der Radler-Zeitung .Le Globe" geleistet. Dieser Onkel hinterläßt seinem Neffen 225000 Franken unter der Bedingung, daß er sie sich persönlich und in Begleitung seiner Frau auf dem Tandem in der Türkei holen komme. Da § 900 des Code Civil besagt, daß jede testamentarische Klausel, wenn menschenmöglich, zu erfüllen ist, und da Herr und Frau Dalbi das Radfahren nicht einmal erst zu er- lernen brauchen, haben sich sich bereits mit dem Tandem auf den Weg gemacht, zumal sie überzeugt sind, daß 225000 Franken für 12000 zu durchreisende Kilometer immer noch gut bezahlt ist.
(Ein neuer Spezialitätentrik.) Im Hippodrom in London erregt zurzeit eine mechanische Puppe großes Interesse. Wie berichtet wird, ist die Puppe sechs Fuß groß, sie spaziert auf der Bühne umher und reitet nachher in der Arena ein Fahrrad. DaS Pubikum schien geneigt zu zweifeln, daß eS sich um eine wirkliche Puppe handelte, mußte jedoch schließlich doch daran glauben, da der vorführende Manager nicht nur den Kopf der Puppe innerlich elektrisch beleuchtete, sondern dem Fahrradreiter auch Arme und Beine abschraubte.
(Ein findiger Badetheater-Direktor.) Sehr zur rechten Zeit kommt uns rin Aufruf zu Gesicht, den vor mehreren Jahrzehnten der Direktor eines Bade- theatcrs erließ und der jetzt vielleicht vou einem oder dem andern, nicht auf Rosen gebetteten Kollege» jenes Herrn nachgeahmt werden kann. Der Aufruf . stammt von dem damaligen Direktor des Kurtheaters von Salzbrunn, Hrn. Stegemann, und hatte folgenden originellen Wortlaut: »Im Interesse der geehrten Kurgäste erlaube ich mir zu bemerken, daß der Besuch des Theaters auf die Kur selbst von segenreichster Wirkung ist, weil die Abendstunden, in heiterer Unterhaltung und Zerstreuung verlebt, dem Patienten eine stärkende Nachtruhe gewähren, während das Alleinsein in den meisten Fällen die so nachteilige melancholische Stimmung hervorruft und eine unruhige Nacht bringt. Seit 24 Jahren kenne ich Salzbrunn und habe stets die Beobachtung gemacht, daß der Erfolg der Kur bei allen Theater- besuchern ein besserer war, als bei denen, die die Abendstunden in ihrer Behausung znbrachten. — Selbstverständlich ist es notwendig, daß sich der Patient für den Heimweg mit einem Halstuch versieht.' — Ob die Salzbrnnner Kurgäste solcher rührenden Fürsorge für ihr Wohlb.finden widerstehen konnten? . . .
Eine Gift-Farm ist von den amerikanischen Behörden auf den Niederungen des Potomac bei Washington begründet worden. Man will die 40 Millionen Mark sparen, die jährlich für eingeführte Apothekerwaren ausgegeben werden. Große Flächen sind abgestcckt worden für den Anbau von Nacht- schatten, Tollkirschen, rotem Fiugerhut und anderen Giftpflanzen.
(Das Abenteuer eines japanischen Arztes.) Im Dorfe Brie len bei Flandern wurde der japanische Doktor der Medizin Okof, geboren zu Yokohama,
Freundes von ihm, der gleichfalls Fabrikbesitzer ist, zu verheiraten. Ich gab ihm zur Antwort, daß ich niemals einem andere« die Hand reichen werde, als Kenilhorst; weit lieber zöge ich es sonst vor, unver- heiratet zu bleiben. Dies hatte wenigstens zur Folge, daß mein Vater meinen Bräutigam zu sehen und kennen zu lernen wünschte. Als sich nun Kenilhorst vorstellte, drang im Laufe des Gespräches mein Vater in ihn» er möchte doch auf meine Hand Verzicht leisten, und wenn er ihm dieses Versprechen schriftlich gebe, so wolle er kein Opfer scheuen und für seine Zukunft durch Gewährung einer bedeutenden Summe sorge». Empört wies mein Bräutigam eine solche Zumutung zurück, und entrüstet deutet er dabei auf sein Matrosenkleid und erklärte, daß in einer solchen Uniform keine Krämerseele stecke, sondern ein Maun, der Ehre im Leibe hätte, die er Leuten vou dem Schlage meines Papas absolut absprechen müsse. Die Ehre einer Krämerseele, schleuderte er ihm ins Gesicht, finge mit dem Gelde an und höre mit dem Gelde auf. Das bewiese am Eklatantesten das Benehmen und Anfinnen meines Vaters, dem nichts heilig zu sein schiene als Geld, und der selbst daS Glück seines einzigen Kindes zu verschachern suchte. Wenn ihm Papa die Hand seiner Tochter nicht geben wolle, so wäre es gut; dann würde er selbst darauf verzichten und zurücktreten, sich aber einen von solch schwerem Entschluß begleiteten Schritt abkaufen zu lassen, daS hielt er für einen Schurkenstreich. Mein Papa wurde wütend. Solche Worte hatte er nicht erwartet. Aufs höchste gereizt durch die Entschiedenheit und Kühnheit Kenilhorfts, wieS er ihm unter ebenso harten und beleidigenden Worten die Türe.
verhaftet. Was hat der arme Ostafiate verbrochen? Okof, der bei seiner Verhaftung sein ärztliches Diplom vorzuzeigen imstande war, war zu Beginn des Krieges gegen Rußland den Lazaretten der Kurokischen Armee zugeteilt. Nach der Schlacht von Liaujaug erschienen in einem Blatte Tokios mehrere kritische Artikel über gewisse Mißstände im japanischen Sanitütswesen, und man argwöhnte iu ihm den Verfasser. Er sollte vor ein Kriegsgericht gestellt werden, zog aber die Flucht vor. Doktor Okof hatte 7000 Fr. bei sich. Damit gelang es ihm, auf einem französischem Schiffe nach Marseille zu entkommen. Er besaß nur sehr oberflächliche Kenntnisse der französischen Sprache; seine ärztlichen Zeugnisse waren ihm also von keinem Nutzen. Er wunderte daher von Stadt zu Stadt, ohne Zweck und Ziel, und sah dabei seine Gelder gewaltig zusammen- schmelzen. Als man ihn in Brielen als Landstreicher verhaftete, bestand sein ganzes Eigentum noch aus 18 Centimes. Vermutlich wird der arme Flüchtling jetzt der Brüsseler japanische« Gesandtschaft ausgeliefert werden. _
Eine ganze russische ESkadrou Ulanen ist in voller Ausrüstung mit ihren Offizieren nach Oester- reich desertiert, um nicht in deu Japancrkrieg ziehen zu müssen. Der .Tag' bringt folgendes Gedicht darüber:
Wohlauf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd,
In das schöne Oest'reich gezogen!
Im Felde, da wird man gar leicht versehet,
Da kommen die Kugeln geflogen.
Da ist man 'ne Leiche, eins, zwei, drei,
Was soll der Soldat in der Mandschurei?
Unser Hauptmann und uns're zwei Leutenanis,
Die sind nicht für Blutvergießen.
Sie lieben den Frieden so voll und ganz Und nicht das Hauen und Schießen.
Sie reiten voran und frisch und frei,
Hurra — aber nicht in die Mandschurei.
Drum srisch, Kameraden, den Rappen gezäumt,
Laßt uns in die Freiheit marschieren!
Die Jugend brauset, das Leben schäumt,
's wär' schade, so jung es verlieren.
Und setzen wir nicht das Leben ein,
Nie kann uns das Leben verloren sein.
(Aergerlich.j Köchin: »Das ist doch zum Ver- zweifeln. Stehe ich da eine halbe Stunde und warte, daß die Milch kochen soll, und kaum bin ich 5 Minuten weggegangen, da ist sie schon übergelaufen.'
(Probates Mittel s .In der Nähe des Bahnhofes kriegt man immer e ordentliches Reisefieber! Nicht wahr, Isidor?' — .Gewiß. Aber ich habe ein gutes Mittel dagegen: Ich denk' an mein Porte- monnaie, sofort bin ich fieberfrei."
(Voreilig.) Er (ärgerlich): .Schon wieder in Tränen gebadet, Luise? ... Na, meinetwegen, Du sollst das neue Kleid haben, das Du Dir gewünscht hast!' — Sie: .Wie gut Du bist, Eduard! .... Ich hatte zwar jetzt nur Zahnschmerzen!"
(Im Auskunftsbureau s .Ich möchte mir gerne über meinen künftigen Schwiegervater einige Auskünfte einholen!' — .Das heißt wohl: mich über seine Einkünfte ausholen?!'
Dieses Zwiegespräch wurde erregt und laut ge- I
führt, so daß es sowohl von mir als vom Dienst- > Personal gehört werden konnte. Mein Bräutigam stürzte fort und irrte im Garten umher. Er wollte „Walterscott" nicht eher verlassen, ohne mich noch einmal gesprochen und mir das Ergebnis seiner Unterredung mitgeteilt zu haben. Kenilhorst wollte mir noch sagen, daß er auf meine Hand verzichten und deshalb aus ewig Abschied von mir nehmen müsse. Mit der Hoffnung, mich am nächsten Morgen noch zu sehen, verbarg er sich iu einem Gartenhäuschen des Parkes und schlief dort, ermüdet von den Auf- regungen des Tages, ein. Mein Papa begab sich alsbald nach dem vorgefalleneu Streite gleichfalls zur Ruhe und stand nicht wieder auf; er wurde in der gleichen Nacht ermordet. Heute früh wurde er tot aufgefunden, der Körper hing aus dem Bette, und eine klaffende Wunde am Halse zeigte, wie er ums Leben gekommen war. Der Verdacht lenkte sich sofort auf Kenilhorst, der, wie ja alle im Hause wußten, mit Papa am verflossenen Abend Streit gehabt hatte. Man durchsuchte Villa und Park, um vielleicht einige Anhaltspunkte über die Spur des Täters zu erhalten, da fand man ihn im Garten- Häuschen auf einem kleiueu Bambus-Sopha blutüberströmt eingeschlafen. Neben ihm lag ein blutiges
Bowie-Messer, wie-'
Der Präsident blickte Miß Forbes überrascht und erstaunt an. .Ein Bowie-Messer?' rief er aus. Und blutig? Also dasselbe, mit dem der Mord ausgeführt wurde?"
.Dasselbe," antwortete Fräulein ForbeS.
.Ja, das wäre ja schon ein hinreichender Beweis
Redaktion, Vnuk und Verla- von L. Mrrh in Neuenbürg.
Logogriph.
.Ist mit P das Wort gefällig?"
Fragt der Wirt; wenn sich gesellig Seine Gäste finden ein;
Damit sie sich daran laben,
Denn es sollen solche Gaben Würzig und erfrischend sein
Doch zur Sommerszeit, zur heißen,
Wird das Wort man frischer Preisen,
Wenn es sich mit B stellt ein.
Auflösung des Homonym in Nr. IW.
— Spitz. —
LandwivtscHaMches. "
Zwischen Heu- und Grnmmetschnitt die Wiesen mit Thomasmehl zu düngen, hat sich schon seit Jahren vielerorten eingebürgert, besonders da, wo aus irgend welchen Gründen die früher allein gebräuchliche Herbstdüngung nicht gut durch- zuführeu war. Von der früheren Ansicht, daß nur der Herbst für Thomasmehldüngung — sei es aus Wiesen oder auf Aeckern — die geeignete (Zeit sei, ist man längst abgekommen; heute weiß man, daß dieser Phosphorsäuredünger zu jeder Jahreszeit erfolgreiche Anwendung finden kann, und zwar je früher, desto besser. Speziell für Grasflächen ist eine frühzeitige Düngung um so erwünschter, als dadurch eine bessere Bestockung vor Winter zu n- reichen ist, was einen frühen und kräftigen Austrieb im Frühjahr zur Folge hat.
Anfänglich geschah die Verwendung nach dm 1. Schnitt versuchsweise hauptsächlich auf solchen Grasflächen, die im Herbst oder auch im Frühjahr nicht gedüngt werden konnten. Solche Fälle gibt es ja genug. Wo z. B. nach dem 2 Schnitt das Vieh zum Abweideu hinausgetriebeu wird, ist keine rechte Zeit zur üblichen Düngung nach dem Oehmd- (Grummet-) schnitt; oder wo frühzeitige Ueber- schwemmung die Wiesen trifft, ist ebenfalls die Herbstdüngung in Frage gestellt. Wo dann auch noch im Frühjahr tiefer Schnee oder Ueberflutung bis in deu März oder April hinein die Grasflächen unbetretbar macht, da unterblieb dann früher die Düngung überhaupt. — Aber auch wirtschaftliche Gründe könneu für die Sommerverwendung des Thomasmehls mitsprechen: der Wagenmangel, der im August oder September nie ausbleibt, veranlaßt die vorsichtigen Landwirte zur möglichst frühzeitigen Deckung ihres Bedarfs, aber die Lagerung bis zum Herbst macht Schwierigkeiten, weil Scheunen und Kellerräume gebraucht werden. Diese Lagerungsfrage wird aber leicht gelöst, wenn man das Thomasmehl gleich »ach dem Eintreffen, noch in der Zeit vor der Ernte, auf diese Wiesen bringt; und auch auf Brachschlägen wird es zu dieser Zeit zur Er- gänzuog des an Phosphorsäure stets armen Stalldüngers zweckmäßig ausstreut. Den Rest der rechtzeitig bestellte» Lieferungen verwendet man sofort »ach dem Schälen der Stoppeln, das Unterbringen kann später erfolgen.
I seiner Schuld," sprach der Polizeipräsident. .Man
I fand ihn blutüberströmt?" sagen Sie", fuhr er fort, „wie erklären Sie sich das, oder besser gesprochen, welche Begründung hat Ihr Bräutigam dafür ange- führt. Wie erklärte er dies?"
„Er sagt, und das ist auch wahr, denn mein Bräutigam lügt nicht — er hätte Nasenbluten gehabt."
.Nasenbluten?" wieder ungläubig Mr. Gaffron. „Gerade in der Nacht, in welcher der Mord begangen wurde? Das ist zum Mindesten auffallend."
„Aber bedenken Sie doch, Herr Präsident, die Aufregung tagsüber.'
.Gewiß', versicherte der Präsident, »aber die Richter werden das nicht so ohne weiteres glauben."
.Sie machen mich unglücklich", rief Miß Forbes verzweifelt aus.
„Trösten Sie sich', sprach der Präsident begütigend. „Es kann sich alles zum Besten wenden. Ihr Bräutigam befindet sich bereits im Gefängnisse?"
„Ja, man hat ihn geschloffen weggeführt. Mir wollte das Herz brechen", meinte Miß Mary
Der Polizeipräsident sprach ihr Trost zu.
„Ich kann Ihren Bräutigam nicht vernehmen", erklärte er ihr, „da er sich bereits in den Händen einer höheren Instanz befindet, aber das will ich Ihnen versprechen, daß ich sogleich meinen tüchtigsten Kriminalbeamten nach .Walterscott' schicken werde, damit er eine gründliche Untersuchung dort vornehme."
Damit geleitete er Miß Forbes bis zur Tür seines Bureaus und verabschiedete sich von ihr in der höflichsten Weise.
— (Fortsetzung folgt.) —