teils fortlaufend 17400 ^ Unterstützungen gewährt und an 275 Gemeinden und sonstige Körperschaften und Feuerwehren 83773 Mark Beiträge zur Verbesserung von Feuerlöscheivrichtuugen verwilligt. 79 Brände sind durch daS Spielen von Kindern mit Zündhölzer» entstanden.
Stuttgart, 23. Okt. (Zur GemeinderatSwahl.) Zu der Mitteilung, der Ausschuß der Stuttgarter Bolkspartei habe eine Anfrage an den sozialdemo- kratischen Verein gerichtet wegen eines Zusammengehens mit der Volkspartei bei den Gemeinderats- wahlen, veröffentlicht der „Beobachter" eine Erklärung, daß niemand vom Ausschuß der Volkspartei eine solche Anfrage gestellt und daß auch niemand dazu ermächtigt worden sei — Hiezu stellt die „Schwab. Tagwacht" fest, daß von einem „namhaften" Mitglied der Volkspartei au Vertreter des sozialdemo- kratischen Vereins die Anfrage gerichtet worden sei, ob die Sozialdemokratie zu einem Zusammengehen mit der Bolkspartei bereit sei. Ob das betreffende Mitglied der Bolkspartei dem Ausschuß derselben angehöre, lasse sich vorläufig nicht feststellen.
Zur Erhaltung des Nill scheu Tiergartens soll eine Aktiengesellschaft ins Leben gerufen werden, die zu unterstützen sich der Gemeinderat bereit erklärt hat. Als Aktienkapital ist die Summe von 800000 in Aussicht genommen, wobei sich die Stadt, sei es durch Zinsgarantie für 500000 Mark oder dadurch, daß sie diesen Betrag als Darlehen gibt, beteiligt. Man gibt sich dabei der Hoffnung hi», daß die Hofdomänenkammer die unteren Anlagen für die Zwecke des Tiergartens zur Verfügung stellt.
Stuttgart. In der König Karls-Halle des Landesgewerbemuseums fand am 22. Oktober eine Ausstellung gesundheitlicher u. künstlerischer Kleidung für Frauen und Mädchen statt. Diese Ausstellung soll die Verbesserungen zeigen, welche in Beziehung auf Stoff und Schnitt au Unterkleidern, Oberkleidern und Gewändern eiutreten können, um die weibliche Kleidung gesünder, beweglicher und infolge dessen auch schöner zu gestalten. In der Ausstellung wird bas Arbeiterinnenkleid, das Krankeu- Pflegerinnenkleid, ebenso wie das einfache Haus- und Straßeukleid und das Gesellschaftskleid vertreten sein; besonderer Wert ist von dem Ausstelluugskomitee auf ein richtig konstruiertes Schulturnkleid für Mädchen gelegt worden.
Reutlingen, 22 Oktbr. Der evangelische Kirchengesangverein für Württemberg hat zu seinem alle zwei Jahre wiederkehrenden Kirchen- gesangsfeft Heuer die alte freie Reichsstadt Reutlingen als Feststadt sich erkoren. Um 3' 2 Uhr wurde heute nachmittag im Rathaussaal eine Versammlung abgehalten, die von dem Vereinsvorstand, Stadtpfarrer Abel-Gmünd eröffnet wurde. Den auptgegenstand der Tagesordnung bildete das hema der Gesangbuchfrage nach ihrer musikalischen Seite. Referenten waren Professor Lange-Stuttgart und Pfarrer Weizsäcker-Heilbronn. Beide Redner waren darin einig, daß vom musikalische», kirchlichen und nationalen Standpunkt aus eine Revision des evang. Choralbuchs notwendig sei, ohne daß man zu weit vom alten und bewährten sich entfernen müsse. Pfarrer Weizsäcker hatte diejenige Seite des Themas übernommen, die sich mit der Frage beschäftigte, ob dem Gesangbuch künftig Noten beizugeben seien. Der Referent trat entschieden für eine Beigabe von Noten als Anhang zum Gesang, buch ein und sah darin ein wichtiges Mitte! zur Hebung des Gemeindegesangs. Was den Rechenschaftsbericht betrifft, zählt der seit 28 Jahren bestehende Verein gegenwärtig etwa 200 Zweigvereine mit etwa 1000 Mitglieder.
Reutlingen, 23. Okt. Durch einen Preisauf- schlag der Milch von 16 auf 18 ist es hier zu einem „Milchkrieg" gekommen. In einer Volksversammlung, die heute abend in der Bundeshalle stattfand und die von den Verein. Gewerkschaften, dem Spar- und Konsumverein und dem evangel. Arbeiterverein einberufen worden war, wurde an dem Vorgehen der Milchhändler scharfe Kritik geübt und die Preiserhöhung als durchaus ungerechtfertigt bezeichnet.
In Ulm hat sich eine Baugenossenschaft für die Erstellung von Arbeiterwohnhäusern gebildet, welche von der Stadt Grundstücke in Erbpacht nahm. Sie hat bereits 6 Einfamilienhäuser erstellt. , Die hübsch und modern.ausgeführten Häuser enthalten je 6 geräumige Zimmer und stellen sich auf je 16,000 bis 17,000 ^
Sulz a. N., 22. Okt. Heute nacht brach in dem inmitten der Stadt am Marktplatz gelegenen Gasthof zum „Ochsen", einem der größten Gebäude der Stadt, Feuer aus, das ungemein rasch über
daS ganze an drei Straßen grenzende Anwesen sich verbreitete. DaS Amtsgericht und das Forstamt waren sehr gefährdet, unrettbar verloren aber schien anfangs das unmittelbar dabeisteheude Rathaus, das deshalb rasch größtenteils geräumt wurde. Dank der angestrengtesten 6 ständigen Tätigkeit der hiesigen Feuerwehr blieb es aber vom Feuer verschont und mit Tagesanbruch war der ungeheure Feuerherd soweit eingedämmt, daß weitere Gefahr nicht zu befürchten war. Der abgebrannte Gasthof war außer der Wirlsfamilie noch von zwei weiteren Familien und einer Witwe bewohnt. An Mobilien wurde bei dem raschen Umsichgreifen des verheerenden Brandes nur sehr wenig gerettet. In großen Schaden gerät insbesondere das noch in diesem Gebäude betriebene Goldwarengeschäft.
Böblingen, 23. Okt. Als sich am Samstag Major a. D. Maier von Stuttgart, welcher Pächter der Aidlinger Gemeindejagd ist, auf den Zug nach Ehningen begeben wollte, wurde er, lt. Bödl. Bote, in der Nähe des Aidlinger Waldes auf der Markung Ehningen auf eine Entfernung von 30 Schritten von einer Hütte aus augeschossen und dabei in de» linken Schenkel, sowie in die Bauchgegend getroffen. Es wird vermutet, daß es sich nicht um ein Verbrechen, sondern um ein Versehen handeln dürfte. Untersuchung ist eingeleitet.
Aidlingen, OA. Böblingen. 24. Okt. Gestern früh wurde die 38jährige Witwe Hetzer in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Frau Hetzer wurde anscheinend erdrosselt und dann an einem Bettladen- Pfosten aufgrhängt, um Selbstmordverdacht zu erwecken. Die Sache wurde sofort der Staatsanwaltschaft übergeben. Eine Verhaftung wurde bereits vorgenommen.
Huzenbach, 24. Okt. Von einem jähen Tode wurde der 71jährige Holzhauer I. F. Theurer von hier ereilt Er setzte sich an den Ose», um sich zu wärmen, seine Kleider kamen dem heißen Ofen zu nahe und fingen Feuer. Der Bedauernswerte erhielt dabei so schwere Brandwunden, daß er trotz ärztlicher Hilfe nach wenigen Stunden starb.
Biber ach. Binzens Ehe, ei« älterer Mann von Unteressendorf, lief am Samstag abend auf der Hallestation Schweiuhausen über das Geleise als gerade ein Zug einlief. Der Unvorsichtige wurde von der Lokomotive erfaßt und sofort getötet.
Stuttgart. lLandesprodukteubörse.ss Bericht vos 23. Oktober von dem Borstand Fritz Kregtinger. Seit unserem letzten Bericht hat sich die Tendenz im Getreidegeschüft weiter befestigt und für Weizen haben die Exportländer ihre Forderungen wiederum erhöht. Das inländische Angebot ist knapp. — Mehlpreisc per 100 Kilogramm inkl. Sack: Mehl Nr. 0:29 Mark 50 Pfennig bis 30 50«,, Nr. 1: 27 50 «, bis 28 50
Nr. 2: 26 ^ — «Z bis 27 Nr. 3:
24 50 «j bis 25 50 Nr. 4: 21 ^ 50 bis 22
50 Suppengries 29 50 ^ dis 30 50 Kleie
9 75 «s.
Kus Stadt, SeZti-k und Umgebung.
tzß. Neuenbürg, 23. Okt. Der Bortrag über „die deutschen Gewerkoereine als Berufsorganisation" am letzten Sonntag hat bei den Zuhörern lebhaften Beifall gefunden. Der Redner, Agitatioasleiter Ke pp! er von Schramberg, selbst den Arbeiterkreisen angehöcig, beschränkte sich in der Hauptsache auf die Praktischen Fragen, die er klar und präzis behandelte. Ziel und Zweck jeder Arbeiterorganisation ist: Aufklärung und Bildung der Arbeiter, auskömmlicher Lohn, Einschränkung der Frauenarbeit, anständige Behandlung des Arbeiters, Durchführung der zehnstündigen Arbeitszeit, Einführung von Tarifverträgen, von reinen Arbeitskammern, Ausdehnung der Gewerbegerichte, freies Koalitions- und Vereinsrecht, Schutz der Heimarbeit, Wohnungsfürsorge, Ausdehn- ung der Gewerbeinspektion, Aufstellung von Vertrauensmännern, kurz die Vertretung des Arbeiterstandes in jeder Beziehung. Die „deutschen" oder Hirsch-Dunkeri'chen Gewerkvereine sind nicht nur die älteste Gewerkschaft mit über 115000 Mitgliedern, sie sind politisch neutral, ziehen nicht die Religion herein in die Arbeiterfragen, bemühen sich aber im Ernstfall friedlich mit den beiden andern Gewerkschaften zu gehen. Der Beitrag pro Woche beträgt zur Zeit 10 Dafür bekommt das Mitglied seine Zeitung, Rechtschutz bei außerordentlichen Vorfällen, Umzugsentschädigung, Unterstützung in Notfällen, Beiträge in Krankheitszeiten, Hilfe in Streitigkeiten; Schwierigkeiten mit dem Arbeitgeber sollen — wenn irgend möglich — friedlich beigelegt werden. — An der lebhaften Diskussion beteiligten sich der Vorstand und Schriftführer. Mitglied Heermann u. a. Die ganze Verhandlung ließ erkennen, wie sehr auch im evangel. Arbeiterverein der Organisationsgedanke Wurzel gefaßt hat. In nächster Zeit werden in ihm die Statuten der „deutschen Gewerkvereine" besprochen werden. Auch hat sich Hr. Keppler — falls eine
Zahlstelle hier gegründet werden sollte, zu einem weiteren Vortrag bereit erklärt.
-st Neuenbürg. (Sammlungen für unsere Süd- westafrikaner.) Betreffs der neulich erhobeuen Be- denken, ob die Liebesgaben für unsere Krieger in Afrika auch wirklich in deren Hände kommen, möchten wir noch mitteilen, daß dies auch nach den beim Alldeutschen Verband eingelaufenen zahlreichen Dank- schreiben außer allem Zweifel steht. Nur sind die- selben teilweise vom Juni datiert, während die Gaben schon au Weihnachten zur Austeilung hätten ge- langen sollen. Die dortigen Verkehrsmittel sind oder waren damals eben für den Kriegsbedarf so stark in Anspruch genommen, daß die Beförderung der Liebesgaben im Innern des Landes sich sehr verzögert hat.
Neuenbürg, 21. Okt. Der Septembernummer der Schwarzwaldblätter war eine allen Wanderern hochwillkommene Uebersichtskarte der „Höhenwege" beigelegt. Die Oktoberuummer enthält die Fortsetzung der frischen Reiseschilderung „O Schwarzwald, o Heimat, wie bist du so schön!"; der Schluß der topographischen Aufnahmen „vom Kinzigtal zum Heimbachursprung" von Hang; den Schluß des ge- schichtlichen Artikels „Aus Calws Vergangenheit"; prächtige Bilder mit erläuterndem Text vom „Oeden- wald", dem Killgußhof bei Schömberg-Freudenstadt; eine Schilderung der Sankenbachwasserfälle bei Baiersbronn, und einen Bericht über eine kurze Wanderung im „untern Jagsttal" von Bolz-Heil- bronu. Hofrat Dr. Wurm bringt zu der Notiz „Alte Steine bei Teinach" einige sachliche Bemerk- ungen. Nachrichten aus den Bezirksvereinen und Bücherschau bilden den Schluß der gehaltvollen Zeitschrift. Interessant ist auch eine Mitteilung über die Feststellung des Zeitaufwands für zurückzulegende Wege. Die Regel lautet: Der Fußgänger legt den Kilometer bei normaler, also mäßiger Bewegung in etwa 12 Minuten zurück. Bei stark ansteigendem Weg kommen für je 100 Meter Steigung 15 Minuten dazu. In zahlreichen Fällen wurde gefunden, daß die Regel ein annähernd richtiges Ergebnis liefert.
** Feld renn ach, 23. Olt. Heute vormittag wurde alt Ludwig Hummel von Pfinzweiler, ein ehrwürdiger, gediegener Greis, fast 72 Jahre alt, mit großem Trauergefolge zu Grabe getragen. Er ist einer Lungenentzündung unerwartet rasch erlegen. Ruhe sanft!
Pforzheim, 23. Oktbr. (Selbstmordversuch.) In verflossener Nacht gegen 2 Uhr hat sich der 20 Jahre alte Goldschmied Johann Oechner in Brötzingen mit einem Revolver in selbstmörderischer Absicht zwei Kugeln in die rechte Schläfe gejagt. Die Verwundungen sind so schwer, daß der Verletzte ihnen wohl erliegen wird. Der Selbstmörder kam in der oben genannten Zeit betrunken nach Hause und gab seinem im Bette liegenden Vater zu er- kennen, daß er sich erschießen werde, worauf er auch gleich nachher die Tat ausführte.
Durlach, 23. Oktbr. Ein schweres Unglück ereignete sich gestern vormittag gegen 9 Uhr im hiesigen städtischen Gaswerk. Ein neuerstellter Gasometer sollte angeschlossen werden, wobei durch das ausströmende Gas eine Explosion erfolgte. Der Kaatl war in der ganzen Stadt hörbar und Fenster und Türen zitterten. Von den bei dieser Arbeit beschäftigten und in der Nähe befindlichen Personen wurden 8 erheblich verletzt, davon 2 sehr schwer.
Leiste Nachrichten u. Telegramme»
Karlsruhe, 24. Okt. Das heute zwischen den Blockparteien (Nationalliberale, Demokraten, Freisinnige) und der Sozialdemokratie getroffene taktische Abkommen für die Stichwahlen verpflichtet die Sozialdemokraten, in 12 Bezirken für die Blockkandidaten einzutreten, während die Blockparteien in
5 Bezirken für die Sozialdemokraten einrreten. In
6 Bezirken, wo Stichwahlen zwischen Blockkandidateu und Sozialdemokraten stattfinden, wird der Kampf ausgesuchte«. Das Zentrum beharrt in 10 Bezirken bei lernen Kandidaten, unterstützt in 4 Bezirken den Kandidaten der Konservativen, bezw. denjenigen des Bundes der Landwirte, und hat in 6 Bezirken, wo die Blockparteien und Sozialdemokraten sich gegenüber stehen, Wahlenthaltung proklamiert. Die konservative Partei wird bei den Stichwahlen für sich allein Vorgehen.
Petersburg, 24. Okt. Die Frage des Ausstandes der Eisenbahubeamteu in Petersburg ist noch nicht entschieden. Die Agitatoren halten den allgemeinen Ausstand sür nötig, besonders den der Tetegraphenbeamten, weil es daun möglich sein würde, den Zugverkehr zu unterbrechen. Die endgültige Entscheidung wird bis spätestens Samstag erwartet.
SMU" Hiezu zweites Blatt. "WK