Grund vor, anzunehmen, daß die Hauptkräfte der japa» nischen Armee auf Haitschöng und Kaitschou vorrücken.
Tokio, 16. Mai. (Reutermeldung.) Der > japanische Aviso „Mijako" stieß gestern in der Kerr- Bucht aus eine Mine und wurde zerstört. Die Mijako war behilflich die Kerrbucht von russischen Minen zu säubern. 5 Minen waren schon gefunden und zerstört und die Arbeit für den ganzen Tag beendet, als die Mijako auf eine noch nicht entdeckte Mine stieß, die unter ihrem Bug mit großer Kraft explodierte und den Schiffskörper schrecklich verwüstete. Das Schiff hielt sich aber noch 22 Minuten über Wasser. 2 Matrosen wurden getötet, 6 verwundet, die übrige Mannschaft wurde gerettet.
Berlin, 17. Mai. Die offiziellen japanischen Berichte über die Verluste der Russen werden in St. Petersburg als sehr übertrieben bezeichnet. — Chinesen berichten, daß sofort nach der Einnahme von Pulantien die Japaner und die ihnen zugetanen Chinesen jene Chinesen töteten, die als Bahnarbeiter russische Dienste versahen.
Essen, 16. Mai. Infolge des russisch-japan- ischen Krieges ist der Bau von Fahrzeugen und Geschützen in den Krupp schen Werken fortgesetzt äußerst lebhaft. In Feldkanonen liegen große Aufträge vor.
Württemberg.
Stuttgart. Die Landtagskommission für die neue Gemeindeordnung nahm am 14. ds. zunächst einen Antrag an, wonach auch in den mittleren Städten die Bestellung eines oder mehrerer be- soldeten Gemeinderäte durch Gemeindesatzung bestimmt werden kann; abgelehnt wurde ein Antrag auf direkte Wahl dieser besoldeten Gemcinderäte. Zu Artikel 95 (Bestellung des Stadtrats in Stuttgart) wurde ein Antrag angenommen, der die Möglichkeit der Listenwahl hierfür zuläßt. Dann wurden noch erledigt Abschnitt lV des Entwurfs, der von der Verwaltung der örtlichen Stiftungsvermögen handelt. Abschnitt IX, andhabung der Disziplin gegen Mitglieder der emeindekollegien usw., Abschnitt IX (Üebergangs- und Schlußbestimmungen.)
Stuttgart, 16. Mai. Ueber die Enthüllungsfeier für daS Prinz Weimar-Denkmal am Sonn- tag berichten wir weiter: Der für die Feierlichkeit fast zu kleine Platz war gestern abgegrenzt und die Umgebung des Denkmals in sinniger Weise mit Blattpflanzen und Flaggen in den deutschen, württem- bergischen, sachsen-weimarischen und in den Stadtfarben dekoriert worden. Ueber die Dauer der feierlichen Handlung war der Straßenbahnverkehr an der Denkmalsstätte eingestellt und wurde durch Umsteigen aufrecht erhalten. Ein tausendköpfiges Publikum hatte sich zur festgesetzten Zeit eingefunden. An der Neckarstraße hatte eine Eskadron der Königs-Dragoner Aufstellung genommen. Innerhalb des abgegrenzten Platzes hatten sich eingefunden: Die Staatsminister, die Generalität, eine große Anzahl aktiver und inaktiver Offiziere aller Waffengattungen der Garni- sonen Stuttgart, Cannstatt und Ludwigsburg, das Denkmalskomitee, das Präsidium des württ. Kriegerbundes, an dessen Spitze Generalleutnant z. D. von Greiff, viele hohe Staatsbeamte, Vertreter der Stadt Stuttgart, Deputationen der militärischen Vereine des Stadtdirektionsbezirks mit Fahnen unter Führung des Bezirksobmanns Majors v. Manch, sowie Deputationen der zahlreichen anderen Vereine, denen der verewigte Prinz in seinem vielseitigen Wirken nahe gestanden war. Nachdem auch Herzog Albrecht, sowie Herzog Robert mit Gemahlin und Herzogin Wera am Denkmalsplatz abgestiegen waren, erschienen um 11 ^ t Uhr Ihre Majestäten der König und die Königin. Der König begrüßte die Ehreneskadron mit „Guten Morgen, Dragoner!" Die Königsdragoner erwiderten mit einem kräftigen „Guten Morgen, Majestät!" Der König schritt hierauf in Begleitung des kommandierenden Generals, Generals der Infanterie von Hugo, des Generaladjutanten, Generals der Infanterie v. Bilfinger, und des sonstigen Gefolges die Front der Ehreneskadron ab und nahm unmittelbar am Denkmal Aufstellung. Der Vorsitzende des Denkmalskomitees Exc. Oberhofmarschall Frhr. v. Wöllwarth-Lauterburg begrüßte die Majestäten und gab der allseitigen Freude über die Anwesenheit der Majestäten Ausdruck. Die Festrede hielt General Dr. v. Pfister, der in schwungvollen Worten die vielen Verdienste des dahin geschiedenen edlen Prinzen hervorhob, die er sich auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens erworben habe, und betonte, daß Seine Hoheit, nachdem er in die württembergische Königsfamilie ausgenommen war, ein ganzer Württemberg» geworden und geblieben sei. Das Denkmal möge ein bleibendes Wahrzeichen sein und den kommenden Geschlechtern kundtun, mit welcher Liebe und Anhäng
lichkeit das württembergische Volk dem Prinzen Weimar zugetan war. Hierauf fiel die Hülle des Denkmals, das, gegenüber dem Prinz Weimar-Palais in der Neckarstraße neben dem Museum der bildenden Künste aufgestellt, den Prinzen in voller, überlebensgroßer Gestalt in bürgerlicher Kleidung, zum Sprechen ähnlich, zeigt. Auf mannshohem, von Geh. Kommerzienrat Siegle gestiftetem und aus dessen Gut Friedenfels stammendem Syenitsockel, der die Inschrift trägt: „Prinz Hermann von Sachsen-Weimar 1825 bis 1901", erhebt sich die in Bronce gegossene ritterliche Gestalt des Verewigten. Das Standbild ist ein Werk von Professor Donndorf jun., der Guß wurde in der Erzgießerei von C. A. Biering in Dresden ausgeführt. Als die Denkmalshülle fiel, intonierte die Musik eine Festhymne. Geh. Kommerzienrat Dörten- bach übergab hierauf das Denkmal in die Oberhut des Vereins zur Förderung der Kunst. Es folgte die Niederlegung zahlloser prachtvoller Kränze am Denkmal. Gleichzeitig mit der Schaffung des Denkmals ist auch eine Prinz Weimar-Stiftung errichtet worden, die sich bis jetzt einschließlich eines hohen Beitrags des Vereins zur Förderung der Kunst auf etwa 40000 ^ beläuft. Aus der Stiftung sollen, sobald die Zinsen 1200 ^ betragen, Reisestipentien für jüngere Künstler gewährt werden.
Ülm, 15. Mai. Bei prachtvollem Wetter nahm gestern die Königsparade ihren programmmäßigen Verlauf. Se. Maj. der König traf um 9.35 Uhr vormittags in Begleitung des Herzogs Albrecht und seines Gefolges hier ein und begab sich sofort zum Paradefeld unterhalb der Friedrichsau. Die Parade wurde vom Kommandeur des 27. Division, General- leutnant v. Frendenberg, kommandiert. Um 2 50 Uhr reiste der König mit Gefolge nach Stuttgart ab.
Die Zahl der unbestellbaren Briefsendungen (Briefe, Postkarten, Drucksachen, Geschäftspapiere und Warenproben) nimmt fortgesetzt zu und ist in Württemberg im letzten Jahr auf mehr als 300000 gestiegen. Bei der Mehrzahl dieser Sendungen ist die Ünbestellbarkeit auf fehlende oder mangelhafte Adresse zurückzuführen. Um den Absendern wenigstens das Anbringen der Adresse in Erinnerung zu bringen, sind in den Schalterräumen der Postanstalten Anschläge mit den Worten „Adresse nicht vergessen" angebracht worden. Ein großer Teil der unbestellbaren Sendungen kann auch nicht zurückgegeben werden, weil weder Name noch Wohnung der Absender aus den Sendungen ersichtlich ist. Es empfiehlt sich deshalb, daß die Absender ihre Namen, die Wohnung und den Wohnort auf oder in den Briefsendungen vermerken.
Stuttgart, 16. Mai. Die gestrige Schillerfeier des Stuttgarter Liederkranzes, im Garten der Liederhalle abgehalten, nahm bei außerordentlich zahlreichem Besuch einen schönen Verlauf. Außer der von Lindpaintner zum Schillerfest von 1839 komponierten großen Kantate sang der Liederkranz unter Prof. Förstlers Leitung Männerchöre von Burkhardt, Silcher, Attenhofer, Arnold und „Mahomeds Gesang" von Kempter. Die Festrede hielt Prof. Dr. Grotz, Hofschanspieler Schmidt-Häßler brachte Schiller'sche Dichtungen zum Vortrag. Abends fand die Ovation am Schillerdenkmal statt, wobei der Liederkranz- Vorstand, Präzeptor Schairer, ein Gedicht vortrug. Der Liederkranzchor sang Mozarts und Beethovens Hymne „O Schutzgeist" und „Die Himmel rühmen."
Cannstatt, 16. Mai. Dem schon so oft und viel beklagten Mangel an gepflasterten Straßenübergängen soll nun allmählich abgeholfen werden. Für Pflasterungen, Trottoirs und hauptsächlich Pflastergurten hat der Gemeinderat aus Restmitteln und Gewerksüberschüssen außeretatsmäßig 69400 verwilligt. Vorgesehen war auch die Pflasterung der Königsstraße vom Wilhelmsplatz bis zum Kursaal. Auf die Ausführung dieser Arbeit muß aber verzichtet werden, da sie einen Kostenaufwand von 120000 ^ verursachen würde.
Rottweil, 14. Mai. Von Seiten der Stadtverwaltung sowohl, als vom Verein für Hebung des Fremdenverkehrs werden gewaltige Anstrengungen gemacht, um das im Vorjahr begonnene Unternehmen, die Umgebung der Stadt zu verschönern, fortzusetzen.
Göppingen, 17. Mai. Bei der heutigen Zwangsversteigerung der Mechanischen Buntweberei am Stadtbach blieb die Webereifirma W. Butz u. Söhne in Augsburg mit 501000 meistbietende; derselben wurde der Zuschlag erteilt. Der gemeinde- rätliche Wertanschlag stellt sich auf 988 000 ^; die hypothekarische Belastung beträgt 900000 hievon sind allerdings 440000 ^ als Sicherheitshypothek eingetragen.
Ulm, 15. Mai. Vor einiger Zeit verlor ein Pionier, der eine größere Geldsumme wechseln lassen mußte, zwei Hundertmarkscheine. Glücklicherweise
waren die Nummern derselben bekannt, die deshalb allen hiesigen Geschäftsleuten mitgeteilt wurden. Gestern verausgabte eine Frau Maier einen dieser Hundertmarkscheine auf dem Wochenmarkt. Die Bauersfrau schöpfte Verdacht und lief in den nächstgelegenen Laden eines Friseurs, wo die Identität der Nummer mit jener der einen verlorenen Banknote festgestellt wurde. Die unredliche Finderin, die angibt, daß der zweite Schein von ihrem Kinde zerrissen worden sei wurde zur Polizei verbracht, nach Feststellung ihrer Personalien jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt.
Ebingen, 14. Mai. Ein Akt großer Rohheit spielte sich am Mittwoch den 11 . ds. in dem von Fuhrmann Hoch und der Taglöhnersfamilie Horn in Ebingen gemeinschaftlich bewohnten Hause ab. Als der Fuhrmann Hoch die gemeinschaftliche Treppe zu seiner Wohnung emporging, überfielen die Horn- schen Eheleute und deren Söhne den Fuhrmann warfen ihn die Teppe hinunter, schlugen m,t Prügeln auf ihn ein und stießen und traten ihn, als er hilflos am Bpden lag, derart mit den Stiefeln auf den Unterleib, daß er schwere innere Verletzungen und am ganzen Körper Schürfungen und Beulen erlitt. Da für das Leben des Verletzten gefürchtet wird, wurde er durch das K. Amtsgericht Balingen vernommen, während die Täter verhaftet wurden.
Mühlacker, 16 Mai. Heute vormittag stürzte in der Nähe von Mühlacker der Wagenwärter Hiüer von einem Zuge ab und blieb längere Zeit bewußtlos am Bahnkörper liegen. Er scheint sich bei dem Ab- stürz schwere innere Verletzungen zugezogen zu haben. Gegen Hiller schwebt z Zt. ein Disziplinarverfahren wegen vorgekommener Unregelmäßigkeiten, und es war ihm von der K. Generaldirektion der Staatseisenbahnen die Auflage gemacht worden, bis morgen seine Entlassung einzureichen, widrigenfalls die An- gelegenheit zu gerichtlichem Austrag gebracht werde.
Friedrichstal, 16. Mai. Der in Christophstal gelegene, zum kgl. Hüttenwerk Friedrichstal gehörige Wilhelmshammer wird im Laufe des Sommers abgebrochen. Die dort reichlich vorhandenen Wasser- kräfte werden auf elektrischem Wege nach Friedrichstal übertragen und hier auch noch einige Turbinen eingebaut werden. Der Grund zu dieser Neuerung ist, das Hüttenwerk möglichst zu konzentrieren.
Stuttgart. xSandeSproduktenbörse.I Bericht vom 18. Mai von dem Vorstand Fritz Kreglinger. Im Getreidegcschäft herrschte in der abgelaufenen Woche ruhiger Verkehr und Preise etwas nachgebend. Hier ist die Tendenz stetig und bleibt das Geschäft auf den nötigen Bedarf beschränkt. — Mehlpreise per 100 leg inkl. Sackr. Mehl Nr. 0: 29 bis 29 50 Nr. 1: 27 ^
— ^ bis 27 .»» 50 Nr. 2: 25 »L 50 »l bis 26
Nr. 3: 24 ^ bis 24 50 Nr. 4: 21 -kt — ^
bis 21 »kt 50 Suppengries 29 »« — ^ bis 29 »kt 50 Kleie 9 »kt-
Stuttgart, 14. Mai. sLebensmittelpreise.i Aus dem Gemüsemarkt kosteten Unterlürkheimer Spargeln 1—1.20 -kL der Bund, geringere waren auch billiger, Elsäßer Spargeln 70- 80 »j das Pfund. Die heimischen Spargeln geben dieses Jahr eine geringe Ernte, wie seit Jahren nicht mehr der Fall war. Italienische Bohnen kosteten 60 hiesige Treibhausbohnen 1.50 »kt das Pfund, Brockelerbsen 25—30 Gurken 30—60 »i das Stück. Kopfsalat kostetete 8—12 das Stück. Zu haben waren französisch- und italienische Kirschen das Pfund zu 50—60 ^, französische Walderdbeeren zu 2.50 .kt das Pfund. — Auf dem Viktualienmarkt kostete I Ei 6 »s (2 Stück 11 ^i). 1 Pfund saure Butter 95 bis 1 »kt, 1 Pfund süße Butter 1.15-1.20 »kt., 1 Pfund Maltakartoffeln 16 »!, 1 Pfund Zwiebeln 12
ReklametLil.
Aufklärung
Es ist dem Publikum sicher nicht entgangen, daß in letzter Zeit Schuhwaren zu wirklichen Schundpreisen angepriesen werden. — Jeder klardenkende Mensch muß sich sagen, daß zu solche» Preisen kein brauchbares Schuhwerk zu liefern ist, sondern nur Schundware, die nicht wert ist, nach Hause gebracht zu werden. Es ist deshalb die Aufgabe des reellen Schuhhändlers, das Publikum im eigenen Interesse vor Ankauf solcher Schundwaren zu warnen. Denn Schund bleibt Schund, selbst wenn er auch auf die marktschreiendste Weise angepriesen wird. Lasse sich daher Niemand beirren und kaufe seine Schuhware» nur bei bekannt reellen Firmen. Als solche empfehlen wir Jedermann die Firma:
Spivr's Svkllkvsrvndsus
Lku-Kt «. Tele,>I,on SS9.
DM Hiezu zweites Blatt.