Stadt ein, wo in dem geräumigen Maurerichen Saal das treffliche Mittagsmahl eingenommen wurde. Bald stellten sich hier auch die Leonberger Sänger in stattlicher Anzahl ein, und bei den Gesangsvorträgen der beiden Vereine, welche mit Sologesängen unseres Vorstandes Hagmayer, sowie mit gegenseitigen Ansprachen wechselten, unterhielt man sich aufs beste. Unter herzlicher Verabschiedung trennte man sich von den Sangesfreunden und zog hochbeftledigt wieder der Heimat zu. _

Neu'enbürg, 18. Mai 1904 (Korr.)

Aus, aus ihr Brüder und seid stark,

Der Abschiedstag ist da!

Schwer liegt er auf der Seele, schwer;

Wir sollen über Land und Meer

Ins heiße Afrika! ,

So mögen wohl manche unserer braven, blauen Jungens und der Freiwilligen des Landheeres ge­dacht haben beim Ausmarsch aus der Garnison, bei der Abfahrt in Bremen und Kiel im Hinblick auf eine ungewisse, schwere Zukunft. Denn daß sie schwer, unsagbar anstrengend durch schädliches Klima und schlechte Wege werden würde, das konnten sie und auch wir uns gut vorstellen; aber trotz alledem ziehen sie mit heldenhafter Opferwilligkeit hinaus. Daß die schlimmen Erwartungen sich bestätigen, daß die Zeit der Ruhe und des Friedens noch nicht ab­zusehen ist, das melden uns ja die Tageszeitungen nur zu oft und bestimmt. Und wie mancher von denen, die da auszogen, getreu ihrem Wahlspruch für Kaiser und Reich", wird nicht mehr wieder- kehren aus dem schwarzen Erdteil, wie viele Söhne, die ihrer alten Eltern Stolz und einzige Stütze gewesen, bleiben für immer drüben über dem Weltmeer? Doch trostreich ist die Gewißheit, gekämpft zu haben und gefallen zu sein für das Vaterland, für die Lands­leute, die da drüben auf deutscher Scholle den Kampf ums Dasein unternommen haben. Doch betrachten wir die Lage eben dieser unserer Landsleute, welchen Tod haben viele von ihnen gefunden? Hingemordet wie von wilden Tieren, in der Todesqual noch ge­martert: so hausten die Herero - Stämme unter den Ansiedlern! Ist im Vergleich damit der Tod im Kampfe nicht leicht? Und wie steht es mit denen, die mit knapper Not ihr naktes Leben in eine der Stationen gerettet haben? Wir haben es ja erst kürzlich in diesem geschätzten Blatte gelesen. Man kann es sich ja kaum vorstellen: Eine jahrzehntelange Arbeit ganz vernichtet, kein Heller gerettet, alles zerstört in blinder Wut und Rachsucht von einem rohen, mordgierigen Feind. Wen ergreift da nicht Mitleid bei solchem Unsäglichen Elend? Ist es da nicht eigentlich unsere Pflicht und Schuldigkeit, helfend und spendend aufzutreten, um diese Not ein klein wenig zu lindern? Vor diese Gewifsensfrage werden auch die Bürger und Bürgerinnen des Neuenbürger Bezirks gestellt werden. Wie wir vernehmen, soll in hiesiger Stadt ein Unterhaltungsabend mit musi­kalischen Vorträgen und Lichtbildern stattfinden zu Gunsten der notleidenden Deutschen in Tüdwest-Afrika. Und der Bezirk, der bei den Spenden an die Buren und die norwegische Stadt Aalesund sich so hilfs­bereit gezeigt hat, wird jetzt, da es sich um Ange­hörige des eigenen Vaterlandes handelt, sicherlich nicht zurückstehen!

Neuenbürg, 20. Mai. Aus Langenbrand wird uns durchs Telefon berichtet, daß daselbst heute morgen das Doppelwohnhaus von Keppler und Fischer im Unterdorf binnen kurzer Zeit abgebrannt ist. Das Feuer sei um ^-5 Uhr in der von Andreas Gent bewohnten Gebäudehälfte deS Fischer ausgebrochen und habe so rasch um sich gegriffen, daß der 70 jährige Mann jämmerlich in den Flammen umgekommen sei. Dessen Leiche habe man halb­verkohlt und mit Wunden an Brust und Kopf bedeckt, auf gefunden. Da dieser Umstand den Vermutungen eines an Gent verübten Verbrechens Raum gibt, so wird auf die Anzeige des Landjägers Gaiser eine ge­richtliche Untersuchung stattfinden. Hr. Oberamts­verweser Knapp ist gleich heute früh auf dem Brandplatz erschienen. Der so auf traurige Weise ums Leben gekommene Greis ist der bekannte, wohl­habende Schweinehändler Gent, der als alleinstehender Mann die Wohnung von Keppler gemietet hatte. Wir behalten uns näheren Bericht bezw. Richtig­stellung vor.

Liebenzell, 18. Mai. Die Vorbereitungen zum Empfang Seiner Majestät sind in vollem Gange. Der König trifft am Sonntag den 29. Mai vormittags 9.25 Uhr per Extrazug ein. Nach dem Festgottesdienst, der Uebergabe einer Huldigungs- adrefse und Vorbeimarsch des Festzugs erfolgt die Rückfahrt nach Stuttgart um 12.40 Uhr.

Pforzheim, 18. Mai. Dem heutigen Schweine­markt wurden 87 Milchschweine zugeführt, wovon 70 verkauft wurden. Preis Pro Paar 1928 /*? ^

Brötzingen, 19. Mai. Die wegen Verleitung zum Meineid in Untersuchungshaft genommene Emilie Wetzel Wwe. zum Ochsen in Brötzingen wurde auf Veranlassung der Großh. Staatsanwaltschaft auf freien Fuß gesetzt.

Vermischtes.

EinZug des Todes". Daß in einer Nacht auf ein und derselben Strecke und von ein und demselben Eisenbahnzuge vier Personen überfahren werden, dürfte in der Unfallchronik Wohl einzig da­stehen. Diese Leistung hat, wie nachträglich bekannt wird, der Luxuszug OstendeWien in einer der letzten Nächte zu Wege gebracht. In Bingerbrück überfuhr der Zug den Hilfsbremser Franceux aus Trechtingshausen. Der Unglückliche wurde von den Rädern buchstäblich in Stücke gerissen. Der Zug überfuhr dann in Bacharach den Schuhmacher Koch, der ebenfalls sofort getötet wurde. Auch in Bischofs­heim und Mainz wurde von demZug des Todes" je eine Person überfahren. Weiter entgleiste, wie schon mitgeteilt, zwischen den Stationen Brohl und Niederbreisig die Maschine mit beiden Vorderachsen, weil eine eiserne Schwelle, anscheinend in bös­williger Absicht, über die Schienen gelegt worden war.

In derEßlinger Zeitung" findet sich folgende Nachricht aus Ruith:Der neuernannte Flurschütze von hier erblickte in unmittelbarer Nähe des Ortes an der Hedelfinger Straße eine schadenlaufende Henne. Er erlegte dieselbe zwar durch einen wohlgezielten Schuß aus seinem Dienstgewehr, traf aber auch zu­gleich die vor ihrer Scheune arbeitende nichtsahnende etwa 40 Jahre alte ledige Pauline Bluthardt in den

Kopf. Ein Teil der Ladung, welche ziemlich stark gewesen zu sein scheint, ging in das im Hintergrund stehende Scheunentor. Die Verletzte befindet sich in ärztlicher Behandlung; der an dem Scheunentor an­gerichtete Schaden ist jedoch unbedeutend."

Letzte Nachrichten u. Telegramme.

Berlin, 19. Mai. Bei der heutigen Tafel an­läßlich des Geburtstages des Kaisers von Rußland saß der Kaiser zwischen dem Botschafter Osten-Sacken und dem Reichskanzler Grafen Bülow. Dem Kaiser gegenüber saß die Kaiserin. Der Kaiser und die anwesenden Prinzen hatten die Uniformen ihrer rus­sischen Regimenter angelegt. Im Verlauf des Mahls trank der Kaiser auf das Wohl des Kaisers von Rußlands. Die Kapelle spielte die russische National­hymne.

Hamburg, 19. Mai. Der König von Spanien hat eine Einladung des Kaisers zur Teilnahme an den Kaisermanövern bei Altona erhalten und angenommen.

Berlin, 19. Mai. DerVoss. Ztg." wird aus London gemeldet: Es verlautet, die englische Regierung werde beschließen, Tibet offiziell den Krieg zu erklären und das britische Expeditions­korps auf 10000 Mann aller Waffengattungen zu erhöhen.

Tokio, 19. Mai. Admiral Togo meldet: Der Kreuzer Kassuga stieß bei dichtem Nebel vor Port Arthur gegen den Kreuzer Joschino. Letzterer sank in wenigen Minuten; nur 90 Mann wurden gerettet. Am gleichen Tage stieß das Panzerschiff Hatsuse gegen eine russische Mine und sank; 300 Mann wurden durch Torpedoboote gerettet.

Berlin, 19. Mai. (Privat.) Aus Liaujang wird nach St. Petersburg gemeldet, General Ma sei aus Peking zurückgekehrt; er besitze 13000 nach euro­päischem Muster ausgebildete Soldaten und 40 Ge­schütze; seine Stellung Rußland gegenüber sei sehr zweideutig; die Haltung Chinas flöße ernste Be­sorgnis ein.

London, 20. Mai. Daily Telegraph meldet von Tokio, daß nach dort eingetroffenen Nachrichten die Japaner Kaiping, 30 Meilen südlich von Niutschwang, am 16. ds. besetzt haben. Ferner sagt eine andere Meldung, daß der Besetzung von Kaiping ein heftiges Gefecht vorausgegangen sei, bei dem die Russen 2000 Mann verloren hätten.

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