überflog, in hiesiger Badestadt. Auf 9 Uhr war glänzende Beleuchtung der Burgruine angesagt und im neuen Kurpark harrte das Publikum gespannt der Dinge, die da kommen sollten. Da plötzlich tauchte über der alten Lindenallee in weißstrahlendem Licht eine Feuerkugel empor und in majestätischem Bogen überquerte sie das Tal, einen leuchtenden Streifen nach sich ziehend, und verschwand hinter dem Schloßturm im nächtlichen Dunkel des Schwarz­waldes. Allgemein war die Anerkennung für die rffeklvolle Einleitung der Schloßillumination und erst später brach sich die Erkenntnis Bahn, daß hier ein astronomisches Ereignis der Kurverwaltung bei ihrem löblichen Unternehmen unter die Arme ge- griffen hatte. Möge auch ihren ferneren Veranstalt, urigen ein solch .günstiger Stern" leuchten, dann kaun's ja nicht fehlen! (S. M.)

Pforzheim, 9. August. Die hiesigen Turner und die der Umgegend haben auf dem Kreis turn- fest in Pirmasens vortrefflich abgeschnitten. Im Bereinswetturnen wie im Einzelturnen sind erste Preise hierher gefallen. Im Vereiuswetturnen er» langten erste Preise die Pforzheimer Vereine Turn- verein, Turnerbund, Turngesellschaft (Hache!) und Turngesellschaft Pforzheim-Neustadt, ferner Turn­verein Brötzingen und Turnverein Niefern, also 6 von 30 Vereinen, welche den Eichenlaubkranz mit Schleife und Diplom erhielten, ferner in der 2. Ab­teilung (2030 Turner) die Turnvereine Enzberg, Erfingen, Kieselbronn und in der 3. Abteilung (unter 20 Turner) die Turnvereine Eisingen, Oeschel- bronn, Büchenbronn, Dillweißeustein, Jspringen, Dürrn, Hohenwarth, ferner in der 2. Klasse (Eichen­laubkranz) 2. Abteilung die Turnvereine Eutingen und Dietlingen, und 3. Abteilung die Turnvereine Unterreichenbach-Dennjächt und Wilferdingen. Im Sechskampf (Kunstturnen) fielen von 47 Preisen hierher der 1. auf Adolf Schirmer (Turnverein), welcher schon in Indianapolis (Amerika) dieses Jahr einen so hervorragenden Preis (den 4.) errungen, der 4. auf Karl Reif (T.-V.), der 10. auf Gustav Schüller (T.-V), der 13 auf Max Müller (Turner­bund) rc. rc. Die 5 hiesigen Vereine, einschließlich der Brötzinger, holten sie jeder mit besonderer Musik­kapelle am Bahuhof ab. von wo sie durch die Luisenstraße usw. in ihre Lokale marschierten, voraus die preisgekrönten Turner, die mit laut schallendem Gur Heil!" bewillkommnet wurden. Eine unge­heure Menschenmasse bildete auf dem Weg Spalier.

** Pforzheim, 10. August. Heute vormittag vergiftete sich auf dem Friedhof die von ihrem Mann getrennt lebende Ausläuferin Marie Huck aus Furcht vor einer gerichtlichen Verurteilung.

** Pforzheim, 10. Aug. Kurz vor 12 Uhr heute vormittag schlug der Blitz in die Scheuer .des Landwirts Gust. Friede. Schneider. Das Feuer, das wegen Wassermangel nur schwer bekämpft werden konnte, zerstörte Scheuer, Stall und Schopf und beschädigte noch das Wohnhaus. Vieh und Mobiliar konnte zwar gerettet werden, doch ver- brannten die Erntevorräte. Der Schaden ist ziemlich bedeutend.

kaltem Gruße an dem Polen vorüber, den Weg zurück, den ich gekommen war.

Glücklicherweise folgte er mir nicht, und ich er­reichte ohne weitere Begegnung die Veranda des Kurhauses, auf der sich mittlerweile fast die ganze Kurgesellschaft eingefunden halte, um an kleinen Tischen den Morgentrank einzunehmen. Fräulein Lilienbeil rief mich mit ein paar Scherzworten an den ihren, wofür ich ihr sehr dankbar war.

Welch kindisches Geschöpf ich doch bin! So ent­wöhnt vou allem Umgänge mit den Menschen, so weltfremd geworden, daß mir dieses harmlose Aben- teuer schon einen peinlichen Eindruck hinterließ, der sich nur langsam verwischte I Sah ich doch im Geiste noch stundenlang den eigentümlich durchdringenden Blick dieses Mannes, der mir so gar nicht mit seinen kühlhöflichen Worten zu harmonieren schien!

Fräulein Lilienbeils munteres Geplauder riß mich bald aus meinem Nachdenken. Neben meine Tasse legte die Doktorin freundlich lächelnd die Zeitung, die mir meine alte Friederike schickt. Briefe nachzu­senden, hat ihr ja der alte Sanitätsrat strickte verboten.

Der Doktor war in der Nacht zurückgekehrt und wünschte mich nach dem Frühstück zu sprechen. Ich fand einen großen, starken, jungen Mann mit sehr jovlalem Wesen und herzerquickendem Lachen, ein Paar kräftige Schmisse im Gesicht, die an den alten Korpsstudenten gemahnten, und mit dem allerüppigsten, blonden Krauskopfe, den ich je bei einem Manne gesehen habe. Seine klugen, blauen Augen beob-

Simmersfeld, 10. Aug. Das im Konkurs befindliche Mühleanwesen mit ca. 31 Morgen Gütern des Georg Adam Blaich zur Schiltmühle wurde nunmehr von einigen Gläubigern um die Summe von 15800 gekauft, nachdem zuvor von der hiesigen Gemeinde für die Mühle samt ca. 15 Morgen beim Gebäude 5550 -/A. und für die übrigen ca. 16 Morgen Güter von einigen hiesigen Bürgern 9100 -/A, somit im ganzen 14650 augeboteu waren. Die Gläubiger verkauften die Mühle samt ca. 15 Morgen Güter beim Haus sofort wieder um 7100 an Oekonom Reinhard in Fünfbronn und die übrigen 16 Morgen Güter Partienweise für 9800 somit wurde ein Gesamterlös von 16900 Mark erzielt. Die hiesige Gemeinde, sowie die Stadt­gemeinde Altensteig beabsichtigten die bei der Mühle gelegenen Güter zur Arrondierung ihrer Waldungen zu erwerben, was aber «egen des Kaufs der Gläu­biger nicht gelang.

Calw, 9. August. Auf den heute stattgehabteu Viehmarkt waren zugeführt<14 Pferde, 380 Stück Rindvieh, 32 Körbe Milchschweine und 62 Stück Läuferschweine. Verkauft wurden etwa 150 Stück Rindvieh. Erlöster Preis für Ochsen 7001062 für Kühe 250420 ^ Der geringe Futterertrag ließ die Preise etwas sinken. Auf dem Schweine- markt ging der Verkauf lebhaft. Milchschweine wurden zu 2545 und Läufer zu 50100 -/A Pro Paar bezahlt.

vermischtes.

Berlin, 9. Aug. Die Polizei fand morgens in der Wohnung des Mechanikers Charlet dessen Ehefrau und vierjähriges Töchterchen vergiftet vor. Charlet selbst hatte sich in Brust und Hals geschossen. In Anwesenheit der Polizeibeamten kam er zum Bewußtsein, worauf er sich einen weiteren Schuß in die Schläfe beibrachte. Schlechte Vermögens­verhältnisse sollen Charlet zur Tat getrieben haben.

Bayern hat seine Haberfeldtreibeu, Hannover die sogen. Sensenkouzerte. Sie finden nächtlicher- weise in der Gegend der Deisterberge statt und werden denen dargebracht, deren Leben in sittlicher Hinsicht Anstoß erregt. Nicht selten müssen hier unbestimmte Gerüchte herhalten, so daß schon über manche grundlos schweres Leid gebracht worden ist. Kein Wunder, daß die Behörden hiergegen scharf Vorgehen, zumal die Sensenmänner einen Höllen- spektakel machen und die zotigsten Lieder dabei fingen. Aber nur selten gelingt es, die Täter abzufassen. Dieser Tage hatte sich ein junger Bursche, der an einemSensenkonzerte" teilgenommen, vor dem Strafrichter in Hannover zu verantworten. Das Gericht erkannte auf zwei Wochen Gefängnis.

Hundstagsscherz. Eine Kleiderfirma in Halle erbot sich, für 40 ^ einenvollständigen Sommeranzug für Knaben" zu liefern. Eine söhne- reiche Familie auf dem Land bei Merseburg be- schloß, sich dieses fabelhaft günstige Angebot zunutze zu machen und bestellte gleich vier Stück solcher An­züge. Umgehend kam die Sendung, die jedoch durch geringen Umfang auffiel. Was enthielt sie? Vier

achteten mich scharf, während er mich begrüßte. Er nahm dann mit ein paar entschuldigenden Worten an seinem Schreibtische Platz, um den Brief des Sauitätsrats zu lesen. Ich saß ihm gegenüber und sah, wie ein heiterer Ausdruck fein Gesicht dabei überflog; schließlich brach er in ein herzliches Lachen aus und rief:Er bleibt doch stets der Alte, der gute Weber!" Dann reichte er mir freundlich die Hand und sagte:Mein verehrtes Fräulein, Ihr alter Freund wünscht keinerlei Kurmethoden für Sie, sondern verordnet Ihnen nur Ruhe, Spaziergänge, freundliche und heitere Eindrücke. Wir wollen uns an seine Vorschrift halten, in recht fröhlichem Ver­trauen, daß sie sich bald wieder frisch fühlen werden. Es ist nicht schwer, sich hier einzuleben, wenn man den guten Willen mit bringt wir haben eine ganze Anzahl liebenswürdiger und angenehmer Menschen in unserem Kreise und harmlose Freund- lichkeit läßt uns am ersten die erklärliche Scheu über­winden!"

O! Der feine Menschenkenner!

Er lächelte, erhob sich, und ich zog mich zurück, froh der völligen, durch keine Kur eingeengten Frei- heit, packte meine Sachen aus, richtete mich häuslich in meinem Zimmerchen ein und schreibe Dir nun am offenen Fenster diesen ersten Bericht aus der Waterkunst", wie Onkel Bräsig sagt. Antworte mir erst, wenn Du Dich Wohl genug fühlst!

Getreu Deine Klara.

(Fortsetzung folgt.)

Badhosen! Zuerst war man sehr entrüstet über de« Reinfall, dann aber tat man das beste, was mau tun konnte: man lachte über die eigene Dummheit, geglaubt zu haben, man könne für 40 ^ wirklich Rock, Hose und Weste bekommen.

(Strenger Befehl.) Soldat (zur Köchin, die häufig ihre Stellung wechselt):Bei der Herrschaft bleibst jetzt, Ceuzi, dös will ich d r sagen; der ewige Wechsel in der Kost Paßt mir net!"

(Bescheid.)Sie haben wohl keine Ahnen, Herr von Schulze?"Haben Sie ne Ahnung: mehr als Sie ahnen!"

Letzte Nachrichten u. Telegramme»

Berlin, 10. Aug. Zur Frage der Entschädigung der durch das Eisenbahnunglück bei Spremberg Verunglückten und Geschädigten bemerkte die Nordd. Allgem. Ztg., daß die Eisenbahndirrktion in der Lage ist, aus den ihr zur Verfügung stehenden Fonds Vorschüsse auf Eutschädigungsforderungeu zu leisten und den zu Schaden Gekommenen oder deren Hinter­bliebenen Unterstützungen zu bewilligen.

München, 10. August. Bei den verschiedenen Probefahrten, die auf der Automobil-Rennstrecke auf den Kesselberg gemacht wurden, hat sich bei dem Rennfahrer Braun, welcher mit einem lOOPferdigen Mercedes-Wagen fährt, ein Resultat von 6 Min. 54 Sek. auf 7 Kilometer ergeben; die Strecke besteht bekanntlich zum größten Teil aus Serpentinen. Die Rennstrecke im Forstenrieder Park, wo am Sonntag gefahren werden soll, ist vollkommen eben; die dortige» Probefahrten haben Zeiten ergeben, welche, auf die Stunde übertragen, 150 Kilometer pro Stunde ergeben würden.

Portsmouth, 10. August. (Reuter.) Die Japaner haben den Russen die Friedeus- bedinguugeu schriftlich überreicht.

Portsmouth, 10. Aug. (Reuter.) Im Ver- laufe verschiedener Privatgespräche äußerte Witte, daß er der Zahlung einer Kriegsentschädigung energi- scheu Widerstand entgegensetze. Berichte aus japaui- scheu Kreisen besagen aber, daß auch die mildesten Bedingungen eine Entschädigung für die ungefähren Kriegskosten enthalten, die auf 600 bis 800 Millionen Dollars geschätzt werden. Dies zeigt den weiten, wenn nicht unüberbrückbaren Unterschied zwischen den Parteien. Es ist jedoch möglich, daß Rußland sich zu Kompensationen verstehen würde, z. B. dafür, daß die Japaner auf den Besitz Sachalins verzichten, der ihnen die Herrschaft über die ganze sibirische Küste sichern würde.

London, 10. Aug. 80 Offiziere des in Ports- mouth liegenden französische» Geschwaders besuchten heute London, dessen Straßen festlich geschmückt waren. Im Arsenal von Portsmouth hatte der Bürgermeister der Stadt 200 britische und französische Deckoffiziere zu einem Mahl geladen. Auf einen Trinkspruch des Bürgermeisters auf die französische Flotte erwiderte Admiral Caillard, indem er seinen Dank für den Empfang aussprach und darauf hin­wies, daß der Kanal Frankreich von England nicht trennen, sondern die beiden Länder verbinden müsse.

Radikale Zahlmethode. Eine eigentümliche Art und Weise des Bezahlens hatte der schwedische Oberstleutnant Bönenburg, der gegen Ende des dreißigjährigen Krieges fiel. Er war ein tapferer und lustiger Mann, hatte aber wenig Geld, trotzdem lebte er überall herrlich und in Freuden, ohne jemals zu bezahlen und ohne auch von dem Wirt dazu an­gehalten zu werden. Einst wurde er gefragt, wie er es eigentlich anfinge, stets ohne Bezahlung davon zu kommen; da meinte er, das wäre sehr einfach: wenn er morgens aus dem Wirtshaus weg ritte, so bete er immer ein Gebet, das ihm sein Wirt nach- beten müsse und das folgendermaßen laute:

Ich bin fromm und geduldig,

In allen Wirtshäusern bin rch schuldig.

Läßt mir aber Gott das Leben,

Ich will dem Wirt keinen Heller, keinen Pfennig geben; Und wo der Schelm mich wird mahnen,

So wünsche ich, daß er möge verblinden, verkrümmen und

soerlahmen.

Nach diesem Gebet verlange kein Wirt mehr Bezahlung; und da er niemals um Geld angegangen werde, so ritte er stets in dem Bewußtsein fort, nichts mehr schuldig zu sein.

(Kindermund.) In einer Volksschule erzählt ein Lehrer den Elemeutarschülern die Gedichte von Eva und der Schlange im Paradies. Er schließt mit den Worten: Auch in den Herzen der Menschen wohnt eine Schlange, die den Menschen zum Bösen verführt. Welche Schlange ist das Wohl!" Ein einziger Schüler meldet sich durch Handerheben und antwortet siegesgewiß:Der Bandwurm!"