung von Post, Telegraph und Telephon, aus. Nächste Sitzung Samstag vormittags 10 Uhr.

NrklamLtatt.

C. Büxenstein Nachf«, Me«erwürg und Carl Bcchtl«, Kerrenakv.

.Glücklich!' warf er zähneknirschend ein.

Mag doch Marien bleiben, was ihr gehört. Ich schwör s Dir zu, ich nehme nichts an und gehe nicht mit ihr. Mein Glück bist Du, meine Heimat ist hier. Ich kann und will warten, bis eine Deiner Erfindungen einmal zur Ausführung kommt. Aus solchem Sündengeld ist uoch niemanden Segen er­blüht. Und weißt Du denn überhaupt, ob es sich um einen solchen Glückswechsel für Marie Heppuer handelt? Kann der Mann nicht in bescheidenen Ver- hältnissen verblieben sein? Vielleicht will er nur sein Gewissen beruhigen und ein Wort der Ver­gebung von denen erbitten, die er so schwer gekränkt hat. Wirklich, Robert, wir. sind wie die Kinder, wir streiten uns um Kaisers Bart, Du bist immer gleich zu exaltiert. Verlaß' Du mich nur nicht! Von mir darfst Du versichert sein, daß ich es nicht tun werde. Komm, sei wieder gut! Du kannst mich nicht so schnell aufgebcn um einer bloßen Einbildung willen.'

(Fortsetzung folgt.)

(Warum-sie weinte.s Die Trauungszeremouien waren beendet. Die Mutter der Braut schluchzte krampfhaft und die Braut selbst betupfte ebenfalls ihre schönen Augen mii dem Taschentuch. Auch eine der Brautjungfern war zu Tränen gerührt. ,Wa- rum weinen Sie denn?" fragte einer der Brautführer. Es ist doch nicht Ihre Hochzeit?" .Eben des­halb, Sie Dummkopf!' seufzte die Brautjungfer und warf ihm einen zornigen Blick zu.