wül-ttembLrg.
Württemberg mm Königreich erhoben im Aahre 1806.
n.
Mit der Erhebung Württembergs zum Königreich fielen folgende »Erwerbungen' dem Basallen Friedrich zu: Von Bayern die Herrschaft Wiesensteig, die Abtei Wiblingen und die Grafschaft Schelklingeu, von Baden Biberach und Waldsee, die fünfte der Donaustädte, ferner die DeutschordenSpräbenden Kapfenburg und AltShausen — diese Besitzungen mit dem Staatseigentum unmittelbar vereinigt; außerdem, der Württemberg Souveränität unter- worfen: das Fürstentum Hohenlohe mit Ausnahme der Aemter Schillingsfürst und Kirchberg (letzteres wurde 1810 von Bayern übernommen), die oberschwäbischen Besitzungen des Fö'sten von Thum und Taxis, die der Fürsten und Grafen von Waldburg, die bisher noch nicht württembergischen Be- standteile der Grafschaft Limpurg, das Fürstentum Ochsenhausen, die Herrschaft Warthauseu, das ehe- malige Reichsstift Weingarten (mit Ausnahme von Hagnau am Bodensee), die Grafschaften Schüssen- ried, Weißenau, Königsegg, Aulendorf, Roth, Eglofs, Jsny, Gutenzell, Heggbach und Baindt, die auf der linken Seite der Jagst gelegenen Besitzungen von Salm-Krautheim, mehrere gräflich Fuggerische Aemter und die Herrschaften Gundelfingen, Neufra, Tannheim, Mietingen, Sulmingeu und Neuravensburg. So wurden nun, neben dem kurz zuvor unter- worfeuen zahlreichen ritterschaftlichen Adel, auch die Glieder der fürstlichen und gräflichen Häuser Thuru und Taxis, Hohenlohe, Fürstenberg, Waldburg, Oranieu-Fulda, Metternich, Colloredo-Mansfeld, Dietrichstein, Solms, Windischgrätz, Stadion, Stern- berg, Köuigsegg, Erbach, Quadt, Schaesberg, Fugger, Plettenberg, Töring, Basseuheim, Aspremont, Pückler, Waldeck, Wittgenstein und Isenburg württembergische Landsasfen, und sitzen von ihnen heute noch die Fürstenberg, Hohenlohe, Thuru und Taxis, Wald- bmg, Windilchgrätz, Königsegg, Schaesberg, Waldeck. Limpurg, Pückler - Limpurg in der Kammer der Standesherren. Gegen diese Erwerbungen mußte zwar die Grafschaft Bonndorf samt den Städten Billinge», Bräunlingen und Tuttlingen — welch letztere jedoch gegen anderweitigen Ersatz wieder zu- rückgegeben wurde — an Baden abgetreten werden, aber es blieb noch immer ein reiner Gewinn von 160000 unmittelbaren und mittelbaren Untertanen, so daß die Bevölkerung des Königreichs jetzt reichlich eine Million betrug. Der Wiener Friede vom 14. Oktober 1809 und der Vertrag von Compiegne brachten endlich »och eine weitere Vergrößerung durch die Erwerbung von Ulm und des Mergentheim scheu Gebiets. Nun hatte das neue Königreich seinen Flächeninhalt mehr als verdoppelt, seine Einwohner- zahl auf 1380000 gemehrt. Es begann jetzt für
Aus schwerer Zeit.
Nach einer wahren Begebenheit erzählt von Franz Hirsch.
.Woher wissen Sie das?' fragte sie hastig, und das Tuch fiel von ihren blonden Haaren, indes sie mich mit funkelnden Augen ansah
„Aus der Kirche weiß ichs und von Haunchen, Ihrer kleinen Schwester, die mir viel von Ihnen erzählt hat. Den Klopftock scheinen Sie ja halb auswendig zu kennen.'
„Ach, das ist noch von Königsberg her,' sagte sie, nun schon ganz heiter, „da mußten wir bei Mademoiselle Richter alle die Oden lernen und fleißig im Messias lesen. Der ist mir aber viel zu hoch, wenn mir auch die Augen oft dabei übergingen. Die Oden lernen sich auch schwer, weil sie keine Reime habe». Nur den .Eislauf', den hatte ich gleich im Kopf. Wie oft standen wir Schulmädchen am Schloß, teich und sahen den Schlittschuhläufern zu!'
„Da war ich gewiß auch darunter,' sagte ich, und ich war sehr vergnügt, daß sie nun redselig wurde. „Ja, wenn ich gewußt hätte, daß die Jungfrau mir da zusah! Möchten Sie nicht auch den Eislauf versuchen? Ich gieße in unserm Garten eine Bahn, wenn das Teicheis nicht hält, und wir laufen zusammen?'
„Das schickt sich nicht,' erwiderte Rose. „Mäd- chen dürfen ja in Deutschland nicht laufen.'
„In Holland und Schweden tun sie's, wie die Männer', sagte ich, „und die Zeit wird schon kommen, wo sie ohne Schaden der Ehrbarkeit auch bei uns die edle Kunst versuchen können. — Aber Sie schauern zusammen. Ist Ihnen kalt? Ich will die Decke fester machen.'
unser Vaterland eine neue Zeit. Die ersten Jahre waren indessen keine leichten. Es galt die Verfass, ung zu Stande zu bringen. Den liberalen Bestrebungen des Königs Friedrich traten die Stände, welche die Wiederherstellung der alten Verfassung forderten und au den Bestimmungen der alten Verfassung über ständische Steuerverwaltung und an einem bleibenden, mit großen Befugnissen ausgerüsteten, ständischen Ausschuß festhielten, entgegen und erst sein Nachfolger, König Wilhelm, erreichte es, daß die Verfassungsurkunde am 25. September 1819 unterzeichnet wurde. Aber auch die ferneren Jahre waren nicht ohne Kampf. Es war aber ein Kampf, der allmählich zum Lichte fühlte und unser geliebtes Vaterland immer mehr sich entfalten und erstarken ließ. Heute am 100. Jahrestage hat sich Württem- berg zu einem hochgeachteten machtvollen Staate im Kranze der deutschen Bundesstaaten entwickelt, heute zählt es bereits eine Million mehr Einwohner als vor hundert Jahre», heute blühen Handel und Industrie, Gewerbe, Kunst und Wissenschaft in selten reichem Maße, heute gehen unsere Wünsche, gehen die Wünsche eines jeden Württembergers, ja eines jeden Deutschen dahin, daß unser geliebtes schönes Vaterland nie einen Stillstand in seiner Entwicklung erlebe, daß das Königliche Haus Württemberg zu allen Zeiten blühen und gedeihen möge.
Stuttgart. 2. Jan. Die im Regierungsblatt veröffentlichte, mit dem 1. Januar ds. Js. in Kraft tretende neue Arzneitaxe enthält zahlreiche Aender- ungen gegenüber der Taxe, die am 1. April 1905 eingeführt worden ist. In den grundlegenden Bestimmungen ist sie dagegen nicht abgeändert, weil man wegen des zu kurzen Zeitraums der Gültigkeit der bisherigen Taxe »och nicht wieder an den bisher eiugehaltenen Grundsätzen rütteln wollte. Im Großen und Ganzen Weichen die Preise der Arzneien von den bisherigen nicht oder nur wenig ab. Auch die württ. Einführungsbestimmungen der neuen Taxe sind bloß dahin abgeändert worden, daß ein Rabatt für Diphtherieserum und ähnliche fabrikmäßig hergestellte Zubereitungen, der oft den ganzen Nutzen der Apotheker an dem Artikel ausmachte, für Kassen nicht mehr gewährt werden muß.
Stuttgart, 5. Jan. Der Verwaltungsausschuß der Württ. Privatfeuerversicherung A.-G. in Stuttgart hat in Berücksichtigung der bis jetzt bekannten Rechnungsergebnisse des vergangenen Jahres vorbehältlich der endgiltigen Genehmigung durch die Generalversammlung beschlossen, auch in diesem Jahr die an die Mitglieder zurückzuvergütende Dividende auf den seit 1879 unveränderten Betrag von 60°/o des Jahresbruttogewinns festzusetzen.
Stuttgart, 5. Januar. Der „Schw. Merkur' schreibt: Dem Stuttgarter Musikleben steht ein empfindlicher Verlust bevor. Wie wir vernehmen, ist K. Musikdirektor Prem, der rühmlich bekannte Leiter der Kapelle des Infanterie-Regiments Kaiser Friedrich
„Nicht doch,' sagte sie abwehrend, „aber mir war's, als hörte ich einen Schrei aus dem Wäldchen.'
„Sie fürchten doch nicht die Wölfe?" lachte ich. „Die wagen sich nicht bis hierher. Der Weg ist ganz sicher, wenn nicht —' Ich konnte nicht aus- reden. Ein Geheul erhob sich, dort wo ein Eichen- wäldcheu seine beeiste» Zweige der Landstraße ent- gegenstrcckte. lieber unsere Köpfe Pfiff eine Kugel. „DaS ist schlimmer als die Wölfe,' flüsterte ich ihr ins Ohr. „Halten Sie sich ruhig, der Braue läuft vorzüglich." Uud dank meiner Peitsche flog er durch den Schnee, als wären die Wölfe dicht hinter ihm. „Ducken Sie sich herunter", rief ich. „Schnell!" Ehe sie den Rat befolgen konnte, sauste es wieder über uns. Aber die Schüsse waren schlecht gezielt. Als ich mich umdrehte, sah ich dunkle Gestalten — es schienen mir Reiter aus dem Walde sich eilig hervorbewegen. Aber wir waren der gefährlichen Gesellschaft bald aus dem Gesichtskreis.
„Gott sei Dank", sagte ich und ließ den Braunen wieder in Trab fallen, „das ging gut vorüber. Sie haben sich wohl sehr erschreckt? Marodeure waren es oder Kosaken. Beide sind gleich schlimm."
„Ich dachte nicht, daß die Straße Bartenstein schon von Soldaten besetzt sei." meinte sie zitternd.
„O'esi lu Zuorre, wie die Franzosen sagen, liebe Mamsell. Sie sind aber ganz elend geworden. Hier, nehmen Sie einen Schluck Aquavit, der wärmt." Sie sträubte sich ein wenig, dann aber trank sie.
„Wie das brennt!"
Sie schüttelte sich. „Tut nichts, jetzt wird Ihnen besser werden. Noch ein halb Stündchen, dann find wir in der Stadt.' Ich saß hinter ihr und mußte mich, wenn ich den Braunen antrieb, über sie neigen.
zum Direktor der Wildbader Kurkapelle als Nachfolger von Musikdirektor Carl ernannt worden. Prem wird zu Beginn der diesjährigen Badezeit, 1 Mai, in seinen neuen Wirkungskreis übertrete». Musikdirektor Prem steht im 60. Lebensjahr und hat seit 1887 die Leitung der Kapelle inne, an deren Spitze vor ihm 10 Jahre lang sein Wildbader Bor- gäriger, Musikdirektor Carl, stand. Er war vorher, seit 1871, Kapellmeister im 12 bayerischen Infanterie- regiment in Neu-Ulm. Am 1. August 1896 konnte er sein 25jähriges, am 1. August 1901 sein 30jähr. Militärkapellmeisterjubiläum feiern. Zu welch bedeutender künstlerischer Höhe er mit allbewährtem Geschick und zielbewußter Tatkraft seine Militär- kapelle emporführte, ist allgemein bekannt, ebenso die hervorragende Rolle, die ihm und seiner Streichkapelle bei vielen großen Aufführungen, bei Sängerfesten :c in Stuttgart und anderen Städten des Landes zufiel.
Stuttgart, 2. Jan. In Altenstadt wurde gestern der am 11. April 1883 dort geborene Elektromonteur Johannes Mößmer unter dem Verdacht feftgenommen, den Raubmord an dem Taglöhner Gottlieb Aberle in Heslach am 29. Dezember v. I. begangen zu haben. Er wurde an das Amtsgericht Geislingen eingeliefert und dort in Haft genommen, da er sein Alibi nicht nachzuweiseu vermochte. Ob der Verdacht zutrifft, ist noch nicht sicher.
Heilbronn, 5. Jan. Wie nunmehr festgestellt ist, betragen die Unterschlagungen deS durch Selbstmord aus dem Leben geschiedenen Gerichtsvollziehers Thumm 8000 Seine bei der Stadt hinterlegte Kaution beziffert sich auf 2000 -/L
Ditzenbach, 6 Jan. Der Vertrieb des hiesigen Mineralwassers ist, wie die „Alteust. Ztg." meldet, auf 20 Jahre gegen eine jährliche Pachtsumme von 56000 an Geh. Kommerzienrat Häg eie in Geislingen übergegangen.
Handwerkskammer Reutlingen. Zur Frage der Lehrstelleuvermittlung hat sich der Vorstand der Kammer der Zentralstelle für Gewerbe und Handel gegenüber am 5. vor. Mts. folgendermaßen geäußert: 1. Es empfiehlt sich nicht, daß die Handwerkskammern die Lehrstellenvermittlung in die Hand nehmen, wegen zu starker Vermehrung der Schreibgeschäfte und gewisser Unannehmlichkeiten, die ihnen aus jener Vermittlungstätigkeit wahrscheinlich erwachsen würden. 2. Auch die Arbeitsämter erachtet der Vorstand nicht als geeignete Vermittlungsstellen, weil er sie nicht für unparteiisch hält uud im besonderen annehmen zu dürfen glaubt, daß sie wenig geneigt sein werden, an der Förderung des Handwerks mitzuwirken. 3. Die berufenen Organe der Lehrstellenvermittelung findet der Vorstand in den gewerblichen Bereinigungen uud diesen könnten die Handwerkskammern als Auskunftsstellen je nach Bedarf dienen. 4. Der Vorstand spricht den Wunsch aus: die Schulbehörden möchten angewiesen werden, dahin zu wirken, daß von seiten der Schule
Dabei berührte ich ihr welches Haar und ihre Schultern. In dem Häubchen, das sie trug, sah sie allerliebst aus. Es umrahmte das zierliche Oval ihres Gesichtes, aus dem die Augen hervorleuchteten. Bon Zeit zu Zeit zog ich die Decke fester um sie, und sie ließ es geschehen. Bog ich mich zu ihr herunter, daun traf mich ein freundlicher Blick. Ich war glück- lich: die Gefahr hatte uns schnell einander näher gebracht. Jetzt lenkten wir in einen Tannenwald ein, und ich fühlte, wie sie sich ängstlich zu mir zurückbog. Ich nahm ihre Hand, die sie mir ruhig ließ, während sie mir erwartungsvoll ins Auge sah. „Fürchten Sie nichts,' sagte ich, „wir find hier zu nahe an der Stadt, als daß versprengtes Gesindel sich hier aufhalten könnte. Ich vermute, daß Barten- stcin von unserer Armee besetzt ist. Die kennt keine Marodeurs, und Sie können ruhig sein. Aber durch müssen wir, das sind wir dem alten Johann schuldig.'
„Mitgefangen, mitgehaugen,' lachte sie wie ein übermütiges Kind. „Aber ich bin schon ganz ruhig. Was werden Sie von mir denken, Herr Studiosus, aber es ist ganz herrlich, wie wir dahinfahren. Sehen Sie doch den Mond, wie er durch die Riesentannen lacht, auf denen die Eisperlen glitzern. Und dazu der frische Nachthauch und alles so still und geisterhaft, selbst das Pferd läuft, ohne daß man es hört. Wissen Sie, da muß ich an die Lenore denken. DaS ist doch so grausig schön."
Und wir sprachen leise zusammen die Verse:
Graut Liebchen auch? Der Mond scheint hell?
Hurra! Die Toten reiten schnell!
Graut Liebchen auch vor Toten?
Ach, laß sie ruhn, die Toten.
— .(Fortsetzung folgt.) —