Stätte der Verwüstung beordert. Stadtschultheiß Dr. Göbel leitete selbst in aller Frühe die Hilfsaktion, an der auch die hiesige Garnison teilnimmt. Fieber- Haft ist man da draußen mit der Wiederherstellung der Bahn beschäftigt und man hofft bis 4 Uhr nach­mittags den Betrieb wieder eröffnen zu können. Die Gärten und Felder im Pfühltal haben schwer gelitten. Wo das Wasser abgelaufen ist, zeigt sich die nackte Erde. Das Bauquadrat im Mönchsee östlich der Oststraße glich einem See, aus dem nur ab und zu ein paar Bohnenstangen handbreit über das Wasser emporragten. Den gleichen Anblick bieten die Nieder- nngen links von der Karls- und Schillerstraßc, dort sind es namentlich die Gärtnereien, die entsetzlich ge­litten haben. Die Pfühlstraße ist noch morgens ein Fluß, der die Straßenschottcrung aufs tiefste auf- gewühlt hat. Vor dem Eisenbahnübergang, bis zu dem wir watend und springend Vordringen, liegen über 100 Stück Geflügel tot, wahrscheinlich aus der Treuerschen Mastgeflügelanstalt stammend, welche das verheerende Element bis hierher geworfen hat. Welche ungeheuren Wassermasfen niedergingen, beweist die Aufzeichnung unserer meteorologischen Beobachtungs­station, die einen Niederschlag von 107 Liter auf den Quadratmeter registriert, eine Wasfermenge, wie sie in Heilbronn noch nie gemeffen wurde. Zahl­reiche Fernsprechstörungen wurden durch die elektrischen Entladungen der vergangenen Nacht hier besonders im Ortsnetz verursacht. In den meisten Fällen ist die Sicherung am Apparat des Fernsprechteilnehmers durchgebrannt. Von unsr. Freund Braun, der als Bewohner des Hauses Pfühlstraße 5, selbst in Wassers­nöten, erhalten wir folg, lebhafte Schilderung:Heute früh wollte ich dem Enztäler von dem Unwetter einiges durchs Telephon berichten, fand aber bis zum Schulanfang (8 Uhr) trotz langen Wartens keinen Anschluß. Alle Keller der Pfühlstraße sind gefüllt, mit Ausnahme derjenigen der Häuser Nr. 5 und 3. Wie ein wilder Strom schoß der Pfühlbach auf der Straße daher und ergoß sich in die uns gegenüber­liegende Gärtnerei von A. Werner. Das Gelände um die Pfühl-, Ost- und Schillerstraße steht tief unter Wasser, aus dem nur die Kronen der Bäume und die Wohnungen hervorragen. Das einstöckige Wohnhaus des Gärtners Frank steht bis zum Dach im Wasser. Die Bewohner konnten nur mit Mühe und Not dem urplötzlich andringenden wütenden Element entrissen werden. Der Bahndamm ist in der Nähe des Karlstors durchbrochen. Seit 4 Uhr früh wird fieberhaft gearbeitet. Dr. Göbel (wohnt m uns. nächsten Nähe) bekam den Keller gefüllt, lewer nicht mit neuemHeilbronner", sondern mit der gelben Brühe des Pfühlbachs, die zwei Dampf­pumpen eben ächzend entfernen helfen."

Ebingen, 28. Mai. In dem bekannten Hoch- wassergeblet vom >zahre 1895, wo dem Hochwasser 47 Personen zum Opfer fielen, entstand heute nacht infolge eines medergegangenen Wolkenbruches ein noch größeres Hochwasser als im Jahre 1895. Nur dem Umstand, daß inzwischen die Kanalisation durch- gefuhrt wurde, ist es zuzuschreiben, daß das Unglück nicht größere Dimensionen annahm. In Thailfinqen verlautet gerüchtweise, daß eine Frau vermißt werde.

In Unterkirchberg OA. Laupheim wurde Schultheiß Volk am Schreibtisch vom Blitze er­schlagen und gleichzeitig ein Stück Vieh in dessen Stall. In Hartshöfe desselben Oberamts äscherte der Blitz ein Viehhaus vollständig ein.

Reutlingen, 29. Mai. Daß man mit der Aussicht über die Kinder besonders in der jetzigen Jahreszeit vorsichtig sein muß, zeigt ein Vorfall, der sich hier zugetrageu hat. Das etwa 5 Jahre alte Kind einer hiesigen angesehenen Familie trank das Wasser aus einem Glase, in dem Maiblumen auf­bewahrt waren, aus. Nach kurzer Zeit verlor es me Besinnung und in der Nacht verschied es, trotz ver sofort in Anspruch genommenen ärztlichen Hilfe.

in, ?;!n^h"usen, 29. Mai. Gestern nacht wurde meingebrochen und Geldbeträge smme Briefmarken gestohlen. Vom Täter hat man

vermutet, daß es derselbe schon mehrmals eingebrochen hat. ?°" der Ulmer Münster-

ausnelöst .E h""igen Tage 3000 Gewinne

ausgelost. Darunter befinden sich folgende Treffer

> 0 ^ 1 . 1011 ? 9 ^

153 Ä 2e 500 ^ gewinnen die Nummern:

2033m'?ni0^fi 00855, 241319, 299 581, 200 849, 203301, 201526, 68785, 113807, 256201 292815 260057 und 190195. 292815,

^.tvllHurt, 27. Mai. (Kriegsgericht der 26 ^gen eines Vergehens ^des einfachen Diebstahls an einem Kameraden wurde der Gefreite Bug von der 9. Komp, des Gren.-Regts. 119 zu

18 Tagen mittleren Arrest verurteilt, wovon 14 Tage für Untersuchungshaft abgehen. Er hatte einem Ein- jährigen aus der Hosentasche ein Zehnmarkstück ent- wendet. Nach Entdeckung des Diebstahls empfand er jedoch Reue und gab das gestohlene Geld wieder heraus.

Stuttgart, 29. Mai. Es ist erstaunlich, wel­chen Umfang der Versandt von Ansichtskarten mit- unter annimmt. So wurden im Jahr 1903 während der Sommermonate von Brocken aus 261000, von der Bastei aus 250000, von der Wartburg 175000, vom Niederwalddenkmal 154000 Ansichtskarten ab­gesandt, und so herunter bis auf 44 000 vom Heidel­berger Schloß.

Saatenstandsbericht. Der Saatenstand des Statistischen Landesamts für den Monat Mai gibt folgende Uebersicht: Durch die kühle Witterung im zweiten Drittel des Monats April und im ersten Drittel des Monats Mai wurde die Entwicklung sämtlicher Gewächse zurückgehalten und verlangsamt. Ein nennenswerter Schaden ist aber nicht entstanden. Die Winterfrüchte haben sich gut entwickelt. Winter­dinkel weist sogar eine bessere Note auf als im vorigen Monat. In einigen Bezirken namentlich des Donaukreises hat der Winterdinkel durch Mäusefraß zum Teil stark gelitten. Die Sommerfrüchte sind überall gesät, sie zeigen bis jetzt einen befriedigenden Stand, doch sind bei manchen Beständen Lücken zu beobachten, welche durch Engerlinge und Grasdraht­würmer verursacht wurden. Der Hopfen hat gut angesetzt, doch leiden manche Hopfenfelder durch Erd- flöhe. Der Klee steht im allgemeinen befriedigend, zeigt aber infolge der Fröste im Monat März mancherorts leere Stellen. Strichweise kommen in einigen Bezirken immer noch Kleefelder zum Um- pflügen. Auf den Wiesen steht ein guter erster Schnitt in Aussicht. Sehr günstig lautet allenthalben der Bericht über den Stand der Obstbäume. In den milderen Gegenden, wo die Blüte bereits vor­über ist, haben Apfel- und Birnbäume reichlich angesetzt und in den rauheren Landesteilen stehen die Obstbäume derzeit in schönster Blüte. Zwar ist der gefürchtete Katwurm (Apfelblütenstecher) auch hier aufgetreten, scheint aber bis jetzt nur in wenigen Bezirken Schaden verursacht zu haben. Auch die Weinberge haben sich bei der warmen Witterung der letzten Tage schön entwickelt und zeigen reicheren Ansatz von Gescheinen. Durch die kalten Nächte im Monat Mai ist an den Reben nur vereinzelt in niederen Lagen einzelner Schaden entstanden.

Mitteilungen der Zentralvermittlungsstelle für Ob st Verwertung in Stuttgart vom 28. Mai. Neuhausen a. Erms. Voraussichtlicher Ertrag 2500 bis 3000 Ztr. in Frühkirschen (weiche), gelbe und schwarze; Herzkirschen (harte), gelbe, braune und schwarze, sowie Brennkirschen. Reifezeit der Frühkirschen anfangs Juni, die anderen Sorten schließen sich an. Grund ach. Vor­aussichtlicher Ertrag 3500 Ztr. in Früh-, Mittel- und Spät­kirschen. Reifezeit ausgangs Mai bis Ende Juni. Winnenden. Voraussichtlicher Ertrag 1000 Ztr. in Strahles-, Früh- und Spätkirschen. Ferner liegen vor: Nachfragen in Kirschen in Herz-, Brenn- und Wald­kirschen 40 600 KZ, in Stachelbeeren, in Johannisbeeren, in Preißelbeeren, in Himbeeren 5300 Lg; in Heidelbeeren 10000 Lg und in Erdbeeren. Angebote in Kirschen in div. Sorten ca. 17 500 Lg; in grünen und roten Stachel­beeren 1600 Lg; in weißen, roten und schwarzen Johannis­beeren 4300 Lg, in Preißelbeeren 2000 Lg, Walderdbeeren 5000 Lg, in Waldhimbeeren 50 000 Lg, in Heidelbeeren 100 000 Lg.

Slus Slavl» Bezirk uns Umgebung.

Neuenbürg, 28. Mai. Die Mainummer der Schwarzwaldblätter bringt eine Fortsetzung der Geschichte der Weitenburg bei Sulzau" von Schön, den Schluß der ArtikelDie magnetische Landes­vermessung in Württemberg und ihre Ergebnisse für den Schwarzwald" von Regelmann undDas Alb- tal mit Herrenalb" von Pfr. Stöckle. Besonderes Interesse für unsere Gegend haben zwei weitere Auf­sätzeNeubulach" undDie Herrschaft Altensteig" von Pfr. Miller. Wir finden die Geschichte der Stadt und dann die Beschreibung des heutigen Bulachs; der zweite Aufsatz stellt ein Gedenkblatt zur Feier der 300 jährigen Zugehörigkeit Altensteigs zu Württemberg" und ist im Hinblick auf die Gedenk­feier Liebenzells einer besonderen Aufmerksamkeit wert. Aus dem Aufsatz erfahren wir zugleich, daß das Amt Liebenzell, das seit 1273 badisch und im Gegensatz zum Altensteiger Amt ein wohlabgerundetes Gebiet, im Jahr 1603 aus den Orten Liebenzell, Ernstmühl rechts der Nagold, Unterhaugstett, Monakam, Denn­jächt, Unterreichenbach, Bieselsberg, Ober- und Unter­lengenhardt, Beinberg, Maisenbach mit Zainen, Jgelsloch mit Unterkollbach, Schwarzenberg und Schömberg bestand. Für die rüstigen Fußgänger im Schwarzwald bringt die Nummer einen sehr will­

kommenen Bericht der Wegkommission in der Aus- schußsitzung zu Teinach von dem unermüdlichen Schwarzwaldwanderer Wertz-Stuttgart. Der Ostweg mit der Farbmarke schwarz-rot in Rhombusform, schwarz nach Pforzheim, rot nach Tuttlingen und Schaffhausen weisend, ist demnach endgültig festgelegt: er führt vom Bahnhof Pforzheim bis Schaffhausen und ist 197 Kilometer lang. Zu dem Hauptweg führen Neben- und Verbindungslinien. Als will­kommene und zu Wanderungen recht einladende Gabe des Schwarzwaldvereins ist Blatt Triberg er­schienen. In der Ausführung gehalten wie die Blätter Hohloh und Freudenstadt 2. Auflage zeigt das neue Blatt als Verbesserung braunrote Höhenkurven, welche in Verbindung mit der plastischen Schummerungs­methode der Karte einen schönen Ton und das dar- gestellte Gelände in vorzüglichem Relief wiedergeben. Aehnlich wie in der 2. Auslage des Blattes Freuden­stadt sind auch hier sämtliche Höhenwege samt Zu- gangsseiten und Verbindungswegen in übersichtlicher Anordnung mit Zinnober eingetragen, wodurch die Karte in dem großen Waldgebiet doppelt wertvoll wird. Als besonders gut gelungen sind zu bezeichne« die bekannt schönen Felspartien im Gutachtal mit der strateg. Bahn bei Triberg, sowie diejenigen des obere« Bernecktales oberhalb Schramberg. Die Karte grenzt im Nordosten ab mit Mariazell-Locherhof, im Süd­osten mit Villingen-Marbach, im Süwesten mit der Kalten Herberge" und im Nordwesten mit dem Hauenstein" südlich von Hausach. Als Hauptpunkte der Karte sind zu nennen: Königsfeld, Villingen, Vöhrenbach, Furtwangen, Triberg und St. Georgen. Als nächstes Blatt wird Pforzheim-Neuenbürg« Herrenalb erscheinen und gleichzeitig das Blatt Calw-Wildbad in 2. Auflage.

Calw, 28. Mai. Im hiesigen Spital ist der 17 jährige Handelsschüler Wurz er aus Bregenz, welcher kürzlich beim Manipulieren mit einem ge­ladenen Revolver verletzt wurde, gestorben.

** Pforzheim, 29. Mai. In Oeschelbronn (Amtsbezirk Pforztheim) wurde heute nachmittag der frühere Rechner der hiesigen Sparkasse, Hr. Louis Sachs, zur letzten Ruhe bestattet. Als Verwalter der städtischen Sparkasse, welche er von 1867 bis 1890 leitete, war er ob seines biederen Wesens im ganzen Umkreis wohlbekannt und gut angesehen. Er erreichte ein Alter von 82 Jahren. Gestern Vor­mittag fislO Uhr wurde die 74jähr. frühere Wirtin zumLamm" dahier, Frau S. M. Gerwig, auf dem Weg zum Wochenmarkt von einem Schlaganfäll ereilt, der ihrem Leben alsbald ein Ziel setzte.

vermischtes.

(Eine mutige Henne) besitzt ein Landsmann in Roisdorf. Dieselbe ging durch den Pflanzengarten uud bemerkte, wie ein Maulwurf einen Erdhügel aus dem Boden hervorhob. Nachdem sie kurze Zeit ver­wundert zugeschaut hatte, Pickte sie mit einem Male kräftig zu und zog zum Erstaunen des Landmannes den Maulwurf heraus, den sie mit dem Schnabel oben am Kopfe gefaßt hielt. Sie schüttelte ihn einige Male hin und her und versetzte ihm dann einige Schnabelhiebe, so daß er bald verendete.

Zur Düngung der Krache.

Durch die wissenschaftlichen Forschungen ist der Beweis geliesert, daß bei richtiger Bearbeitung im Boden große Mengen von Stickstoff-bildenden Bakterien entstehen, und daß ein üppiges Gedeihen dieser Bakterien gerade durch die Düngung mit Thomasschlacke, also Phosphorsäure und Kalk, sehr gesördert wird. Besonders in der Brache tritt bei ent­sprechender Bearbeitung ein lebhaftes Wachstum dieser be­fruchtenden Bakterien ein. Dies ist auch ein Hauptgrund dafür, daß man da, wo der Boden sich nicht von Natur aus in einem entsprechenden Fruchtbarkeitszustande befindet, wieder mehr zur Brachbearbeitung zurückgreift; denn die Brache, namentlich in Verbindung mit einer Düngung mit Thvmasschlacke, hat sich als ein außerordentlich wirksames Mittel erwiesen, die Fruchtbarkeit des Bodens zu erhöhen.

Der Ankauf des Thomasschlackenmehls bis Ende Juni, also dem eigentlichen Brachemonat, gewährt dieses Jahr auch insofern Vorteile, als im ersten Halbjahr die Preise bekanntlich 1 per Lg °/o Phosphorsäure billiger sind, wodurch z. B. bei Ware mit 16°,» Phosphorsäure eine Ersparnis von Wk. 1«, per 10000 Lg erzielt wird. Außerdem ersolgt für Juni-Lieferung eine Krtra-Fergütung von Wk. 5, per 10000 Lg für alle bis zum 25. Juni eingehenden Abrufe.

Ferner ist daraus hinzuweisen, daß sich im ersten Quartal ein recht empfindlicher Waggonmangel bemerkbar gemacht hat. So konnten, wie wir hören, die Thomasphosphatwerke im ersten Vierteljahr insolge ungenügender Wagenstellung viele Hunderte von Waggons nicht rechtzeitig Lesern.

Bei der wesentlich stärkeren Nachfrage im Herbst ist bestimmt zu erwarten, daß durch den gleichzeitigen sehr starken Versand anderer Massengüter, wie auch durch die bekanntlich um diese Zeit statlsindenden größeren Militär- transporte, Thomasmehllieserungen nur dann rechtzeitig an Ort und Stelle eintreffen werden, wenn die Bestellung längere Zeit vorher, am besten also schon jetzt, erfolgt.