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^ 15. Amts- und Anzeigeökatt für den Bezirk Gatw. 78. Jahrgang.
Erscheinungstage: Dienstag, Donnerstag, Samstag, Sonntag. Jnsertionspreis 10 Pfg. pro Zeile für Stadt und Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Dienstag, den 27. Januar 1903
Abonnementspreis in der Stadt pro Vierteljahr Mk. 1.10 incl. Trägerlohn, im Nachbarortsverkehr einschließl. Zustellungsgebühr Mk. 1.20, außer der 10 Kilom.-Zone Mk. 1.30.
Amtliche Aekanntmachimgerr.
Bekanntmachung.
Es wud hiermit zur Kenntnis gebracht, daß der
Eontrollbeamte ver Versicherungsanstalt Württemberg, Ssoksr,
— Amtssitz in Calw — künftighin nur Samstags von 9—12 und 3—K Uhr zu sprechen ist und an diesem Tage in Sachen der Invalidenversicherung Auskunft erteilen wird. Calw, 24. Januar 1903.
K. Oberamt. Voelter.
Tagesneuigkeiten.
Calw. Im Auftrag des „deutschen Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke" wird Pfarrer Gonser von Heilbronn am nächsten Freitag Abend im Saal des George- näums einen Vortrag halten, auf den wir auch an dieser Stelle aufmerksam machen möchten. Der genannte Verein verlangt nicht völlige Enthaltung vom Genuß geistiger Getränke, sondern bekämpft nur das Uebermaß durch den Hinweis auf die schädlichen Folgen desselben auf dem gesundheitlichen, wirtschaftlichen und sittlichen Gebiet.
— Neu weil er, 23. Jan. Gestern abend hielt im Gasthof zum „goldenen Lamm" hier Hr. Oberamtsbaumwart Widmann einen Vortrag über Ob st baumpflege. Es hatte sich eine zahlreiche Zuhörerschaft dazu eingcfunden, ein Zeichen dafür, wie der Gegenstand des Vortrages ein allgemeines Interesse berührte. Der Redner führte zunächst in längerem Vortrag aus, welche Gesichtspunkte bei der Einpflanzung, Aufzucht und späteren Pflege der Obstbäume zu beachten seien. Da dem Redner außer einem guten theoretischen Wissen eine
reiche praktische Erfahrung zu Gebot steht, so wurden seine lehrreichen Ausführungen mit großem Interesse verfolgt; ist doch der Obstbau etwas, das sich auch hier oben auf dem Wald als eine gute Einnahmequelle der Landwirtschaft erwiesen hat. Nach Schluß des Vortrages wurde Gelegenheit zu Anfragen gegeben, wobei noch mancherlei praktische Winke vom Vortragenden gegeben wurden. Während des Nachmittags hatte Hr. Widmann in der hiesigen Fortbildungsschule praktische Anleitung zum Baumveredeln, sowie zur Baumpflege siegeben. Auch hier riefen seine Vorführungen großes Interesse hervor. Es kann den Gemeinden nur empfohlen werden, durch derartige aufklärende Vorträge von tüchtigen Fachmännern den Obstbau zu fördern.
Stuttgart, 23. Jan. Aus Anlaß der Erneuerung des Bürgerausschusses fand heute abend im Hotel Marquardt das übliche Essen statt, welchem die meisten Mitglieder des Bürgerausschusses und des Gemeinderats anwohnten. Oberbürgermeister Gauß, das bisherige Bürgerausschußmitglied Schramm, der neue Bürgerausschußobmann Löchner waren die ersten Tischrcdner. Gemeinderat Galler toastete auf „Groß Stuttgart", dessen Grenzen jetzt beinahe bis nach Böblingen und Plochingen hinausgerückt seien. Bürgerausschußmitglicd Grassauer meinte, daß man mit den Eingemeindungen nicht „oben hinaus" solle, sondern dem Neckar zu, denn die Zukunft auch von Stuttgart liege auf dem Wasser. Zum Schluß widmete Gemeinderat Rothen- höfer dem Oberbürgermeister ein Hoch.
Iagsthausen, 22. Jan. Als seltenes Glück im Stall darf es wohl angesehen werden, wenn man, wie Gottfried Endreß von hier, von einer jungen Kuh im ersten Jahr eins, im folgenden Jahr zwei, im dritten Jahr drei schöne kräftige Kälber bekommt.
Göppingen, 23. Jan. Gestern vormittag brannte in Ursenwang, einem Hofgut bei Schlath, die mit Frucht- und Futtervorräten gefüllte große Scheune des Oekonomen Geiger nieder. Das Feuer ist während der Vesperpause ausgebrochen (es wurde mit der Dampfmaschine gedroschen); der Verdacht der Brandstiftung lenkte sich auf einen Stallknecht, welcher noch gestern verhaftet und hieher eingelicfert wurde. Sämtliches für 50 Stück Vieh reichende Futter und Stroh ist verbrannt. Der Abgebrannte ist versichert.
Lauffen a. N., 23. Jan. Bei dem vorgestern und gestern von Fabrikant Wolfs aus Heilbronn und hiesigen Jagdpächtern auf den bisher noch nicht abgetriebenen Teilen der hiesigen und einem Teil der Kirchheimer Markung veranstalteten Treibjagen wurden zusammen 101 Hasen, 1 Fuchs, 1 Eichelhäher, 1 Sperber und 1 Wiesel erlegt.
Saarbrücken, 24. Jan. Frau Bürgermeister Schok aus Burbach, welche am Typhus erkrankt war, sprang gestern im Fieberwahn aus einem Fenster des dritten Stockwerks, als sie einige Augenblicke ohne Aufsicht war auf die Straße und war sofort tot.
Berlin, 24. Jan. Der bisherige Präsident des Reichstages, Graf Ballestrem empfing in der Präsidialwohnung im Laufe des gestrigen Tages die Besuche mehrerer Parlamentarier, u. A. den Vorsitzenden der konservativen Fraktion v. Normann und denjenigen der Zentrumspartei, Grafen Hompesch, die ihn zur Annahme einer Wiederwahl zum ersten Präsidenten zu bewegen suchten. Jedoch konnte sich Graf Ballestrem zu bindenden Zusagen nicht entschließen. Abgeordneter v. Normann hatte ihn des unverminderten Vertrauens der konservativen Partei ausdrücklich versichert. — Von der Absicht des
Nachdruck verboten.
Aus der Äagd nach Zechstgtausend.
Von Thorwald Bogsrud.
Erzählung eines Privat-DetektivS.
Einzig autorisirte Uebersetzung aus dem Norwegischen von Friedrich v. Känel-
(Fortsetzung.)
Es entging ihm nicht, daß er dabei von einem nachdenklichen Blick ihrer dunklen Augen gestreift wurde. Das Gespräch wurde von beiden Seiten in gebrochenem Norwegisch geführt.
Unmittelbar'vor der letzten Pause rief sie ihn hinein zu sich. „Wollen Sie mir einen Dienst leisten!"
„Mit dem größten Vergnügen."
„Sehen Sie den dunklen, eleganten Herrn dort am zweiten Tisch vor der Tribüne?"
.Ja."
„Wollen Sie so freundlich sein und ihm dieses Billet bringen? Es handelt sich um ein Anstellungsanerbieten."
»Ja, gerne."
Das Billet war an Bühring gerichtet, und wenn es sein mußte, so verstand der Detektiv genügend Englisch, um im Vorzimmer da« Folgende zu lesen und zu verstehen: „Wenn sie nicht schon heute Abend unsere Bekanntschaft abgebrochen zu sehen wünschen, so will ich hoffen, daß Sie sich meine« Gesuche« er
innern. Ich wünsche dies zu wissen, eh; ich auf eine andere Einladung antworte. Antworte durch den Boten. Er versteht nicht Englisch."
Rygge ging hinab in den Saal und es gelang ihm auf diskrete Weise Bühring das Billet in die Hand zu spielen.
Unmittelbar nachher winkte ihm dieser. „Sie, Trommelschläger, seien Sie so gut, dem Fräulein diese Visitenkarte zu übergeben. Hier haben Sie eine Krone für Ihre Mühe."
Rügge dankte ging und las unterwegs. „Liebes, reizendes Fräulein! Ich besitze natürlich, was Sie erbeten haben. Ihr K. B."
„Oho, mein Junge," sagte der Detektiv zu sich selber, „nun bist Du bald in der Falle. Das war ein wenig unvorsichtig von Dir. Nun gilt es, sich dieses Aktenstück zu sichern."
Miß Florina sah sehr vergnügt aus, als die Antwort kam, und belohnte den Ueberbringer mit dem liebenswürdigsten Lächeln.
Während ihres letzten Auftretens, wobei sich Bühring erhob und ging — er erwartete sie nie im Lokal selber — schlich der Detektiv hinaus, da sein geräuschvolles Instrument nicht an der Begleitung zu dem Gesang, dm sie vortrug, teilnahm.
E« war Niemand in dem kleinen Foyer. Schnell wie der Wind war er in ihrer Garderobe. In ihrem Schminkkästchen lag Bühring« Visitenkarte. Er steckte sie in die Tasche, eilte zurück zum Orchester und saß schon lange vorher, ehe der Gesang zu Ende war, wieder auf seinem Platz, ohne daß sie seine Ab« Wesenheit bemerkt hatte.