Vermischtes.

Greiner u. Pfeiffers Württembergischer Blitz­fahrplan, Sommer 1905, ist soeben erschienen, Vor 7 Jahren in Harmonikasorm, resp. Staffelanordnung in den Handel gebracht (gesetzlich geschützt geblieben), erscheint er seitdem in Patentierter Registerausgabe und ist dadurch das Ei des Kolumbus vor allen Fahrplänen geworden, denn kein Blättern kein Suchen mehr ein Blick ein Grift und man hat die gewünschte Strecke. Jede Strecke außen kenntlich. Zum Preis von 20 7 s überall zu beziehen. Auch in der Expedition dieses Blattes vorrätig.

Neuenbürg. Wir lese», in dem Sonntags- blattDer Erzähler» der New-Jersey Freie Zeitung von Newark. 16. April 1905: (Goldene Hochzeit). Hr. und Frau Jakob F. Reinhardt feierten am letzten Sonntag in ihrer Wohnung Nr. 57 Howard Str., die 50. Wiederkehr ihres Hochzeitstages. Das Jubelpaar erfreut sich der besten Gesundheit, und der Jubilar wie seine treue Lebensgefährtin sind ungeachtet der Last der Jahre, welche sie tragen, noch rüstig und munter. Hr. Reinhardt wurde vor 79 Jahren in Neuenbürg. Württemberg, geboren, während Frau Reinhardt, Welche in Pforzheim das Licht der Welt erblickte, 74 Sommer kommen und gehen sah. Im Jahre 1853 kam Hr. Reinhardt nach Newark, das er nicht wieder verließ. Zwei Jahre später, am 9. April 1855, heiratete er, und zwar vollzog Pastor Lehlbach, der damalige Geistliche der Mnlbcri y Str. deutsch - englischen Kirche, die Trauung. Der Ehe entsprossen zwei Sohne, William und Fred. Reinhardt, sowie eine Tochter, Lillie Reinhardt. Außer diesen nahmen aber auch die Enkel, Harry, Mamie und Robert Reinhardt, an der Feier teil. Hr. Reinhardt ist Fabrikant mit Leder überzogener Schnallen. Das Jubelpaar war der Empfänger vieler schöner Geschenke und herr­licher Blnmengaben. Freunde und Bekannte hatten sich zahlreich eingestellt, um Hrn. und Frau Reinhardt ihre herzlichsten Glückwünsche persönlich zu über­bringen. Hr. und Frau Reinhardt gehören mit zu den ältesten deutschen Ehepaaren der Stadt, sie leben seit 52 Jahren in Newark.

Kirchheim, 2. Mai. In der vorigen Woche ging hier ein junger Mann eine Wette ein, für 25 Liter Bier 25 lebende Maikäfer zu vertilgen. Gestern abend fand nun im Gasthauszum Hirsch» dieses Festessen» statt. Ein Maikäfer nach dem andern wandelte, in Essig und Oel getaucht, in den Magen des Maikäferfrcssers, der somit die 25 Liter Bier gewonnen hat. Der Maikäferliebhaber könnte sich von der Gemeinde zur Vertilgung dieser .Delikatesse» behördlich anstellen lassen.

(Ein Gemütsmensch.) Vor einiger Zeit kam in Hall, so schreibt man denInnsbrucker Nachrichten», eine Frau zu ihrer kranken Nachbarin mit der Frage, wie ihr Mann sei, ob er sie gut behandle, ob er nachts lange ausbleibe und ob er viel trinke usw. Die über diese Frage sehr erstaunte Nachbarin fragte, warum sie dies alles wissen wolle, worauf ihr die andere antwortete:Ja, weißt, dein Mann hat g sagt, wenn du ihm stirbst, so will er mich heiraten, und weils Heiraten kein Kappentausch ist, so muß ich mich doch erkundige», und am besten mußt's ja doch du wissen.» Die über solch eine Dummheit oder Frech­heit erboste Pflegerin der Kranken leuchtete der Nach­barin mit dem Besen über die Stiege, so daß sie schneller hinunter kam, als sie hinaufgegangen war. Auch Las Heiraten scheint ihr vergangen zu sein.

Rache ist süß, dachten Bewohner eines Städt- chenS in der Nähe von Mainz. Es gingen nämlich die Wogen der Bürgermeisterwahl sehr hoch, hüben wie drüben wurden flammende Reden gehalten, wobei einer der Redner sich in der Hitze des Gefechts so weit verflieg zu sagen: die Bauern sollten mehr Schmierkäse und Kartoffeln essen, wie dies früher der Fall gewesen sei. Die beleidigten Bauern nahmen nun vor einigen Tagen eine eigenartige Rache an dem schneidigen Redner, indem sie demMainz Tgbl.» zufolge sein Wohnhaus während der Nacht von oben bis unten mit Schmierkäse anstrichen.

In Sori bei Genua wurde dieser Tage der Professor Anton Hermann tödlich vom Schlage gerührt. Bei der Leichentoilette zeigte es sich, daß der Professor eine Dame sei, die mit einem Fräulein Hermine Gärtner aus Oesterreich identisch sein soll. Jedenfalls war die Verstorbene selbst im unklaren über ihr Geschlecht, denn sie verlobte sich mit einer deutschen Baronin; das Versprechen wurde wieder aufgelöst und Hermann (Hermine) blieb einsam. So berichtet wenigstens derPetit Nicois.»

Andrew Carnegie hat die amerikaninische Ge- sellschaft durch die Mitteilung in Aufregung versetzt, daß seine Nichte, seit länger als einem Jahre mit dem früheren Kutscher und Reitlehrer der Familie,

James Hever, verheiratet ist. Die Tatsache war bisher selbst den nächsten Familienfreunden unbekannt. Carnegie erklärte, daß er den jungen Mann als ehr> lichen, braven Menschen gern habe, und fügte hinzu: Es ist mir lieber, daß Nancy einen solchen Mann geheiratet hat, als einen armen, wertlosen Herzog.» Frau Hever ist 24 Jahre alt und sehr schön. Zwei ihrer Schwestern heirateten reiche Männer. Ihr Vater hiuterließ vor einigen Jahren seinen Töchtern mehrere Millionen. Hever, ein Irländer, ist 35 Jahre alt. Er war vor seiner Auswanderung nach Amerika Kutscher eines vornehmen Herrn und später Kutscher der Frau Thomas Carnegie. Die Familie ist übrigens keineswegs mit der Heirat so zufrieden, wie der alte Carnegie. Sie nimmt vor allen Dingen daran Anstoß, daß Hever 11 Jahre älter ist, als seine Frau und aus einer früheren Ehe drei Kinder besitzt. Der alte Carnegie machte seiner Nichte ein Hochzeitsgeschenk von 5000 Psd. Sterl. ( 100000 Mark) und sprach sich höchst erfreut über ihr wirk­lich demokratisches Verhalte»» aus.

(Des Kaisers Chauffeure.) Kaiser Wilhelm II. ist, wie man weiß, ein eifriger Förderer des Auto- mobilsPortS. Ehe er selbst ein Automobil benutzt, werden mit diesem ausgedehnte Probefahrten unter­nommen, mit einer Geschwindigkeit, welche die Grenzen der normalen übersteigt. Eine derartige Probefahrt wurde erst kürzlich im Harz mit einem Kraftwagen gemacht, den der Kaiser in den Reichslanden zu be­nutzen gedenkt. Es versteht sich von selbst, daß zur Lenkung nur besonders tüchtige Mechaniker ausgesucht werden. Diese müssen sich verpflichten, niemals, bei keiner Gelegenheit, weder innerhalb noch außerhalb des Dienstes Alkohol zu sich zu nehmen. Schon die geringste Uebertretung dieses Verbots ist mit sofortiger Entlassung bedroht.

Die Ansichtskarte als Ehestifterin. Eine romatische Geschichte aus der Schweiz erzählt ein englisches Blatt: Als Miß Storm aus Los Angeles in Kalifornien im vorigen Jahre eine Reise durch die Schweiz machte, schickte sie ihrem Bruder eine Ansichtskarte, auf der eine Schweizerin in der male­rischen Tracht der Waadtlünderinnen zu sehen war. Mr. Storm, der ein reicher Mann ist und eine Ranch besitzt, verliebte sich in die Schweizerin, deren Bild er bekommen hatte, und er fuhr in die Schweiz, um das Original zu suchen. Nach viermonatlichem Um­herreisen entdeckte er endlich das junge Mädchen, das in einem Cafo in Bulle beschäftigt war. Einen Monat später ließ er durch einen Dolmetscher um die Schweizerin anhalten; sein Antrag wurde auch angenommen. Der Amerikaner, der Dolmetscher, das junge Mädchen und seine Mutter haben am Mittwoch Lausanne verlassen und begaben sich nach Los Angeles, wo die Hochzeit stattfinden wird.

(Wie inan sich auf dem Ozean telegrapisch Wecken läßt.) Die drahtlose Telegraphie erobert sich immer weitere Gebiete und ganz besonders unentbehrlich hat sie sich bereits im Seeverkehr gemacht, wo sie das bis dahin für unmöglich Gehaltene möglich macht. Man denke nur an die jetzt auf den großen Passa- gierdampfern erscheinenden Bordzeitungen. Daß man sich aber auch auf einem großen Ozeandampfer übers Weltmeer hinüber wecken kann, dürfte als neueste Anwendung der drahtlosen Telegraphie für die All­gemeinheit nicht uninteressant sein. Auf der letzten Fahrt nach Cuxhaven war der Postdampfer Blücher der Hamburg - Amerika - Linie mit dem Dampfer Großer Kurfürst des Norddeutschen Lloyd tagelang drahtlos in Verbindung, obgleich sich beide Dampfer natürlich nicht sehen konnten. Eines Abends richtete nun der Telegraphist des Großer Kurfürst an seinen Kollegen auf dem Blücher die Bitte, ihn am nächsten Morgen frühzeitig zu Wecken, da er die vorige ganze Nacht hindurch Wache gehabt habe und deshalb sehr ermüdet sei, am nächsten Morgen aber früh wieder auf dem Posten sein müsse, um rechtzeitig eine Ver- bindung mit einem anderen dann in erreichbarer Nähe zu erwartenden Dampfer seiner Reederei her- zustellen. Der Kollege auf dem Blücher erfüllte diesen Wunsch und so wurde am frühen Morgen des näch­sten Tages viele Meilen übers Weltmeer hinüber der Telegraphist auf dem Großer Kurfürst aus draht- losem Wege jäh aus seiuem Schlummer gerissen und zwar gerade rechtzeitig genug, um sich mit dem bereits drahtlos meldenden erwarteten Dampfer in Verbind­ung zu setzen.

Daß Hundehaare auch industriell zu ver- werten sind, dürfte nur sehr welligen bekannt sein. DieDeutsche Jäger-Zeitung» schrieb bereits vor einiger Zeit: InThe Field» wird mitgeteilt, daß ein Herr F. Trench O'Roucke, Besitzer einer gewissen Anzahl Prämiirter Wasserspaniels, die Gewohnheit hat, die Haare seiner Hunde, die beim Kämmen aus-

RcLaktion, Druck und Verlag von L. Me»h in Neuenbürg,

gehe», aufzubewahren und sie zu einer Art Wolle verspinnen zu lassen, welche zur Anfertigung von Socken, Pulswärmern und ähnlichen Artikeln benutzt wird, die, wie es scheint, sehr warm halten und durch die natürliche Fettigkeit auch sehr wasserdicht sind. Die Farbe, ein schönes Dunkelbraun, ist ebenfalls sehr Passend.The Field» meint, daß man dasselbe auch mit den Haaren der Pudel, nachdem diese ge- schoren sind, versuchen kann, und führt als Beweis an, daß eine Probe von derartig gesponnener Wolle, welche der Redakteur bereits 1893 bei Seite gelegt, jetzt noch alle ihre guten Eigenschaften bewahrt hat. Die Verwendung von Hundehaaren als Grundstoff für Begleilungsstücke ist nicht so alleinstehend, wie The Field» zu glauben scheint. Wir erinnern uns wenigstens, daß der Herr Boulet in Frankreich Jagd- Westen aus dem Haar seiner Boulet-Griffous her- gestellt hat. Mit viel Aufhebens meldeten seinerzeit die Blätter, daß Herr Boulet dein verstorbenen Prä­sidenten Grevy eine derartige Weste verehrt hatte die dieser beständig trug.

In einer Schule erklärt die Lehrerin die Begriffe sichtbar» undunsichtbar". Die Kinder nennen als sichtbare Dinge allerlei Körperteile: Kopf, Arm, Nase, Mund usw. Lehrerin:Also Dinge, die man sehen kann, nennt man sichtbar. Wie nennt inan nun wohl Dinge, die man nicht sehen kann?» Lottchen:Dinge, die mau nicht sehen kann, nennt inan unanständig.»

(Sittliche Forderung)Wüßten Sie nicht einen Mann für meine Ella? Schön braucht er nicht zu sein, daS ist sie selber; jung braucht er nicht zu sein, daß ist sie auch selber; reich braucht er nicht zu sein, das ist sie auch selber; aber anständig muß er sein.»

(Wenigstens etwas.) Gnädige:Minä, Wirbeln Sie beim Zimmerfegen doch nicht solche Staubwolken auf!» Mina:Ich Hab' mir gedacht, das wär' vielleicht n kleiner Ersatz für Sie, weil Ihnen der gnädige Herr das Automobil verweigert hat.»

Scherzvätsel.

Ernst bin ich, du kannst es mir glauben, Doch willst du gefälligst erlauben,

Daß ich ganz behende Zwei Zeichen vom Ende Am Anfang verwende,

So bin ich zum Himmel erhoben,

Und freudig wirst du mich jetzt loben,

Wie lustig ich Winke,

Wie leuchtend ich blinke,

Ich grüß' dich so herrlich von oben!

Auflösung der dreifilbige« Charade in Nr. 71. Mazarin Mai.

Der Kohlenstreik und die Landwirtschaft. Durch den großen Kohlenstreik wurde nicht nur die gesamte Eisen­industrie, sondern auch die mir ihr zusammenhängende Thomasmehlfabrikation betroffen, denn unglücklicherweise fiel der Streik gerade in die Hauptbezugszeit für Thomasmehl zur Frühjahrsbestellung. Es traten infolgedessen nicht nur unangenehme Lieferungsverzögerungen ein, sondern eS konnten auch zahlreiche Bestellungen überhaupt nicht recht­zeitig ausgeführt werden. Trotzdem hat nach Mitteilungen der Deutschen Landwirtschaftsgesellschast der Verbrauch iiir den Frühjahrsbedars wiederum eine außerordentliche Steiger­ung erfahren, ein deutlicher Beweis dafür, daß die Ver­wendung des Thomasmehles zur Frühjahrsdüngung sich all­gemein bewährt hat. Es wurde jedoch auch dieses Fast wieder der alte Fehler gemacht, daß die Bestellungenzu spät aufgegeben wurden, nämlich meistens erst kurz vor da Verwendung. Die Bestellungen häuften sich daher in d« kurzen Zeit von Januar bis Ende März dermaßen, daß, zumal unter den oben genannten Umständen, trotz der größten Anstrengungen der Lieferanten und Eisenbahnver- Wallungen ein rechtzeitiges Eintreffen des Thomasmehles häufig in Frage gestellt war.

Im eigensten Interesse der Landwirte muß daher immer und immer wieder darauf hingewiesen werden, Thomasmehl so zeitig wie möglich zu bestellen.

Für die Hackfrüchte Kartoffeln, Rüben usw. hat eine Thomasmehldüngung als Ergänzung des bekanntlich stets phosphorsäurearmen Stallmistes immer guten Erfolg, ebenso zur Düngung der Schwarzbrache für die folgende Winterung. Das Ausstreuen aus die Brache kann zu jeder Zeit vorge­nommen werden, das Unterbringen bei Gelegenheit der gewöhnlichen Bearbeitung.

Hingewiesen sei schließlich noch aus die Preisvorteile, die mit dem gegenwärtigen Abruf von Thomasmehl verbunden sind, da jetzt die bekannten Extravergütungen für die sogen, stille Zeit gewährt werden und zwar:

7,50^« Sondervergütung f. den Doppelwaggon für Maibezug, 5, , Junibezug,

Der Umstand, daß außerdem die Preise im zweiten Halb­jahr bekanntlich pro Kiloprozent Phosphorsäure I 7 ? höher sind als im ersten, sollte die Landwirte besonders veran­lassen, ihre» Bedarf an Thomasmehl möglichst jetzt zu decken.

Es kostet z. B. im Mai ein Doppelwaggon mit 10006 kg Thomasmehl (16°/ zitrl. Ware) ans Frachtbasis Diedenhosen oder Rothe Erde ohne Fracht nach Abzug des gewöhnlichen Rabattes und der Sondervergütung für Maibezug 320,50 Im zweiten Halbjahr dagegen kostet das gleiche Thomas­mehl 334L Im Mai kommt also derselbe Waggon Thomas­mehl 23,50 ^ billiger zu stehen als im zweite» Halbjahr.

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