Dresden, 5. Jan. Ueber das Befinden König Georgs erfahren die Dresdener Neu­esten Nachrichten heute mittag, daß der König die verflossene Nacht verhältnismäßig gut verbracht hat und die Besserung auch heute eine fortschreitende ist. Der König fühlt sich heute wesentlich besser und wird auch am heutigen Tage einige Stunden außerhalb des Bettes zubringen.

Berlin, 5. Jan. Der Polizeipräsident hat auf die Ergreifung der Thäter, die in der Nacht znm Sonntag an verschiedenen öffentlichen Bauwerken, schwere Beschädigungen hervorgerufen haben, eine Belohnung von 1000 ausgesetzt. Die Uebelthäter gehören wahrscheinlich einer jugend­lichen Bande an. Als verdächtig wurden zwei Arbeiter festgenommen, die aber bestreiten, an den Schandthaten beteiligt zu sein.

Berlin, 5. Jan. Die Wiener Neue Freie Presse erfährt von einer Persönlichkeit, die über die Verhältnisse am sächsischen Hofe unterrichtet ist, daß der Hof entschlossen sei, in der Affäre der Kron­prinzessin Louise zunächst eine abwartende Stellung einzunehmen, bis die Kronprinzessin ihre eigene Si­tuation anders auffaßt als bisher und selbst Wünsche hegen werde, in eine neutrale Stellung zu gelangen. Man wolle sie die Folgen ihres Schrittes nicht schwerer fühlen lassen, als eS unvermeidlich sei und angeblich wolle man sie in eine Isolierung bringen, in der ihr Wunsch erfüllt werden könnte, zeilweilig ihre Kinder zu sehen und mit ihnen zu verkehren. Sie solle ein völlig abgeschiedenes Leben führen, aber weder in einem Kloster noch in einer Irren­anstalt, sondern in einem ruhigen Aufenthaltsort außerhalb Sachsens aber nahe der sächsischen Grenze. Man hofft, die Kronprinzessin werde, sobald durch die von ihr geschaffene Situation für sie der Zwang dazu eintrete, durch eine vermittelnde Persönlichkeit die Beilegung der unhaltbaren Zustände anstreben, wobei ihr keine Hindernisse bereitet werden.

Berlin, 5. Jan. Das Berliner Tageblatt meldet aus New-Iork: Falls die Fortschritte der Revolution den Sturz Castros nicht herbeiführen, ist sein baldiger Rücktritt wegen Mangel an Muni­tion, Geld und Vorräten unvermeidlich. Es wird gemeldet, daß der Präsidentschaftskandidat Matos über reichliche Mittel verfügt. Anscheinend unter­stützen ihn die verbündeten Mächte, indem sie Tu- cacas und die Coro-Küste ohne Blokade lassen. Die venezolanische Nationalbank hatte am Samstag einen Kassenbestand von nur 10,000 Mk.

Berlin, 6. Jan. Wie der Nationalzeitung aus Wien berichtet wird, soll Graf Lambsdorff

die Mission gehabt haben, vom König Alexander eine klare Entscheidung in der Thronfolgefrage zu verlangen. Er teilte dem König mit, daß Rußland, falls man seine moralische Unterstützung in Belgrad wünsche, den König vor die Alternative stellen müsse, sich entweder für eine gesetzliche Festigung der Thronfolge einer der drei in Petersburg sowohl wie in Wien genehmen Kandidaten zu entscheiden oder die Scheidung von der Königin Draga in die Wege zu leiten. Die drei Kandidaten sind: Prinz Mirko von Montenegro, der Herzog von Leuchten­berg und Prinz Battenberg. König Alexander teilte dem russischen Minister mit, daß er bereit sei, sich von der Königin Draga scheiden zu lassen und eine neue Ehe einzugehen, über die er sich mit Rußland und dem Wiener Hofe verständigen werde. Königin Draga erhält als Entschädigung für den Verzicht auf ihre Würde von Rußland eine angemessene Apanage. Sie soll sich mit dem Entschluß des Königs einverstanden erklärt und ihren Wunsch, die Scheidungsangelegenheit zu beschleunigen, dadurch kund gegeben haben, daß sie wegen Ankaufs einer Villa in Dresden Verhandlungen anknüpfte. In­dessen glaubt man nicht, daß die Scheidung schon in der nächsten Zukunft erfolgen wird, da dem König ein Jahr Frist gegeben ist. Mit dieser An­gelegenheit soll auch die Demission des Ministers des Aeußern, Antonitsch, Zusammenhängen.

Berlin, 6. Jan. Nach einem Telegramm des Berliner Tageblatt aus New-Iork erklärte Präsident Castro einem Interviewer gegenüber, daß der Wert der von den Verbündeten wegge­nommenen Schiffe höher sei, als die Ansprüche derselben an die venezolanische Regierung. Eine entscheidende Schlacht mit den Rebellen soll bevor­stehen.

Prag, 6. Jan. Die Typhusfälle meh­ren sich in bedenklicher Weise. Beim Stadt-Physikat gelangten in der letzten Woche 53 Fälle zur Anzeige.

Mailand, 6. Jan. In ganz Oberitalien herrscht starke Influenza. In Padua zählt man allein 15,000 Erkrankungen bei täglich 20 Todesfällen.

Paris, 6. Jan. Hiesige Blätter verzeichnen neuerdings das Gerücht von einer bevorstehenden Verlobung des deutschen Kronprinzen mit der Prinzessin Alice von Albany, einer Nichte des Königs Eduard.

London, 6. Jan. Nach einer telegraphi­schen Meldung aus Teheran wurde neuerdings ein Revolverattentat auf den Schah von Persien verübt, welches aber mißglückte.

New-Jork, 6. Jan. Die Blätter besprechen das Eintreffen des letzten Kuriers aus Caracas, welcher Träger amtlicher Dokumente über den vene­zolanischen Konflikt ist. Es geht aus denselben her­vor, die Ansicht der venezolanischen Regierung sei die, daß Deutschland die Initiative zu den Feind­seligkeiten gegen Venezuela ergriffen habe. Castro weist darauf hin, daß England anscheinend nur mit großer Reserve an den Operationen teilnahm.

La Guayra, 6. Jan. General MatoS erwartet die Einnahme von Coro, um nach Vene­zuela zurückzukehren und das Kommando der revolutionären Streitkräfte zu übernehmen. Er hat einen Aufruf erlassen, worin die Bevölkerung auf­gefordert wird, die Waffen zu ergreifen. Matos rechnet auf die Unterstützung Rolandos, dessen Streitkräfte gegen Caracas marschieren. Man glaubt, daß wenn Matos ans Ruder kommt, er den Kon­flikt mit den Mächten schnell erledigen und auch die Finanzkrisis beseitigen werde.

Vermischtes.

Originelle Neujahrsgratulation. Einer knappen Mitteilung imWildbader Anz." ist zu entnehmen, daß der in Tübingen seit vor. Jahr im Ruhestand lebende Hr. Postmeister Kiefer sich das Vergnügen gemacht hat, seiner langjährigen Wildbader Mitbürgerschaft seine Neujahrsgratulation durch die Ortsschelle verkünden zu lassen. Der Gratulant, dessen urwüchsige Art bekannt ist, wollte der überaus anhänglichen Bürgerschaft sich erkennt­lich zeigen und er hat dies auf die so bemerkens­werte Weise fertig gebracht. Der Spaß erregte nicht wenig Aufsehen, wurde aber verstanden und allgemein von der besten Seite ausgenommen, ja die Beglückwünschten alle freuten sich darob.

Der Weltrekord im Wassertauchen ist, wie die Deutsche Turnzcitung meldet, gegenwärtig 5 Minuten 5 Sekunden. Diese Leistung ist so riesig, daß sie wohl nicht so bald überboten wer­den wird. Der Mann, der sie am 26. Jan. 1897 in Melbourne zuwege brachte, ist der australische Meisterschwimmer Charles Cavill. Die vorher­gehenden besten Zeiten waren 4 Min. 46Sek., 4 Min. 35 '/- Sek. _

Ateklameteik.

Homs-Schlalkknineht

ist vorräitg bei

Amtliche und Primtaiyrigeu.

Anmeldung Militärpflichtiger zur Stammrolle.

Unter Bezugnahme auf die oberamtliche Bekanntmachung vom 3. ds. Mts. in No. 3 des Wochenblattes werden alle im Jahre 1883 geborenen jungen, dem deutschen Reiche angehörigen Männer, welche in Calw ihren dauernden Aufenthalt haben, sowie die sonstigen Meldepflichtigen früherer Altersklassen, über deren Dienstpflicht noch nicht endgiltig entschieden ist, auf­gefordert, sich in der Zeit vom 15. Januar bis 1. Februar 1903 zur Eintragung in die Stammrolle bei Unterzeichneter Stelle anzumelden.

Die im Jahr 1883 auswärts geborenen hier wohnhaften Militärpflich­tigen haben einen Geburtsschein vorzulcgen. Neuanzumeldende aus früheren Altersklassen haben ihre Losungsscheine mitzubringen. Im Falle vorübergehen­der Abwesenheit der Militärpflichtigen haben deren Eltern, Vormünder oder Dienstherrn, die Anmeldung zu vollziehen.

Wer die Anmeldung zur Stammrolle unterläßt, wird mit Geldstrafe bis zu 30 oder mit Haft bis zu 3 Tagen bestraft.

Caltv, den 7. Januar 1903.

Stadischultheitzenamt.

Conz.

Callv, den 6. Januar 1903.

Todes-Anzeige.

Verwandten und Bekannten geben wir die schmerz­liche Nachricht, daß unsere liebe Mutter, Schwieger- und Großmutter

Anna Maria Reutter

.heute früh 10 Uhr nach längerer Krankheit verschieden ist. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:

Abraham Talmon mit Frau, geb. Reutter.

Beerdigung Donnerstag nachmittags 2 Uhr.

HustclV-AdoLf-

Ivcruen-Wevein.

Nächsten Freitag, den 9. Jan., nachmittags S Uhr, imDekanat - Haus.

Neuhausen bei Pforzheim.

Veruavbeiteir.

Zum Neubau eines Wohnhauses habe ich die nachstehenden Bauarbeiten zu vergeben:

1. Maurerarbeiten

2. Cementarbeiten

3. Steinhauerarbeiten

(hartrote Steine)

4. Zimmerarbeiten

5. Gipserarbeiten

6. Blechnerarbtilcn

7. Schreinerarbeiten

8. Glaserarbeiten

9. Schlosserarbeiten

10. Malerarbeiten

11. Eisenträgerlieferung.

Pläne, Voranschlag und Beding­ungen liegen bei mir und bei Herrn Architekt Rau in Pforzheim, Friedens­straße 18, zur Einsicht auf. Ange­bote wollen spätestens bis 25. Januar bei mir cingereicht werden.

Gustav Lechner.

Feinste M-MlKiillgk,

sowie

Is. Brat- und Bismarckhermge

treffen stets frisch ein und empfiehlt

llsllrolrno.

IMtslhgm-StlilllUlk

kauft

Wilhelm Weil, Dreher, Lederstraße 100.

Unterreichenbach.

Suche auf Lichtmeß ein ehrliches, solides

Mädchen,

das nebenbei das Kochen erlernen kann.

Weifenstein z. Hirsch.

Ein ordentliches fleißiges

Mädchen,

das der Haushaltung vorstehen kann, wird pr. 1. März gesucht.

Zu erfragen auf der Red. ds. Bl.

Junges fettes

Kammelsteisch

ist fortwährend zu haben bet

Neuhausen bei Pforzheim. Suche zum sofortigen Eintritt einen jüngeren

Pferdeknecht.

Otto Schuster.