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Neuenbürg, Mittwoch den 8. März 1905.

63. Jahrgang.

RunSschau. I

Im Reichstag hat am Montag die Etats- beratmig nach den mehrfachen Unterbrechungen der- selben in voriger Woche, und zwar noch beim Ausgabetitel .Gehalt des Staatssekretärs" des Etats des Reichsamtes des Innern, wieder eingesetzt. Es wäre indessen sehr wünschenswert, wenn die breit­angelegte sozialpolitische Debatte anläßlich des Titels nunmehr zum Abschluß käme, denn sonst liegt die Gefahr nahe, daß sich die fernere Etatsberatung immer weiter hinauszieht, so daß möglicherweise der Reichshaushaltsetat bis zum 1. April wieder einmal nicht fertig gestellt werden kann. Günstiger liegt die Etatsfrage im Preußischen Abgeordnetenhause. Man hofft im Abgeordnetenhause die Beratung des Etats bis zum 18. März beenden und den Etat am 20. März dem Herrenhause überweisen zu können. Die Kanalvorlage wird im Herrenhause erst nach Erledigung des Etats beraten werden.

Nach einem Bericht aus Deutsch-Ostasrika ist die Baumwollenernte im Bezirk Kilwe beendet. Sie hat 250000 Pfund unentkernte und 91000 Pfund entkernte Baumwolle ergeben. Dieser Erfolg hat der Kommune und den im Bezirk wohnhaften Pflanzern Veranlassung gegeben, 4000 Hektar für den Baumwollbau vorzubereiten und zu bestellen, so daß im Jahre 1905 mit einer Gesamternte von un- gefähr 4 Millionen Pfund unentkernter Baumwolle gerechnet werden kann.

Die Überraschungen in der Angelegenheit der Gräfin Montignoso häufen sich. Die großen sächsischen Blätter, darunter dasLeipz. Tagebl.", melden die bevorstehende Abstandnahme des sächsischen Hofes vom Zivilklageweg auf Herausgabe der Prinzessin Pia Monika. Die Regierungsblätter schweigen.

Mit der Einführung der 4. Wagenklasse in Elsaß Lothringen wird auch die Pfälzische Eisen- bahn die 4. Klasse auf ihren Linien einrichten, selbst wenn das rechts - rheinische Bayern sich dazu nicht entschlösse. Die bayerische Staatsregierung soll auf der Reformkonferenz dieser Einführung in der Pfalz schon aus Konkurrenz - Rücksichten zugestimmt haben, da sonst der pfälzische Personen»Transit­verkehr stark Not leiden würde.

Präsident Roosevelt hat am 4. ds. seine neue Amtsperiode angetreten und bei diesem Anlaß an das amerikanische Volk eine Botschaft gerichtet, in der es u. a. heißt: .... Wir find eine große Nation ge- worden und müssen uns benehmen, wie es einem Volke mit so großen Verpflichtungen geziemt. . . . Wichtiger noch als unsere Beziehungen zu den übrigen Mächten sind unsere Beziehungen unter uns selbst. Die Bedingungen, die 'zu unserer wunderbaren materiellen Wohlfahrt beigetragen haben, haben aber auch die Sorge mit sich gebracht, die untrennbar ist von der Anhäufung großer Reichtümer in Industrie­zentren. Wir haben daher eine große Verantwort- lrchkeit uns selbst, der heutigen Welt und den kom­menden Geschlechtern gegenüber.

Karlsruhe, 27. Febr. Der Verein von Holz- mteressen Südwestdeutschlands hielt heute im Saale Ns Hotels .Germania" dahier unter Vorsitz seines Präsidenten, Hermann Himmelsbach-Freiburg im Breisgau seine VI. ordentliche Generalversammlung ab, welche von Mitgliedern aus fast allen Teilen des Bereinsgebietes, besonders aus Baden, Württemberg, der Pfalz, den Reichslanden und Hessen sehr gut beschickt war. Als Vertreter der Forftverwaltungen waren erschienen Oberforstrat Schweickhard und Forst- rat Th. Thilo-Karlsruhe von der Großh. Badischen Forst- und Domänendirektion, Oberforstrat Stock und Forstrat Müller-Stuttgart von der König!. Württem- ^"llPhen Forstdirektion, Forstrat Swißler-Speyer von der König!. Bayerischen Forstverwaltung und Ober- sorstrat Lindner-Donaueschingen von der Fürstlich Furstenbergischen Forstverwaltung. Nach der Be-

I grüßungs- und Eröffnungsrede des Präsidenten des > Vereins und den Erwiderungen der Vertreter der geladenen Körperschaften und Vereine nahm der Vereinssekretär Heinrich Hertzer-Freiburg i. B. das Wort zur Erstattung des Jahresberichtes, durch welchen die Versammlung Kenntnis erhielt über die vielseitige Tätigkeit, welche der Verein im Laufe des Berichts­jahres in Verfolgung seiner Ziele zur Wahrung seiner Interessen und Besserung seiner Verhältnisse entfaltete. Im Mittelpunkte der Vereinstätigkeit stand die Samm­lung von Holzhandelsusavcen. Im Zusammenhang mit der kurzen Erörterung dieses Punktes gab der Berichterstatter einige Aufklärungen über die wirt­schaftliche und rechtliche Bedeutung der Usancen und berichtet dann über die zufriedenstellende Tätigkeit des Fachschiedsgerichtes, welchem schon viele Fälle zur Aburteilung vorgelegt hätten. Als besonders er­freulich sei zu konstatieren gewesen, daß auch außer­halb des Vereins stehende streitende Parteien die Entscheidung des Schiedsgerichtes anriefen. Die Tätigkeit des Vereins hinsichtlich der Besserung des Verhältnisses zwischen Holzverbrauchern und Forst­verwaltungen war von Erfolg gekrönt, der in höchst anerkennenswerten Erlassen der verschiedenen Forst­verwaltungen im Vereinsgebiete, besonders der badischen und württembergischen Forstverwaltung, zum Ausdruck kam. Mit zwei Forstverwaltungen, der badischen und derjenigen des Regierungsbezirkes Trier, war auch Gelegenheit geboten, das Verhältnis kontradiktorisch zu erörtern. Das Verständnis des staatlichen Wald» besitzerS für die Aufgaben des Vereins ist umsomehr zu begrüßen, als die Lage der deutschen Holzin­dustriellen durch die neuen Handelsverträge mit Oesterreich-Ungarn, Rumänien und Rußland hin­sichtlich der Einfuhr fremden Holzes und mit der Schweiz hinsichtlich der Handelsbeziehungen nach diesem Lande wesentlich verschärft wird. Auch in verkehrspolitischer Hinsicht hat der Verein gewirkt. Eine große Anzahl Versammlungen und Besprechungen hat stattgefunden. Die Mitgliederzahl das Vereins­gebiet greift schon weit ins Rheinland bis in die Eifel über ist bedeutend gestiegen, ein Beweis, daß die Ueberzeugung von der Notwendigkeit des Zusammenschlusses der Angehörigen der Branche in immer weitere Kreise dringt. Von weiterem besonderem Interesse ist aus den Verhandlungen der vorliegende Entwurf der Kodifikation von Usancen für den süd­westdeutschen Holzhandel. Der über diesen Punkt referierende Herr B. Fuchs-Karlsruhe, der Vorsitzende der Kommission, welche den Entwurf in zweijähriger Arbeit festgelegt hatte, zeichnete einleitend die Ge­schichte der Entwickelung des Holzhandels in den letzten Jahrzehnten und zog daraus die Gesichts­punkte, welche für die Aufstellung von Handelsge­bräuchen maßgebend find. Nachdem am Tage vorher schon auf dem Wege einer Durchberatung über die meisten Punkte eine Einigung geschaffen war, blieb der Generalversammlung nur noch übrig, sich über die ganze Vorlage itii Plenum zu einigen. Das Resultat der mehrstündigen Beratung war die allgemeine Erkenntnis von der Notwendigkeit des Bestehens von Holzhandels­usancen und die Annahme des Entwurfes, dessen Ausarbeitung mit Rücksicht auf seine Bedeutung für das Holzgeschäft, nicht nur in der Tätigkeit des Vereins, sondern auch in der Geschichte des südwest- deutschen Holzhandels einen bedeutungsvollen Mark­stein bilden und eine Errungenschaft darstellen wird, welche bisher der ganze deutsche Holzhandel nicht aufzuweisen hat. Die Frage der Besserung der Ver- hältnifse des Holzgeschäftes, die infolge des fortge- setzten Steigens der Rohholzpreise und der anderseits immer schwieriger werdenden Absatzgelegenheit sich stetig ungünstiger gestalten, durch Schaffung eines richtigen Verhältnisses zwischen Ein- und Verkauf stand in Punkt VIII auf der Tagesordnung der Versammlung. Bauunternehmer Stadler-Freiburg i. B. glaubt, das Mittel zur Besserung in der Vereinigung von Käufern in Form von Genossenschaften finden

zu dürfen und macht entsprechende Vorschläge. Die sich anschließende, mit Rücksicht auf die vorgeschrittene Zeit nur kurze Erörterung der Frage zeigt die Not­wendigkeit einer Besserung, bringt aber bezüglich der Form noch keine Klarheit, so daß es der Verein einer späteren Zeit Vorbehalten will, hierüber Beschluß zu fassen. Zu dem Gegenstände ergriff auch Ober- forstrat Schweickhard-Karlsruhe vom Standpunkt der Forstverwaltung das Wort, indem er ausführte, daß es durchaus nicht deren Absicht wäre, die Rohholz­preise ungebührlich in die Höhe zu schrauben, daß sie vielmehr nichts weiteres verlange, als daß die Preise sich auf einer mittleren Linie bewegen, bei welcher die beiderseitigen Interessen gewahrt bleiben und beide Teile ihre Rechnung finden, und daß die Forst- und Domänendirektion Mitteilungen des Vereins über die Handelskonjunkturen und die Marktlage jederzeit mit Interesse entgegennehmen werde.

Im Straßburger Unionsaale fand die außer­ordentliche Generalversammlung der Straßburger Getreideverwertungsgenossenschaft statt, an welcher über 500 Personen teiluahmen. Der .Straßb. Zeitung" zufolge wurde konstatiert, daß das Defizit der Getreideverwertungsgenosfenschast etwa 500 000-/L betrage. Für die Deckung dieses Defizits kommen etwa 250 Vereine in Betracht.

Alexandria (Aegypten), 6. März. Heute früh ist der italienische Postdampfer .Cairo" vor dem hiesigen Hafen untergegangen. Die gesamte Post ist verloren. Verluste an Menschenleben sind nicht zu beklagen.

Eltville, 6. März. Die Familie Adam Müller aus Netzscher schenkte der Stadt Eltville ihr in der Hauptstraße gelegenes Grundstück nebst Villa und Nebengebäuden im Werte von 170000 und 25000 ^ bar zur Errichtung eines Krankenhauses Die Stadtbehörde hat das Geschenk angenommen.

London, 3. März. General Booth, der be­kannte Begründer der Heilsarmee, trat gestern, von Hunderten seiner Offiziere zum Abschied lebhaft begrüßt, eine lange Reise an. Trotzdem er bereits im 76. Lebensjahr steht, will er eine Reise durch Palästina, durch Neuseeland und Australien machen. In Jaffa, in Jerusalem und auf dem Oelberg will er predigen und nach einem Aufenthalt von einer Woche seine Reise fortsetzen. Er beabsichtigt, selbst bis in die Goldfelder von Coolgardi vorzudringen, um dort den Goldgräbern seine Lehre zu verkünden. Er hofft, am 28. Juli wieder in "England ein- zutreffen. Auf die Frage eines Berichterstatters, ob er sich nicht fürchte, in so hohem Alter eine so anstrengende Reise zu unternehmen, meinte er: Was meinen Sie damit? Meinen Sie, ob ich mich fürchte, unterwegs zu sterben? Ich bin auf dem Weg nach Australien oder in Australien dem Himmel ebenso nahe, wie in London."

New-Dork, 4. März. Ja Clifton bei Pitts­burg stießen zwei Sonderzüge derPittsburg and Fortwayne Bahn", welche vierhundert Passagiere zur Präsidentenfeier bringen sollten, aufeinander. 14 Schlafwagen wurden zertrümmert und fingen Feuer. Viele Menschen wurden unter den Trümmern bei lebendigem Leibe vor den Augen der Zuschauer ge- röstet, welche trotz übermenschlicher Anstrengungen die schweren Trümmerstücke von den Verunglückten nicht entfernen konnten. Die Totenzahl beträgt zwischen 12 und 30. 20 Personen find schwer ver- letzt. Die Ursache des Unglücks ist Fahrlässigkeit des Personals des ersten Zuges, welches die Anbringung der Gefahrsignale versäumte, als der Zug wegen eines heißgewordenen Achsenlagers stillstehen mußte. Das Wetter ist ungünstig. Gegenwärtig herrscht Schneefall. In Washington find mehrere hundert- tausend Besucher eingetroffen. Die Hotelbesitzer nehmen Riesenpreise. Die Goulds, Vanderbilts und sonstige Millionärsfamilien zahlen 1500 Dollars oder mehr für ihre drei oder vier Hotelzimmer.