Interesse, das religiöse Fragen immer noch bean­spruche» können und wünschte eine baldige Wieder- holung eines solchen Vortrags. So verlief die ganze Veranstalmng in lebhaft anregender und viel­seitig befriedigender Weise.

Neuenbürg, 7. März. Die mit dem heutigen Fastuachtstage abschließende Wintersaison brachte uns hier eine ganze Reihe der verschiedensten erwähnens- werten Veranstaltungen, an denen alle Kreise beteiligt waren. Nachdem die Vereine, voran der Turnverein, dann der Jünglingsverein, der Militärverein und der Liederkranz ihre Weihnachtsfeiern jeweils unter sehr lebhafter Beteiligung begangen hatten, folgten der Schützenverein mit einem «Ball", der Schwarzwald- verein mit Lichtbildern, dann der Liederkranz und nun am letzten SamStag der Turnverein und die Gesellschaft Fidelitas" und gestern eine Damenkrauz-Gesellschaft mit Fastuachtskränzchen, die alle eine flotten Verlauf nahmen. Wenn schon in den letzten Jahren mehr und mehr auch die Faschingslaune in den allerhand närrischen Aufführungen zum Ausdruck kam, so war dies in bemerkenswerter Weise bei den letztgenannten Veranstaltungen in bis jetzt unerreichter Weise der Fall, so daß man auch in dieser Beziehung von einem unverkennbaren .Fortschritt" sprechen kann. Nimmt man dazu die übrigen Veranstaltungen, die Geburts­tagsfeiern unseres Kaisers und Königs, außerdem die öffentlichen Vorträge, wie z B. die, welche in der neugegründeten Ortsgruppe der Deutschen Partei, im Gewerbeverein und im ev. Arbeiterverein statt­gefunden haben, ferner die zahlreichen Bereins- ,General" - Versammlungen, -Proben, -Vorstands- fitzungen rc. re, so ist die immer wieder gehörte Redensart, daß nix loS sei, wahrlich nicht mehr ge- rechtfertigt; gewiß wird unter diesen Umständen der nicht über Langeweile klagen, der auch nur einen Teil der vorerwähnten Veranstaltungen miterlebt hat, oder mitzumachen verpflichtet war, vielmehr dürfte von ihnen allen die nunmehr einsetzende Pause in der .stillen Zeit" als ein gewisses Bedürfnis em­pfunden werden.

Neuenbürg, 8. März. Die Witterung ist immer noch recht regnerisch. Nachdem es in der letzten Woche viel geschneit und geregnet hatte, fiel in der letzten Nacht unaufhörlich ein starker Regen, der glücklicherweise am Morgen »schließ. Bei fort­gesetztem Regen wäre ein Hochwasser der Enz zu befürchten, da in den Bergen im Gebiet des Groß- und Kleinenztals noch ungeheure Schneemassen liegen. Wer erinnert sich nicht an die schwere Hochwasser­katastrophe am 8./9. März des Jahres 1896. Damals hatten wir ähnliche Witterungsverhältnisfe.

Alten steig, 6 März. Gestern morgen geriet der Bahnhofaufseher Roth zwischen die Puffer zweier Wagen. Der Kopf wurde ihm vollständig eingedrückt, so daß der Tod sofort eintrat. Roth hinterläßt eine Witwe und 5 Kinder im Alter von 5 Monaten bis zu 12 Jahren.

** Pforzheim, 7. März. Mit der Anstellung eines dritten Bürgermeisters für Pforzheim scheint es nun ernst zu werden. Es wurde zum Studium der Frage, ob es besser ein Jurist oder ein Techniker ist, eine Kommission eingesetzt, welche morgen zu-

lasche trage; da mir warm war, knöpfte ich vor dem Einschlafen meinen Ueberrock auf. Wie lange ich schlief, weiß ich nicht; ich wachte schließlich vor Kälte auf und fand die Tür offen. Mein Reise­gefährte war verschwunden. Zuerst dachte ich, ich träumte, denn wir fuhren mit voller Geschwindigkeit und ich wußte, daß zwischen Markborongh und London keine Haltstelle war. Als ich völlig zum Bewußtsein kam, dachte ich an mein Taschenbuch; rch fühlte danach es war fort! Und all das Geld gehört meinem Prinzipal das ist das Schlimmste dabei."

»Sah der Manu wie ein Ausländer aus?"

»Ich erinnere mich, diesen Eindruck von ihm gehabt zu haben."

»Das ist ein seltsames Zusammentreffen!" murmelte der Inspektor. »Irgend eine Spur, Deakon?" fragte er dann einen Wachmann, der grüßend herantrat.

»Nein, nicht die geringste." i «Vorläufig können wir nichts tun, als die Strecke Mgsältig absuche» zu lassen. Ich muß mit dem Stationsvorsteher sprechen. Wollen Sie so gut sein, urein Herr, mir Ihren Namen und Ihre Adresse Zu geben?" wandte er sich wieder an den beraubten Passagier. »Wir werden hoffentlich den Dieb aus- stndig machen. Ob wir das Geld wieder erhalten werden, ist allerdings etwas anderes!"

s Name ist Josef Keating, Carolin, Place,

Jsungton. Ich werde jetzt gleich nach Herrn

sammentritt. Die Eingemeindung von Brötzingen macht doch mehr zu tun, als man sich vorher vorstellte.

** Pforzheim, 7. März. Die sogen. Gebiets­gemeinde» haben ein Kommitee gebildet, welches sich der Ermöglichung eines Anschlusses an die Württ. Würmtalbahn, die beabsichtigt ist, zur Aufgabe stellt.

vermischtes.

Anläßlich einer Verhandlung vor dem Gewerbe­gericht in München kamen über die Ausnützung der Kellnerinnen in einem der »besseren" Cafes folgende Zustände an den Tag: Die 10 in diesem Cafe be­schäftigten Kellnerinnen erhalten, wie in den meisten Cafäs in München, keinen Pfennig Lohn. Dagegen haben die Mädcherf täglich folgende Beträge am Buffet zu entrichten: 15 Bruchgeld, trotzdem sie jeden einzelnen zerbrochenen Gegenstand extra be­zahlen müssen, 20 Putzgeld, 14 täglich für die Benützung des Aborts, jeden fünften Tag eine Mark für den Ausgang und die vollständigen Invaliden- und Kraukeuverficherungsbeiträge I Dazu kommt noch, daß die Mädchen keine Kost bekommen und die Speisen nach der Karte und bei Menuportionen sogar um 10 teurer bezahlen müssen als die Gäste. Drei Kellnerinnen verlangten die ihnen so abgerech- neten Beträge zurück. Es beanspruchte die erste 60 Mark, die zweite 101 ^ und die dritte, die nur 12 Tage die fette Pfründe inne, 5.34 Der Ge­werberichter meinte zur beklagten Restaurationsgattin, sie täte wohl am besten, dieses Geld, das auf eine höchst eigentümliche Art in ihren Besitz gelangt sei, vergleichsweise zurückzuerstatten, welchen Rat die Be­klagte, Wohl ahnend, wie daS Urteil ausfallen werde, auch befolgte. Mit den oben angeführten Beträgen sind die Leistungen der Kellnerinnen aber noch lange nicht erschöpft. Jede Kellnerin hat außerdem das ihr beigegebeue Bier- und Wassermädchen mit täglich 50 zu entlohnen, außerdem für die nötigen Zahn­stocher, Streichhölzer aufzukommen und für ihre Service notwendigen Münchener Zeitungen herbei­zuschaffen. Dies alles haben sie aus ihren Trink­geldern zu bestreiten. Während in allen anderen Gewerbebetrieben die Löhne an die Arbeiter gestiegen find und noch steigen, haben nur die Inhaber von Wirtschaften das Privilegium, unbezahlte Arbeitskräfte zu halten, dank dem Trinkgelderunfug.

VomOberland,3. März. Ueber einen interes­santen Ochsenhandel wird der Konstanzer Ztg." auS Weizen, Amt Bonndorf, berichtet: Ein dortiger Land­wirt verkaufte an einen Schweizer Händler einen fetten Ochsen nach Lebendgewicht. Der Verkäufer wog den Ochsen in Weizen auf einer staatlich ge­prüften Wage. Da wog der Ochse 735 Kilo. In Stühlingen schlug der Verkäufer vor, den Ochsen auf der Bahnhofwage zu wiegen, da wog er 660 Kilo. Der Verkäufer wurde durch diesen Unterschied stutzig und ließ den Ochsen auf der Schweizer Zollwage wiegen, hier hatte er 710 Kilo. Sie gingen nun mit dem Ochsen zur Wagen von Drechsler Würth in Stühlingen, auf dieser wog er 707 Kilo Nach diesem Gewicht wurde der Preis berechnet. Durch den Transport von einer Wage zur anderen kann

Shears Privatwohnung gehe» und ihm mein Miß­geschick erzählen."

»Und morgen früh kommen Sie ganz bestimmt aufs Polizeibureau," sagte der Beamte, indem er Name und Adresse in sein Buch eintrug.

Das werde ich jedenfalls tun," erwiderte Keating, dessen klagende Stimme leicht zitterte. Dann ging er schnell davon und suchte sich einen Wagen.

»Hm!" meinte der Inspektor, indem er ihm nachblickte, »scheint mir trotz all seines Jammerns ein ganz geriebener Geschäftsmann zu sein. Warten Sie hier auf mich. Ich muß dafür sorgen, daß die Strecke abgesucht wird. Wenn der Kerl, der Russe, nicht den HM gebrochen hat, als er bei der rasenden Schnelligkeit aus dem Koupee gesprungen ist, dann muß er's wahrhaftig mit dem Teufel zu tun haben."

Während Keating mit schwerem Herzen die böse Kunde seinem Chef überbrachte, war mau dabei, sein gemütliches Wohnzimmer zu seinem Empfange in Stand zu setzen.

Das Haus, in dem Herr Keating wohnte, machte von außen wie von innen einen behaglichen Eindruck.

Den Eintretenden empfing ein geräumiger Vor­platz und eine Treppe, die sauber mit einem Teppich bedeckt war. Der ursprünglich zum Empfangs­zimmer dienende Raum des ersten Stockwerkes war jetzt zu Ksatings Arbeits- und Wohnzimmer ein­gerichtet. Madame Allen, eine kleine, sehr sauber gekleidete Frau mit grauen Haaren, bemühte sich vergebens, daS Feuer im Kamin anzufachen.

der Gewichtsunterschied nicht entstanden sein. Und doch find alle 4 Wagen unter staatlicher Kontrolle.

Eine Kronprinzen-Anekdote erzählt fitzt daS »Kl. I.". die sich allerdings schon im vorigen Jahr ereignet haben soll, aber immerhin noch mitgeteilt zu werden verdient. Zur Löschung eines Wald- brandes bei Gelbensande, wo sich damals die groß­herzogliche Familie mit dem Kronprinzen aufhielt, eilte die freiwillige Feuerwehr aus Ribnitz herbei. Ein Mann ärgerte sich nun darüber, daß hinter ihm ein fein gekleideter junger Herr stand, der seiner Löscharbeit zuschaute. Plötzlich drehte sich der Mecklenburger um und sagte zu dem jungen Herrn: »Du kannst ok en beten (bischen) anfateu" (anfassen). Der Kronprinz, dieser war der Angeredete, erwiderte lächelnd: »Jk fat ja all au!" griff in seine Tasche und schenkte dem Arbeiter ein Zwanzigmarkstück.

Letzte Nachrichten u. Telegramme»

St. Petersburg, 7. März. Ein Telegramm Kuropatkins vom 6. d. Mts. lautet: Im Zentrum herrscht Ruhe. Auf der rechten Flanke im Westen von Mulden hält der Angriff an. Um 11 Uhr abends wurde der 10. Angriff abgewiesen. Gestern gegen Mitternacht griff der Feind Kandolissan an, wurde aber auch hier zurückgeschlagen. Bor dem Gutulinpaß lagen 70 tote japanische Offiziere und 2000 japanische Soldaten. Später griffen die Ja­paner neuerdings unsere Stellungen bei Ubenepusa an. Eine Abteilung auf dem äußersten linken Flügel besetzte einen Paß 10 Werst östlich von Kudiatse.

Berlin. 7. März. Einem Sl. Petersburger Telegramm desLok -Anz." zufolge fochten die Russen im Osten unter der persönlichen Führung des alten Linnewitsch durchaus erfolgreich. Der Geist der russischen Mannschaft soll überhaupt ausgezeichnet sein. Die Kämpfe der letzten Tage übersteigen an Fürchterlichkeit alles bisher Dagewesene.

Tokio, 7. März. Die größte Konzentrierung der Russen für die Verteidigung von Fuschun scheint auf der Linie von Jita bis Mahuntau vor sich zu gehen. Kuropatkin verteidigt nach wie vor Fuschun entschlossen. Die russischen Operationen zeigen nicht an, ob Kuropatkin sich zu schlagen oder zurückzugehen beabsichtigt. Fuschun muß gehalten werden, um die Armee am Schaho zu schützen.

Lodz, 7. März. Die Fabrik von Posnansky ist geschlossen. Mehr als 6000 Arbeiter sind ent­lassen. Wegen des Schlusses der Fabrik befürchtet man antisemitische Unruhen. Eine in den Garte« der Fabrik von Silberstein geworfene Bombe zerstörte nur Fensterscheiben. 20 Personen, die beschuldigt werden, Schüler aufgewiegelt zu haben, wurden ver­haftet

München, 7. März Aus Nürnberg wird ge­meldet: In einem Vortrag sprach gestern der Ober- ingenieur Wunder vom Gewerbemuseum die Erwartung aus, daß man auf der nächstjährigen Landesaus­stellung von Nürnberg nach Berlin drahtlos tele- graphieren werde, und bemerkte weiter, daß die Berliner GesellschaftTelefunken" gegenwärtig eine» Apparat für brahtlose Telegraphie auf eine Ent­fernung von 4000 Kilometern baue.

»Aber Mama," sagte ein hinzutretendes frisches junges Mädchen von etwa 25 Jahren, »brennt denn das Feuer immer noch nicht? Laß mich ei« Stückchen Kerze hinzutun, dann Wirdes gleich brennen!"

»Nein, Angusta! Das darfst Du schon gar nicht tun. Du weißt doch, daß es ihn rasend machen könnte, wenn er Wachsflecke auf dem Kamin bemerkte."

»Oh ja! Ich weiß schon, was für ein seltsamer Kauz er ist," erwiderte die junge Dame.

Damit nahm sie der Mutter Platz ein, und mit Hilfe einiger Holzsplitter und alter Zeitungen gelang ihr, die widerspenstigen Kohlen in Helle Glut zu ver- setzen. Glücklich über ihren raschen Erfolg, brach sie in ein heiteres Lachen aus, wobei sie ein Paar Reihen kräftiger, weißer Zähne sehen ließ, was ihr vortrefflich zu Gesicht stanv. Sie war eine üppige Brünette mit dunklen, blitzenden Augen und blühenden Farben. »Doch jetzt müssen wir uns beeilen und das Abendbrot besorgen," meinte sie. »Er muß gleich hier sein!"

(Fortsetzung folgt.)

sB-ruhigung.s Herr: »Heute nacht habe ich ein wunderbares Liebeslied gedichtet!" Dame: »Nun, und haben Sie es vergessen?" Herr: »Ja,

leider-!" Dame: »O, dann macht's ja nichts!"

(Aus einem Schulaufsatzes: Die Aegypter wickelten ihre Toten so fest in harzgetränkte Leinwandbinden ein, daß sie sich nicht rühre« konnten.