geschaffen hat. Die Buchdruckerei Birkner u. Brecht hat, nach dem vorliegenden Heft zu urteilen, mit der Festzeitschrift sich solle Mühe gegeben, mit ihr ein Erinnerungsblatt von bleibendem Wert herzustellen, und dem Preßausschuß mit Hrn. Bankier H. Früh auf an der Spitze gebührt das Verdienst, das durch seine unermüdliche Tätigkeit und Fürsorge ermöglicht zu haben. Trotz des splendiden Gewandes und des wertvollen Inhalts kostet die Einzelnummer nur 25 ^ und ein Abonnement auf alle 7 Hefte zu­sammen nur 1 ^ 50 Jeder Schütze und jeder Psorzheimer Einwohner wird an den prächtigen Heften seine Helle Freude haben.

Pforzheim. Der ortsübliche Taglohn gewöhn, licher Tagarbeiter ist in der letzten Sitzung des Be. zirksrats für erwachsene männliche Personen auf 2.70 l/E. für erwachsene weibliche auf 1,80 für jugendliche männliche (unter 16 Jahren) auf 1,60 und für jugendliche weibliche Personen auf 1,20 ^ erhöht worden. Die Neufestsetzung tritt nach Ablauf von 6 Monaten, also mit dem kommenden neuen Jahr in Kraft.

vermischtes.

Kiel, 30. Juni. (Der Kaiser und die Matrosen). Die loyale Presse erzählt: Während am Montag der Kaiser sich zur Informierung auf einer Ver­suchsfahrt an Bord des Turbinenkreuzers .Lübeck" befand, wurde, wie üblich, um 12 Uhr den Matrosen das Mittagessen .serviert", d. h. es wird in großen Gefässen bereit gehalten und Jan Maat holt sich einen Teil in seiner Back. Der Kaiser sah eine zeitlang wohlgefällig dem Treiben zu; dann trat er unter die Schmausenden und fragte: ,Na, Kinder, was gibt's denn heute?" .Erbsen, Majestät", war die Antwort.Ja, dann laßt doch mal schmecken, ob sie gut geraten sind", gab der Kaiser zurück, und im Nu hatte er ein volles Maß vor sich und auch nicht zu wenig Pökelfleisch darin. Sichtlich mit Appetit verzehrte er seine Portion bis auf den kleinsten Rest. .Das ist ja ein großartiges Essen, was?" meinte er dann.Jawohl, Majestät!" antwortete jetzt' aus innerster Ueberzeuqunq der Chor der Blaujacken. -

In Rheinzabern gossen, demPf. K." zu- folge, die sieben- und die elfjährige Tochter des Maurers Kauffmann in Abwesenheit der Eltern Petroleum ins Herdfeuer. Die Kanne explodierte. Beide Kinder starben infolge der schrecklichen Brand­wunden.

Auf der Zementfabrik Göschwitz bei Jena explodierten Samstag früh 40 Zentner Pulver. Fast alle Fenster im Orte wurden zerschmettert, viele Dächer abgedeckt. Im Bahnhofsgebäude sind arge Verwüstungen durch Luftdruck und Flugsteine ange- richtet worden. Ein Mann ist verletzt, tot niemand. Die Ursache ist anscheinend in Selbstentzündung durch Zersetzung infolge der Hitze zu sehen.

Eine nette Hundegeschichte wird dem St. Hubertus durch einen Leser aus Baden mitgeteilt. In Karlsruhe lebte bis zum Anfang der 80er Jahre ein Spezereikrämer namens Herlan, ein gescheiter

langen Armen und einem schleichenden Gang, roten Haaren, welchen die fleißige Benutzung eines Blei­kammes eine bläulichbraune Farbe gab, schmalen, zusammengekniffenen Lippen, gebogener Nase und stahlgrauen, stechenden Augen. Dieser Blick hatte etwas Unheimliches, Kaltes, Lauerndes und Beob­achtendes; es war ein Blick, dem nichts entgeht, der alles steht und erspät. Hierzu kam noch der düstere Ernst, der in diesem unschönen Antlitz wohnte. Man mH es nie lächeln; das einzige, was in dieses Ge­sicht etwas Abwechslung brachte, war ein höhnisches Zucken um die Mundwinkel, das aber nur selten und chr einen Augenblick wie ein plötzlich aufleuchtender Blitz^über diese markanten Züge dahin huschte.

Johnson benahm sich übrigens zum großen Er­staunen der Richter, des Kriminalbeamten Tuffon und der Zeugen während seiner erstmaligen Ber- nehmung so legere und gewandt, leicht und sicher und tat mit allem, was man Gerichtstechnik nennt, so vertraut, daß man annehmen und glauben mußte, er Me die längste Zeit seines Lebens vor Richtern und im Gerichtssale zugebracht, statt in den Comptoiren tugend^ ^bensanschauungen und steifleinener Krämer-

Nach seinen Personalien befragt, gab er dieselben präzis, genau und ruhig an. Er wurde nicht im geringsten verwirrt oder verlegen, als ihm der Richter ein ^ in seinen Papieren oder Zeugnissen

r e bemerkbar mache, die um so unangenehmer i - als gerade über die Zeit vor dem Eintritte

oas Haus Forbes bis zu seinem Austritte aus

Mann, dessen Sarkasmen ebenso bekannt wie ge- fürchtet waren. Er saß eines abends imWald- Horn", dem jetzigenLandsknecht", gegenüber dem Prinz Wilhelm - Palais und speiste. Einen Hund, der ihn belästigte, scheuchte er mit der Serviette fort. Da schnaubte ihn vom Nebeutische her ein Lakai an mit den Worten: .Was fällt Ihne ein? Der Hund g'hert m Prinzen Wilhelm!" .So!" erwiderte der Angefahrene spöttisch: Ei, da bende Sie 'm doch ain von Ihre Liwreeknöpf an' Schwanz, damit mer auch weiß, mit wem mer die Ehr' hat."

Menschenfressende Zigeuner. Eine fast un- glaubliche Nachricht über menschenfressende Zigeuner wird aus Jäßbereny gemeldet: Die Gendarmerie verhaftete dort eine aus 20 Mitgliedern bestehende Zigeunerkarawane, die schon seit langem im Verdachte stand, kleine Kinder zu rauben, um sie. wie man vermutete, zum Betteln zu verwenden. Es fiel aber auf, daß man bei den Zigeunern nie fremde Kinder vorfand. Nun gelang es der energisch fortgesetzten Untersuchung, der Sache auf den Grund zu kommen; es wurde festgestellt, daß der Zigeunerhäuptling die geraubten Kinder töten ließ, worauf die Bande sie verzehrte. Erhärtet wurde dieser kaum glaubliche Fall durch den Umstand, daß auf dem Wagen der Karawane eine zerstückelte Kindsleiche gefunden wurde ; auch sagten die Zigeuner aus, ihr Häuptling allein habe achtzehn Kinder aufgegessen. Die Kara- wane kam aus Siebenbürgen und hat auch die meisten Greueltaten dort verübt. Die Gendarmerie hat die weitestgehenden Recherchen eingeleitet.

Juli.

Der Juli, der vorgestern seinen Einzug gehalten hat, der siebente Monat des JahreS, war nach dem ältern Kalender der Römer, die ihr Jahr mit dem März begannen, der fünfte Monat; er hieß daher QuintiliS. bis er zu Ehren des großen Staats­mannes Julius Cäsar, der in diesem "Monat geboren war, den Namen Julius erhielt. Im Kalender Karls des Großen hieß er Heumond", weil ge. wohnlich der Schluß der Heuernte in ihn fällt. Der Juli liebt ein schönes Kleid. Nach dem Mai ist er inbezug auf die Farbenpracht der Blumen der strahlendste, schon durch die Königin der Blumen, der Rose, die nun durch ihre Fülle die Natur verschönt. Mit freundlicher Mine tritt der Juli dem Menschen entgegen, ihm Lust und Freude spendend. Das Herz erfreut der goldene, warme Sonnenschein, das Auge ergötzt der Blumen Menge, und den Geruch umschmeichelt der Duft des Lindenbaumes, der im Juli in vollster Blüte steht, weshalb dieser wohl auch der Lindenmonat genannt wird. Die Wiese spendet den aromatischen Duft des Heues, und der Wald atmet gerade in der drückendsten Hitze lungen­stärkendes Ozon am meisten aus, zur Erquickung und zum Ergötzen des Wanderers. Dem Geschmacke nickt einladend die Kirsche auf dem Baume und die Beere des Waldes zu. Ebenso reift die Julisonne die unendliche Zahl der mehlreichen Körner in den schwellenden Aehren, und die schwankenden Halme können oft kaum den Segen der Ernte tragen. Wenn je zu einer Zeit das Paradies auf Erden

dem Großkaufmannshause Watterson u Cie. in New- Aork also neun Jahre zurück keinerlei Aus- weise vorlägen.

Was haben Sie also während dieser neun Jahre für eine Beschäftigung gehabt?" fragte ihn der Richter.

Während dieser Zeit", erwiderte Johnson,war ich auf See."

Dann müßten Sie aber doch Papiere besitzen, die Ihre Aussage bestätigen" entgegnete der Staats- anwalt.

Meine Papiere sind mir samt und sonders bei einem Sturm auf dem Meere verloren gegangen. Es war mir nicht möglich, Duplikate zu erhalten. Wo dies möglich schien, habe ich es versucht, wie Sie sich ja selbst überzeugen können, denn alle Papiere, die das Gericht von mir in Händen hat, find in Duplikaten angefertigt."

Der Staatsanwalt überzeugte sich von der Richtig­keit dieser Angabe.

Wie war das Verhältnis zwischen Ihnen und dem verstorbenen Mr. Forbes?" fragte der Staats- anwalt.

Unser Verhältnis war das denkbarst günstigste und beste. Ich genoß das unumschränkte Vertrauen meines Chefs", erwiderte Johnson mit fester Stimme.

.Ja, sagen Sie. Andere Leute sagen das Gegenteil."

Und darf ich' bitten, mir die Namen dieser anderen Leute zu sagen?"

.Nun, wenn Sie wollen, zum Beispiel General­direktor Dr. Matthes."

»och zu finden ist. so schafft es der Juli, der Wonne und Schönheit mit Reichtum paart. Der Landmann wünscht sich de» Juli trocken und heiß:

Im Juli warmer Sonnenschein Macht alle Früchte reif und fein.

Oder

So golden die Sonne im Juli strahlt,

So golden sich der Roggen mahlt.

Dagegen

Ist der Juli kühl und naß,

Bleibt leer Scheune und Faß.

Dasselbe gilt von den Hundstageo, die am 23. Juli beginnen, denn eine alte Bauernregel sagt:

Hundstage hell und klar,

Zeigen an ein gutes Jahr;

Werden Regen sie bereiten,

Kommen nicht die besten Zeiten.

In unserer Zeit ist der Juli zu einem eigentlichen Reisemoaat geworden; das Erholungsbedürfnis, die Schul- und anderen Ferien, die meist anhaltend günstige Witterung in diesem Monate, der auch durch seine langen Tage den Ausflügen den reichsten Raum gewährt, haben die Reisemode derart begünstigt, daß sich das Reisefieber auf alle Stände und Klaffen verbreitet hat. Es ist daher auch im Interesse der Ausflügler und Ferienreiseuden zu wünschen, daß der Juli schönes Wetter bringt, denn

Der Juli voller Sonnenschein Wird jedermann willkommen sein.

Letzte Nachrichten u. Telegramme -

Paris, 1. Juli. Der deutsche Botschafter begab sich heute nach dem Ministerium des Aeußem, um mit dem Ministerpräsidenten zu konferieren.

Paris, 1. Juli. (Havasmeldung.) Minister­präsident Rouvier hat dem deutschen Botschafter ein Schriftstück übergeben, das mehr eine Notizenauf­stellung als eine diplomatische Note ist und die Punkte zusammenfaßt, zu denen man im Laufe der bisherigen Unterredung gelangt ist. Man glaubt, daß die heutige Unterredung den vorbereitenden Abschnitt der Unterhandlungen beendet hat und daß in der ersten Unterredung, die Rouvier in der kommenden Woche mit dem deutschen Botschafter hat, die Ver- ständigung über das Prinzip der Konferenz und über die Bedingungen, unter denen Frankreich ihr zustimmt, offizielle Gestalt annehmen werde.

London, 2. Juli. Die Bevollmächtigten Ruß- lands bei den Friedensverhandlungrn in Was­hington werden Baron Rosen und Graf Murawjeff, diejenigen Japans Baron Komura. Minister der äußeren Angelegenheiten, und der japanische Bot­schafter in Washington, Takahira, sein. Es ist mög- lich, daß die beiden Länder noch einen oder mehrere Vertreter ernennen.

Petersburg, 2. Juli. Ein Telegramm deS Generals Linewitsch an den Kaiser meldet: Am Morgen des 29. Juni drängten die Japaner sehr energisch vor. Unsere Vorposten zogen sich zurück. Nachdem Verstärkung unsererseits eingetroffen war, ging der Gegner noch im Laufe desselben Morgens zurück.

Petersburg, 2. Juli. Die von Kriegsminister Ssacharow eingereichte Demission ist angenommen worden.

Ein verächtliches Lächeln zuckte um die Mund­winkel Johnsons, als er diesen Namen hörte."

.Lesen Sie einmal, wie dieser Herr über Sie denkt und urteilt", sprach wiederum der Staatsanwalt. Er sagt auch in diesem, seinem Leumundszeugnis, daß man Ihnen dasselbe nur ganz getrost zum Durch, lesen übergeben solle. Es enthielte für Sie so wie so nichts Neues. Alles das, was darin stünde, hätte er Ihnen schon mehr als einmal mündlich gesagt. Er hält Sie für den Mörder Forbes und ist von Ihrer Schuld fest und unerschütterlich überzeugt. In einem Begleitschreiben an mich fügt er bei, daß ich Ihnen all das heute in der Voruntersuchung Mit­teilen, daß Sie sich aber auf den eigentlichen Ge- richtstag erst gefaßt machen sollten. Er würde an diesem Tage aus seiner Reserve heraustreten und die erdrückendsten Beweise Ihrer Schuld auftischen.'

Johnson las das Verdammungsurteil des Dr. Matthes ruhig bis zum Ende durch, dann überreichte er es mit einemDanke" dem Staatsanwalt.

Was erwidern Sie darauf?" fragte Letzterer.

.Darauf erwidere ich nichts", sagte ruhig Johnson.

Wie kam es, daß Sie Ihre Reise unterbrachen, den Ihnen übertragenen Auftrag Ihres verstorbenen Chefs nicht ausführten und Plötzlich, ohne daß jemand eine Ahnung davon hatte, in Littletown respektive auf VillaWalterscott", wieder eintrafen?"

Das kam daher, daß mir eine dunkle Ahnung sagte, es passierte meinem Herrn irgend ein Unglück."

(Fortsetzung folgt.)