hiesigen Publikum erfreut und ihr künstlerisches Ansehen durch die Wiedergabe der „Marike" in Suder- manns .Johannisfeuer' von neuem bekräftigt hat. Aber auch das hiesige Personal verdient für das treffliche Zusammenspiel Anerkennung und diese wird ihm auch durch den meist sehr guten Besuch aus allen Kreisen der Einwohnerschaft in hohem Maße zuteil. Besonders darf hervorgehoben werden, daß seit der Ueberstcdelung des Theaters in die neue, zweckmäßig, geräumig und vornehm ausgestatteten Räume, in welche Bühne und Znschauerraum des früheren Varictetheaters im Kolosseum mit einem Aufwand von mehr als 50000 -/L vom Besitzer Hrn. Robert Leicht umgewandelt wurden, auch anspruchsvollere Theaterfreunde, die früher fern blieben, regelmäßig sich einsinden. Die Stadt selbst hat bekanntlich die Bemühungen Leicht's dadurch anerkannt, daß sie von dieser Saison ab einen jährlichen Zuschuß gewährt und elektrische, sowie Gasbeleuchtung bis zum Höchstbetrag von 1000 jährlich gratis überläßt. Dieser Umschwung zum Besseren in unfern Theaterverhältnissen wird, wie schon erwähnt, zwar hier in vollem Umfang gewürdigt, scheint aber in unserer nächsten Umgebung, welche den musikalischen Genüssen Pforzheims jeweils großes Interesse entgegenbringt, noch nicht genügend bekannt zu sein. Das Hindernis, welches vielleicht -arm zu finden ist, daß das Theater hier erst um V-9 Uhr abends beginnt und die Rückfahrt bereits um */s11 Uhr wieder anzutreten ist, läßt sich Wohl dadurch beseitigen, daß die Direktion sich dazu entschließt. an einem Tag der Woche früher anfangen zu lassen. Freilich wird sich fragen, ob das Interesse in der Nachbarschaft Pforzheims groß genug ist, um eine solche Aenderung in der hier schon eingeführten Ordnung der Dinge cintreten zu lassen.
** Pforzheim, 10. Nov. Hier wurde heute früh ein erst 24jähriger verheirateter Goldarbeiter Karl Zorn aus Eutingen wegen wiederholten Sittlichkeits- Verbrechens an einem 10jährigen Mädchen von der Kriminalpolizei verhaftet. Der Täter scheint durch den Alkohol physisch geistig heruntergekommen zu sein. — Wegen verläumderischer Umtriebe gegen den Chef des Tiefbauamtes, Ingenieur K. Hersberger, wurde Tiefbautechniker Gosö vom Stadtrat entlassen, nachdem er schriftlich zugegeben, daß er seine Aeußerung nicht vertreten könne.
vermischtes.
Mainz, 8. Novbr. Durch Vermittlung des Großherzogs traf gestern für das naturhistorische Museum ein wertvolles Geschenk des Zaren hier ein Es ist ein prächtiges Exemplar eines ausgestopften Wisent und das Gerippe eines solchen Tiers.
Duisburg, 8. Novbr. Heute stürzte hier die Giebelwand eines Neubaus em und fiel auf ein neben dem Neubau stehendes Wohnhaus, das stark beschädigt wurde. Beim Einsturz wurden 3 Kinder verschüttet. 2 wurden leicht verletzt aus den Trümmern hervorgezogcn, das dritte ist noch nicht geborgen.
Eine unliebsame Störung erlitt in der Neckarvorstadt zu Mannheim eine Vereinsunterhaltung und zwar durch — den Gerichtsvollzieher! Der
Abend — es war ein „dramatischer" sollte beginnen und es waren auch die Lose für die Vereinslotterie so ziemlich an den Mann gebracht, als ein Gerichts- Vollzieher erschien und die Vercinskasse pfändete. Es waren keine „heiteren", sondern verblüffte Gesichter, welche die Häupter des Vereins ob dieses Eingriffes machten.
Mühlhausen (ak Wiesloch), 10. Nov. Hier ersparte sich ein junger Mann von seinem kärglichen Lohn als Zigarrenmacher den Betrag von 2400 so daß er beim Eintritt in das Militär seiner Mutter ein Häuschen kaufen konnte.
Ein bei dem Müller Holsteiner zu Waiblingen zur Pflege seiner kranken Frau weilendes 17jähriges Mädchen aus Heiningen, OA. Backnang, wollte auf einem Spirituskocher Milch wärmen. Plötzlich explodierte der Apparat und der Spiritus ergoß sich über die Kleider des Mädchens, das auf die Straße sprang, wo es lichterloh brennend zusammenstürzte. An ihrem Aufkommen wird gezweifelt.
In Virton (Belgien) stieß em Automobil, in dem sich ein Herr, seine Gattin und seine beiden Töchter befanden, an einer Wegbiegung gegen einen Lastwagen, das Automobil wurde total zertrümmert, die beiden Mädchen wurden getötet, die Eltern lebens- gefährlich verletzt.
(Schlagfertig.) Unter dem Großherzog Karl August von Sachsen-Weimar (1775—1828), dem Freunde Goethes, wurde an ältere verdiente Aerzte und Chemiker der Titel „Bergrat" verliehen, ebenso wie man jetzt einen Arzt zum „Sanitäts- oder Me- dizinalarzt" ernennt. So erhielt diesen Titel auch Dr. Wahl in Weimar, ein ebenso durch glückliche Diagnosen als durch seinen derben Humor in weiten Kreisen bekannter Arzt. Zu Anfang der 20er Jahre erkrankte am benachbarten Hofe von Gotha ein Mitglied der herzoglichen Familie nicht unbedenklich, und da die Gothaer Hof- und Stadtärzte die Art des Leidens weder erkannten noch irgendwie zu helfen wußten, berief man den Bergrat Wahl nach Gotha, der den Kranken auch bald heilte. Die Gothaer Aerzte, neidisch auf ihren auswärtigen Kollegen, gaben ihrem Aerger durch allerlei Spöttereien Ausdruck, und so fragte ihn auch einer der Herren, weshalb er den sonderbaren Titel eines weimarischen Bergrats führe. „Das will ich Ihnen sofort sagen, verehrter Herr Kollege", entgegnete Wahl trocken, „weil ich da Rat weiß, wo die Gothaer Ochsen am Berge stehen."
(Das Wettkrähen der Hähne.) Die Eröffnung der jährlichen Geflügelausstellung in Paris hatte in diesem Jahr auf das Publikum eine besondere Anziehungskraft ausgeübt, sollte bei dieser Gelegenheit doch das lange angekündigte Wettkrähen der Hähne stattfinden. Die Idee ging vom französischen Bantamklub aus. Die 20—30 Hähne befanden sich in kleinen mit schwarzem Tuch behangenen Käfigen. Das Zeichen zum Beginn wurde mit einem Gong gegeben. Alsbald wurden die Tücher entfernt. Die Hähne glaubten anscheinend, der Tag wäre angebrochen, ein kleiner Bantam sträubte seine Federn und begann in hoher Tonart zu krähen. Ein großer, wichtigtuender Hahn nebenan hob sofort das linke Bein und drehte
den Kopf auf die Seite, um zuzuhören. Dann stieß er einige Kehllaute aus, als wollte er sich räuspern, und krähte nun in einem prachtvollen Bariton. Auch die andern Hähne hörten erst gespannt zu, und dann erhob einer nach dem andern mit aller Macht seine Stimme. Die Hähne waren vorher mehrere Wochen im Dunkeln gehalten und hatten täglich nur eine halbe Stunde lang das Licht gesehen; jetzt überboteu sie sich daher gegenseitig und krähten in allen Tonarten. Bor jedem Käfig waren Männer damit beschäftigt, die Anzahl der Hahnenschreie des Insassen aufzuzeichnen. Es war ein ohrenzerreißender Lärm, so daß die Richter ihre Bemerkungen einander in die Ohren schreien mußten. Der große Baritonhahn krähte im Falsett, zog sich dann niedergeschlagen in eine Ecke seines Käfigs zurück und sah ungefähr so aus, als ob der Hahnenwelt ganzer Jammer auf ihm lastete. Der kleine Bantam namens „Toreador" krähte dagegen prächtig, bis seine Nachbarn einer nach dem andern aufhörten und ihm allein das Feld überließen. Dann krähte er noch zweimal schrill und herausfordernd; als er keine Antwort erhielt, stolzierte er augenscheinlich sehr befriedigt in seinem Käfig herum. Bald war die halbe Stunde des Wettbewerbs vorüber, und die Käfige wurden wieder zugedeckt. „Toreador" mit 32 Hahnenschreien war der erste Sieger, als zweiter kam ein kleiner Sopra», „Santos-Dumont" mit 29 Hahnenschreien, und ein großer Baßhahn, „Löwe" genannt, folgte mit 20 Hahnenschreien an dritter Stelle. (Wunderbar!)
sMaßstab.j Erster Bauer: „Wie war es den» auf des Großbauern Steffens seiner Hochzeit? — Zweiter Bauer: „Großartig! Sogar die Braut hat mitgerauft!"
sVorbereitung.j A.: „Was macht denn der Junge da im Eisschranke?" — B.: „Der trainiert sich zum Nordpolfahrer."
Dreisilbige Charade.
Sie ist die Erste, aber umgekehrt,
Und Nebel sieht man vor sich offenbar,
Liest rückwärts man das letzte Silbenpaar.
Der aus dem Ganzen stammt, ist hochgeehrt; Denn als ein Glaubensheld ist er gekommen;
Für Millionen einst zu Nutz und Frommen.
Letzte Nachrichten u. Telegramme»
Belgrad, 10. Nov. Der Zeitung „Trgovinski" zufolge begibt sich der Finanzminister mit dem Sektionschef Kukitsch und zwei Revisoren zur Eröffnung von Handelsvertragsverhandluugen mit Deutschland demnächst nach Berlin.
Darmstadt, 10. Nov. Aus Anlaß der Feier der 400 Wiederkehr des Geburtstages Philipps des Großmütigen am 13. November werden 5- und 2 -/A-Stücke mit dem Bildnis Philipps des Großmütigen und des regierenden Großherzogs in dem Gesamtbeträge von 500000 ^ zur Ausgabe gelangen.
Berlin, 10. Nov. Aus Mulden wird gemeldet: Die Russen beunruhigen den Gegner täglich durch Mörserfeuer und Jagdkommandos. Sonst herrscht andauernd Stillstand in den Operationen.
Ueberteuerung, Uebervorteilung, Konkurrenz bis aus
Messer! Sie sehen es ja an meinem Geschäft! We kommt denn, wer kauft denn?"
Das mußte nun dem fremden Herrn einleuchten denn in der ganzen Zeit, in der er Künzels Jere miaden anhörte, hatte er keinen andern Kunde: gesehen als eine alte Frau, die für 5 Mohnö holte und einen Jungen, der zwei Pfennige ü Bonbons umsetzte.
Außerdem blieb zur stillen Freude Künzels, de sich nun absolut auf den armen Teufel htnausspieltk vas Ladenmädchen „ewig" aus.
^nn das gesellschaftliche Leben!" rie M r ' ""d seine Mienen drückten Schauder aus man hier. Cliquen — Vettern
kÄÄ*., A* Fremde ist geradezu geächtet boykottiert! Nichts wird geboten-"
^ wandte der Fremde ein, „Sie sprach« ^arhm von Theater, Konzerten —"
pro korma!" eiferte Künzel. „Di Schm-ere, die Stadtpfeifer - nicht zun
graben sein !"^°' ^ Rommersburg nicht be
nickt", 2°nz so schlimm ist's doch woh
, ? tröstete der fremde Herr, nahm seine Päckche: zusammen und empfahl sich. ^ ^
» den La^n verlassen, als Künz, umherhüpfte und sich die Hände rieb.
kommt tch's gesteckt!" triumphierteer. „De
Und N wieder der setzt sich nicht fest!"
Und als auch alsbald darauf der Ge chäflsverkeh
wieder rege einsetzte, als er und das Ladenmädchen alle Hände voll zu tun hatten, da schmunzelte Herr Künzel wieder.
Am Abend und an den nächsten Tagen zog er bei seinen Bekannten Erkundigungen über den wißbegierigen Kunden ein, aber niemand wußte von diesem männlichen „Mädchen aus der Fremde" etwas zu erzählen.
Einige Tage nach dem interessanten Besuch erhielt Herr Künzel einen Brief aus dem Wohnort seiner kapitalkräftigen Liebe. Er öffnete bang beklommen und las folgende vom Vater des Mädchens geschriebenen Worte:
„Geehrter Herr!
Es tut mir sehr leid, Ihre Verbindung mit meiner Familie lösen zu müssen, aber die Sorge für das Glück meiner einzigen Tochter zwingt mich dazu. Wie Sie selbst — hier wurde des Herrn Künzels Gesicht um zwei Zentimeter länger — wie Sie selbst einem von mir nach dort gesandten Herrn versicherten, sind die dortigen Geschäftsverhältnisse sehr schlecht und auch die gesellschaftlichen Beziehungen sind sehr unangenehm. Wenn ich auch sonst gegen eine Verbindung mit Ihnen nichts einzuwenden gehabt hätte, so werden Sie doch selbst einsehen, daß ich mein Kind derartigen Unannehmlichkeiten nicht aussetzen darf.
Mit vorzüglicher Hochachtung B. Malz."
Herrn Künzels Antlitz nahm noch um einen Zentimeter an Länge zu.
„Und ich habe mir die Geschichte selbst eingerührt!" murmelte er.
Doch dann, von der Entsagung zur Tatkraft übergehend, stürzte er sich heldenhaft in den Laden.
„Sie wünschen?"
Einen Hering!"
„Einen männlichen oder weiblichen?"
Und indem er den Traum seiner entschwundenen Liebe abstreift, fuhr er mit kühnem Griff in die Heringsgemeinde.
(Der Mensch in Zahlen ausgedrückt.) Ein berechnender amerikanischer Physiologe gibt über die Zusammensetzung des menschlichen Körpers folgende Daten an. Derselbe enthält 150 Knochen und 500 Muskeln, das Gewicht des Blutes eines Erwachsenen beträgt etwa 15 kg. Das Herz hat gewöhnlich 12 em im Durchmesser; es schlägt 70 mal in der Minute, 4200 mal in der Stunde, 35 772 000 mal im Jahr; jeder Schlag befördert 44 Z Blut, 2030 § in der Minute, 132 KZ in der Stunde und 58*/, Zentner in einem Tag. Sämtliches Blut des Körpers geht in 3 Minuten durch das Herz, und unsere Lungen enthalten in normalem Zustande 5 Liter Luft, jedoch atmen wir im Durchschnitt 1200 mal in der Stunde, wozu wir 300 Liter Luft verbrauchen. Die Haut befiehl aus 3 Lagen, deren Dicke von 6 mm bis 3 mm wechselt; jeder Quadratzentimeter Haut enthält 12050 Schweißröhrchen oder Poren, ihre Gesamtlänge im ganzen Körper beträgt 50 km.