Wildbad, 21. Nov. Zu den Orten, in welchen wegen ansteckender Krankheiten die Schule geschlossen werden mußte, ist nun auch Sprollenhaus ge- kommen. Wegen mehrfacher Fälle von Diphterie, davon einer im Schulhause in der Familie des Lehrers, hat der Oberamtsarzt die Schließung der Schule bis auf weiteres verfügt.
Neuenbürg, 22. Dezbr. Mit dem kalendermäßigen Beginn des Winters hat die bisherige, meist nebelige Witterung einem heiteren, morgens und abends-recht frostigen Wetter Platz gemacht. Heute früh zeigte das Thermometer bei starkem Reif 4 Grad unter Null; es scheint, daß dies schöne, trockene Wetter über Weihnachten anhalten will. — Der Winter hielt seinen offiziellen Einzug am Donnerstag, morgens 7 Uhr mit dem Eintritt der Sonne in das Zeichen des Steinbocks. Der gestrige 21. Dezember war der kürzeste Tag mit 8 Stunden 17 Min. Jetzt geht es, wenn auch fast unmerklich, wieder aufwärts; bis Neujahr nimmt der Tag um 4 Minuten zu.
vermischtes.
Urach, 22. Dez. Ein junger Bursche machte sich in der Nacht ein Vergnügen daraus, die sogen. Moltkeeiche am Tiergartenberg abzusägen. Er wurde indessen vom Slationskommandanten erkannt und sieht nunmehr strenger Bestrafung entgegen.
Von der oberen Donau, 21. Dezbr. Be- neidenswert sind die Bürger der kleinen badischen Gemeinde Eßlingen bei Tuttlingen. Denn sie hat in erster Linie keine Umlagen zu bezahlen. Dagegen bekommt jeder von ihnen jährlich 100—120 -/E. bares Geld, sowie 12 Stück Wellenholz.
Große Mehldiebstähle und Hehlereien sind in der Handelsmühle I. Dieffenbacher in Speyer entdeckt worden. Die Fuhrknechte, die weit herumkommen und auch in s Badische fuhren, hatten auf ihre Mehl- fuhrwerke gewöhnlich mehr Mehlsäcke ausgeladen, als sie fortschasfen sollten und hatten dann das so hinausgeschmuggelte Mehl an Bäcker, Wirte und andere Personen sür sich verkauft. Erst nach langer Dauer dieser Betrügereien wurden sie entdeckt und die Knechte verhaftet. Auch sind, hauptsächlich in der Pfalz, viel Abnehmer in Untersuchung genommen worden. Der Gastwirt Willhauer „zum Bratwurstglöckle" an der Straße Wiesental Oberhausen, nahe dem Bahnhof Waghäusel, ist ebenfalls verhaftet und nach Speyer abgeführt worden, da sich bei ihm vier leere Mehlsäcke vorgefunden haben, welche die Aufschrift I. Dieffenbacher trugen und über die er sich nicht aus- weisen konnte.
Würzburg, 17. Dez. Heute vormittag wurden ein bei der Weingroßhandlung Silber in Kitzingen angestellter Kommis und ein Lehrling bewußtlos in ihrem Zimmer aufgefunden. Sie waren durch Kohlen- oxidgase betäubt. Der Kommis konnte wieder ins Leben zurückgerufen werden, der Lehrling war tot.
Die Stadt Hamm ist die erste deutsche Stadt, die einen weiblichen Rechtsanwalt besitzt. Dieser mach»« in den dortigen Zeitungen bekannt: „Beab- sichtige mich in Hamm als Rechtsanwalt niederzu- lassen. Erste Sprechstunde Sonntag, I I. Dez. 1904. Abends von 8 bis 10 Uhr im Obcrgschen Saale (Reichshallen). Dr. jur. Johanna Dieltrich."
Gegen die Schwindlerin Chadwik werdxn immer neue Forderungen angemeldet. Die Gesamtsumme
der Ansprüche beträgt bereits gegen 30 Millionen Dollars (120 Millionen Mark). Was die Frau eigentlich mit dem Geld gemacht hat, dafür fehlt immer noch jede Erklärung. Carnegie hat sich krank gemeldet und erklärt sich außer stände, nach Cleve- jand zu kommen, um Zeugnis abzulegen. Unter den neuangemeldeten Forderungen kommen eine Anzahl aus Pittsburg, wo Frau Chadwik eine Million Dollars erhalten haben soll, die Hälfte davon von dem vielfachen Millionär Friend, dem Leiter der Pressed Steel Car Company. Der Mann der Schwindlerin weilt augenblicklich in Paris und will nächster Tage nach Brüssel reisen. Er gibt sich als reicher Mann. Es heißt, daß seine Frau ihm einige Millionen überwiesen hat.
Wien, 17. Dez. Das „N. W. Tagbl." berichtet von einem ländlichen Liebesdrama, bei dem dem Lieb- Haber beim »Fensterin" die Nase abgeschnitten worden ist. Der 22jährige Bauernbursche Palka in Biloritz unterhielt mit der Häuslerstochter Anna Brouzek ein Liebesverhältnis. In letzter Zeit glaubte das Mädchen, Zweifel in die Treue des Geliebten setzen zu sollen, und es beschloß, an dem Burschen furchtbare Rache zu nehmen. Vorgestern abend wurde Palka von seiner Geliebten zum „Fensterln" bestellt. Er kam ahnungslos. Während er nun mit dem Mädchen plauderte, zog es blitzschnell ein Rasiermesser unter dem Brusttuche hervor und ehe Palka es verhindern konnte, hatte ihm die Brouzek die Nase bis an die Wurzel abgeschnitte», sodaß sie auf den Boden fiel. Der Unglückliche stürzte mit einem gräßlichen Auf- schrei zusammen. Nachdem ihm die erste Hülfe geleistet worden, fuhr er nach Wien. Er fand hier auf der Klinik des Hofrates Eiselsberg Aufnahme. Gegen das Mädchen wurde das Strafverfahren eingeleitet.
(Ein streitiges Fundobjekt.) Ein Donauwörther Bürger biß, als er in einem Gasthause eine Wurst verzehrte, die von einem hiesigen Schlächter hergestellt worden, auf ein 10 Markstück. Man ist gespannt, wem das Anspruchsrecht auf den seltsamen Fund zugestanden wird.
Winter-Sonnenwende, 21. Dez.
Die jetzige Zeit der Winter-Sonnenwende bringt uns das holde Licht zurück, wo die Tage .langen", eine Vorbedeutung sür des Frühlings Wiederkehr. Dann öffnet sich der Himmel, in dem Modan mit seinem Heere, vom Wolkenberg umschlossen, schlummwert. Bald beginnt dann die Zeit der 12 Nächte und hält dann die Leute in ihrem Banne. Die Zeit der 12 Nächte ist von Urzeiten her im Volksglauben eine besonders ahnungsreiche. Durch allerlei Gebräuche sucht man während dieser Zeit einen Blick in die Zukunft zu erhaschen, und wenn man s nur richtig macht, meint das Volk, dann gehts auch. Wie gerade diese Zeit dazu kommt, für besonders zauberreich und zukunftzeigend zu gelten, ist leicht zu erklären. Schon in vorchristlicher Zeit feierten die alten Germanen ihr Jubelfest, ihre Sonnenwendfeier, das Neuwachsen des Lichtes in diesen Tagen, spätere Zeiten brachten die Feuer der Geburt des Heilandes damit in Zu- sammenhang, die Zeit war heilig; dazu kommt das Sinken des alten Jahres und das Herannahen des neuen, das von selbst zu der Frage: „Was wird eS mir bringen?" veranlaßt. Während unser deutsches Volk in Sitte, politischer und kirchlicher Beziehung
tiefgehende Unterschiede zeigt, offenbart sich bei alle« seinen Stämmen eine merkwürdige Einheit und Ueber- einstimmung auf dem Gebiete des Aberglauben-. Besonders findet man eine gleiche Vorstellung und Beurteilung von glücklichen und unglücklichen Zeiten, den sogen. „Schicksalstagen", deren hervorragendste wiederum die in die Zeit der Winter-Sonnenwende fallenden 12 Nächte sind.
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Zu den am meisten gesungenen Weihnachtslieder« gehört .Stille Nacht! Heilige Nacht!" Sein Dichter ist der 1792 geborene Priester Josef Mohr zu Oberndorf bei Salzburg in Oesterreich. Er dichtete es am heiligen Abend 1818 während eines amtliche« Ganges über schneebedeckte Fluren. Noch an demselben Tage fand sein Freunv, der Schullehrer und Organist Franz Gruber zu Arnsdorf bei Oberndorf, auf einem altmodischen Spinett, daS heute noch i« städtischen Museum zu Salzburg aufbewahrt wird, die liebliche und bekannte Weise zu dem schönen Liede. An demselben Abend wurde das Lied in der Christvesper zu Oberndorf zum ersten Male nicht unter Begleitung der gerade in schlechtem Zustande befindlichen Orgel, sondern nur unter Begleitung einer vo« Gruber selbst gespielten Guitarre öffentlich vorgetrageu. Bei dieser ersten Aufführung sang der Dichter Josef Mohr Tenor, der Komponist Franz Gruber Baß, während der Kirchenchor nur den Schlußsatz jeder Strophe wiederholte. Größere Verbreitung erhielt das Lied erst, als die Zillertaler Sänger „Geschwister Straffer" es in Leipzig dem Kantor Ascher vortrugeu und darauf in der katholischen Kirche daselbst zur Christmette sangen. Im Jahre 1834 wurde da- Lied in den „Jugendfreund" ausgenommen. Text wie Melodie wurden nun bald Gemeingut aller Deutschen, selbst jenseits des Ozeans.
Christnacht.
Durch die Wälder geht ein Rauschen Ein Rauschen durch den Tann.
Willst seinem Sinn Du lauschen?
Die Christnacht kommt heran.
Und weiße Fitt'ge senken Hernieder sich ins Tal.
Weihnachten will uns schenken Der Himmel wieder mal.
Auf Träumer, lausch' den Glocken,
Den Glocken nah und fern,
Horch wie sie tröstend locken!
Glaub nur an Deinen Stern!
O laß den Mut nicht sinken Du jagend Menschenherz!
Dein Stern wird wieder blinken;
Drum schau auch sternenwärts.
(Nachdruck verboten.)
Äapselrätsel.
a, a, car, cho, dau, de, der, fei, le, men, mes, na, »as, nie, ral, schon, schel, schnei, sein, ser, ten, to, lwes, win.
Aus obigen 24 Silben sind 11 Wörter zu bilden. In jedem dieser Wörter ist wieder ein anderes Wort eingekapselt und die Anfangsbuchstaben dieser ein- gekapselten Wörter bezeichnen aneinandergereiht ei» christliches Fest.
Auflösung des Worträtsels in Nr. 198.
Die Phantasie.
Amtliche Bekanntmachungen uns Privat-Knzeigen.
Dir Vrtsdrh Süden
werden darauf aufmerksam gemacht, daß nach Erlaß des Kgl. Steuerkollegiums vom 19. Dez. 1903, Amtsblatt S. 159 das Aenderungsprolokoll zum Primärkataster auf 31. Dezbr. abgeschlossen und mit den beigebrachten Meßnrkunden längstens bis 6. Januar 1905 an die K. Bezirksgeometerftelle einzusenden ist. Neuenbürg, den 19. Dezember 1904. K. Oberamt.
Hornung.
Schömberg.
Einladung
zur Lösung von Neujahrswunsch-Enthebungskarten.
Es werden auch Heuer wieder an solche, die von den Glück- wünschen zum neuen Jahre enthoben sein wollen, Neujahrswunsch- Enthebungskarten gegen Entrichtung von mindestens 1 ^ aus- gegeben. Die Karten können bei den Unterzeichneten gelöst werden. Der eingehende Betrag wird ausschließlich zu Armen- zwecken verwendet werden. Das Verzeichnis der Teilnehmer wird Freitag den 30. ds. Mts. veröffentlicht.
Das gem. Amt:
Pfarrer Siegel. Schultheiß Rentschler.
Kekanntmchimg.
Johannes Rexer, Schmied von Oberlengenhardt hat vor seiner Schmiede eine Taschenuhr gefunden. Der rechtmäßige Eigentümer kann dieselbe gegen die Einrückungsgebühr bei dem Unterzeichneten abholen. Oberlengenhardt, 20. Dez. 1904. Schultheiß Stahl.
Höfen.
Me Ziegel
sowie guterhaltene
l'ürsrr,
Fenster und Laden
setzen dem Verkauf aus
Steiner L Oberst
Maurermeister.
K. Württ. Staatseisenbahnen.
KreunhotzLiefrrung.
Die Lieferung von
95VV Rm. Nadelholzscheitern
für den Eisenbahndicnst wird partienweise im Submissionswege vergeben Das Holz ist auf württem- belgische Eisenbahnstationen zu liefern, deren Aus- - Wahl dem AkkordsliebHaber freigestellt ist, jedoch mit der Bestimmung, daß das Lieferungsquanlum für eine Station nicht weniger als 200 Rm. beträgt. Die Lieferungsbedingunge» werden auf Verlangen von der Unterzeichneten Stelle verabfolgt.
Die Angebote mit Angabe der Lieferungsmenge und der Eisenbahnstation, auf welche das Holz geliefert werden will, sind bis zum
2. Februar 1905, nachmittags 2Uhr
versiegelt und mit der Aufschrift „Brennhotzlieferung" versehen hieher einzureichen; die Eröffnung derselben findet anschließend hieran statt, wozu die Bewerber eingeladen werden. Die Bieter bleiben bis 7. März 1905 an ihre Angebote gebunden. Eßlingen, den 17. Dezember 1904.
K. Kauptmagazinsverwattung.