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31. Amts- und AnzeigeötaLt für den Bezirk Galw. 78. Ichrgavs.
Erscheinungstage: Dienstag, Donnerstag, Samstag, Sonntag.^Jnsertionspreis 10 Psg. pro Zeile für Stadt und Bezirksorte; äußer Bezirk 12 Pfg.
Dienstag, den 24. Februar 1903.
Abonnementspreis in der Stadt pro Vierteljahr Mk. 1.10 incl. Trägerlohn, im Nachbarortsverkehr einschließl. Zustellungs- gebühr Mk. 1.20, außer der 10 Kilom^Zone Mk. I.Ä.
Amtliche Aekarmtmachrmgerr.
Königliche Regierung des Neckarkreises.
Bekanntmachung,
betreffend eine Flotzfperre auf der Enz.
Die K. Ministcrialabteilung für den Strahen- und Wasserbau in Stuttgart hat wegen des Umbaues der Enzbrücke an der Markungsgrenze Vaihingen-Enzweihingen und wegen der hiemit verbundenen Verbesserung des Enzlaufes die Verhängung einer Floßsperre aus der Enz von der Landesgrenze bei Enzberg an abwärts bis zur Einmündung der Enz in den Neckar beantragt. In Anwendung des § 29 der Verfügung des K. Ministeriums des Innern, betr. die Ordnung der Langholzflößerei auf der Enz, vom 20. April 1883, Reg.-Bl. S. 47, ist deshalb für die Zeit vom 1. bis 89. März d. I. auf der genannten Strecke der Enz Floßsperre verfügt und für die Zeit vom 3V. März bis 3t. Mai d. I. für die Ausübung der Flößerei auf der Enz Nachstehendes bestimmt worden:
1. Die Ankunft der Flöße ist durch einen Wahrschauer rechtzeitig an der Baustelle kund zu geben.
2. Die Floßführer haben beim Fahren durch die Baustelle bei Enzweihingen die größte Vorsicht zu beobachten und sich hinsichtlich der Einhaltung des Fahrwegs und der Verwendung der Sperre zur Regelung der Geschwindigkeit der Flöße nach den Anordnungen des Bauaufstchtspersonals zu richten.
3. Jeder Eigentümer eines Floßes ist für den durch den Floß an den Bauarbeiten durch Nichtbeachtung vorstehender Bestimmungen und durch Unvorsichtigkeit und Fahrlässigkeit seitens des Floßführers oder der Floßmannschaft angerichteten Schadens verantwortlich.
Vorstehendes wird den Polizeibehörden und den Beteiligten hiedurch bekannt gegeben. Ludwigsburg, 20. Februar 1903.
Der Regierungspräsident H u z e l.
Veröffentlicht
Calw, 21. Februar 1903.
K. Oberamt.
Amtm. Rippmann, A.-V.
Tagesneuigkeiten.
Calw. Die heutige Nummer des Wochenblattes enthält eine Einladung zu dem am Mittwoch Abend stattfindenden Königsbankett, auf welche wir auch an dieser Stelle aufmerksam machen möchten. Da die beiden hiesigen Gesangvereine in dankenswerter Weise ihre Mitwirkung zugesagt haben, so dürften sich die Teilnehmer an dem Bankett einen genußreichen Abend versprechen.
* Calw, 23. Febr. Der evangelische Verein hat in den letzten Tagen das Schuhmacher Reichert'sche Anwesen in der Nonnengasse um 16000 erworben. In dem Haus soll eine Volksküche eingerichtet werden; die Hausordnung Iwird eine christliche sein. Die neue Einrichtung wird besonders der arbeitenden Klasse zu gut kommen, da warme Speisen, sowie Tee und Kaffee zu billigen Preisen verabreicht werden sollen. Namentlich werden auch die Arbeiter vom Lande, denen das Mittagessen gebracht wird und solches gewöhnlich im Freien, selbst an sehr kalten Tagen, einnehmen mußten, einen angenehmen, erwärmten Aufenthalt finden. Es ist demnach das einem dringenden Bedürfnis entgegenkommende Unternehmen mit Freuden zu begrüßen.
* Calw, 23. Februar. Gestern hat die Creditbank für Landwirtschaft und
Gewerbe ihre jährliche ordentliche Generalversammlung im Gasthaus zum Rößle abgehalten. Der Vorstand, Hr. Georg Wagner, begrüßte die Versammlung und gedachte sodann der großen Verdienste des verstarb. Stadtschultheißen Haffner, die derselbe seit der Gründung des Instituts sich erworben habe. Zu Ehren des Verstorbenen erhoben sich die Anwesenden von ihren Sitzen. Der Vorsitzende erstattete hierauf Bericht über den Geschäftsgang des abgelaufenen Jahres, das 34. seit der Gründung der Genossenschaft. Aus den Ausführungen ist hervorzuheben, daß das Geschäftsjahr 1902 ein gutes zu nennen ist und daß der Umsatz eine größere Steigerung erfahren hat, insbesondere hat das Geschäft mit dem An- und Verkauf von Wertpapieren einen günstigen Erfolg aufzuweisen. Nach Erstattung des zahlenmäßigen Rechenschaftsberichts und nach Berichterstattung des Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Hr. Armenpfleger Giebenrath, wurde dem Vorstand und Aufsichtsrat Entlastung erteilt. Die Einnahmen betrugen 1760816 die Ausgaben 1749925 der Gesamtumsatz 3510741 gegen fernd mehr 452501 Der Reinertrag stellt sich auf 13643^^6,15 "/» des dividendenberechtigten Kapitals. Zu einer Dividende von 5 °/° wurden 11052 verwendet, dem gesetzlichen Reservefonds wurden 1378 ^., dem Spezialreservefonds 500 ^ zugeschrieben und 636 auf neue Rechnung vorgetragen. Der Reservefonds beträgt mit der heurigen Zuweisung 50700 und der Spezialreservefonds 2500 Am Kassenschrank wurden 76 abgeschrieben. Der Stand der Sparkasse stellt sich auf 136 795 eingelegt wurden 52371 ^ und zurückgezogen 53239 Die Errichtung einer Oberamtssparkasse hat den Einlagen in die Sparkasse des Vereins keinen Eintrag getan. Vorschüsse wurden 1946266 ^, gegen fernd mehr 243929 gegeben. Das eigene Betriebskapital hat die Höhe von 513288 ^ erreicht. Der Mit-
Nachdruck vrrboten.
Alls der Jagd nach Zechflgtailsend.
Von Thorwald Bogsrud.
Erzählung eines Privat-Detektivs.
Einzig autorisirte Uebersetzung aus dem Norwegischen von Friedrich v. Känel.
(Fortsetzung.)
„Sie ahnen wohl, weshalb ich Sie um eine Unterredung ersucht habe?" fragte Bühring.
„O ja, gewiß! — Kellner! Hell tat einen Schlag auf eine große Metallplatte, die vor ihm stand.
»Zwei Zigarren. Ich rauche gern bei einem solchen Gespräch, das ich am liebsten vermieden hätte."
„Der Sohn von Frau Lettner ist verschwunden, nicht wahr?"
„Ja, ich habe davon vernommen! Also haben Sie, Herr Bühring, das Kind bei Seite schaffen lassen?"
Bühring blickte vorsichtig um. Kein Mensch war in der Nähe der ihn hören konnte. „Ja," antwortete er entschlossen, „ich bin eS. Und nun sehen Sie endlich ein, daß eS in meiner Macht steht, mich von Ihrer sonderbaren Zudringlichkeit zu befreien. Entweder geben Sie mir Ihr Ehrenwort darauf, daß Sie sich nicht mehr mit meinem Leben und Treiben beschäftigen wollen, oder andernfalls werden Sie Ihren Sohn nie mehr sehen. Entschließen Sie sich — augenblicklich ! Geben Sie mir Ihr Ehrenwort — denn das genügt mir — nicht binnen einer Viertelstunde, so überläßt mein Gehilfe den Jungen einer Seiltänzertruppe, die ihn fefizuhalten wissen wird."
„Ist das Ihr letztes Wort?"
„Mein allerletztes! Und nur um Ihnen dieses ohne Zeugen sagen zu können, ersuchte ich Sie, heraufzukommen. — Ich nehme übrigens an, daß Sic den Tanz bald satt haben, Herr Hell! Sie sehen wohl, daß Sie es mit einem Mann zu tun haben, der sich nicht an der Nase herumführen läßt."
„So, glauben Sie das? — Pst! Aufwärter! — Ach, seien Sie so gefällig, sich diesem Herrn vorzustellen und ihm Ihre Raritäten zu zeigen."
Hell lächelte diesmal ein wenig diabolisch.
„Wohl, mein Herr!"
Der Aufwärter nahm die Nummer von seinem Rock und setzte den Berliner Polizeiknopf an die Stelle derselben.
„Mein Name ist Krause, Detektiv bei der Berliner Polizei, mein Herr," sagte der Fremde, zu Bühring gewendet, „und ich werde Ihnen mit Vergnügen die Richtigkeit eines kleinen Experiments beweisen. — Sehen Sie hier" — er schraubte die vordere Platte von dem Gonggong ab, das auf dem Tisch vor ihnen stand, — „hier unten haben wir das niedlichste Mikrophon der Welt und nun sehen Sie — er stellte den Tisch auf die Seite — hier haben wir die letzte und beste Ausgabe eines Apparates, den man Phonograph nennt und hier" — er strich die Wachsrolle von der Walze und legte sie in eine mit Watte versehene Schachtel, die er darauf schnell in die Tasche steckte, — „hier haben wir das Gespräch der Herren, das ich mit Vergnügen bei dem Herrn Polizeidirektor bezeugen werde, wohin die Herren mir also zu folgen belieben."
Bühring sperrte vor Staunen Mund und Nase auf. Er war überlistet — überlistet auf eine ebenso verblüffende wie raffinierte Weise, und er zog es vor, nachzugeben.
„Herr Hell!" sagte er endlich, „das Kind befindet sich wohlbehalten bei einer Frau Wanscher, Mittelstraße 68. Ersparen Sie mir weitere Unannehm-