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gliederstand beträgt 724. Zum Schluß wurden noch einige Wahlen vorgenommen und berufen in den Vorstand Hr. Verwaltungsaktuar Kober und in den Aufsichtsrat die bisherigen Mitglieder die Herren Oberamtspfleger Fechter, Hugo Rau und H. Lambert; als stellvertretendes Mitglied wurde Hr. Kaufmann Herzog gewählt. Der während der Wahlen vom Kassier verlesene Bericht des Ver­bandsrevisors Sax über den Stand der Bank lautete in jeder Beziehung äußerst günstig, so daß die Mit­glieder volles Vertrauen zu der Verwaltung haben dürfen.

Calw, 23. Febr. Gestern abend um 10 Uhr brannte in Liebenzell eine mit Frucht- und Futtervorräten gefüllte, dem Fuhrmann Burghard gehörige Scheuer total nieder. Es wird Brand­stiftung vermutet.

Langenbrand, OA. Neuenbürg. In der Nacht vom 15. auf 16. d. Mts. ist eine große Anzahl der schweren Sicherheitsrandsteine an der von hier nach Höfen führenden Straße heraus­gerissen und den Berg hinuntergeworfen worden. Der Schaden an der Straße ist bedeutend. Als der Tat verdächtig wurden drei in Höfen beschäftigte Malergesellen verhaftet.

Malmsheim, 20. Febr. In der Scheuer des Schuhmacher Unselt brach vergangene Nacht um '/»2 Uhr Feuer aus, das in kurzer Zeit das Wohnhaus und die Scheuer, sowie die Scheuer des Zimmermanns Weh und des Bäckers Johann Nagel in Asche legte. Die Bewohner des Wohnhauses konnten nur mit Mühe das nackte Leben retten. Brandstiftung wird vermutet, da erst vor 8 Tagen in der gleichen Scheuer ein Brand auszubrechen drohte.

Tübingen, 20. Febr. Im Museum des geologischen Instituts ist seit einigen Tagen ein vollständiges Skelett eines Plesiosaurus (kelo- nsnstes Mlarebus) aus der englischen Juraformation aufgestellt. Das Skelett, aus lauter vom Gestein Völlig befreiten Knochen zusammengesetzt, ist über 4 Meter lang. Das Tier ist in schwimmender Stellung montiert. Es ist das erste vollständig aufgestellte Exemplar von Plesiosauriern in Europa (abgesehen von einem jungen Exemplar einer anderen Gattung im British Museum). Der Abguß eines immensen Hinterbeins eines Dinosauriers (Oentio- oanrus, ein landbewohnendes Riesenreptil) aus dem englischen Jura ist ebenfalls in diesen Tagen zur Aufstellung gelangt. Derselbe mißt von oben bis zu den Zehenspitzen 3,90 Meter, senkrecht gemessen ist er 3,25 Meter hoch.

Frankfurt a. M., 21. Febr. In der Fabrik der deutschen Vereinigten Schuhmaschinen- Gesellschaft Haidestraße 56 entstand heute Nacht Großfeuer. Der Dachstuhl und das obere Stockwerk wurden völlig vernichtet. Zahlreiche wert­volle Modelle sind verbrannt. Der Schaden ist bedeutend.

Dresden, 21. Febr. Wie denDres­dener Neuesten Nachrichten" aus Salzburg gemeldet wird, ist die Reise der Großherzogin von Toscana nach Nyon zur Prinzessin Louise definitiv aufgegeben worden. Bezüglich des künftigen Aufenthaltes der Prinzessin schweben noch Verhandlungen.

Berlin, 21. Febr. Der Kaiser dinierte gestern beim kommandierenden General des Garde­korps, Generalleutnant von Kessel und verweilte daselbst bis Mitternacht., Zum Direktor der inneren Abteilung am Krankenhause Friedrichshain wurde an Stelle des am 1. April zurücktretenden Ilr. Fuerbringer der vr. Stadelmann vom Magistrat gewählt. In der gestrigen Generalversammlung des deutschen Tierschutz-Vereins kam es zu einer tumultuösen Debatte wegen der Absetzung des bis­herigen Schriftführers Oberlehrers Neunzig durch den Vorstand, weil er die ihm für die Tier-Depots bewilligten Mittel wiederholt überschritten haben soll. Der Vorsitzende mußte schließlich die Ver­sammlung auflösen und die Einberufung einer zweiten ankündigen. Ueber 400 Handlungsgehilfen und -Gehilfinnen berieten gestern über das Thema: Attentat auf die Rechte der Handlungsgehilfinnen. Nach einem Referat und einer lebhaften Diskusion über dieses Thema gelangte eine Resolution zur Annahme, in der vom Bundesrat und Reichstag erwartet wird, daß die Bestimmungen über das Wahlrecht und die Wählbarkeit zu den kaufmän­nischen Gerichten gleichmäßig ohne Unterschied des Geschlechts getroffen werden und daß der durch die vorliegende Novelle zum Krankenversicherungsgesetz beabsichtigten Entrechtung der weiblichen Angestellten die Zustimmung verweigert wird.

Berlin, 21.Febr. (Deutscher Reichstag.) Vor Eintritt in die Tagesordnung erteilt der Vice- präsident Graf Stolberg das Wort dem mecklen­burgischen Bevollmächtigten v. Oertzen. Dieser führt aus, er sei gestern am Erscheinen dienstlich behindert gewesen, erklärt aber ausdrücklich, daß er über Fragen, welche nicht zur Competenz des Hauses gehören, auf jede Diskussion verzichte. Dies wäre gestern der Fall gewesen. Sodann wird in die Fortsetzung der Etatberatung, Etat des statisti­schen Amtes eingetreten. Abg. Graf Kanitz bemängelt die Waren-Handelsstatistik hinsichtlich ihrer Wertziffern. Die Einfuhr-Wertziffern seien in der Statistik weitaus zu hoch angegeben. Wünschens­wert sei, daß seitens unserer Handelsstatistik auch Wert gelegt werden möge auf die Statistik anderer Staaten, die mit der unseren zum Teil außerordentlich scharf kontrastieren. So sei das vor Allem der Fall bezüglich des Handelsverkehrs mit Rußland. Daß dem nachgegangen werde, liege auch in unserem Interesse wegen der bevorstehenden Handelsvertrags­verhandlungen. Redner verbreitet sich noch über die Bevölkerungsstatistik, über die Bewegung und Verschiebung in Stadt und dem Platten Lande. Diese Verschiebungen seien sehr verschuldet, durch die Wirtschaftspolitik. Abg. Suedekum (Soz.) wünscht ebenfalls eine genaue Statistik und bemerkt weiter, was die Abwanderung vom platten Lande anlange, so spiele dabei hauptsächlich das psycho­logische Moment mit. Die Leute fühlten sich in den Städten wohler als auf dem platten Lande. Die Regierung frage er, wie es mit einer neuen Berufs- und Gewerbezählung im Jahre 1905 stehe. Solche Zählungen seien das Rückgrat aller Sozial­politik. Deshalb müßten sie alle 10Jahre wiederkehren. Redner bemängelt dann noch den Geschäftsgang bei der arbeiter-statistischen Abteilung des statistischen Amtes. Sächsischer Bevollmächtigter vr. Fischer widerspricht einer Aeußcrung des Vorredners, daß

in dem arbeits-statistischen Beirat des statistischen Amtes die Mitglieder des Bundesrats zu sehr das Uebergewicht hätten. Abg. Rösicke-Dessau (freis. Vp.) geht auf die Rede des Grafen Kanitz ein. Was dieser über die Wertstatistik gesagt, darauf überlasse er die Antwort der Regierung. Die Schleuderpreise unserer Kartelle, über die Graf Kanitz sich beklagt, seien die Folge unserer Schutz­zollpolitik. Graf Kanitz habe auch die Getreide- Versorgung Deutschlands so sehr in den Vorder­grund gestellt, aber wenn diese erst einmal durch die agrarische Wirtschaftspolitik nach allen Seiten hin abgeschnitten und allein gestellt worden, werde die Getreideversorgung sicherlich nicht unsere einzige Sorge sein. Eine Verbesserung der landwirtschaft­lichen Statistik wünsche auch die Linke, aber nicht in der Weise, wie sie gestern von agrarischer Seite verlangt worden sei. Abg. Hehl von Herrnsheim (natl.) wendet sich gegen Suedekum. Wenn dem Wunsche der Sozialdemokraten zufolge alle land­wirtschaftlichen Zölle fielen, dann würde der kleine landwirtschaftliche Besitzer am Rhein ruiniert sein. Staatssekretär Posadowsky versichert, daß das statistische Amt Alles tue, um die Tatsache so ob­jektiv wie möglich darzustellen. Die Kosten einer Berufszählung würden mehrere Millionen Mark betragen und bei der Frage, wann wieder eine solche Zählung vorgenommen werde, werde wahr­scheinlich die Finanzlage eine Rolle spielen. Die Verschiebung in der Bevölkerung sei eine Tatsache. Der Minister geht dann noch auf die Wertschätzungen ein; dabei bemerkend, daß man in Rußland die Aus­fuhrwaren nach Deutschland immer niedriger ein­schätze als in Deutschland, ebenso in Deutschland die nach Rußland gehenden Waren immer niedriger einschätze. Dies erkläre dis Differenz in den beider­seitigen Statistiken. Nachdem noch die Abgg. Hoch und Singer einige Wünsche vorgebracht wird der Etat deS statistischen Amts genehmigt, desgleichen das Kapitel Aichungsamt. Montag 1 Uhr Fort­setzung der Etatberatung.

Catania, 22. Febr. Das hiesige Mac- chiavelli-Theater, eines der schönsten Theater Italiens, ist total abgebrannt. Die Ursache des Brandes ist noch nicht bekannt. Menschenleben sind nicht zu beklagen.

London, 21. Febr. Daily Mail berichtet aus Sidney: Meldungen von den Fidschi- Inseln besagen, daß dort eine Empörung ausgebrochen ist. Einzelheiten fehlen noch.

Washington, 21. Febr. Präsident Roosevelt ist an einem Halsleiden er­krankt. Er wird von Spezialärzten behandelt. Der Präsident ist über die Erkrankung sehr beun­ruhigt, da er beabsichtigte, im nächsten Monate eine Rundreise zu unternehmen, auf welcher er zahl­reiche Reden halten wollte.

New-Jork, 21. Febr. Der Erfinder Ewiit hat einen neuen Apparat für drahtlose Telegraphie erfunden. Der Apparat soll, wie es heißt, in der drahtlosen Telegraphie eine völlige Revolution Hervorrufen. Er besteht in der Haupt­sache aus zwei mit Quecksilber gefüllten Röhren, mittelst derer der Erfinder sehr starke Schwingungen Hervorbringen kann, wodurch eine Verbindung auf große Entfernungen hergestellt wird.

lichkeiten. Sie haben es ja übrigens mir zu verdanken, daß Sie das Kind und Ihre Frau wiedergcfunden haben."

Hell sah ihn lange an.Es ist gut," sagte er endlich,auf diese Weise ist aber die Sache nicht abgemacht. Herr Detektiv, senden Sie sofort einen Poli­zisten nach dem Kind und lasten Sie es hierher bringen. Da ich indessen Zweifel daran hege, ob seine Angaben richtig sind, so behalte ich diestn Mann hier, bis der Polizist mit dem Kind kommt. Der Detektiv verneigte sich und ging.

Hell und Bühring setzten sich wieder, ohne ein Wort zu sagen. Aber aus den bösen Blicken des Letzteren und seinem verbissenen Mienenspiel las unser Held, daß er sich für die Folgezeit einen Feind auf Leben und Tod geschaffen und daß er das Schlimmste von diesem Elenden zu erwarten hatte.

Endlich kam ein Polizist mit einem hübschen, blondlockigen Knaben, den Hell umarmte und küßte. Bühring wurde durch einen Wink bedeutet, daß er nun verschwinden könne und er eilte schnell hinaus.

Jetzt gehen wir wohl zu Mama?" fragte der Kleine.

Ja, mein Junge," antwortete Hell,nun gehen wir nach Hause zur Mama."

*

* *

Am nächsten Tag ging die Sonne über drei sehr glückliche Menschen auf. Ihre Freude läßt sich leichter denken als beschreiben.

Jetzt mußt Du, lieber Mann, mir alles erzählen, was gestern geschehen ist," sagte Olga zu ihrem wiedergefundenen Mann.

Ja, das werde ich Dir erzählen. Die Geschichte ist eigentlich nicht sehr lang. Wie ich erwartet hatte, erhielt ich einen Brief von meinem Mann, des Inhalts, daß er ein Gespräch mit mir ohne Zeugen wünsche. Ich wußte bereits, daß der Knabe durch ihn entführt worden war, als er durch einen Zufall Deinen Aufenthaltsort erfahren hatte, und ich war über seine Absicht ebenfalls sehr genau

unterrichtet. Er verlangte nur das bindende Versprechen von mir, ihn für die Zukunft in Ruhe zu lasten, indem er mir dafür unser Kind wiedergeben wollte. Er lud mich ins Kafee Bauer ein, und ich wußte wohl, daß er dort ungehindert und ohne Zeugen leicht sagen konnte, was er wünschte. Für mich handelte es sich darum, Zeugen unseres Gespräches zu erhalten, da ich nicht daran zweifelte, daß er rein von der Leber weg sprechen würde. Da es sich für mich nur dar­um handelte, den Knaben wieder zu erhalten, so nahm ich meine Zuflucht zu einer List, die auch gelang. Ich hatte eine Unterredung mit dem Wirt des Kafee Bauer, der mir sogleich freie Hand ließ. Ich brachte einen Mikrophonapparat in einem Gonggong an, das auf dem Tisch vor uns stand, und befestigte einen gewöhnlichen Phonographen darunter. Ich fand mich dann etwas früher ein, um mich des rechten Tisches zu versichern. Bald kam mein Mann. Wir wurden von einem Kellner bedient, der in Wirklichkeit ein Detektiv, mit meinem Plan bekannt, von mir die notwendigsten Instruktionen erhalten hatte. Sobald wir allein waren, rückte Bühring ohne Weiteres mit der Sprache heraus. Als er schließlich zu triumphieren begann, da rief ich den Aufwärter, oder eigentlich meinen Detektiv herbei, dieser stellte sich sogleich als derjenige vor, der er war, und zeigte meinem verblüfften Gegner den sinnreichen Apparat. Er gab augenblicklich nach, denn er glaubte steif und fest, daß seine unvorsichtigen Worte von dem Stift des Phonographen ausgezeichnet worden wären, und bald hatte ich unfern Sohn wieder."

Aber gesetzt, daß er"

Seine eigenen Worte wieder zu hören verlangt hätte, meinst Du? Ja, da wäre ich wohl in eine schlimme Verlegenheit gekommen, denn die Walze enthielt nur ein Negerlied, von Tom Jackson imWintergarten" gesungen!"

Hell brach in ein herzliches Gelächter aus.

(Fortsetzung folgt.)